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 Frühwinter 1874

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Das Schicksal

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Das Schicksal

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Frühwinter 1874 Vide
BeitragThema: Frühwinter 1874   Frühwinter 1874 Icon_minitimeSa Nov 20, 2010 9:07 pm

F r ü h e r .W i n t e r . 1874





ZEIT

Winter
WETTER
Ruhig, selten fällt ein wenig Schnee
TAGESZEIT

Abend






Kühl und eisig hatte sich der Sturm seinen Weg gebahnt, unbarmherzig und ohne Rücksicht darauf, dass viele arme Seelen nicht einmal eine richtige Zuflucht fanden.


Das Rudel, welches nun ein noch teilweise loser Verband war, hatte sich in der Höhle zusammengefunden. Sie kannten ihre Namen, verbrachten schon ein wenig Zeit miteinander, aber sie waren dennoch Fremde. Die Meisten kannten sich nicht richtig. Über die Nacht und einen Tag hatte sich der wirbelnde Sturm ein wenig gelegt und die Umgebung präsentierte sich in ihrer wunderbaren Pracht. Vereinzelt fielen weiterhin Schneeflocken, in den Bergen war es weiterhin ein dichterer Vorgang, der sich durch das Sichtfeld aller Lebewesen, die dort wandelten, zog.


Irgendwo in der Ferne lauerten ungeahnte Gefahren. Das wussten die Wölfe nicht – noch nicht. Eine vage Ankündigung, dass sich etwas näherte, hatte der Kern des Rudels bereits im Sommer bekommen, doch war die Nachricht über die Monate hinweg langsam in den Gedächtnissen verebbt. Aber wer wusste schon, ob sich das in diesen gefährlich ruhigen Zeiten änderte, wo man doch so viele Momente besaß, in denen man nachdenken konnte, über das, was geschehen war, und sich womöglich erinnerte?
Jedenfalls lag ein augenscheinlich ruhiger Abend über dem Tal in Alaska. Winde wehten, es war still, wenige Lichter der Sterne oder des Mondes zeigten sich – es wurde im Winter früh dunkel, es gab wenig Tag.




A C E A N . D R A J E N


Acean saß abseits des Rudels. Von seinem Platz aus konnte er den Schnee sehen, die vereinzelten Flocken. Diese merkwürdige Wölfin war ihm nicht wieder begegnet, er hatte nichts mehr von ihr gehört. Naja, war ja vielleicht besser so. Es war nicht wirklich viel Zeit vergangen, seit Seyíra und er hier angekommen waren, aber wenigstens stürmte es draußen nicht mehr so. Vielleicht konnten sie dann schon bald wieder aufbrechen. Wenn.. sie nicht hier bleiben wollte. Ihm wäre es lieber gewesen, weiter zu ziehen. Er war nicht der Typ, der an einem Ort blieb. Er reiste lieber umher, er war nun mal von Herzen ein Wanderer. Aber.. wie es um die Fähe stand, das wußte er nicht. Er hätte sie fragen können.. aber auch danach stand ihm nicht der Sinn. So hatte er sich ein wenig von den anderen Wölfen entfernt, den Blick starr nach draußen gerichtet. Sie waren Fremde für ihn, genau wie er für sie. Sie wußten nicht mehr von ihm, als seinen Namen. Und dabei würde es wohl auch erst ein Mal bleiben. Seine Vergangenheit, seine Geschichte.. es ging sie nichts an. Was sollte er also hier? Er kam immer wieder zu diesem Gedanken zurück. Würde er es bereuen, wenn er mit der Weißen hier blieb? Der Schwarze atmete ein Mal tief durch, sog die kalte Luft des Winters ein und stieß sie wieder aus. Er würde nichts tun, was er bereute, aber er musste zugeben, bei dieser Sache musste er passen. Vielleicht.. sollte er einfach mal mit Seyíra reden? Vielleicht sah sie es genau so? Und.. wenn es hart auf hart kam, musste er nun mal allein weiter wandern. So hart das auch klang, er würde auch allein durchkommen. Die orangelichen Augen richteten sich tiefer in die Höhle, ruhig drehte der Rüde den Kopf zurück. Nur wenige Herzschläge vergingen, dann richtete sich der helle Blick wieder nach draußen. Wahrscheinlich würden eh noch genug Tage vergehen, in denen er über diese Sache nachdenken konnte. Warum also jetzt den Kopf darüber zerbrechen? Es brachte ja doch nichts.
Acean gähnte, schloß für einen Moment die Augen und schüttelte das dunkle Fell. Wie es wohl seinem Bruder ging? Immer wieder spielte er mit dem Gedanken, einfach au zu brechen, und den jüngeren zu suchen. Aber es gab unzählige Orte, an denen er sich aufhalten konnte. Vermutlich würde es sein ganzes Leben dauern, ihn zu finden. Erneutes Seufzen. Sie hatten beide ihre eigenen Abenteuer, und das Schicksal würde sie schon wieder zusammen führen. Ganz sicher. Acean zweifelte nicht einen Moment an diesem Gedanken. Der dunkle Rüde erhob sich, streckte die Läufe und trat einen Schritt auf den Höhlen Ausgang zu. Überall war es weiß, nur wenige Pfotenabdrücke waren in der tiefen Schneedecke zu erkennen. Er fragte sich, was sie nun tun würden. Warten, bis der Winter vorbei war, und sie die warme, sichere Höhle verlassen konnten? Gewiß, dann hatte er genug Zeit nach zu denken. Aber wahrscheinlich wäre er dann schon vor Langeweile gestorben. Noch ein Mal wandte der Dunkle den Blick zurück zum Rudel. Zu gerne hätte er gewußt, was die anderen dachten. Einen Moment erwischte er sich dabei, wie seine Gedanken zu diesem Schwarzen Monster schweiften. Wie gut, dass sie nicht hier war, aber war es besser, draußen, bei diesem Schnee herum zu sitzen, fernab vom sicheren Rudel? Nun ja, jedem seine Entscheidung. Noch einige Schritte folgten, und die Pfoten des Schwarzen berührten den weichen Schnee, der unter ihnen leicht knirschte. Acean hob den Kopf, nahm die frische Luft auf und versuchte irgend welche Gerüche wahr zu nehmen. Aber da war nichts, was ihn beunruhigte, oder seine Aufmerksamkeit nahm. Nur der leichte, kalte Geruch von frischem Schnee. Wintergeruch. So blieb er nun also stehen, betrachtete die Umgebung, wie er es die letzten Tage schon getan hatte. Er musste es sich wirklich noch ein Mal genau überlegen.. ob er hier blieb. Oder er weiter zog, vielleicht traf er dann ja auch seinen Bruder?


[Am Höhlen Ausgang – Allein]



B J A R T R


Hunger. Das war Bjartrs erster Gedanke, als er nun aus einem unruhigen Schlaf, eher einem Dösen, erwachte. Kurz war er verwirrt, hob den Kopf und blickte sich unsicher um, bis ihm wieder einfiel, dass er in jener Höhle lag, die er vor einem Tag betreten hatte, um Schutz vor dem Schneesturm zu suchen. Er sah andere Wölfe um sich herum, auch wenn er nah am Eingang an eine Höhlenwand gedrückt ruhte. In den letzten Stunden hatte er nicht viel Zeit zum Nachdenken gehabt, hatten ihn doch Erschöpfung und Müdigkeit übermannt. So nahm er sich jetzt einige Minuten, um seine Lage zu überdenken. Das Rudel hatte ihm Zuflucht gewehrt, ein freundlicher Zug, der ihn vor dem sicheren Tode gerettet hatte. Er hatte vor, dafür noch seine Dankbarkeit auszudrücken, bevor er weiterzog. Weiterziehen? Dachte er nach all der Zeit immer noch daran? Bjartr erhob sich schwerfällig auf die Läufe und streckte seine steifen Glieder, gähnt ausgiebig und ließ den Blick noch einmal schweifen. Eigentlich sah es hier ganz wohnlich aus, vielleicht sollte er noch ein paar Tage hier verharren. Der Graue musste ohnehin erst einmal wieder zu Kräften kommen und da fiel ihm auch sein unbändiger Hunger wieder ein, der ihn so unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte.

Gerade noch bemerkte er Acean aus dem Augenwinkel, der an ihm vorbei ging und die Höhle verließ. Aufmerksam beobachtete er den Rüden und folgte ihm schließlich auf leisen Pfoten. Den Kopf hielt er leicht gesenkt, es wirkte beinahe als würde er sich an Beute heranpirschen. Als der Dunkle schließlich stehen blieb vor der Höhle, holte der Kleinere schweigend auf und kam neben ihm zum Halten. Er blickte ihn nicht an, starrte dafür geradeaus zwischen die Bäume, in der Hoffnung auf Nahrung. Der Schnee erstrahlte weiß und blendete ihn im ersten Moment, doch der Schneesturm war vorüber und eine drückende Stille hatte sich über das Land gelegt. Er schnaufte kurz und zog wortlos weiter. Für Unterhaltungen blieb im Moment keine Zeit, sein Magen hatte sich inzwischen zu einem schmerzhaften Bündel verkrampft. Seine Schritte waren noch unsicher, auch wenn er dies in Gegenwart Aceans zu verbergen suchte. Bald verschwand er zwischen den Bäumen und hinterließ eine einzelne Spur in dem frischen Schnee. Sie war die einzige, die er entdecken konnte. Kein Lebewesen schien nach dem Sturm unterwegs zu sein. Es beunruhigte Bjartr und er musste aufpassen, sich nicht von Verzweiflung übermannen zu lassen.

Nach Minuten wurde er bereits ungeduldig und blieb verwirrt stehen. Bjartr senkte den Kopf und schob die Nase durch den kalten Schnee, anschließend hob er ihn wieder an und leckte sich durstig über die Schnauze. Wieder ließ er den Blick schweifen, doch kein Geräusch war zu vernehmen, noch eine Bewegung zu entdecken. Nicht einmal ein Vogel flog über die Wipfel der Bäume. Trostlos zog er weiter, den Kopf gesenkt und die Augen nur halb geöffnet. Er musste fressen, sonst wäre die Rettung durch Kenao umsonst gewesen. Der Graue hatte inzwischen schon zu vielen Gefahren getrotzt, um jetzt aufzugeben und so zwang er sich, weiterzulaufen, auch wenn nichts auf Erlösung hinwies.

Plötzlich, ein Geräusch. Die Koboldohren zuckten und der Rüde blickte gen Himmel, wo sich eine Wolke viel zu schnell bewegte und als Krähe herausstellte. Die Krähe, die ihn schon vor dem Sturm begleitet hatte. Seine müden Schritte wurden beschleunigt und er folgte dem Wesen der Lüfte, dem Unheilsbringer für manche, dem Lebensretter für ihn. Tatsächlich, die Krähe hatte wieder nicht gelogen. Sie kreiste über einer kleinen Lichtung, auf der ein Kadaver lag, übersät mit schwarzen Raben, die ebenso ihren Hunger stillten. Als jene den Rüden bemerkten, flatterten einige unruhig mit den Schwingen, andere blieben unbeeindruckt, wieder andere erhoben sich in die Lüfte und räumten das Feld. Bjartr trat näher und erkannte nun den erfrorenen, mageren Körper eines Karibus, das wohl während des Sturms sein Ende gefunden hatte. Er ließ sich von den Schwarzen nicht stören, knurrte nur den ein oder anderen zu frechen Vogel an. Das Fressen tat gut und die frischen Innereien dampften in der eiskalten Luft. Auch wenn die krächzenden Raben nicht mehr allzu viel übrig gelassen hatten, reichte es doch, um einen Wolf von Bjartrs Format zu sättigen. Auch seinen Freund vergaß´er nicht und würde später noch daran denken, ein Stück Fleisch für ihn beiseite zu legen. Die Raben indes gaben keine Ruhe und erzählten sich von dem Übel, das der Sturm angerichtet hatte. Sie klangen altklug wie immer, und dennoch lauschte der Rüde aufmerksam, während er seinen Hunger stillte. Beunruhigende Neuigkeiten..

[Auf einer kleinen Lichtung ein paar Minuten vom Rudel entfernt]




I K E R U


Der Schnee knirschte unter seinen Pfoten, als er über die endlose Schneefläche schritt. Das fast endlose Weiß, lediglich gebrochen von einem bisschen sichtbarem grün der Bäume, die sich jedoch größtenteils mit Schnee bedeckt hatten, schien sich über das ganze Tal zu ziehen. Einige Bäume schienen unter der Last des Schneesturmes in sich zusammengefallen zu sein; hier und da sah man größere Stämme und Äste auf dem Boden liegen, entwurzelte Bäume, die die gefrorene Erde um sich verteilt hatten. Es schien, als hätte der Winter schon viele Opfer gefordert und ein ungutes Gefühl kribbelte in Ikerus Knochen, dass es noch mehr werden würden.
Schon am frühen Morgen hatte sich der Weiße aus der Höhle geschlichen. Er war sich sicher gewesen, dass die anderen noch schliefen und er selbst hatte nicht mehr ruhen können. So hatte er den Tag draußen verbracht, inmitten des Schnees. Hasen hatte er gejagt, Mäuse gesucht und festgestellt, dass das Gebiet kaum wiederzuerkennen war. Nun, als es Abend wurde, wollte er zur Höhle zurückkehren. Doch es stellte sich als etwas schwieriger heraus den Weg zurück zu finden. Kleine Schneewehen hatten seine Spur hier und dort verschwinden lassen und so hatte er Mühe sich die ungefähre Richtung zurück zu suchen. Besonders schwer gestaltete sich sein Weg, wenn er im Schnee versank, der gelegentlich einen Meter tief zu sein schien, wenn er sich an einem Hügel gesammelt hatte, oder gegen einen anderen, festen Gegenstand geweht war. So oft Ikeru auch versank, rappelte er sich immer wieder auf und obwohl die Kälte unerträglich war und langsam durch sein Fell schlüpfte, musste er zugeben, dass es ihm anfangs Spaß gemacht hatte, sich seinen Weg durch den tiefen Schnee zu bahnen. Doch das änderte sich, als sein sehnlichster Wunsch war endlich wieder zum Rudel zurückzukommen.

Endlich bekam er vertraute Gerüche in die Nase und Erleichterung erfüllte sein Herz. Er wusste nicht, wessen Geruch es war, den er am stärksten vernahm, doch das bewies nur, dass er den Wolf nicht gut kannte. Ikeru hatte immer noch ein schlechtes Gewissen. Immerhin war er Betawolf, doch kannte er die Wölfe des Rudels weniger, als sie sich unter sich kannten. Zugegeben hatte Ikeru sogar Angst davor Kontakte mit den Wölfen zu knüpfen, doch es war an der Zeit, dass er allen kennen lernte und sich mit jedem Rudelmitglied einigermaßen anfreundete.
Die Zunge hing ihm wie ein Lappen aus dem Maul. Die Erschöpfung hatte ihn geholt und er sehnte sich nach Rast und Ruhe, ebenso wie nach dem Rudel. Wenn er doch zuvor anmutig und schnell vorangekommen war, hing nun sein Kopf schlaff von den Schultern.
Er blieb stehen, als der Geruch eines Wolfs aus dem Rudel sehr stark wurde. Ikeru spitzte die Ohren, sah sich um und erspähte Bjartr. Er wusste nicht, was er mit diesem, seiner Meinung nach etwas seltsamen Wolf anstellen sollte, doch das war ja egal. Langsam ging Ikeru auf Bjartr zu.

» Hallo Bjartr. Was hat dich hierher verschlagen? Was geht im Rudel derzeit vor sich, falls du es weißt? «

Sein Blick streifte über den gefrorenen Kadaver und die Raben, die, als er näher kam, noch unruhiger wirkten, als zuvor schon. Er verstand nicht direkt, wieso Bjartr mit dem Geflügel fraß, wenn er doch nun mehr oder minder Teil des Rudels war, dennoch würde Ikeru ihn nicht danach fragen. Es war immerhin ihm überlassen, was er tat.
Einige Meter entfernt von dem gefräßigen Haufen blieb er stehen und betrachtete die Kulisse. Wohlmöglich war es unhöflich gewesen den Wolf zu stören, doch darüber zerbrach sich Ikeru nicht den Kopf.


[ auf der Lichtung | bei Bjartr ]



B J A R T R


Eindringlinge. Die Schwarzen konnten von nichts anderem reden, doch Bjartr misstraute ihren Worten. Er wusste, dass Raben gerne Geschichten erzählten und mit ihrer Weisheit prahlten und genau deshalb sollten man nicht auf sie hören. Die Krähen waren des Rüdens Freunde, denn sie waren stets ehrlich, obwohl man sie nicht beim Wort nehmen sollte. Dennoch beunruhigte ihn das Gehörte und er überlegte, einmal einen Streifzug durch das Revier zu unternehmen. Irgendetwas hatte den Schneesturm genutzt, um unbemerkt hierher zu kommen und seine Neugierde musste mehr in Erfahrung bringen. Langsam war auch sein Hunger gestillt und so hob er wieder den Kopf, gierig das warme Blut von seinen Lefzen leckend. Plötzlich fing eine Bewegung seine Aufmerksamkeit ein, ein Schatten, den er aus den Augenwinkeln wahrnahm. Der Graue wandte den Kopf und aus Reflex entfuhr ihm ein dumpfes Grollen, ehe er den Weißen erkannte. Ein Wolf des Rudels, ein bekanntes Gesicht.

“Grüße.“

Mehr sagte er vorerst nicht, sondern wandte den Blick wieder ab, riss ein großes Stück Fleisch aus dem Kadaver und trug es einige Meter weiter an den Rande der Lichtung. Dort legte Bjartr das Geschenk nieder, entfernte sich ein paar Schritte, worauf hin sich sein grauer Begleiter aus den Lüften stürzte und unbehelligt von den großen Raben sein Mahl zu sich nehmen konnte. Nun endlich schenkte der Rüde seine Aufmerksamkeit wieder Ikeru, ein ranghoher Rüde, wenn er das richtig beobachtet hatte. Er bedachte seine Worte, während er ihn schweigend musterte, beinahe ausdruckslos. In seinem Inneren jedoch wusste er, dass er sich ihm gegenüber keinen Fehltritt leisten durfte und so ließ er sich Zeit mit einer Antwort.

“Der Duft von Blut lockte mich hierher, vom Rudel habe ich jedoch keine Nachricht. Alle sind wohlauf, wage ich zu behaupten.“

Ihm kam nicht der Gedanke, auch Ikeru nach seinem Weg zu fragen, ihn hatte er schon den ganzen Tag nicht in der Höhle gesehen. Vielleicht hatte der Weiße jedoch von den Neuigkeiten gehört? Vielleicht wusste er mehr von diesen ominösen Eindringlingen, doch konnte er es wagen, ihn darauf anzusprechen? Bjartr schlich eine Runde um den Rüden herum, offenbar nachdenklich, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Wäre der Graue ein paar Zentimeter höher, hätte diese Bewegung bedrohlich wirken können, doch mit seiner Statur war es höchstens ein Rätsel, was er im Schilde führte. Schließlich blieb er wieder stehen, fixierte den Weißen weiterhin mit seinen dunklen Augen. Einen Moment schwieg er ihn einfach nur an, für den ein oder anderen würde die Stille unangenehm sein, dabei hatte der Rüde gar nicht vor, seinem Gegenüber Unannehmlichkeiten zu bereiten. Schließlich erhob er die Stimme wieder und sprach bedachte Worte:

“Dieser Tage ist Vorsicht geboten, haltet Augen und Ohren offen, denn ein Schatten hat sich in das Revier geschlichen. Hast du auf deinem Weg etwas Ungewöhnliches bemerkt, irgendein Zeichen?“

Wie immer zeigte sich sein Hang zum Theatralischen, er konnte sich das bisschen Drama nicht mehr verkneifen, es zu einem Teil seiner selbst geworden. Immer noch beobachtete Bjartr den Weißen und anstelle des ernsten Ausdrucks schlich sich ein verschmitztes Grinsen auf seine Lefzen. Er spürte eine Herausforderung auf sich zukommen und plötzlich fand er Gefallen an den neuen Umständen, mit lebendigen Wölfen zu tun zu haben. Jene waren deutlich unterhaltsamer, als seine Hirngespinste, auch wenn er noch nicht sicher war, welche von beiden unberechenbarer wären. Ein plötzliches Flattern, und die einsame Krähe erhob sich wieder in die Lüfte. Ein Wuffen zum Gruß verabschiedete den Freund und der Wolf hoffte, dass der Vogel etwas Neues in Erfahrung bringen konnte. Auf dieses Abenteuer war er gespannt und solange lohnte es sich, bei dem Rudel zu verweilen.

[Auf der Lichtung || bei Ikeru]




N O U R I


Zeit war vergangen.
Wenn auch nur wenig, so hatte es gereicht sich still ein wenig kennen zu lernen. Es waren einige Namen, die sie sich einprägen musste, einige Gerüche, die sie in sich zu versammeln hatte, viele Seelen, die es nun zu schützen galt, ganz gleich, wie lange sie bei ihnen im Rudel und im Tal verweilen würden.
Sie nahm diese Aufgabe ernst, und hatte es deswegen auch hingenommen für einen Moment das Muttertier zu mimen, wobei dies ganz und gar nicht ihre Art war. Mit einem strengen, langen Starren und ein Ohrenschnippen hatte sie dem sandbraunen Rüden den Welpen zugewiesen. Ihm wurde die Aufgabe des Aufpassers zu Teil, die er mit einem recht merkwürdigen Augenmerk auf die Graue freudig angenommen hatte. Es machte ganz den Anschein, dass er junge Wölfe mochte – er wirkte auf sie selber ohnehin wie einer, der geistig nicht unbedingt älter als das Jährlingsalter war.
Immer noch war sie skeptisch ihm gegenüber, auch wenn sie ihm die verantwortungsvolle Bestimmung des Welpenhüters aufgetragen hatte. Sie würde immer einen kritischen Blick auf ihn haben. Sicher war sicher.

Den Rest des neu auferstandenen, momentanen Rudels, hatte sie mit freundlichen, aber trotzdem leicht kühlen Gestiken aufgenommen. Kurzzeitig war sie aufgetaut, als auch ihr Körper die Wärme der Gesellschaft aufnahm und sichtlich genießen konnte. Die Regenerierung sah man ihr an. Frisch und gepflegt war sie. Ein wenig wie ein Stehaufmännchen, was man kippen konnte, was sich dennoch jedes Mal kraftvoll wieder aufrappelte.
Ihr Instinkt befahl es ihr.

Und ihr Herz sprach auch mit ihr, wenn auch auf eine andere Art und Weise. Sobald ein wenig Ruhe eingekehrt war, hatte sie viel nachdenken müssen, und hatte sich in Sorgen gesuhlt. Nicht um Jene, die sicher um sie herum versammelt waren, denn diese – da war sie gewiss – waren stark und würden sich schon zurechtfinden.
Aber sie machte sich Gedanken um das Wohl der Schwarzen, der Krähenwölfin, die draußen dem eisigen Schneiden und Grausamen Fängen des Winters schutzlos ausgeliefert war. Ihr war klar, dass es keineswegs leicht war, bei derartigen Stürmen einen standhaften, schützenden Unterschlupf zu finden.
Ruhig trat sie aus der Höhle hinaus. Sie fühlte den Rest des Windes, der ihr nicht mehr lüstern, sondern spielerisch um den Kopf wirbelte und sie sanft kitzelte.
Sie schob die Schnauze in die Luft, und witterte nach Düften. Es war angenehm, dass der Rudelduft hier stark um das Gestein herum haftete. Es roch nach Familie, Zusammenhalt, wo sie sich doch eigentlich alle noch so fremd waren.
Sie zog die Nase kraus und gab ein lang gezogenes, dunkles Geräusch von sich, was nicht wirklich zu deuten war.
Glücklich war sie mit der Rudelsituation, Unzufriedenheit plagte sie, da sie nicht wusste, was mit der Schwarzen war.

Sie blinzelte und entschied sich für einen Moment das nähere Gebiet um die Höhle herum zu verlassen, um nach einer alten, verscharrten Beute zu suchen und ein Stück für die Krähenwölfin abzuzweigen, welches sie sicher vor anderen Mitgliedern fernhalten würde, damit es auch nur die Schwarze bekäme, für deren Seelenheil sie viel übrig hatte.


[geht gerade von der Höhle weg]



H U E S C A




Es hatte fast aufgehört zu schneien. Sanft rieselten ein paar kleine Flocken zu Boden. Flocken die kaum so groß waren als das man sie hätte sehen können. Ruhe kehrte ein. Doch selbst im tosenden Schneesturm vor einigen Tagen umgab sie Ruhe. Die schwarze Wölfin hatte einen Unterschlupf weit weg von den anderen Wölfen gefunden. Sie war allein, doch das störte sie längst nicht mehr. Sie wusste von den Wölfen die die graue Wölfin umgaben, denn Huesca war dann und wann, wenn der Sturm an Stärke zugelegt hatte, in der Nähe gewesen. Nur dann konnten die Anderen sie nicht wittern. Sie verabscheute die Wölfe dort, die in der warmen Höhle lagen und sich wärmten. Sie verabscheute das Wissen, das diese ein Rudel bildeten. Huesca war eifersüchtig und doch wäre sie nie im Leben auf die Idee gekommen vor der roten Sonne und seiner Schwester auf dem Boden zu kriechen. Huesca war ihre eigene Leitwölfin geworden. Nun, nachdem der Sturm nachgelassen hatte, hatte sie sich wieder vom Rudel entfernt. Sie war dünn geworden, denn Nahrung fand sie wenn nur wenig. Trotzdem war ihr schwarzer Nachtpelz dicht und schützte sie vor der stechenden Kälte. Es gab schlimmere Winter, das wusste die Krähe. Sie schüttelte sich den Schnee aus dem Pelz und streckte sich. Bald würde es Nacht werden und dann würde Huesca wieder auf die Jagd gehen - und den Menschen folgen. Sie hatte schon vor ein paar Tagen von den Menschen gehört. Sie kamen her um nach den goldenen Tränen in den Bächen zu suchen, erzählten die Raben. Huesca wollte diese Menschen sehen.

Kurz witterte sie in die kalte Luft und verengte die Augen zu Schlitzen. Heute Nacht würde sie also ganz aus diesem Revier verschwinden und sich den Menschen anschließen - wenn auch nur für ein paar Tage. Sie würden Hunde dabei haben. Nicht diese schwachen Kreaturen mit dem dünnen Fell und den Schlappohren, sondern die großen wolfsähnlichen Hunde. Huesca war aufgeregt bei dem Gedanken daran auf diese Art und Weise ein wenig an Gesellschaft zu kommen.
Sie fraß Schnee um ihren Durst zu stillen und lief noch einige Kilometer in die Richtung in der sich das Rudel aufhielt. Ab und an konnte sie die Markierungen der Anderen wahrnehmen und pinkelte drauf. Ihr war es egal ob sich der Duft des Rudels mit dem Gestank der Verruchten vermischte. Sie fand, beides zusammen roch gar nicht schlecht. Mit kraftvollen Sprüngen sprintete sie kurz durch den Schnee und ließ sich fallen um in einer wirbelnden Wolke aus Weiß durch die Schneedecke zu stoben. Huesca spielte gerne, auch wenn sie dies alleine tat. Die Schwarze schnaubte aus und erhob sich wieder ehe sie zu einem erneuten Angriff startete, in einem hohen Bogen durch die Luft sprang und wie ein Falke auf die imaginäre Beute stieß. Dann hielt sie inne und starrte irgendwo in die Ferne. Es war ihr als wäre sie entdeckt worden. Langsam erhob sie sich und schnaubte nochmals. Hier war Niemand ausser sie selbst.

"Verdammter Ort ",

knurrte sie und biss in die Luft. Es war Zeit die Menschen zu suchen, von denen der Rabe erzählte.
Kurz hob Huesca ihren Kopf und heulte in einem tiefen Ton. Sie heulte sehr selten und es war ihr egal ob es die Anderen hören würden.
Wenn sie dies überhaupt taten!
Dann machte die schwarze Krähe kehrt und drehte dem Ort des Rudels den Rücken zu.

[alleine / weit weg vom Rudel]



S E Y Í R A


Wenn man von oben auf sie herabgesehen hätte, hätte man vermutlich geglaubt sie wäre tot. Völlig reglos lag die bunte Fähe da, auf der Seite, im Schnee. Ließ keinerlei Lebenszeichen von sich. Wenn da nicht dieses zufriedene Lächeln auf ihren Lefzen gewesen wäre. Sie fühlte sich einfach rundum pudelwohl. Jetzt, wo der Sturm vorüber gezogen war und der Schnee friedlich ruhte, kam ihre Liebe für diese weißen Flocken wieder hoch. Den ganzen Tag hatte sie, wie ein kleiner Welpe, im Schnee getobt. Er schaffte es, ihren Kopf komplett leer zu fegen. Sie dachte nichts. Abslut gar nichts. Ein Vakuumkopf. War einfach nur da. Für den Moment. Und es war toll.
Damit nicht jeder Seyíras Ausgelassenheit beobachten konnte, hatte sie sich einen Platz weiter weg von der Höhle und außer Sichtweite des Eingangs gesucht. Schließlich musste ja nicht gleich jeder wissen, dass sie sich bei so viel Schnee gern einmal vergaß. Genüsslich sog sie die kalte Winterluft durch ihre Nase ein. Es tut gut zu fühlen, wie die frische Luft sich ihren Weg in die Lunge bahnte. Doch sehr sie die Kälte auch genoss, so musste sie langsam daran denken, wieder zur Höhle zu gehen. Sie wusste nicht wie lange sie schon so dalag, doch war ihre rechte Seite bereits ein wenig taub. Langsam rappelte sie sich auf, streckte gemütlich ihre Gliedmaßen aus und schüttelte den Schnee aus ihrem Fell. Erst jetzt bemerkte sie, wie weit sie sich tatsächlich von der Höhle entfernt hatte.
Schnell setzte Sey sich in Gang und bewegte sich auf die Höhle zu, ließ es sich dabei aber nicht nehmen, sich mit freudigen Hüpfern durch den Schnee zu arbeiten. Das konnte sie schon ewig nicht mehr machen.
Als sie sich wieder in Sichtweite des Eingangs befand, war der Schnee jedoch stellenweise etwas tiefer und die Hüpferei der Fähe wurde prompt mit einer Bruchlandung beendet. Das war ja ganz toll. Ausgerechnet jetzt und hier, wo es alle sehen konnten. Grimmig quälte sie sich wieder hoch und sah plötzlich alles andere als zufrieden aus. Mürrisch ging sie weiter, bis sie einige Meter später ein paar frische Spuren in dem größtenteils unberührten Schnee entdeckte. Neugierig blickte sie in die Richtung, in die die Abdrücke führten und sie versuchte an dem Geruch zu erkennen, von wem sie stammten. Durch die unmittelbare Nähe zur Rudelhöhle, scheiterte der Versuch allerdings kläglich und sie folgte ihnen unbewusst ins Dickicht.
Sie lief einige Minuten lang, ohne überhaupt zu wissen wohin und mit der Zeit schlichen sich auch wieder die durcheinandergewürfelten Gedanken zurück in ihren Kopf. Zweifellos gefiel es ihr hier, doch wusste sie trotzdem nicht, was sie wollte. Sollte sie hier bleiben oder weiterziehen? Es gab nichts, was sie in die Ferne zog, aber auch genauso wenig, was sie an diesen Ort band. Außer Acean wollte bleiben. Sey wusste es zwar nicht mit Sicherheit, doch konnte sie sich gut vorstellen, dass er lieber weiterziehen würde. Jeder, der auch nur kurz mit ihm irgendwo hinging, merkte, dass er das Wandern gewohnt war. Und dem demnach auch nicht abgeneigt.
Auf einmal wurde sie von einem leichten Verwesungsgeruch aus den Gedanken gerissen und hob verwirrt ihren Kopf. Vor ihr sah sie zwei Wölfe. Ikeru und Bjartr, wenn sie sich richtig erinnerte. Stutzig wandte sie ihren Blick zu dem Grauen, der bei einem Kadaver stand. Das hätte sie gar nicht so verwundern, wenn da nicht das ganze Federvieh um ihn herum gewesen wäre. Einigen von den Raben schien es völlig egal zu sein, dass da ein Wolf quasi direkt neben ihnen stand. Verdutzt glotzte die Bunte sie regelrecht an und schaffte es nur mühsam sich wieder zu fangen um nicht unhöflich zu wirken.

"Hallo."

Brachte sie nur raus und wandte sich damit an beide Rüden. Sie war definitiv etwas verwirrt. Was sie allerdings nicht weiter überraschte, da sie sich in den letzten Tagen hier bereits an dieses Gefühl gewöhnt hatte.

"Was macht ihr denn hier, so weit weg vom Rudel?"

Ihre Augen wanderten hin und her, abwartend, von wem sie zuerst eine Antwort bekam.


[Auf der Lichtung || Bei Ikeru & Bjartr]



I K E R U


Ikeru starrte den Grauen fassungslos an. Er wollte nicht sagen, dass Bjartr ihm unheimlich war, doch irgendwie war da etwas an ihm, dass Ikeru einen Schauer einjagte. Dennoch war sich der Weiße sicher, dass der Graue nur eine Art Geschichtenerzähler war, der hin und wieder seine Schauermärchen zum Besten gab, um Angst und Schrecken zu verbreiten und sich an den ängstlichen Zuhörern zu amüsieren. Ikeru schnaubte.

.o0 Blödsinn. Dieser Wolf will sicher niemandem was Böses. Verkehrt er doch mit den Krähen ist er vielleicht nur ein alter Narr, der Geschichten liebt und gern welche erzählt. 0o.

Trotzdem war ihm unwohl, als Bjartr um ihn herum schlich. Ikeru war sich sicher, dass er ihn nicht angreifen würde. Die Körperhaltung des Grauen war jedoch leicht provozierend für den Weißen.
Die Kunst stand nun darin sich nichts anmerken zu lassen. Und Ikeru war Meister darin eine Fassade zu errichten, die nicht deuten ließ, was hinter der Maske vor sich ging.
Die Nachricht, dass das Rudel laut des Wissens des anderen Wolfs wohlauf war, beruhigte ihn, obwohl er nicht wusste, wie lange Bjartr schon vom Rudel getrennt gewesen war. Er traute seiner Aussage.

» Vorsicht ist tatsächlich geboten, da sprichst du die Wahrheit. Ein ungutes Gefühl flaut in meinem Magen, doch ich kann nicht sagen, auf was es zurückzuführen ist. Ich habe keine Anzeichen gesehen, nichts bemerkt, doch wahrlich, ich muss gestehen, dass ich wie blind durch die Wälder lief. Ich bezweifle jedoch trotzdem, dass mir... ein Schatten, wie du es nennst, über den Weg gelaufen ist. Nein, ich habe keine Anzeichen von böswilligen Vernommen, den ganzen Tag über. «

Im Nachhinein war Ikeru noch unwohler bei dem Gedanken, dass er tatsächlich wie blind durch die Wälder gerannt war. Obwohl ihn doch ein ungutes Gefühl beschlichen hatte, hatte er sich nicht die Mühe gemacht nachzusehen, weshalb. Es war nicht mehr zu ändern und sich nun den Kopf darüber zu zerbrechen war gewiss nicht das passendste. Ikeru war sich sicher, dass sich das Unglück vorerst vom Rudel entfernt halten würde, hoffentlich.
Dennoch zuckte er zusammen, als Seyíra sie begrüßte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ein weiterer Wolf herkommen würde, jetzt, wo die Nacht drohte hereinzubrechen. Und der Wind hatte ihm den Geruch eines weiteren Wolfs nicht bis an die Nase getragen. Beunruhigend, wie leicht einem hier, in diesem Tal etwas entgehen konnte. Beunruhigend, wie der Bund eines Rudels einem die Vorsicht nahm.

» Hallo, Seyíra. Ich hatte den Drang nach diesem elenden Sturm endlich einmal hinauszugehen und die Gegend zu erkunden. Ich muss sagen, dass sie sich mit dem ganzen Schnee ziemlich verändert hat. «

Er gab ein leises, grunzendes Lachen von sich, als er daran dachte, wie er sich kaum durch den Schnee gefunden hatte. Bei all dem Weiß taten einem beinahe die Augen weh.

» Und du? Was machst du hier, so allein? «

Ikeru hatte ihre Verwirrung bemerkt. Bei dem Anblick des grauen Wolfs, der zwischen all den Raben saß und sich über den Kadaver hergemacht hatte, war das auch keinesfalls ein Wunder.


[ Bei Bjartr & Seyíra | auf der Lichtung ]



B J A R T R


Ganz genau beobachtete Bjartr sein Gegenüber, das Verstehen von Körpersprache musste er erst wieder trainieren. Umso besser, dass sich ihm hier nun Gelegenheit zu ausführlichen Studien bot und Ikeru war ein gar interessantes Versuchsobjekt. Der Weiße ließ sich nichts anmerken, doch der graue Kobold spürte förmlich seine flüchtige Verunsicherung. Der Rüde wiederum ließ sich seinerseits keine Regung zu Schulden kommen und lauschte ausdruckslos der Erwiderung des Wolfes. Zumindest schien er ihm zu glauben, das war für den Anfang eine wünschenswerte Reaktion. Gerade überlegte Bjartr, ihn seinerseits mit einer Antwort zu beglücken, als eine Fähe den Platz betrat, Seyíra, wenn er sich recht entsann. Da Ikeru bereits die Begrüßung übernahm und dem Grauen somit eine gezwungene Konversation ersparte, wandte sich jener wieder den Raben zu. Langsam schlich er um den Kadaver, wie zuvor noch um den hellen Rüden und belauschte abermals das Gekrächze der Schwarzfedern.

“Was ist es, das diese Länder betreten? Woher kommt es, und was führt es im Schilde?“

Nur Bruchteile nach seinen Fragen schalt sich Bjartr bereits innerlich für seine Torheit, denn niemals stelle Raben mehr als eine Frage auf einmal, das gab ihnen nur Anlass, um wirr zu reden. Und so kam es natürlich, ein lautes Gezeter erhob sich, viele schlugen aufgeregt mit ihren Schwingen und der Rüde blieb stehen, leise grollend, während die Schwarzen durcheinander riefen.

||Ein Schatten..||..Gefahr..||..von weit her..||..fremde Wesen..||

Ungeduldig wartete der Graue, bis wieder halbwegs Ruhe eingekehrt war und versuchte, die Frage präziser zu stellen, sodass er etwas Neues in Erfahrung bringen könnte. Wieder begann er dabei, das Federvieh auf dem Kadaver zu umkreisen, die beiden anderen Wölfe hatte er scheinbar völlig vergessen, doch auch deren Anwesenheit entging ihm nicht, nur waren die Nachrichten der Schwarzen im Moment interessanter. Schließlich erhob er wieder die erstaunlich raue Stimme, deren Einsatz erst wieder erprobt werden wollte.

“Sagt mir, wo befindet sich dieser Dämon, wo sitzt das Unheil?“

Gespannt wartete er ab, hielt in der Bewegung inne, als sich ein Rabe aus der Gruppe löste und einen flatternden Sprung in seine Richtung machte. Stille trat ein von den Vögeln, sie schienen dem einen die Antwort zu überlassen. Mit einem Hauch Verachtung musterte sich die beiden Gegenüber, wussten sie sich doch gegenseitig nicht zu schätzen. Schließlich, nachdem sich die Schwarzschwinge ihrer Aufmerksamkeit gewiss war, krächzte sie eine Antwort mit verschwörerisch klingender Stimme.

||Seid auf der Hut, sie kommen näher||

Und ehe Bjartr noch etwas weiteres fragen konnte, erhob sich der Schwarm plötzlich geschlossen und unter großen Aufschrei in die Lüfte, stob immer weiter dem Himmel entgegen und verschwand hinter den Wipfeln der Bäume. Einen Moment lang sah der Rüde ihnen noch nach, ehe er sich frustriert abwandte und leise grollend zu Ikeru und Seyíra zurückzog. Kein Verlass, er hatte es gewusst. Hoffentlich war die Krähe schlauer. Nun hatte er nicht mitbekommen, was die Zwei besprochen hatten, doch im Grunde war es ihm egal. Missmutig warf er ihnen einen kurzen Blick zu, als er neben ihnen stehen blieb.

“Wir sollten alsbald zum Rudel zurück.“

Schlug er leise und halbherzig vor. Dabei schwebte ihm etwas ganz Anderes vor, nämlich den raben folgen und die Fremden finden. Seine Neugierde war nun endgültig geweckt, doch er wollte nicht riskieren, dass ihm jemand folgte. Einerseits war die Gefahr, entdeckt zu werden, geringer, wenn er alleine war, andererseits wollte er den Lohn, sie als Erster gefunden zu haben, für sich beanspruchen. Doch das würde schwierig werden und er musste den Rest im Auge behalten..

[Auf der Lichtung || Bei Ikeru und Seyíra]




K E N Á O


Stunde um Stunde verstrich.
Die Zeit kannte keine Pause.
Abgelegen, in einer der hintersten Ecken der Höhle, hatte der Körper des Roten sich niedergelegt. Er brauchte länger zum Erholen als gedacht, doch ausnahmsweise gönnte Kenáo ihm die Zeit. Obwohl er sich keinen Millimeter bewegt hatte, wusste der Rüde instinktiv, dass der Sturm an Stärke verloren hatte – und somit lief ihm die Zeit für eine Pause ab. Er musste nun bald wieder präsent sein, seinem Rang gerecht werden, einfach ein Anführer sein.

Die Augen öffneten sich, doch es vergingen so einige Sekunden bis der Blick klar wurde und der Rote mehr erkannte als nur schemenhafte Umrisse. Die Kälte war aus seinem Körper verschwunden, er fühlte sie fast wie neugeboren, so als habe er Tage geschlafen. Jedoch teilten seine Muskeln nicht dieses wache Gefühl, denn sie waren erkaltet und nur schwerfällig gelang es Kenáo sich zu erheben. Doch nach einigem Strecken und Recken änderte sich dies auch wieder.

Gerüche von den verschiedensten Wölfen hingen in der Luft. Es war ungewohnt, doch begleitet von einem angenehmen Gefühl. Nur flüchtig erinnerte sich der Rote noch an die Namen der Fremden, doch alle konnte er an ihren Gerüchen erkennen. Er würde es noch nachholen, das mit den Namen. Suchend sah er sich nach bekannten Gestalten um, zum Beispiel nach seiner Schwester, die mit Bravur die vergangenen Ereignissen gemeistert hatte, oder Mayoki, seinen besten Freund und Beta des grade entstehenden Rudels, oder Ikeru, den Weißen, der seine Loyalität bereits bewiesen hatte. Aber keiner war da. Nur für den Bruchteil einer Sekunde entdeckte er Nouri, die grade dabei war die Höhle zu verlassen. Er würde folgen müssen.

Mit einem Schütteln entfernte der Rote den Schmutz und Dreck der sich in seinem Pelz abgelagert hatte, es war als würde er eine gewisse Last direkt mit abschütteln.
Schritt für Schritt näherte er sich nun dem Ausgang, jedoch verharrte er immer wieder für einige Momente. Das strahlende Weiße blendete ihn und zum ersten Mal verspürte Kenáo so etwas wie eine tiefe Abneigung gegen das kalte Wetter. Dabei war er doch sonst immer einer der Wenigen gewesen, der sich gerne bei Schnee und Kälte herumtrieb, aber das schien in diesem Moment vergessen zu sein. Im Eingang stehen bleibend, sah er sich erst einmal ausgiebig um. Schließlich musste er Herr der Lage sein und dafür sollte er schon wissen, was zurzeit vor sich ging.

Das Leben erwachte wieder, der Sturm schien schon vergessen zu sein. Erfreut stellte Kenáo dies fest und widmete sich nun dem Ausschau halten nach seiner Schwester. Er wüsste zu gerne, wohin sie verschwunden war. Aber er wusste auch genau so gut, dass er sie ziehen lassen musste und es nicht ratsam war ihr zu folgen. Schließlich waren sie trotz der engen Bindung, immer noch zwei unabhängige Wesen.

Sich auf den Hinterläufen niederlassend, blickte er nun umher, die Schnauze zu einem kurzen Gähnen öffnend. Friedlich war es, doch der Rote traute diesem Schein nicht. Vielleicht sogar zu Recht?


[Vor der Höhle - Alleine]



P E R C E . O . H A R A



Dröhnend rauschten die Kufen über das Eis.
Rasselnd atmeten die Hunde schnell und zogen so zügig, wie es ihnen ermöglicht war.
Pochend hörte er den Puls in seinen Ohren.

Perce O’Hara verkrampfte die Hände zusehends am Griff seines Schlittens und fühlte, wie ihm eisiger Wind durch das Gesicht schnitt. Zumindest durch das, was davon zu erkennen war. Seine Kapuze, unter der er zusätzliche Mützen trug, hatte er sich festgeschnürt, den Schal weit hochgezogen. Mit der Zunge fuhr er sich über die Lippen und merkte, wie spröde sie waren. Sein nachdenklicher Blick ruhte auf dem Rücken des Mannes, hinter dem er herfuhr. Sein Partner, Matthew, der ein weitaus größeres Gespann hatte und schneller dahin zog, sodass er sich schon ein wenig weiter vorne aufhielt.
Perce stieß sich kurz mit einem Fuß noch mal im vereistem Schnee ab, dann stand er sicher auf den Ausläufen der Kufen und konnte mit einer Hand loslassen, um sich den Schal über die Nase zu ziehen und an den Seiten in die Kapuze zu stopfen.
Der Wind war unerbittlich.
Obwohl es schon besser war. Wenn er sich daran erinnerte, wie der Sturm gewesen war, fühlte er wieder die klirrenden Schmerzen in seinen Knochen.
Jetzt aber, so wusste er, würden sie relativ weit kommen. Sie beide. Die ihre Reise machten um Gold zu finden. Reichtum, den er niemals besessen hatte.
Und das einzige, was momentan in seinem Besitz war, waren der Schlitten und seine Hunde.

Tremble und Bosh, die beiden Rüden, die munter ganz hinten die Last hinter sich herschleppten, waren seine Alaskan Malamutes, Yas, die weiße Samojede, die neben Gin, einem Siberian Huskyweibchen ihre Arbeit tat. Und dann noch Songan, der dominante Siberian, der vorne das ganze anführte.
Eine äußerst seltsame Mischtruppe.
Die Malamutes und Songan hatte er gemeinsam erworben, die anderen beiden waren durch einen Zufall hin zu gestoßen. Aber Perce gefielen sie, wie sie waren.
Seine Hunde, stets wachsam, stets folgsam – und in jedem Falle kraftvoll.

Er hustete. Er brauchte eine Pause und blinzelte durch den Wind zu dem Mann, der vor ihm fuhr.

» Matthew! «

Ob er ihn überhaupt hören würde?


[Nahe dem Tal, mit seinem Schlitten hinter Matthew]




M A T T H E W . A L L E Y


Eis und Kälte, genau das, was Matthew an Alaska so liebte. Es ging ein eisiger Wind und es schneite noch etwas, aber im Vergleich zu dem Sturm vor Tagen, war das gar nichts. Sie waren beide fast erfroren, hatten sich kaum noch bewegen können vor Kälte und doch – heute standen sie wieder auf dem Schlitten und suchten nach dem, weswegen sie hier waren: Gold.
Die beiden Musher waren kaum noch zu erkennen. Eingemummelt in dicke Felljacken, Mützen, Handschuhe und Schals, die das halbe Gesicht verdeckten. Trotzdem fror Matthew. Wenn es allzu schlimm zu werden schien, rannte er ein paar Meter mit seinen Hunden mit, natürlich hinten am Schlitten. Aber wenn man schon länger unterwegs war, half auch das irgendwann nicht mehr. Wie sehr beneidete Matt die Truppe, die vor dem Schlitten lief. Ihnen war nichts von Kälte anzusehen. Sie hatten Spaß am Rennen und am Schlittenziehen. Für sie war es ein Spiel, nichts weiter. Wie schön musste es sein sich um nichts Sorgen machen zu müssen, als darum, wie schnell ich wohin laufen durfte. Hund müsste man sein.

In geregeltem Tempo, das von Matthew über die Bremse bestimmt wurde, glitten sie über Eis und Schnee und legten so eine weite Strecke zurück. Er war sehr stolz auf sein Gespann. Sie liefen prima zusammen und das, obwohl erst vor kurzem die beiden Mädchen in der Gruppe hinzugekommen sind. Tonks und Nasha hatten sich aber prima integriert und den Jungs gezeigt, dass sie ebenso gut waren wie sie.
Maddox, der die Truppe anführte, machte seine Sache heute wieder wunderbar. Es brauchte nicht viele Kommandos, es schien, als wüsste er, was er zutun hatte.
Matt lächelte, als er seinen Chaotenhaufen so betrachtete. Was würde er nur ohne sie machen.

Auch wenn man keine Gelegenheit hatte sich auf dem Schlitten zu unterhalten, war es doch ein schönes Gefühl nicht alleine durch das weiße Land zu fahren. Matthew war froh, dass Perce mitgekommen war. Er war ein ordentlicher Kerl, ebenfalls Ire, was etwas anderes natürlich ausschloss und die beiden passten irgendwie zusammen, auch wenn Perce jünger war als Matt. Er war zwar kein blutiger Anfänger, aber hatte längst nicht so viel Erfahrung wie Matthew, weshalb er auch die Kolonne anführte.
Eine leise Stimme drang an Matt's Ohr. Übertönt von Wind und gedämpft von Mütze und Kapuze. Dennoch drehte er sich um und deutete Matthew an, dass sie etwas weiter vorne links, bei einer Gruppe Bäume halten würden. Die Bäume würden etwas vor dem Wind schützen.
Gesagt getan. Es war nicht mehr weit, bis Matthew den Hunden das Kommando zum Stehen gab. Heiß, wie sie waren, hüpften sie noch etwas auf der Stelle, aber der Haken hatte sich bereits fest in den Schnee gebohrt und hinderte den Schlitten so am weiterfahren.

“Ist alles in Ordnung?“

fragte er den jüngeren, als dieser aufgeholt hatte.


[Hält bei einer Gruppe Bäume | Mit Schlitten | Bei Perce]



S E Y Í R A


Langsam hatten sich ihre Gesichtszüge wieder gefangen und ihr Blick wurde wieder neutraler, als sie Ikerus Antwort lauschte. Trotzdem wich ihre Aufmerksamkeit zu keiner Zeit von dem Grauen. Er war ihr nicht geheuer. Nicht auf eine beängstigende Weise, sondern mehr ihre versteckte Neugier schürend. Sie beobachtete ihn skeptisch wie er mit diesen Vögeln zu sprechen schien. Sey wollte ihren Augen nicht trauen, aber anders konnte sie sich einfach nicht erklären, was Bjartr da tat. Als dann auch noch eine einzelner Rabe hervortrat, war es bei ihr vorbei. Passierte das gerade wirklich? Oder war sie in dem Schnee eingeschlafen und träumte? Vielleicht hatte sie auch etwas schlechte gegessen und begann nun zu halluzinieren. Oder sie war einfach nicht mehr ganz bei Verstand. Natürlich bestand immer noch die Möglichkeit, dass das, was sich gerade vor ihren augen abspielte, tatsächlich Realität war. Nur konnte sie das nicht so recht glauben. Möglicherweise irrte sie sich auch komplett und der Rüde sah die Raben einfach nur an. Aus welchem Grund auch immer. Sie überlegte, ob sie je schon einmal etwas Vergleichbares gesehen hatte, doch fiel ihr nur ein, wie sie als Welpe einmal zwei Frösche dabei beobachtet hatte, wie sie stundenlang dasaßen und sich gegenseitig anstarrten.
Die Fähe wurde erst von einem leisen Lachen wieder in die Gegenwart zurückgezerrt und an ihre eigene Frage erinnert. Hm. Also war er im Prinzip aus dem gleichen Grund hier wie sie. Warum auch sollte man sonst hier draußen herumspazieren? Wohl nicht um ein Nickerchen zu machen. In dieser Hitze. Andererseits würde sie das nicht einmal mehr überraschen, wenn sie so zu Bjartr herübersah.

"Eigentlich wollte ich auch nur ein wenig auf Entdeckungsreise gehen. Ist schon lange her, seit dem letzten stillen Schneetag ohne Sturm. Jedenfalls, sind mir auf dem Weg zum Rudel dann eure Spuren aufgefallen."

Den Rest des Satzes ließ sie in der Luft hängen, schließlich erklärte der sich mehr oder weniger von selbst.
Sie mochte den weißen Beta. Er war definitiv freundlicher als manch andere, die sie auf ihrer Reise so kennengelernt hatte, soviel konnte sie jetzt schon sagen. Weiter einschätzen konnte und wollte sie ihn aber nicht.
Plötzlich hob sich der Vogelschwarm in die Lüfte und der graue Rüde gesellte sich ebenfalls langsam zu ihnen. Sie gab ihm zwar recht, dass sie bald wieder zurückkehren sollten, doch schien er eigentlich etwas anderes zu wollen. Wirklich überzeugt von seinem Vorschlag war er jedenfalls nicht. Doch wollte Seyíra sich da nicht weiter den Kopf drüber zerbrechen. Jetzt nicht. Denn langsam begann sie frieren und die Sehnsucht zur warmen, kuscheligen Höhle wurde immer größer.

"Du hast Recht..."

Kommentierte sie nur und drehte sich elegant um 90 Grad, wartete aber, ob die anderen beiden auch tatsächlich mitkommen wollten.



[Auf der Lichtung || Bei Ikeru & Bjartr]




I K E R U


Es war schwer das Verhalten des Grauen einfach zu ignorieren, auszublenden, dass er mit den Vögeln sprach, denn es war irgendwie doch in gewisser Hinsicht etwas verstörend. Krähen, sowie Raben hatten bei Ikeru kein allzu gutes Ansehen. Schon immer waren sie die Begleiter von Tod und Verfall gewesen und das war es, was er hier zunehmend fürchtete. Niemals wollte er auch nur einen Gedanken daran verschwenden, dass die Vögel die Vorboten für ein grausames Unheil für das Rudel sein könnten. Dennoch wusste der Rudel, dass der Schatten nah war. Ein Schatten, der viel Schlechtes bringen würde. Auch wenn nicht sicher war in welcher Art.
Jedoch war es Ikerus Glauben, der ihm versicherte, dass jedes schlechte auch etwas Gutes mitbringen würde, selbst wenn es sein eigenes Leben kosten würde. Für das Rudel war er bereit sein Leben zu geben.

Eine Brise wehte den Geruch des zerrupften Kadavers in seine Nase. Er schauerte bei dem Geruch nach altem Fleisch und Tod, hatte er eben doch noch einigen finsteren Gedanken nach gehangen. Mit einem Schütteln versuchte er sie zu verbannen, doch sie ließen sich nur in den Hintergrund drängen. Seyíra halt ihm dabei, indem sie auf seine Frage antwortete.
Er hatte sich etwas dergleichen gedacht, so ging er auch nicht auf ihre Antwort ein.
Als Bjartr dann seinen Teil sagte – was zunehmend verstörend für Ikeru war, da ihn die Stimme des Grauen, den er schon fast vergessen hatte, aufschreckte – nickte er nur.
Auch durch seine Glieder drohte die Kälte derweil zu zucken. Sein Fell war ein wenig nass durch etwas geschmolzenen Schnee und das sorgte für ein unangenehmes Gefühl.

.o0 Wenn die Kälte derzeit nur meine einzige Sorge wäre. Mit blitzenden Lichtern zucken immer und immer wieder unheimliche Bilder in meinen Gedanken auf, die mich zur Vorsicht mahnen. Seien es doch nur Hirngespinste, ich mache mir dennoch Sorgen, kann ich doch nicht sehen, ob es dem Rudel zu dieser Zeit gut geht. Was, wenn der Schatten, das unheilvolle Etwas das Rudel nun schon erreicht hat? Was, wenn sie schon alle... Nein. Ich werde nicht daran denken, ist es doch meist schon der bloße Gedanke, der Dinge zu einer noch größeren Gefahr, Panik und dazu unkontrollierbarer Unvorsichtigkeit werden lässt. Es wird ihnen gut gehen. Noch steht uns nichts bevor, doch wir müssen uns beeilen. 0o.

Er hob seinen Kopf und sah Seyíra zu, wie sich sich begann auf den Weg zu machen. Etwas empört darüber, dass sich nicht gewartete hatte, dass er selbst als Beta voran ging war er schon. Doch er wusste, dass er mit seiner Rolle das ein oder andere mal zu übertreiben wagte, so nahm er es ihr nicht sonderlich übel. Dennoch ging er an ihr vorbei und nahm den Platz vor ihr ein.

» Ja, ihr habt beide gewiss Recht. Es ist an der Zeit zur Höhle zurück zukehren. Nicht nur allein der Wärme wegen. Vielleicht... machen sich die Anderen ja schon Sorgen. Ich für meinen Teil habe zumindest niemanden über mein Weggehen informiert. «

Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern schritt voran, ohne sich noch umzudrehen.
Bald war er in der Nähe der Höhle angekommen. Er sog den vertrauten Geruch in die Nase und spürte etwas wie Erleichterung. Und Wohlbefinden. Der Geruch von Blut und Tod lag nicht in der Luft. Auch wenn er es nicht vermutet hatte, hatte er Angst davor gehabt, dass es doch so sein könnte.
Ikeru sah, wie Nouri ihnen entgegenkam. Freudig begrüßte er sie, wedelte mit der Rute und schleckte ihr kurz über die Lefzen.

» Schön dich zu sehen, Nouri. Bitte entschuldige unser Fehlen. Ich hoffe es ist nichts vorgefallen? «


[ in der Nähe der Höhle | mit Bjartr, Seyíra & Nouri ]



P E R C E . O . H A R A



Einen Matthew hatte er auch in seiner Familie gehabt.
In dem Teil, der wahrscheinlich immer noch in Irland war. Weite Verwandte, mit denen er nichts mehr zu tun hatte.
Kurz nach dem er geboren worden war, zogen seine Eltern mit ihm nach Amerika, wo sein Großvater sich einige Jahre zuvor niedergelassen hatte. Von Pennsylvania nach Washington, schließlich nach Alaska. Sein Weg hatte ihn weit geführt, und er wusste, dass er ihn noch viel weiter durch die weiße Landschaft geleiten würde.

Und nun zogen sie umher. Sie beide. Matthew und er. Ewig kannten sie sich noch nicht, aber das war vollkommen egal. Alleine in vollkommener Einsamkeit hätte Perce wohl keine lange Zeit durchgehalten. Obwohl er seine Hunde bei sich hatte, mit denen er sich in harten, kalten Nächten schon zusammengedrängt hatte – sie ersetzten nicht die Gesellschaft eines anderen Menschen, mit dem er wirklich kommunizieren konnte.
Er mochte es.
Matthew war jemand, mit dem man gut Reisen konnte. Zudem erfahrener als Perce, dessen erste richtig große Fahrt dies hier war. Es war gut jemandem folgen zu können, der schon wusste, wohin es ging.
Er musste lächeln.

Er war selber ein Husky, der seinem Leithund folgte.

Jener deutete ihm an, dass er halten würde. So schlitterte Perce ihm nach und kam ein wenig hinter ihm zum Stehen. Seine Hunde kläfften auf, nervöse Quieklaute, helles Bellen kribbelte scharf durch sein Trommelfell. Während die Alaskan Malamutes, seine gutmütigen Rüden, zwar heftig atmend, aber still standen, stieß Gin immer wieder gegen Yas neben sich und steckte sie mit ihrer Aufregung an. Sie versuchte weiterhin zu ziehen, kam aber nicht vorwärts. Perce packte ihr Geschirr und zog sie kurz von der Weißen weg, wuschelte ihr durch das Nackenfell und raunte ihr rauzart etwas zu. Die Hündin jauchzte und hüpfte hoch, um mit ihrer Schnauze nach seinem Kragen zu fassen. Er lachte und schob sie weg. Songan beobachtete das Ganze mit einem – menschlich interpretiert – nüchternem Blick, wandte sich dann ab und probierte es ebenfalls aus, noch einmal zu zerren.
Währenddessen schob sich der junge Mann durch den Schnee zu dem anderen hinüber.

» Danke, ja. Aber ich brauch eine kurze Pause. Wie sieht’s aus? Wohin führt der Weg – sind wir jetzt schon im unbekannten Gebiet? «

Perce rieb sich mit einer der behandschuhten Hände über die Augen. Songan knurrte irgendwo im Hintergrund. Gin wurde ihm wohl zu lästig. Perce ignorierte es. Der Leithund würde schon damit umgehen können.


[Bei einer Gruppe Bäume | Mit Schlitten | Bei Matthew]



N O U R I


Die Natur lebte.
Sie war wie eine gewaltige, unfassbare Kreatur, die tatsächlich und wahrhaftig lebte. Atmete. Aß. Trank. Sie kämpfte, jeden Tag und jede Nacht, bekam Krankheiten und machte es ihren einzelnen Teilstücken nicht immer leicht, Hoffnung zu bewahren, und nicht erschöpft abzufallen und zu sterben, wie ein rotes Herbstblatt, was vom Winde verweht wurde.

Die Natur lebte.
Und sie konnte unglaublich unbarmherzig sein, kalt und schneidend wie jener Winter, der mit einem Sturm über das Tal gezogen war, so gefährlich und nach Opfern suchend, wie er es immer tat.
Doch jetzt, wo die Graue auf das Glimmen des Schnees blickte, der bei Sonne Funkeln würde, als wäre Sternenstaub vom Himmel gefallen, wusste sie, dass diese Natur, diese Kreatur nicht nur existierte, sondern auch ein Herz besaß, welches schlug, zart und leise, und in jedem Wesen dieser Welt widerhallte.

Irgendwo dort Draußen pochte ein verborgenes, dunkles Herz. Nicht verdorben gleich einem Gewässer, welches mit seinem süßen Saft tödlichen Schlaf hervorrief, sondern ein verwirrtes. Ein verirrtes. Ein verlassenes Herz.
Sie war gepolt darauf, wurde davon angezogen von einer ungreifbaren Macht, die sie dazu trieb den Schutz der Höhle und des Rudels zu umgehen und die nähere Umgebung zu verlassen. Sie wusste, dass sie einen Kadaver einige Tage zuvor etwas entfernt verscharrt hatten. Aufgrund des Schnees würden andere Tiere jenen nicht unbedingt auffinden können – und der Leichnam müsste noch in einem guten Zustand sein, da er nicht gut verwesen konnte, bei einer solchen Kälte.
Die Graue erinnerte sich noch an den Ort, obwohl sie sich gewiss sehr auf ihren Geruchssinn verließ. Doch wenn die Erde unter einer dichten Schicht von Schnee begraben war, fiel es ihr nicht so leicht, etwas wahrzunehmen, und folgte zunächst ihrem Gedächtnis.
Zumindest war das ihre Idee gewesen, denn sie sollte nicht weit kommen. Das wunderte sie eigentlich nicht. Seit sie den Rang eines Alphatieres angenommen hatte, ihr grau sich im Gesicht noch prägnanter dunkel gefärbt hatte, hatte sie auch gemerkt, wie schnell einem die Unabhängigkeit genommen werden konnte. Natürlich tat dies keiner mit Absicht, wie hätten sie auch?
Wer für eine Gruppe verantwortlich war, dafür, dass alle genug Nahrung und Wohlsein bekamen, der hatte nicht immer viel Zeit für sich. Das war wohl der einzige Haken, der einzige Knochensplitter, an dem sie lange zu Nagen hatte. Als eine manchmal unterkühlte, leicht distanzierte Fähe fiel es ihr nicht leicht das zu Akzeptieren.
Aber sie hatte keine andere Wahl. Und schließlich wollte sie ihren Artgenossen ein angenehmes Dasein ermöglichen, für sie da sein und ihnen einen Raum schaffen, in dem sie noch ein Quäntchen Lebensqualität besaßen.
Sie waren von ihr abhängig. Ihr und ihrem Bruder. Sie hätten auch weiterziehen können – doch welche realistische Chance hatte ein einzelner Wolf, vollkommen auf sich gestellt, tatsächlich alleine, bei einem solchen Winter?
Unwillkürlich fragte sie sich, auf welche Zahl das Rudel zusammenschrumpfen würde, wenn der Frühling kam, dann der Sommer und die Epochen der Wärme, in denen es unwahrscheinlich war, dass ein Bergpass das Leben kostete.

Auf welche Zahl das Rudel schrumpfte, nicht nur, da womöglich einige weiter zogen, sondern auch, weil die Wege der Berge somit auch für jene frei waren, welche man sich fort von allem wünschte, was man liebte.

Und das erste Mal seit dem Sommer, fuhr ihr der Gedanke durch den Kopf, dass es noch die Menschen gab.

Allerdings hielt sie sich nicht lange bei diesen Dingen auf. Wie sie ging, kam Ikeru auf sie zu, der helle Betarüde, der angenehme Zeitgenosse. Trotz dass sie eigentlich vorgehabt hatte, nach der schwarzen Krähe zu suchen, und sich eine Sekunde der Gesellschaft zu entziehen, freute sie sich doch über sein Erscheinen und nahm seine Begrüßung auf. Sie hob den Kopf, erhob die Rute und wedelte leicht damit, fuhr mit ihrer Nase über seine Wange und sprach ihm ruhig eine ebenso freundliche Begrüßung zu. Ihr Blick fiel auf den Dunkelgrauen und die Buntwölfin. Auch ihnen wandte sie sich mit einer freudigen Geste zu, schaute dann zu Ikeru.

» Dein Fehlen wird begründet sein, hast du vergessen, dass du mir nichts schuldest? «

,fragte sie, und Schalk blitzte in ihren Augen. Ihr Blick glitt über die Anwesenden.

» Nein. «

Das war die Antwort auf die Ereignisse. Es gab nichts zu berichten. Was auch? Dass es ihr nach wie vor nicht gut gefiel, dass der Sandfarbene im Rudel war?

» Es wird schwer sein zu Jagen. Aber es scheint noch Kadaver zu geben, die Kälte umschließt sie sicher. Ich wollte dem Welpenwolf sehniges Fleisch darbieten. «

Gelogen. Aber gekonnt. Sie hatte in erster Linie nach der Schwarzen schauen wollen.

» Es wird noch einiges übrig sein. «

Sie steckte ihre Glieder kurz.

» Plagt euch gleicher Hunger? «

Zu viel Geschwätz, zu ungewöhnlich für sie. Aber manchmal musste man sich eben ändern.
Ihre Ohren schnippten nach Vorne. Forderten sanft Antwort.


[in der Nähe der Höhle | Ikeru, Bjartr & Sey]



ACEAN


Diese Gerüche. Diese Düfte. Dieses Ganze, was er nicht kannte. Mit einem kurzen Lauschen zurück setzte der große, dunkle Rüde seinen Weg fort. Der Schnee umspielte seine Beine, haftete im Fell und legte am Bauch und auf der Brust einen nebligen Schleier auf das Schwarz. Von fernen Winden getragen waren Fährten an seine Nase gedrungen – und vermutlich war er der bisher Erste, der diese wahrnahm.
Interessiert lief der Dunkle voran. Um zu erforschen, was sich dahinter verbarg.


xxx

Acean - abseits rausgespielt, da erst mal away.



B J A R T R


Noch während die beiden anderen Wölfe ihm schon zustimmten und den Rückweg antraten, starrte Bjartr in den Himmel und blickte in die Richtung, in die die Schwarzen verschwunden waren. Die Neugierde plagte ihn, ebenso die Furcht vor der Gedrängtheit im Rudel. Dennoch folgte er den Artgenossen, ohne ein Wort der Widerrede oder Zustimmung. Schweigend trabte er hinter ihnen her, in seinem Kopf schwere Gedanken hin- und herwälzend. Je näher sie der Höhle kamen, desto unruhiger wurde der Graue, desto weiter ließ er sich zurückfallen. Sie Raben hatten Bilder in ihm geweckt, dunkle Gestalten, die sich zusammenrauften und wieder zu Neuem formten. Er musste die Wahrheit sehen, mit eigenen Augen, um diesen Hirngespinsten zu entfliehen. Er würde in sein verderben streben, egal welchen Pfad er wählte. Bei den Wölfen angekommen, schien Bjartr nur kurz zu erwachen aus seiner Träumerei und blickte sich verstohlen um. Die Begrüßung und Nachfrage der Alpha überhörte er gekonnt, erspähte etwas Abseits ihren Bruder, den roten Dämon, der ihm nach wie vor suspekt war. Dabei war ihm nicht bewusst, wie er selbst auf andere wirken musste, denn schon lange konnte er sich nicht mehr von außen betrachten, war ein Gefangener seiner selbst.

Vorsichtig ging er einen Schritt zurück, tat noch einen rückwärts und drehte schließlich vollends ab. Er bat nicht um Erlaubnis, denn er sah sich nicht als Teil dieser Gemeinschaft und somit uneingeschränkt in seiner Freiheit. Stattdessen zog er wieder wortlos davon und folgte seinen Spuren zurück zu dem Kadaver. Unterwegs summten Bilder und Worte durch seinen Kopf, selbiger pendelte wieder im Rhythmus seiner Schritte von einer Seite auf die andere. Für Bjartr verging die Zeit wie im Fluge, hatte kaum noch Bedeutung in seinem Leben. Zeit war nichtig, wenn man sie einmal vergaß. Vielleicht konnte man die Zeit gar irgendwann abschütteln oder überwinden, so wie es dieser Kadaver geschafft hatte, der von den Raben und Wölfen so zerfressen war, dass die Verwesung keine Chance mehr zum Angriff hatte. War das der Sieg über Leben und Tod? Der graue starrte mehrere Minuten lang stumm und reglos den kalten, toten Körper an, bis er den grotesken Blick aus den leeren Augenhöhlen nicht mehr ertragen konnte. Erst dann besann er sich wieder auf sein eigentliches Ziel, das Fremde und Unbekannte, das ihn immer wieder reizte. Und da erinnerte er sich eines Geräusches, dass er vorhin zwar registriert, aber nicht zugeordnet hatte. Ein Heulen, eindeutig. Und es war ganz sicher nicht der Wind gewesen, sondern vielmehr ein belebtes Wesen, eins mit Herz und Seele – wenn er nur wüsste – dass irgendwo einen ähnlichen Weg, wie er gewählt hatte. Nun lag sein Weg plötzlich offen vor ihm, denn sowohl die Raben, als auch das Wolfsgeheul hatten eindeutig eine Richtung gewiesen.

Zügig trabend zog Bjartr davon, ließ sich von dem hohen Schnee nicht aufhalten, auch wenn er mit seinen kurzen Läufen gut zu kämpfen hatte. Die Rute und Nase waren hoch erhoben, ein aufgeregtes Funkeln in den Augen. Was würde er wohl vorfinden? Eine Vorahnung verhieß ihm nichts Gutes und dennoch freute er sich auf die große Überraschung, denn Bösem konnte man entfliehen, Gutem entgegeneilen und nichts hielt ihn irgendwo fest. Er wandelte frei, gebunden nur an den Lauf der Dinge. Der Lauf, der ihn geradewegs in Richtung Huesca trieb, was ihn in naher Zukunft furchtbar ärgern sollte, denn das hieß, dass ihm die Entdeckung nicht allein vergönnt sein würde. Wie ausgesprochen unerfreulich.. Und dann auch noch mit einem Wolf, der ihm vielleicht gar nicht so entfernt im Wesen war, wenn auch in einer gänzlich anderen Art.. Doch das würde sich noch zeigen müssen, oder auch nicht, denn müssen musste gar nichts.

[Auf dem Weg Richtung Menschen || Unfreiwillig in die Nähe von Huesca gekommen]
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Frühwinter 1874 Vide
BeitragThema: Re: Frühwinter 1874   Frühwinter 1874 Icon_minitimeSa Nov 20, 2010 9:28 pm


H U E S C A


Was wollte die schwarze Krähe hoch oben in den Wipfeln der verkrüppelten Bäume entdecken? Wovor wollte sie sich fürchten, was wollte sie bei sich haben? Es war ein unbestimmter Drang der sie dazu trieb die Wölfe zu verlassen und sich den Menschen zu widmen - seltsam verkümmerten Wesen die eine graue Aura trugen. Weder schwarz, weder weiss. Grau. Grau war auch der Nebel, grau die Berge, grau der Wolf der den selben Drang verspürte wie sie. Grau in grau, es war als gebe es weder das Gute noch das Böse, mischte sich, vermischte sich, wurde eins in Allem. Die schwarze Krähe, fortan ein verlassenes Wesen mit seltsam blauen und eisigen Augen, verlor sich im ewigen Schnee und folgte den Spuren von Wesen die sie kannte. Wesen die sich Mensch nannte, denn auch in ihrer Heimat von wo sie kam gab es Menschen. Menschen die selbst manchmal dachten ein Wolf, ein Adler, ein Elch zu sein. Menschen die sangen und heulten und Feuer machten. Huesca sehnte sich nach diesem Feuer und nach dem Gesang, doch sehnte sich sich auch nach dem warmen Atem den sie damals verspürte als sie sich den Menschen zu sehr näherte und von ihnen ergriffen wurde. Huesca glaubte wahrhaft daran, dass es Gute unter ihnen gab. Der schwarze Körper schob den weissen Schnee zur Seite auf und verschaffte sich Platz. Vor ihr schlanke Linien die sich wanden und von langen Pfotenabdrücken unterbrochen wurden. Hier und da war noch die Spur der Hunde zu erkennen. Wie weit waren sie entfernt und wie weit war die Krähe von "ihrem" Rudel abgewichen? Scheiss Rudel. Sie hasste die Wölfe in diesem Rudel, hasste es wie sie zusammenhielten und sich gegen die Verruchten verschworen. Gegen die Verruchten! Sie war allein, war einsam, rudellos und manchmal eifersüchtig auf das Pack. Doch die Krähe mochte die Graue, auch wenn sie das so nicht sagen würde, nie eingestehen würde. Aber sie mochte sie wirklich. Die schwarze Krähe setzte ihre Pranke in den Abdruck eines Hundes. Sie waren so gleich und doch so verschieden. Vor vielen Generationen paarte sich ein Vorfahre von ihr mit einem Hund. Ja, auch die Krähe mochte einen verschwindenen Anteil von Hundeblut in ihren Adern haben, doch es war ihr egal. Ihre Pfotenabdrücke waren größer als jene der Hunde. Es war ihr egal.

Krähen schienen der Wölfin zu folgen. Oder folgten sie nur einer anderen grauen Seele? Waren Vorboten, Seelenwanderer, Seelentiere. Die Schwarze blickte sie an, tot fielen sie nicht vom Himmel auch wenn sie es sich manchmal wünschte. Krähe und Wolf hielten ein unsichtbares Band, wurden Eins und doch konnten sie sich so oft nicht leiden. Blickten sie sich an, sahen sie den jeweils anderen.
Sie verschnellerte ihren Lauf bis sie zu rennen anfing - im vielen Schnee nicht sehr einfach, doch hielt sie sich an den Spuren die der Mensch ihr vorgegeben hatte, ein plattgewalzter Weg aus vielen verlockenden Gerüchen. Einige trieben ihren Herzschlag hoch.
Es dauerte vielleicht nur eine knappe Stunde ehe sie die Silouetten dieser Wesen ausmachte. Es waren zwei und einige Hunde.
Die schwarze Wölfin blieb stehen, weit entfernt genug das die Hunde sie nicht sofort wittern würden. Nah genug um alles sehen zu können.
Doch irgendetwas trieb sich ganz in ihrer Nähe herum, das erzählten die Krähen. Es beunruhigte sie nicht, doch spürte sie eine angenehme Angespanntheit die in ihrem Körper kribbelte.
Wer weiß welch graue Seele sich zu ihnen gesellen würde.


[circa 250 Meter von den Menschen entfernt]



M A T T H E W . A L L E Y


Langsam aber sicher verdrängte die Nacht das Licht immer mehr und mehr. Richtig dunkel war es hier nie, denn der Schnee spendete enorme Helligkeit. Er reflektierte das Mondlicht und wenn es noch so schwach war. So war es eigentlich auch möglich nachts zu fahren, doch die wenigsten Musher taten dies. Körperlich wäre es für Matthew kein Problem gewesen, den Mut dazu hätte er auch, doch seinen Hunden und Perce wollte er das nicht zumuten. Perce hatte einen kleineren Zug vor sich und hing dadurch sowieso nach. Die Hunde mussten allesamt noch ein bisschen mehr leisten als Matthews Gruppe, da auf jedem einzelnen mehr Gewicht lag. Außerdem knurrte dem Iren langsam der Magen. Eine Pause war durchaus angebracht.
Die Gruppe von Bäumen bot sich da perfekt an. Sie bot Schutz und dort würden sie ihr Nachtlager aufschlagen können.

Die beiden Goldgräber hatten gehalten. Perce stapfte gerade auf Matt zu. Der Schnee lag hoch. Die Spuren an den Bäumen ließen auf einen vergangenen Sturm schließen. Der Jüngere meinte er bräuchte eine Pause. Er fragte nach dem Ort. Das unbekannte Gebiet. Es gab keine Aufzeichnungen darüber, jeder erzählte etwas anderes von dem Land, das so viele Geheimnisse barg. Man erzählte sich von Bestien, gefährlichen Schneestürmen und wilden Wölfe. Angst hatte Matthew nicht, Neugier würde sein Gefühl eher beschreiben.
Maddox, sein Leithund beruhigte sich kaum noch. Er schien etwas gewittert zu haben. Sicher war es nur ein Hase.

"Pause ist gut. Ich würde vorschlagen, wir schlagen uns hier ein Lager auf. Die nächste halbe Stunde wird es dunkel sein. Wir können die Hunde versorgen udn uns selbst etwas zum Essen machen."

Maddox fing jetzt an zu jaulen und zu heulen. Mit ein paar schnellen Schritten war Matthew zu seinem Hund gestapft und streichelte ihm über den Kopf. Ein paar beruhigende Worte wurden dem aufgeregten Rüden ins Ohr geflüstert, dann ging Matt wieder zu Perce zurück.

"Ja, wir sind schon länger im unbekannten Gebiet. Auch deswegen würde ich vorschlagen nicht mehr weiter zu fahren. Wir müssen morgen im hellen sehen wie wir weiterkommen. Das ist sicherer."

Matthew machte sich daran die Zugleine von den Hunden abzumachen. Sie würden zwar im Geschirr und an der Führungsleine bleiben, aber der Schlitten stand sowieso und so wurde die Zugleine nicht mehr gebraucht. Sie hatten sich mittlerweile alle beruhigt, auch wenn Maddox noch etwas skeptisch in der Gegend rumschaute. Sie sprangen alle an ihrem Musher hoch, als er zu ihnen kam, versuchten ihm über das vermummte Gesicht zu lecken. Matthew lachte und streichelte seine Truppe. Sie hatten für heute gute Arbeit geleistet. Die Pause hatten sie sich durchaus verdient.


[Mit Perce und Hunden bei einer Gruppe Bäume]



B J A R T R


Immer weiter, immer weiter durch den Schnee gestapft, dem Fremden hinterher und dem Fremden entgegen. Er summte leise vor sich hin, keine Melodie, eher ein monotones Brummen, das zusammen mit dem knirschenden Schnee unter seinen Pfoten das einzige Geräusch in der endlosen Stille war. Die Schneedecke war hier noch unberührt, kein Wild, kein Wolf hatten sich hier nach dem Sturm aufgehalten. Das beruhigte Bjartr ein wenig, denn das ließ hoffen, dass er doch der Erste wäre, der das geheimnisvolle fremde Wesen zu Gesicht bekäme. Dennoch konnte er das Gefühl nicht abschütteln, nicht als einziger auf die Idee gekommen zu sein, nach ihm zu suchen. Nicht verzagen, die Zukunft fragen..

Blöde Zukunft. Der Krähensohn kam mit einem enttäuschten, wütenden Schnaufen zum Stehen. Fremde Spuren, große Wolfsspuren, so ein Ärger! Prompt veränderte sich seine Haltung, die Rute wurde lustlos herab hängen lassen und die Ohren zuckten nervös. Er senkte die Nase gen Schnee, doch der wenige Duft, der von den Abdrücken ausging, war ihm völlig unbekannt. Seltsam, ein Wolf, der nicht dem Rudel angehörte, aber das selbe Revier bewohnte? Vorsichtig und noch etwas unentschlossen setzte er seine eigenen Pfoten in die Spuren und folgte ihnen. Seine Pfoten füllten die Abdrücke beinahe komplett aus, aber für seine Größe waren sie ohnehin zu groß und ließen nur falsche Schlüsse über seinen Körperbau zu. Plötzlich jedoch stutzte er und hielt abermals an. Der wölfische Geruch mischte sich, etwas Anderes schien hier bereits gewesen zu sein. Bjartr konnte die Spuren nicht mehr ausmachen, der Wolf hatte sie verwischt, doch dieser Geruch.. War ihm völlig fremd. Kein Wolf, kein Hirsch, nichts, was er jemals zuvor gewittert hatte. Es verwirrte ihn zutiefst und doch weckte es eine ebenso große Neugierde. Er blickte nach vorne und sah, wie sich der Weg nun als gerade Linie vor ihm abzeichnete.. Nach einem kurzen Zögern stapfte er weiter, die eigenen Pfoten genau in die Abdrücke gesetzt – was sich teilweise als etwas schwierig herausstellte, da seine Beine offensichtlich kürzer waren, als die seiner Vorgänger. Dennoch wurde er schneller, machte ab und zu einen Satz nach vorne, als würde er die Spuren jagen, die Ohren und Rute wieder aufgestellt.

Wie lange er so wanderte? Wusste er nicht, doch es schien ihm, als würde er sich bereits an den Grenzen des Revieres bewegen, fernab vom Rudel. Zudem wurden die Gerüche der Spuren stärker, offenbar hatte er aufgeholt. Und auf einmal.. drang ein seltsamer Laut an seine Ohren, die der Graue sofort spitzte und aufmerksam lauschend stehen blieb. Ein misstönender Klang, ein aufgeregtes Geräusch. Was für ein Tier musste das sein, das solche Töne zu erzeugen vermochte? War das das Unheil, von dem die Raben gesprochen hatten? Suchend richtete er den Blick gen Himmel, doch von den Schwarzfedern keine Spur. Wieder ging er weiter, diesmal in einem zügigen Trab. Er musste sein Ziel erreichen, denn auf einmal fühlte sich der Krähensohn verloren und einsam, dabei musste doch direkt vor ihm etwas sein.. Nur was? Immer schneller wurden seine Schritte, Furcht überkam ihn. Fast hätte er ein Heulen ausgesendet, hätte dies nicht auch das Ungewisse auf ihn aufmerksam gemacht.. Und da, dort hinten, weit vor ihm entdeckte er etwas. Eine schwarze Gestalt hob sich deutlich von dem weißen Schnee ab, auch wenn die Dunkelheit das Wesen fast verschlang. Bjartr war sich unsicher, was es war.. Waren doch die Raben zurückgekehrt? Er wurde langsamer.. Vielleicht konnte er dem Rabenwolf folgen, ohne entdeckt zu werden, obwohl dies auf dieser offenen Ebene eher unwahrscheinlich war. Zudem.. schien auf das Fremde etwas entdeckt zu haben, denn es bewegte sich nicht mehr.. Unschlüssig erstarben die Bewegungen des Grauen. Wieder drangen unbekannte Geräusche an seine Ohren.. Stimmen, noch unangenehmer als der Ruf zuvor. Er verließ den vorgegebenen Pfad und beschritt nun seinen eigenen Weg, der ihn in einem Halbkreis näher an das Geschehen führen sollte. Er duckte sich etwas gegen den Schnee, in der Hoffnung, so mit dem grauen Himmel zu verschmelzen, als er schließlich auf gleicher Höhe mit dem fremden Wolf war, jedoch gut 100 Meter von ihm entfernt, legte er sich ab und drückte sich fest gegen den kalten Boden. Die Ohren blieben gespitzt und neugierig, aufgeregt beobachtete er das Geschehen. Zwei Wesen, die aufrecht liefen und nur zwei Beine hatten bzw. ihre Vorderläufe an der falschen Stelle trugen.. Außerdem Wölfe, jedoch.. kleinere, buntere, lautere.. Was waren das für Dinge? Den Rabenwolf hatte der Krähenwolf inzwischen vergessen, zu gefesselt war er von dem Treiben und Fremden, das seine wachsamen Augen zum ersten Mal erblickten..

[ca. 250m vor den Menschen || ca. 100m rechts von Huesca]




M A Y O K I


Wie ein Rabe in der Nacht, so war Maýoki im Winter: Unsichtbar. Nur die Bewegungen des Rüden unterschieden ihn von seiner Umgebung. Leicht wie der Wind strich er durch das Revier. Er war ein paar Stunden weg gewesen, hatte sich eine Auszeit genommen. Der vergangene Schneesturm hatte allen an den Nerven und an den Kräften gezerrt. Man hatte sich etwas kennen gelernt, aber Maýoki war kein Wolf, der lange mit anderen Wölfen zusammenklucken konnte. Er brauchte seinen Freiraum. Die Zeit, die er gezwungenermaßen in der Rudelhöhle hatte verbringen müssen, war für seinen Geschmack einfach viel zu lang gewesen. Deshalb die Auszeit.
Er war nie weit weg, aber immer weit genug, um den ganzen Trubel des Rudels nicht mehr mitfühlen zu müssen. Nun war er auf dem Rückweg. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als die Reviermarkierungen von Nouri und Kenáo immer deutlicher wurden.
Zuhause.

Er hatte das Revier zwar nicht verlassen, aber irgendwie war es dann doch immer schön zu der Rudelhöhle heimzukehren. Wie als wenn man auf einer langen Reise gewesen wäre.
Von den Problemen, die Bjartr bereits gesichtet hatte, ahnte der weiße Rüde nichts. Er hatte von den Menschen nichts mitbekommen, die sich so gefährlich nahe an ihrem Revier aufhielten. Doch davon würde er sicher noch früh genug erfahren.

Es war niemand hier. Kein einziger Wolf hielt sich an der Höhle auf. Auch gut, so hatte Maýoki noch ein wenig länger seine Ruhe. Es schneite wieder ein wenig. Der Weiße liebte den Schnee. Er fand es faszinierend, dass er sich auf das Fell legen konnte, ohne einen völlig zu durchnässen. Wenn man ihn ableckte schmeckte er aber wie Wasser. Einzigartig.
Nur ein kurzer Blick verriet ihm, dass sich auch im inneren der Rudelhöhle niemand befand.

“Alle ausgeflogen...“

stellte er murmelnd fest und legte sich vor der Höhle ab. Er wollte draußen sein, wollte die Natur spüren, wie sie ihm den Schnee auf den Körper legte, wollte den Winter sehen, das Leben riechen. Das war es, was für ihn Freiheit bedeutete. Er war Natur, ein Teil davon und als solches fühlte er sich auch, wie er so da lag. Fast eins mit dem Schnee um ihn herum.
Schlafen wollte er nicht. Dazu war es dann doch etwas zu kalt draußen, aber einen Moment ruhen, warten und genießen.
Ein Moment des Friedens, den man am besten alleine genießen konnte.
Es wurde langsam dunkel. Der Himmel begann sich zu verfärben und in ein tiefes blau überzugehen. Abend. Eine schöne Tageszeit. Erfüllt von Ruhe und Gemütlichkeit. Jedes Tier kehrte in sein Heim zurück. Andere suchten sich ein Unterschlupf für die Nacht. Die Natur legte sich zur Ruhe und mit ihr die ganze Welt.


[an der Rudelhöhle | allein]



C É L A Y A


Es war ein seltsamer Geruch, der in der Luft lag. Eine Mischung aus Kälte, Wölfen und etwas, das man nicht zuordnen konnte. Etwas seltsames war da. Etwas bedrohliches, dass man noch nicht zuordnen konnte... oder es nicht wollte. Die schneeweiße Landschaft ließ sich nicht durchschauen, gab nicht preis, was sich wohlmöglich hinter den eingeschneiten Bäumen befinden konnte. Welche Gefahren dort lauerten. Lediglich die ein oder andere Spur mochte darauf hinweisen, was hier und dort lauerte, doch fand man selten etwas, das eine Gefahr hätte darstellen können. Zumindest dort nicht, wo Célaya sich befand.

Hier schien es ruhig. Die Sonne, falls sie irgendwo hinter der dichten Wolkenfront existierte, bahnte sich ihren Weg gen Horizont, an dem sie zu verschwinden drohte. Der Abend kam immer näher und brachte mehr von der Kälte mit, die am Tage noch geherrscht hatte. Es war unangenehm, doch besser auszuhalten, als der Schneesturm, der vor wenigen tagen noch gewütet hatte. Célaya und ihre Begleiterin Soké hatten sich in der Nähe des Tals aufgehalten, als der Sturm losgebrochen war. Gerade noch so hatten sie überleben können, indem sie sich in einen Dachsbau gezwängt hatten, der gerade seinen Besitzer verloren hatte. Es war verwunderlich, dass sie dort überhaupt hineingekommen waren, doch die Angst vor dem Tod konnte so mach eine Sache möglich machen.
Während sie sich in dem engen Dachsbau aufgehalten hatte, beschlossen sie sich einem Rudel anzuschließen. Sie wussten, das eines ganz hier in der Nähe war. Und es interessierte sie sehr.

Nun waren sie bereits im Revier. Es schien sehr leer, aber dafür, dass es langsam Nacht wurde und das der Schneesturm hier die ein oder andere Verwüstung hinterlassen hatte, war das verständlich.

.o0 Was ist, wenn das Rudel bei dem Sturm ums Leben gekommen ist? 0o.

Sie wagte es nicht dies offen auszusprechen. Es war eine unschöne Vorstellung, selbst, wenn man bedachte, dass sie und ihre Begleiterin die Wölfe des Rudels gar nicht kannten. Dennoch war Célaya zu optimistisch, um ihren Gedanken eine Bedeutung zu schenken. Sie wusste, dass sie lebten: Sie waren alle hellauf. Und das Unheil, dass die Tage in der Luft lag, würde dieses Tal hier niemals erreichen. Niemals. Das wusste sie. Obwohl es nicht stimmte.

» Sóke. «

Sie drehte sich nicht zu der Fähe um, von der sie wusste, dass sie ihr folgte. Sie waren Reisegefährten. Aufgewachsen im selben Rudel. Und in der zeit, in der sie in diesem gewesen waren zu etwas geworden, dass man Seelenverwandte nennen konnte. Obwohl sie so unterschiedlich waren, hatten sie einander ins Herz geschlossen. Es erschien paradox, waren sie doch wie Gegensätze selbst. Doch die Behauptung, dass Gegensätze sich anziehen würden, schien in ihrem Fall vollkommen der Realität zu entsprechen.

» Ich glaube wir sind ganz in der Nähe von ihrem Unterschlupf. Ihr Geruch liegt hier sehr intensiv in der Luft. Keine ganze Meile mehr, dann haben wir sie erreicht. Ich denke, dass sie uns nicht als Feinde sehen werden... «

Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern setzte ihren Marsch fort, der nun schon seit dem ersten Morgengrauen durch das eintönig weiße Tal geführt hatte. Fast unaufhörlich waren sie gewandert, hatten nicht geruht, wenn der Schnee eine Last wurde und alle Schönheit aus ihm wich. Und nun waren sie fast da. Die Höhle des Rudels war in Sichtweite. Der Geruch nun so deutlich, wie der des frisch gefallenen Schnees. Doch hier blieb sie stehen, wartete darauf, dass irgendjemand sie bemerkte. Sie wollte nicht ungestümt in ein fremdes Revier platzen. Sie glaubte fast schon zu weit gegangen zu sein.


[ In Sichtweite der Höhle, mit Sóke ]



S Ó K E


Nahm die kalte Luft des Winters in sich auf. Dieser hatte bereits viele Opfer jeglicher Art gefordert, vielleicht auch einige Artgenossen. Der Gedanke daran ließ sie jedoch nicht schaudern. Sie hat keines der Opfer je gesehen. Sie schüttelte diesen Gedanken von sich, starrte in die Nacht hinein, um erneut in irgendwelchen Gedanken zu versinken. Die Stimme ihrer besten Freunden aber holte sie wieder in die Realität. Sie schenkte ihr scheinbar wenig Aufmerksamkeit, betrachtete sie nur aus den Augenwinkeln und sah wieder geradeaus, folgte den Blicken der anderen vertrauen Fähe zu den Höhlen des Rudels. Logischer Weise kannte auch sie dort niemanden und leichte Paranoia schob sich zwischen ihre Gedanken. So etwas kannte Célaya vermutlich nicht. Sie war viel zu optimistisch und ihr Weltbild glich ganz und gar nicht dem von Sóke. In heutiger Zeit wären die beiden niemals Freunde geworden. Aber sie war insgeheim sehr froh, dass sie sich nicht erst vor kurzem kennen gelernt hatten.

„Hälst du das für eine Gute Idee einfach dort hinzugehen? Ich habe mehr Gerüche in der Nase als nur die von Wölfen… Die anderen kenne ich nicht."

.o0 Merkwürdige Spezies.0o.

Dachte sich die Fähe und folgte Célaya anschließend bedingungslos. Ihre Begleiterin kam nahe der Rudelgrenze zum stehen, sie tat es ihr gleich. Sie war sich unsicher was sie kurz vorm Ziel denken sollte, sie wollte nicht als Feind betrachtete werden, und immerhin kannten die beiden Wölfinnen noch niemanden aus dem Rudel.


[ in Sichtweite der Höhle, mit Célaya ]



M A Y O K I


Maýoki lag noch nicht sehr lange vor der heimatlichen Höhle, als ihm ein Fremder Geruch in die Nase wehte. Nicht nur einer, zwei. Zwei fremde Wölfe, die in der Nähe der Höhle streunten. Der weiße war Beta des Rudels, also eigentlich dazu verpflichtet die Neulinge zu empfangen und sie anzuhören. Mit Maýoki hatten sie allerdings kein wirklich freudiges Empfangskomitee erwischt. Mit Ikeru oder einem der Alphas wären sie sicher besser dran gewesen, doch Maýoki war nunmal der einzige, der die beiden zu bemerken schien, also war er es, dem sie gezwungenermaßen gegenübertreten mussten.
Noch ein kleiner Moment des Verharren, ließ die beiden Fähen in Sichtweite des Weißen schreiten. Maýoki empfand es schon fast als frech, wie die beiden hier herum spazierten. Sie mussten die Reviermarkierungen doch gerochen haben, die genau vor ihrer Nase war. Aber gut, so war es nun mal. Sehr bedrohlich sahen sie ja nicht aus. Eher etwas angestrengt, ein wenig schwach. Sie schienen einen weiten Weg hinter sich gebracht zu haben.
Die eine von ihnen verschluckte so langsam die Dunkelheit. Sie hatte ein braungemustertes Fell, war dadurch relativ dunkel und somit schwerer zu erkennen, als die schneeweiße Fähe, die sie begleitete.

Was sie wohl her führte? So wie sie aussahen hatten sie nicht erst seit gestern kein Rudel mehr. Wenn sie schon länger unterwegs waren, war es bemerklich, dass sie ohne Rudelhöhle überlebt hatten. Der Sturm der letzten Zeit war so heftig gewesen. Vielleicht war auch dies der Grund ihres Wanderns, vielleicht hatte die Natur ihnen ihr Rudel genommen. Aber was sie auch immer herführte, Maýoki würde nicht darum herumkommen mit ihnen zu reden, auf sie zuzugehen und wohl oder übel das Maul aufzumachen. Also erhob sich der Rüde mit dem markanten Fleck über dem Auge und trabte langsam auf die beiden zu. Mit stolzer Brust und zu seiner vollen Größe aufgebaut, blieb er schließlich einige Meter vor den Fremden stehen. Sein Nackenhaar sträubte sich. Maýoki traute ihnen nicht. Auch wenn sie nicht bedrohlich aussahen, so konnten sie es dennoch sein. Auch ein Rabe sah nicht gefährlich aus, konnte dir aber trotzdem die Augen aushacken.

Misstrauisch musterte er die beiden. Sie standen da, als wüssten sie nicht, was nun zutun war. Nicht sicher, ob sie es wagen sollten in das Revier einzudringen.
2 gegen einen. Allein von der Anzahl her gesehen würde es ein unfairer Kampf werden, aber was konnte man nicht alles für Kräfte mobilisieren, wenn es um Dinge ging, die man liebte.

“Dies hier ist unser Revier. Sucht ihr etwas, so sagt es, vielleicht kann ich euch helfen. Seid ihr in böser Absicht gekommen, so seid sicher, dass ich euch töten werde.“

Oh ja, Maýoki wie er leibt und lebt. Er war ja nicht böse, er hatte nur schon zu viel schlechtes auf der Welt gesehen, als noch an das Gute glauben zu können. Er gab ihnen die Chance sich zu erklären, dass war das mindeste, was man von ihm erwarten konnte. Brauchten sie Hilfe, so würde er ihnen helfen, sie zur Höhle bringen und ihnen möglicherweise etwas zu essen geben. Aber er würde sie auf keinen Fall aus den Augen lassen. Ein Fehltritt und ihr Blut tropfte schneller in den Schnee, als sie 'Wolf' sagen konnten.


[Bei Soké und Célaya, nahe der Rudelhöhle]



S E Y Í R A


Als Ikeru eilig an ihr vorbei und an die Spitze schritt, wunderte Sey sich zunächst, warum es ihm so wichtig war vorne zu laufen. Man könnte ja genauso gut nebeneinander gehen. Oder einfach derjenige, der eben gerade vorne ist auch dort bleiben. Da fiel ihr plötzlich ein, dass sie nicht mehr nur in Begleitung eines Einzelnen umherstreifte, sondern sich in einem Rudel befand. Einem Rudel, in dem es gewisse Regeln gab. Regeln, die sie über die Monate in den Hinterkopf gedrängt und beinahe vergessen hätte. Natürlich hatte der Rüde als Beta das Recht, wenn nicht sogar in gewisser Weise die Pflicht, vor allen anderen zu laufen.
Es war ihr schon fast peinlich, dass sie etwas so simples gar nicht bedacht und einfach gedankenlos gehandelt hatte. Umso glücklicher war die Fähe, als der Weiße sich nicht weiter zu kümmern schien und seinen Weg Richtung Höhle fortsetzte.
Den Kopf, immer noch ein wenig peinlich berührt, leicht nach unten hängen lassend, trabte sie ihm hinterher und bemerkte nur unbewusst, dass Acean verschwunden war. Nur Augenblicke zuvor, als den Spuren in den Wald gefolgt war, stand er noch etwas abseits im Schnee, doch jetzt war er weg. Verwundert, wo er denn großartig hingegangen sein konnte, hob Seyíra den Kopf und lief fast in Ikeru hinein, als dieser stehen blieb um die Graue vor ihnen zu begrüßen. Abrupt blieb die bunte Fähe stehen um eine Kollision zu vermeiden und den Beta vor ihr nicht womöglich doch noch ernsthaft zu verärgern. Das letzte was sie gebrauchen konnte, war wegen irgendeines banalen Grundes nicht mehr geduldet zu werden und dann in der Kälte verloren im Kreis zu irren.
Standesgemäß begrüßte auch sie jetzt die graue Alpha, Nouri, wenn sie richtig lag, und wurde prompt von dem Davonschleichen Bjartrs wieder abgelenkt. Er schien irgendwo dringend hin zu müssen. Jedenfalls hatte er sich nicht die Mühe gemacht bescheid zu sagen oder sich zu verabscheiden. Nichts dergleichen. Einfach abgehauen. Sey neigte den Kopf zur Seite und sah dem zierlichen Rüden nach, als Nouri sich mit ihrer Frage offensichtlich an alle Anwesenden richtete. Sie brauchte eine Sekunde um die Frage zu verarbeiten. Hunger? Gute Frage. Sie hatte dieses Gefühl in letzter so stark verdrängt, dass sie gar nicht mehr wusste, ob sie nun hungrig war oder nicht. Knurren tat ihr Magen allerdings nicht. Wenn sie dem also noch vertrauen konnte, hatte sie keinen Hunger.

"Nein, mich glücklicherweise noch nicht."

Gab sie freundlich zurück und hoffte dabei inständig, dass sie damit auch richtig lag. Nicht, dass sie irgendwann plötzlich zusammenbrach, weil sie nicht gemerkt hatte wie hungrig sie war.
Mit der Zeit fragte Sey sich unwillkürlich, wo eigentlich der Rest geblieben war. Suchend tastete sie die Umgebung mit ihrem Blick ab, erkannte dabei jedoch nur einen anderen weißen Rüden, Mayoki, wenn sie nicht alles täuschte, und zwei fremde Fähen. Jedenfalls glaubte sie, dass die zwei fremd waren, denn gesehen hatte Sey sie definitiv noch nie. Klar, könnten sie auch lang verschollen Verwandte oder sonst was sein, aber so wirklich glauben wollte die Bunte daran nicht. Trotzdem ruhten ihr Augen auf den beiden und beobachteten. Nur um ganz sicher zu sein.



[in der Nähe der Höhle || Bei Ikeru & Nouri]



S Ó K E


Im Moment schweiften ihre Blicke eigentlich nur hin und her, in der Hoffnung einen der Artgenossen zu finden, dessen Geruch sie in der Nase hatte. Die der merkwürdigen Spezies - in diesem Falle die der Menschen - waren noch undeutlich, sie waren für sie und ihre Begleiterin (noch) keine Gefahr. Aber man erzählte sich das die Menschen unberechenbar waren. Sie vertraute ihrer Nase, und die sagte ihr ,dass die Menschen sich keinen Meter mehr rührten und ihnen zum Glück nicht entgegen kamen. Sie ließ sich auf die Hinterlaufe sinken, sah für einen Sekundenbruchteil zu Célaya hinüber. Jemand näherte sich, ein Wolf. Ein Rüde. Auf den ersten Blick konnte sie ihn nicht so schnell erkennen, er besaß so wie sie ein weißes Fell, und der braune Fleck an seinem linken Auge machte ihn jedoch unverkennbar und ebenso einzigartig. Sie rümpfte die Nase, ohne jeden Hintergedanken. Er trat den beiden mit einer gewissen Skepsis gegenüber. In ihren Augen nicht gut und nicht schlecht. Er musste ein Teil des Rudels sein, dem sich die beiden anschließen sollten. Ihre Ohren zuckten leicht nervös. Der Fremde wirkte nicht aggressiv. Seine Wort jedoch signalisierten das er zu allem bereit war und ebenso unberechenbar handeln konnte, wie die Menschen es taten. Sie selbst erwischte sich dabei es leicht amüsant zu finden. Kein Wolf wollte hören dass er wie ein Mensch handelte. Durchaus aber verstand sie das Verhalten des noch Fremden. Sie war nicht unhöflich oder unfreundlich und würde es auch in naher Zukunft nicht sein oder werden. Das einzige was sie jemals von jemanden fordern würde war das man sie akzeptierte, wie sie war. Es würde niemals eine Meinungsverschiedenheit geben, glaubte sie, nein, dafür war ihr Niveau auf einer viel zu hohen Stufe. Sie leckte sich über die Lefzen, ehe sie das Wort an den noch Fremden richtete:

“Wir sind müde und erschöpft.”

Meinte sie knapp und nebenbei noch etwas tonlos. Gewiss waren die beiden nicht in böser Absicht gekommen. Aber ihnen schien man den langen Weg den sie zurück gelegt hatten nicht anzusehen, die Anstrengungen aber sollten nicht umsonst sein. Sie wusste nicht so recht ob sie bekannt geben sollte, das die beiden Wölfinnen gewillt waren sich dem Rudel anzuschließen. Sie selbst hatte nur halbherzig Interesse dafür entwickeln können, Célaya aber wollte es unbedingt, und Sóke selbst sah kein Contra Argument, es nicht zu tun. Ihre Erfahrungen an das letzen Rudel i indem beide Wölfinnen verweilt hatten waren nicht ganz so nett, wie man sagen würde, wenn man nicht darüber sprechen wollte. Ihre Kälte hatte sie behalten, aber sie selbst hatte für den Sekundenbruchteil geglaubt ein neues Rudel gäbe ihr das wieder was sie einmal hatte. Nicht etwa eine Familie, nein, diese hatte sie, sie stand nicht zu ihr, und sie lebte in einem anderem Rudel. Es war nicht angenehm in jedem guten Gedanken einen Haken zu sehen, oder alles schlecht zu reden, oder zu glauben, dass im Grunde sowieso alles anders und somit scheiße war - was aber natürlich nicht der Fall war- , was nicht ganz ihren Vorstellungen entsprach. Erneut rümpfte sie die Nase. Nein, diesmal sollte es anders sein, dachte sie sich und zwang sich ein Lächeln auf, ehe sie zu Célaya sah. Sie wusste nicht was sie ihr hätte sagen sollen, sie hatte den Rüden sicher auch schon bemerkt und würde ihn sicher umso freundlicher begrüßen als sie es getan hatte. Sie ließ den Blick zu dem Fremden schweifen, das Lächeln blieb. Man merkte aber das es nur die Fassade einer Lüge war, gewiss doch. Sie wollte keinen schlechten Eindruck machen, ihre Worte hatten den Anschein geweckt das sie Unterschlupf und Nahrung erwartete.

“Verzeiht. Wir sind natürlich in friedlicher Absicht gekommen und haben einen weiten Weg hinter uns.”


[ In Sichtweite der Höhle I bei Célaya und Mayoki ]



C É L A Y A


Célaya musste nicht lange warten, bis ein fremder Wolf sie erblickte. Er hatte am Eingang einer Höhle gelegen, so, dass die Fähe ihn unerklärlicher Weise nicht gesehen hatte. Unerklärlich nur, weil ihr der weiße Wolf, mit dem seltsamen, farbigen Fleck über dem Auge, im Prinzip hätte sehen müssen. Unauffällig war dieser ja nicht unbedingt. So folgte Célayas Blick dem Rüden, als er auf sie und ihre Gefährtin zukam. Schon an seinem Gang, an seiner Art sich zu bewegen, konnte man sehen, dass dieser hier im Rudel wohl nicht gerate von niedrigem Rang war. So ließ sie ihn sehen, dass sie keine bösen Absichten hatte. Sie senkte die Rute, wedelte leicht und deutete eine unterwürfige Haltung an, indem sie den Kopf senkte und die Ohren anlegte.
Als der Fremde näher trat und das Wort erhob, legte sie die Ohren noch weiter an. Es schien, als sei er ganz und gar nicht begeistert, dass die Fähen hier waren. Dennoch glaubte sie, er würde ihnen nichts tun. Immerhin hatte er sie bisher noch nicht zerfetzt und da Célaya wusste, dass der Grund ihres Besuches gerechtfertigt war, bezweifelte sie, dass sie einen Fehltritt eingehen würde.

Das Sóke, die doch sonst nicht sonderlich umgänglich mit Fremden war, zuerst etwas erwiderte, verwunderte die Braune. Besorgt verurteilte sie sich dafür, dass sie ihre Freundin nicht gebeten hatte ihr das erste Wort zu lassen, denn als sie sagte, sie seien müde und erschöpft, hörte sich das eher nach einer unverschämten Aufforderung, anstatt nach einer Bitte an.
Sie nahm es der Weißen trotzdem nicht übel, warf ihr jedoch einen flehenden Blick zu, als Sóke kurz mit einem sichtbar künstlichen Lächeln auf den Leftzen zu ihr hinüber sah.
Mit einem Seufzen, angesichts der Worte, die Sóke noch hinzugefügt hatte, mischte sich auch Célaya in das Gespräch mit ein.

» Verzeiht, Wolf, wenn wir so ungestüm in euer Revier eindrangen und euch dies nicht gelegen kommen sollte. Mein Name ist Célaya und meine Begleiterin nennt sich Sóke. Wir kommen aus dem Rudel der Tark'Amzul, das wir verlassen haben. Knapp ein halbes Jahr sind wir nun durch die Lande gezogen, auf der Suche nach einem neuen Rudel, dem wir uns anschließen können. Mit Glück konnten wir sagen, dass wir den Geruch eures Rudels gewittert haben und diesem gefolgt sind. Wäre dem nicht so gewesen, hätten wir den grausamen Schneesturm wohl kaum überlebt. «

Sie machte eine kurze Pause, um dem fremden Wolf die Gelegenheit zu verschaffen, ihre Worte zu verarbeiten. Sie hatte ohnehin langsam gesprochen, und ruhig, doch sie wollte ihren Worten durch die kurze Stille einen gewissen Nachdruck verleihen.

» Gedankt sei euch, Wolf, dass ihr uns nicht zerfleischt habt, als wir euer Rudel betraten. Dies war äußerst freundlich, hätten wir doch genauso gut Störenfriede sein können, die euch böses wollten. «

Die Braune war sich ziemlich sicher, dass das gesagte keineswegs von Belang war, doch sie dankte lieber etwas zu viel, anstatt ein Risiko einzugehen und unnötiges Blutvergießen zu kassieren.

» Doch sagt mir, welches Rudel lebt hier? Ihr seid eurer Reaktion zur Folge als Alphawolf zu erkennen. Könntet ihr uns beide, Sóke und mich, in euer Rudel aufnehmen? «

Célaya ahnte nicht, dass sie mit ihrer Vermutung, dass der Wolf, der ihnen gegenüber stand das Alphamännchen war, nicht recht behalten sollte. Sie wagte nicht mal ihre eigene Vermutung anzuzweifeln, so überzeugt sie doch von dieser war.
Erwartungsvoll heftete sie ihren Blick, der immer noch Unterwerfung ausdrückte, an Mayoki.


[ bei Mayoki und Sóke | in der Nähe der Höhle ]



P E R C E . O . H A R A



Nicht sichtlich aggressiv, aber dennoch gereizt zog Songan die dunkle Nase kraus und entblößte leicht seine Fänge vor der übermütigen Hündin. Diese störte sich erneut nicht daran, kläffte wieder auf und scharrte mit den Pfoten auf dem kalten Grund herum. Tremble, der hinter ihr verweilte, brummte auf und streckte sich, um an ihr zu Schnuppern. Bosh quittierte das, indem er bellte und ebenfalls Kund tat, dass er auch noch anwesend war.
Yas war aus dem Häuschen. Songan knurrte auf, warf sich nach Vorne und kläffte erneut.
Gin war zu ungestüm, zu jung, zu unerfahren. Ihr Betragen brachte das ganze Gleichgewicht der Gruppe ins Wanken.

Als Perce die Hunde bekommen hatte, waren sie zunächst an für sich nicht aufeinander abgestimmt. Er und die Tiere. Das dauerte, da er auch noch nicht allzu lange ein Musher war, erst seit wenigen Jahren und dementsprechend wenig Erfahrung besaß. Vor eineinhalb Jahren war er zu diesem Gespann gekommen, welches sich um die ungehaltene Hündin erweitert hatte. Und die eigentlich ruhige Weiße, die sich allerdings leicht anstrecken ließ.
Sie waren oft ziemlich anstrengend, und Perce, der zwar mit Hunden im Haus aufgewachsen war, merkte, wie sehr sich die Schlittenhunde von den normalen domestizierten doch unterschieden.

Sie waren kraftvoller. Fordernder. Unbändiger.

Perce drehte sich kurz um und rief Songan’s Namen. Der Kopf des Leithundes schnellte um und die verschiedenen Augen blitzten seinen Herren aufmerksam an. Er war ein guter Rüde.
Der junge Mann ging kurz zurück und zog Gin von Yas herunter. Sie quietschte grell auf und schnappte um sich. Perce nahm kurz darauf nicht feste, aber bestimmt ihre Schnauze mit einem Muttergriff und merkte, wie sie unter ihm nachgab. Sie sollte sich nicht allzu sehr aufspielen.
Er hielt sie noch einen Moment, drehte sich dann aber schon wieder mit dem Kopf zu Matthew.

» Ja, sie müssten total ausgelaugt sein. «

Mit einem Blick auf seine aufgewühlte Meute lachte er los und schüttelte das Haupt.

» Nein, entschuldige, die sind noch fit. «

Da Gin still war, kraulte er ihr über die Nase. Sie drückte sich an sein Bein, fiepte. Songan forderte ebenfalls seine Streicheleinheit.

» Wäre wohl trotzdem ratsam, nach den Pfoten zu sehen, sie sind heute schon ziemlich viel gelaufen. «

Besorgt wandte er sich zu Tremble um, der ihn unschuldig anblickte und dann aufgeregt zu hecheln begann.
Da Matthew begann seine Hunde abzuschnallen, machte er seine ebenfalls von der Zugleine los, und befestigte sie an einem der Bäume, mit einem zweiten, sehr stabilen Seil.
Songan wuselte sofort, soweit es ihm die Leine erlaubte, an den Baum und schnupperte die Umgebung ab. Gin linste zu Matthews Gespann hinüber.
Dann, als ob sie sich selber dafür preisen wollten, begannen Perce’ Hunde sich gegenseitig am Kinn zu lecken, aneinander vorbei zu streifen und ihre Verbundenheit Kund zu tun.

Sie waren chaotisch. Nicht immer harmonisch. Aber eine Familie.

» Ich frage mich, was in dem Gebiet alles auf uns lauert. «

Perce ließ sich neben dem großen Malamute nieder und griff sanft nacheinander nach dessen Läufen, um die Ballen zu kontrollieren. Nachher würde er aus seiner Tasche noch Fett nehmen und sie ein wenig einschmieren. Bei dem linken Hinterbein zuckte Tremble zusammen, zog es weg und machte eine rüde Gestik Perce gegenüber. Irgendwas schien zwischen seinen Zehen zu haften.

» Matthew, Tremble hat ein Problem – kannst du mir vielleicht gleich helfen? «

Er wusste ja, dass sich der andere Ire erst mal um die eigenen Tiere kümmern musste. Aber Perce war wirklich froh, dass er den erfahrenen Schlittenfahrer dabeihatte. Er wäre sonst wahrscheinlich mit den Problemen mit seinen Hunden überfordert gewesen.


[Mit Matthew und Hunden bei einer Gruppe Bäume | an einem Baum und kontrolliert Trembles Pfoten]



H U E S C A


Langsam schlich der schwarze massige Schatten näher, kreiste wie ein Adler über sie. Menschen waren gekommen. Menschen mit Hunden. Hunde die den Wölfen ähnlich waren. Doch sie waren keine Wölfe. Wölfe, Hunde, Menschen. Welches Band sie zusammen knüpften, welches Herz in ihrer Brust schlug. Sie alle waren nicht mehr weit voneinander entfernt , verbündet. Die kalten Augen der Wölfin verengten sich zu Schlitzen. Die Nüstern weiteten sich. Sie roch die Hunde, der Duft der Menschen war schwach, im Hintergrund geblieben. In einer alten Erzählung ihres Rudels gab es jenes Band welches sie fast sehen konnte. Der Mensch entsprang dem Wolfe, die Hunde waren von dieser Tatsache keineswegs ausgeschlossen. Der Wolf war Ursprung. Egal ob es nun eine Sage war oder die Wahrheit. Sie würde den Hunden einen Besuch abstatten. Große unbeschreibliche Neugierde packte die Wölfin und mit schnellen aber lautlosen Schritten näherte sie sich dem Gespann, die Haare am Rücken zu einer Bürste aufgerichtet, die Rute erhoben. So würde sie aus dem Nichts erscheinen und Chaos anrichten, denn die Hunde würden im ersten Moment einen Feind in ihr sehen. Einen großen, schwarzen Feind. Sie konnten ja nicht wissen das sie ihnen kein Härchen krümmen würde. Wozu auch?

Doch was war das! Ein grauer Nebel zog sich über das Land. Nebelkrähe. Die Schwarze stoppte und starrte den grauen Wolf an. Fremdling oder Rudelmitglied? Er schien gebannt auf die Menschen zu starren, hatte sie wohl nie zuvor gesehen. War abgelenkt, würde die Schwarze vergessen. Im Lauf schwank sie nach rechts auf den Rüden zu der so leichtsinnig war ihren Weg zu kreuzen. Sie verlangsamte ihren Lauf nicht, hatte ihr Ziel im Blick. Nur nebenbei erzählte der Wind vom jungen Rüden. Er weckte gelangweilte Sympathie in ihr. Eine Krähe rief in den eisigen Wind und ließ ihren Ruf sich in den Bergen brechen. Ihr Trab wurde ein kraftvolles Zusammenspiel von Muskeln als sie über den Schnee wetzte, die Ohren nach vorn gerichtet, weiter weiter auf den Grauen zu der nur noch ein paar Sprünge von ihr entfernt war. Kurz vor ihm wich sie aus, stoppte und stemmte ihre Vorderläufe in den Schnee um ihn wie eine Welle von sich zu schleudern und den Grauen zu blenden. Dann stand sie da, reglos und blickte ihn an. Krähensohn. Doch mehr wusste sie nicht. Mochte er vom Rudel sein? Das Rudel welches sie verachtete und doch achten wollte? Er war ein Wolf des Rudels,was hatte er hier zu suchen?

"Schwarmwolf",

krächzte sie und schüttelte sich als sei sie angewidert angesichts der Tatsache das er ein soziales Leben führte und es dennoch wagte sich vom Rudel zu entfernen.

"Vermisst die Graue ihren Schützling nicht, he?"

Eher eine Antwort als eine Frage. Die Schwarze wusste das er wusste was sie wusste. Oder so. Kurz blickte sie nach hinten, ließ ihn aus den Augen um die Menschen zu sehen. Er war ihnen also gefolgt. Er war neugierig wie sie neugierig war. Die Menschen mussten sie jetzt sehen können oder nicht? Wie nahe waren sie an ihnen dran? Nahe genug. Se gab eine Art Seufzen von sich ehe sie den grauen Wolf wieder anblickte. Nicht abgeneigt sondern interessiert. Er schien um vieles jünger zu sein als sie wa war. Vielleicht zwei Jahre oder mehr. Sie gab keinerlei Anzeichen Preis die verrieten das sie gut gelaunt war oder nicht. Gleichgültig, kalte Hülle, verschlossen.

"Menschen",

flüsterte sie und beantwortete vielleicht das was der Graue sie eventuell gefragt hätte. Wenn er es nicht schon wusste. Sah er sie denn tatsächlich zum ersten Mal? Vielleicht. Die Schwarze schüttelte sich abermals.

"Traust du dich näher an sie heran? Möchtest du erfahren wer sie sind? Sie sind nicht gefährlich, zumindest diese nicht, denn sie sind nicht wegen unserem Fell hier, sondern weren etwas was wir nicht verstehen werden. Sie ernten Steine aus Wasserläufen...und wer begleitet sie? Die Nachkommen von uns. Sie hin. Dort sind wir selbst zu sehen, angeleint und als Sklaven der Menschen. Sie ganz genau hin denn wie viel von dir selbst magst du in ihnen sehen? Wie nah magst du dich ihnen fühlen? Ich selbst sehe mich dort, ich selbst kann mit ihnen laufen wenn ich will auch wenn mein wildes Herz es zu verbieten gedacht."

Sie stellte sich an seine Seite auf gleicher Ebene, gleichwertig und starrte die Menschen und die Hunde an. Es war ein Mysterium. Die Wölfin kannte den Mensch und sie kannte die Hunde. Nicht alle waren böse, nicht alle gut. Die Natur wird richten, wird entscheiden wer überlebt...
und wer nicht.
Huesca machte einen Schritt voraus.
Sie wollte nur ein klein wenig näher heran.
Sie wollte wissen.

Sich selbst sehen.


[bei Bjartr // 200 Meter von den Menschen entfernt]



K E N Á O


Rot war der Pelz des Wolfes. Konnte man ihn also im weißen Schnee tatsächlich übersehen? Eigentlich nicht, sollte man zumindest denken. Doch es war geschehen. Kenáo, der sich dicht bei der Höhle aufgehalten hatte, war ausgerechnet von Mayoki übersehen worden. Auf irgendeine Weiße belustigte es ihn, doch nur solange bis er die 2 Fremden bemerkte. Als Beta war es wohl die Aufgabe des Weißen die beiden zu begrüßen und bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Rote auch nichts dagegen auszusetzen. Denn selbst die forsche Art übte Gefallen aus. Jedoch als die braune Fähe den Freund als Alpha bezeichnete, war für ihn jetzt der Moment gekommen um sich an das Gespräch zu beteiligen.

Zu Stolz war er einfach um das so stehen zu lassen – auch wenn Mayoki das sicherlich klar gestellt hatte. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er sich erhoben, bei dieser hastigen Bewegung hatte er Schnee aufgewirbelt, die seine Gestalt kurz verbarg. Schnelle Schritte und er hatte die 3er Gruppe erreicht. Sein Blick richtete sich zunächst auf den bekannten Weißen, den er ein anerkennendes Nicken schenkte, jedoch kein Wort.

Die Rute aufrecht haltend wanderte sein Blick zu den beiden fremden Fähen. Nichts böses, aber auch nichts freundliches war in seinen Augen zu erkennen. Er würde erst einmal neutral bleiben, bis er sich eine Meinung gebildet hatte und danach würde er sein Urteil fällen. Zur Braunen gewandt mischte er sich ins das Gespräch ein:

„Irrtum. Der Alphawolf bin ich – Kenáo.“

Man hätte erwarten können, dass seine Stimme beben würde, denn ohne es zu wissen, hatte die Fremde schließlich den Stolz des Roten gekränkt, jedoch wusste dieser es zu verbergen und somit blieb er auch beim sprechen neutral. Einzig seine dominante Haltung setzte sich über das Neutrale hinweg. Mit einem Blick zu Mayoki wollte er sich vergewissern, dass dieser nun auch seine Anwesenheit anerkannte und sich dementsprechend verhielt. Denn trotz des Vertrauens dass der Weiße genoss waren die beide nicht gleichgestellt. Etwas worauf Kenáo in solchen Momenten wert legte – ganz anders als seine Schwester vermutlich.

„Ihr könnt zunächst hier verweilen und am Rudelleben teilhaben. Ob ihr für immer bleiben dürft, wird die Zeit zeigen.“

Bei diesen Worten waren wieder die 2 Fähen in seinem Blickfeld geraten und genossen seine vollkommene Aufmerksamkeit. Es war einfach ein natürliches Misstrauen, was ihn dazu veranlasste die Weiße und Braune nicht mit offenen Armen zu empfangen. Seine Entscheidung mussten sie akzeptieren oder halt wieder verschwinden.


[ bei Mayoki,Célaya und Sóke | in der Nähe der Höhle ]



M A T T H E W . A L L E Y


Für einen Augenblick hielt Matt in seiner Tätigkeit inne. Er schaute zu Perce und seiner aufgeregten Truppe. Er erinnerte sich lächelnd an seine Anfangszeit als Musher zurück. Wie gerne hatte er seine Hunde manchmal verflucht, weil sie nicht das machten, was er wollte. Keiner von den heutigen 9 war damals dabei gewesen. Seine damalige Meute hatte schon das Zeitliche gesegnet. Er war Anfang zwanzig gewesen, jung und euphorisch. Genau wie die Hunde. Er seufzte, strich Maddox über den Kopf und machte sich daran, einen Haken in den Gefrorenen Boden zu schlagen. Dann noch einen. Zwischen den beiden Haken verlief eine Kette, an der die Hunde festgemacht werden konnten. So würden sie sich beim Fressen nicht gegenseitig das Fell von den Rippen beißen. Denn beim Fressen war jeder ein Feind, das hatte er schon gelernt.
Eigentlich ließ er sie immer am Schlitten, doch da Maddox so unruhig war, entschied sich Matt dafür sie doch vom Schlitten los zu machen. Die temperamentvollen Tiere ließen sich zu leicht anstecken von der Nervosität ihres Leithundes.

Matt lachte ebenfalls laut auf, als Perce sich korrigierte und seine Meute doch nicht als ausgelaugt bezeichnete. Nein, müde sahen sie nicht aus. Doch es würde nur ein paar Minuten dauern, bis sich alle beruhigt hatten und sich niederlegen würden. Schlittenhunde erkannten meist nicht, wann sie an ihrer Grenze waren. Die Einsicht über eine Pause folgte fast immer erst wenige Minuten später.

“Nein, von erledigt kann man wirklich noch nicht sprechen. Dazu sind sie noch ein bisschen zu.... flummihaft.

Das tiefe, authentische Lachen drang noch einmal durch das Gebell und Gejaule der Hunde, ehe der Ire sich wieder seiner Truppe zuwandte und mit den Vorbereitungen für die Nacht weitermachte.

“Die Pfoten sollten wir unbedingt kontrollieren, da hast du recht. Schnee ist nicht so schlimm, das beißen sie sich selbst raus, doch alles andere, was nicht dahin gehört muss weg.

Shota und Cuddy lagen bereits im Schnee und bissen sich die festgetretenen Schneeklumpen aus den Zwischenräumen der Pfoten. Vorbildlich.
Matt zog sich die dicken Fäustlinge von den Händen und machte ein Hund nach dem anderen von der Führungsleine los. Jeder hatte seinen Platz an der Kette und dahin liefen die Hunde, einer nach dem anderen. Die Mädels Tonks und Nasha lagen ganz links, dann Cuddy, Joker, Shota, Nandoo, Chester und Nevin. Ganz rechts hatte Maddox seinen Platz. Auch wenn ihn irgendetwas in der Umgebung aufregte, so trottete er doch brav zu seinem Platz. Ein guter Hund. Er klipste sie alle am Halsband fest und fing an die Pfoten zu kontrollieren. Sie sahen alle relativ gut aus. Außer, dass sie zu trocken waren, doch dagegen konnte Fett helfen. Mittlerweile waren die anderen Shotas und Cuddys guten Beispiel gefolgt und bissen sich auch den Schnee frei. Nur Maddox nicht.

“Hey mein Junge, komm mal runter. Ist doch alles in Ordnung.“

flüsterte er dem Rüden zu. Dann lauter und zu Perce gewandt:

“Ja, das bin ich auch. Vielleicht finden wir ja den Yeti“

Matt lachte wieder. Die Hunde ließen das Fettgeschmiere über sich ergehen und beschwerten sich nicht. Sie kannten die Prozedur. Jeder bekam ein kleines Leckerlie, das eigentliche Futter würden sie erst gleich bekommen. Erst mussten sie ein wenig ausruhen. Dann rief Perce. Einer seiner Hunde schien ein Problem zu haben.

“Ich komme sofort, Perce, Sekunde!“

Er beendete seine Runde erst noch und ging dann erstmal zu dem jüngeren Iren rüber. Der Rüde schien etwas an der Pfote zu haben, doch wirklich ran ließ er Matt auch nicht. Er zog ihm vorsichtig die Beine weg, so dass er gezwungen war auf der Seite zu liegen. So kam er leichter dran und Perce konnte den Kopf des Hundes fixieren.

“Halt mal den Kopf gut am Boden, dass der Kerl mich gucken lässt.“

Nun ging es besser. Matt befreite die Pfote erst von Schnee, dann konnte er den Übeltäter sehen: Ein kleines Stück Holz, dass sich in den Ballen gebohrt hatte. Es steckte relativ tief. Mit den Zähnen zog er es aus der Wunde. Von Werkzeug für solche Dinge, hielt Matt nicht viel. Mit den Zähnen ging sowas einfach am leichtesten und schnellsten. Tremble jaulte kurz auf.

“Schon geschafft, mein Junge. Tapferes Kerlchen!“

er streichelte ihm über die Seite und bedeutete Perce ihn noch einen Moment zu halten. Aus seiner Jackentasche zauberte er ein kleines Dösschen. Es war eine selbst angerührte Creme, die desinfizierend und heilungsfördernd wirkte.

“Allzu schlimm ist es nicht, nur an einer fiesen Stelle, ich würde ihm einen Schuh anziehen, damit nichts reinkommt und die salbe etwas einwirken kann. Hast du einen, oder soll ich dir einen geben?“




B J A R T R


Faszinierend. Sowas hatte er in der Tat noch nie gesehen. Zweipfoter, die sich Vierpfoter zu Sklaven gemacht hatten.. Vierpfoter, die ihm selbst nicht unähnlich waren. Seltsam. Von Größe, Farbe, Sprache und Verhalten waren sie ihm völlig fremd, doch die Form, diese Augen und ein Funken Wildheit erinnerten ihn schwer an ihn und seine Artgenossen. Und was waren das für seltsame Gefährte, aus Holz geschaffen und an die kleinen Wölfe gebunden. Wo sie wohl herkamen? Ob sie der Sturm gebracht hatte und die Wesen den weißen Weiten entsprangen? Vielleicht konnte er sie selbst fragen, gefährlich schienen sie ihm nicht. Dennoch warnte ihn sein Instinkt, der dumpf in seinem Herzen pochte und den Grauen daran hinderte, unbedacht los zu springen. Stattdessen verharrte er in seiner geduckten Lauerstellung und spielte den unsichtbaren Spion. Doch unsichtbar war er nicht, denn er wurde entdeckt von dem schwarzen Rabenwolf, den er gänzlich vergessen hatte. >> Bjartr, du Thor, deine Unachtsamkeit wird dich noch irgendwann ins Verderben stürzen.. << Die Krähe hörte die Fähe heran eilen, blickte jedoch nicht in ihre Richtung. Er konnte sein Schicksal dadurch schließlich auch nicht abwenden und so wartete er stumm und still ab. Erst als Bjartr von einer Schneewehe überdeckt wurde, hob er den Kopf und blinzelte der Schwarzen entgegen. Er kannte sie nicht, doch ihr Geruch schien irgendwie zum Revier zu gehören, fremd war er jedenfalls nicht. Er neigte leicht den grauen Kopf zur Seite, machte jedoch keine Anstalten, sich zu erheben. Er wollte nicht den Anschein von Unsicherheit erwecken und möglichst unbeteiligt tun. Ganz zufällig war er hier gelandet, nichts Besonderes waren die Fremden in seinen Augen, genau. Nachdenklich schüttelte er den Kopf auf der Schwarzen Frage hin.

“Ein Wolf bin ich wohl, aber im Schwarm fliege ich nicht. Die Graue hat wohl eher alle Pfoten voll zu tun, Interesse am Schicksal der Verblieben zu zeigen. Um mich wird sie sich nicht sorgen müssen.“

Ihm war es in der Tat ziemlich egal, ob man sich nun Gedanken über ihn machte oder nicht, denn er hatte den größten Teil seines kurzen Lebens allein verbracht und gab wenig auf die Gesellschaft der Anderen. Gut, das sprach nun die mutige Seite des Rüden, sein Innerstes sehnte sich nach Geselligkeit und Schutz in der Gemeinschaft, doch dieses Innerste war schon seit einer Weile verstummt. Dennoch konnte er die Missachtung der Schwarzen nicht verstehen. Was hatte sie gegen das Rudel? Woher kam dieser Stolz, der sie den anderen Wölfen entriss? Bjartr wurde neugierig, ihn interessierte die Fähe, denn sie schien nicht so einfach gestrickt, wie der Großteil seiner Artgenossen. Ein Mysterium, dass ihn so sehr faszinierte, dass er glatt sein ursprüngliches Ziel vergaß. Es war nun mal so, dass er sich nur auf ein Augenmerk konzentrieren konnte, typisch Mann eben. So wandte er verwundert den Kopf, als sie das seltsam klingende Wort „Menschen“ verlauten ließ. Was meinte sie? Nur wenige Augenblicke später erklärte sie sich selbst. Mit gespitztem Ohren lauschte er ihren Worten und war erstaunt, wie sehr sie ihm aus der Seele sprach. Ja, er wollte näher heran, er wollte sie kennenlernen und auch er hatte erkannt, dass die kleinen Wölfe ihnen ähnlich waren und schon längst nach Gemeinsamkeiten gesucht. Die Geschichte dazu ließ ihn eher kalt, was sie hier suchten, verstand er in der Tat nicht, zudem hatte er sich für sich insgeheim ohnehin schon als höhere Wesen eingestuft, die vom Sturm geschickt hier unbekannte Aufgaben zu erfüllen hatten. Neugierig beobachtete der Krähensohn das Treiben bei der Baumgruppe, während der Rabenwolf sprach und langsam fügte sich das Gesagte zu einem komplexen Bild zusammen.

“Ich will sie sehen..“

Murmelte er leise als vorerst einzige Antwort und erhob sich langsam auf seine starren Läufe, ohne den Blick von den 'Menschen' zu lösen. Die Schwarze hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und auch Bjartr folgte ihr auf leisen Pfoten. Als er wieder auf gleicher Höhe mit ihr war, fiel ihm nun doch noch eine Frage ein, die er an die scheinbar alwissende Fähe richten musste.

“Wie heißen die Begleiter der.. Menschen? Die kleinen Wölfe, die ihre Stimme nicht im Zaum halten können..“

Das Wort 'Menschen' kam ihm nur schwer über die Lefzen, wie einem Kleinkind, das mühsam versuchte, ein neues Wort zu erlernen. Der Graue warf der Schwarzen einen erwartungsvollen Seitenblick zu und spürte eine Kribbeln in den Pfoten. Es war nicht die Kälte, die ihn berührte, sondern die Aufregung, gleich etwas gänzlich Neues kennen zu lernen. Etwas Reales, eine Erfahrung, die er teilen konnte, und plötzlich war er froh, auf die Fähe getroffen zu sein, um sich dieser Herausforderung nicht ganz alleine stellen zu müssen.

[bei Huesca || nähert sich den Menschen]




I K E R U


Ikeru merkte keine Lüge.
Niemals vermochte er es, eine solche zu enttarnen. Erstrecht nicht, wenn ein Wolf lügt, den Ikeru für gut hielt. Es war nie sicher, dass ein Wolf, der gut war schlecht wurde, nur weil er lügt. Keineswegs. Dennoch verabscheute der Weiße die Lüge. Genauso sehr wie den Hass und den Tod. Lügen brachten Missverständnisse. Missverständnisse brachten Streit, Streit brachte Leid, Leid brachte Kummer, Kummer brachte Hoffnungslosigkeit, Hoffnungslosigkeit brachte Gewalt. Gewalt brachte Krieg. Und der Krieg, der führte bis zum Tod.
Ikeru mochte keine Lügen.

Nouri. Ikeru mochte sie. Er konnte sich denken, dass es schwer war ein Alphawolf zu sein. Schon als Betarüde übertrieb er meist mit seiner Bürde, seiner Verantwortung und seinen Fehlern, um die er sich immer so besorgte. Aber Nouri konnte es. Nouri machte den Anschein, als würde sie alles schaffen. Ikeru hatte gewaltigen Respekt vor ihr, gerade in der letzten Zeit, in der düstere Schatten zum anfassen nah waren und die Kälte einem durch Mark und Bein kroch.
Nouri war wundervoll.
Als sie fragte, ob er Hunger habe, musste er ernsthaft nachdenken. Den ganzen Tag war er herumgestreunt, hatte kleine Tiere gejagt und sich durch den Schnee gekämpft. Er war erschöpft. Das auf jeden Fall, aber er glaubte, dass er keinen Hunger hatte.
Seyíra hatte bereits geäußert, dass sie keinen Hunger hatte, also pflichtete Ikeru dem bei.

» Nein. Ich habe keinen Hunger. Das einzige, was ich nun wünsche, ist zur Höhle zu gehen. Ich fühle mich ausgelaugt, würde mich gern schlafen legen. Ich hoffe das bereitet keine Probleme. Ich denke, dass meine Hilfe nicht weiter benötigt wird? «

Keineswegs wollte der weiße Rüde bestreiten, dass er keine Lust mehr hatte noch für irgendwen irgendetwas zu tun, doch es war seine Pflicht der Alphafähe zu helfen, wenn sie dies wünschte. Er würde dann nicht meckern, sondern es mit stolz hinnehmen. Dennoch fand er einige Worte, um seine Rast an der Höhle schönzureden.

» Wenn ich an der Höhle bin, kann ich ja acht geben, auf diejenigen, die noch dort sind. Falls dort etwas passiert. «




M A Y O K I


Ob er Alpha war? Nein. Hatte er sich vielleicht zu sehr als solcher verhalten? Nicht unbedingt. Jedenfalls nicht bewusst. Maýoki wollte dieses Missverständnis gerade aufklären, als ein roter Wolf ihm die Worte nahm. Wo kam Kenáo denn nun her? Ein roter Wolf in weißem Schnee war nun wirklich nicht schwer zu erkennen. Wo hatte er nur seine Augen gehabt?
Er schien nicht böse zu sein und wenn er es war, so würde er es Maýoki erst später wissen lassen. Schnell trat er hinter Kenáo, überließ ihm das Feld. Seine Aufgabe war hiermit erledigt. Er sackte etwas in sich zusammen, die Brust schwoll ab, die Rute klemmte er etwas ein. Doch trotzdem behielt er die beiden Fähen noch genau im Blick. Auch wenn Kenáo jetzt hier war, gefährlich konnten sie immer noch sein.

Besonders die Weiße gefiel ihm nicht sonderlich. Sie war etwas forsch. Vielleicht etwas zu fordernd. Kenáo ließ sie ein. Maýoki hätte nichts anderes von dem Roten erwartet. Er war zwar nicht so offenherzig wie Nouri, aber dennoch hatte er ein gutes Herz. Würde keinen Hilfesuchenden stehen lassen.
Der weiße Rüde zog sich etwas zurück. Er machte sich Vorwürfe, war sauer auf sich selbst. Er war zu stolz aufgetreten, zu erhaben. Er hatte nicht das Recht als Alphawolf aufzutreten. Es war zwar nicht seine Absicht gewesen, aber wenn er so rüberkam, hatte er irgendetwas falsch gemacht.

Von nun an hielt er sich im Hintergrund. Kenáo hatte die Führung dieser Situation übernommen, so wie es seine Aufgabe war. Maýoki hatte hier prinzipiell nichts mehr zutun, wollte seinen Freund und Alpha aber auch nicht alleine lassen. Auch wenn sie nicht sonderlich gefährlich wirkten, so waren es immerhin Fremde. Es gab zu viel schlechtes da draußen. Zu viel Boshaftigkeit, als dass der Weiße den Fähen vertrauen könnte. Zu viel hatte er schon gesehen. Leid. Blut. Rachsucht.


[bei Célaya, Sóke & Kenáo | In der Nähe der Höhle]

[ooc: sry, ziemlich kurz, aber mir fällt zu der Situation nicht mehr ein.]



S Ó K E


Nach dem flehenden Blicken ihrer Freundin hatte sie es dabei belassen einfach nichts zusagen, sie schien ohnehin schroff zu wirken, erwartete vielleicht zuviel, obwohl dem gar nicht der Fall gewesen war. Ihre Wortwahl war nur ungünstig gewesen. Sie überlegte nochmals kurz und kam schließlich zum Punkt, dass sie’s eindeutig gewesen war. Sie seufzte leise. Sie hatte den roten Wolf wohlmöglich schon vor den anderen entdeckt. Sie hatte es aber im stillen gehalten. Nun was hätte sie schon sagen sollen?

Ihre Blicke schweiften schließlich nur unbeschäftigt in der Gegend herum, sie blieb wachsam, während ihre Freundin bereits alles ‘klar machte’, regelte, wie auch immer. Sókes Gedanken waren für einen Bruchteil ganz woanders gewesen, die Antwort des weißen Wolfes hatte sie nicht vollkommen aufnehmen können. Aber es gab keine Gefahr, es musste okay sein, dass sie verweilten. Sah Sóke gefährlich aus? Sie sah nicht anders als die anderen, das perlweiße Fell machte sie optisch nicht auffälliger und des Weiteren…. Nun denn, sie würden ihre Gründe haben, ein fremder Wolf in einem Rudel? Sie musste erneut nachdenken, kam zum Entschluss das das tückisch war. Für die Rudelmitglieder, aber für zwei Wölfe gegen ein Rudel durfte es schwer werden. Aber von ihnen ging…. Nun wirklich keine Gefahr aus. Der rote Wolf war angetreten. Ihr Blick fiel sofort auf ihn. Seine Worte waren deutlich gewesen. Es handelte sich um den Alphawolf. Sie musste es sich einprägen, dachte sie. Kenáo. Sie nickte, einfach so für sich selbst, registrierte dies.

“Ich bin erfreut.”

Meinte sie kurz und bündig. Sie wollte sich aufmerksam machen, wenn auch nur für kurz. Ihre Freundin hatte schließlich lang genug das Wort an ihn richten dürfen. Sie empfand es auch ein wenig unhöflich sich nicht vorzustellen, oder ihn wenigstens deutlichste aufgenommen zu haben. Sie wirkte abwesend. Nicht jetzt, aber generell war sie es, aber dies durfte man sich nicht entgehen lassen, und dieser erste Eindruck machte soviel aus, dachte Sie, und zwang sich erneut ein Lächeln auf, dessen Lügen man durchschauen würde, der Alpha tat dies sicher.

“Ich heiße Sóke.”

Erneut kurz und bündig. Den weißen Wolf hatte sie längst vergessen. Erst als er sich leicht zurückzog war ihr bewusst das noch jemand anderes hier war. Sie sah kurz zu Mayoki hinüber, dann zu Célaya zurück. Sie sollte sich ihrer Meinung nach. Sie hatte für einen Bruchteil bemerkt das sie dem weißen Wolf nicht geheuer war und sie akzeptierte dies, sie konnte es jetzt wohl nicht ändern, nicht jetzt.

[ Nähe der Höhle // bei Célaya, Kenáo und Mayoki ]
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Frühwinter 1874 Vide
BeitragThema: Re: Frühwinter 1874   Frühwinter 1874 Icon_minitimeSa Nov 20, 2010 9:33 pm

N O U R I


Banale Fragen, wie solche nach dem Nährzustand ihrer Rudelangehörigen, dienten nur dem Überbrücken unangenehmer Stillepausen. Da sie nicht die Gesprächigste war, normalerweise, fiel es nicht immer leicht, sich in ihrer unmittelbaren Nähe aufzuhalten, ohne in ein unbehagliches Drucksen zu verfallen, oder sich zu Langweilen.
Sie war nicht einfach, ganz und gar nicht.
Und sie verlangte auch nicht von Anderen, dass sie sich so sehr ihr selbst anpassten. So blieb ihr nichts anderes übrig, als sich selber dazu zu zwingen, mehr Offenheit zu zeigen, und den anwesenden Wölfen die Möglichkeit zu geben, mit ihr zu agieren und zu kommunizieren. Auch, wenn das über nie normale körperliche Sprache hinaus ging.
War sie bei Kenáo alleine, so wusste sie, dass Worte in den wenigsten Fällen nötig war. Sie verstand sich blind mit ihm, und auch bei den anderen ihr schon sehr bekannten Wölfen war ihr klar, dass sie nicht sehr auf verbale Kommunikation angewiesen war.
Sie fragte sich, wie sich das noch mit den bisher relativ unbekannten Neuen sein würde.

Mit einem freundlichen, klaren Ausdruck in den dunkelbraunen, ruhigen Augen, blickte sie mit den vor gedrehten Ohren zu der Buntwölfin, die ihr recht sympathisch erschien.
Sie folgte deren Blick und registrierte, dass der Dunkelgraue sich davongestohlen hatte. Kritisch schaute sie ihm nach. Es passte ihr nicht, dass er sich so unfreundlich verhielt, ohne Gruß, ohne eine gerichtete Gestik an sie sich zu verziehen. Respektlos.

Die Graue war keine Diktatorin, die allzu viel verlangte. Dennoch war es in ihrem Sinne, dass man ihr auch ihre Anerkennung zollte, auch, wenn es nur gering war. Sie hatte es schon erlebt, dass sich andere Wölfe auflehnten, gegen ein Alphatier. Und das wollte sie im Keim ersticken.

Obwohl sie wusste, dass sie ihren Status verlieren würde, nähme sich Kenáo eine Gefährtin an die Seite, die dem Rudel Welpen schenken konnte. Denn dann wäre sie das Alphatier. Irgendwo missfiel ihr der Gedanke. Nicht, dass sie einen Rang hinab sank. Damit käme sie zurecht. Aber die Tatsache, dass sie jemand von ihrem Bruder distanzieren könnte, dass war ihr ganz und gar nicht angenehm.
Sie zog es vor, sich über ihre Eifersucht keine weiteren Gedanken zu machen, bis es nicht so weit war, und nahm sich vor, dem Grauen durchaus klarzumachen, dass mit ihr kein gut Kirschen essen war, ohne es ihm direkt zu sagen.

Sie blinzelte zu der Buntwölfin, dann zu Ikeru.

Dem treuen Betarüden. Sie mochte ihn.

Mit einem plötzlichen, wieder ungewöhnlichem Ausbruch sprang sie los, auf ihn zu, streifte eng an ihm vorbei und rieb vertrauensvoll ihre Gesicht an seinem Kopf und Hals entlang.

» Ja, geh und behüte die Leere. «

,schnappte sie mit ironischem Unterton. Kichernd schubste ihn mit einem Schlenker, als sie an seinen Hinterläufen vorbeikam, ein wenig an, kam auf die bunte Wölfin zu.
Ohne wirkliche kalte Zurückhaltung streckte sie die Schnauze und schnupperte an deren Nase, wedelte mit der Rute und fuhr ihr kurz mit der Zunge über den Kopf über deren rechten Auge. Für die Graue gehörte die Helle schon dazu.
Mit einem leichtfüßigen Gang tänzelte sie an der Hellen vorbei und drehte sich um, die beiden zu betrachten, mit einer seeligen, ausgelassenen Körperhaltung.

» Wirst du ihm folgen, Buntwölfin? «

,fragte sie mit ihrer reinen Stimme und spielte mit den Ohren. Sie wollte Kenáo suchen. Um die Krähenfähe würde sie sich später kümmern.

» Oder ebenfalls dorthin gehen, wo der Blick eben verweilte? Denn das ist dort, wo ich nun mein Glück versuche. «


[Nouriuntypischer Text | in der Nähe der Höhle | Ikeru & Sey | Weg zu Kenáo]



C É L A Y A


Der weiße Rüde war nicht der Alphawolf. Beunruhigend, dass sich Célaya so geirrt hatte. Und nun stand er da, vor ihr, der richtige Alphawolf. Es war ihr unangenehm. Sehr unangenehm. Sie beugte ihren Kopf noch tiefer, so das ihr Pelz fast den Schnee berührte. Es sollte eine entschuldigende Geste werden hatte aber eher etwas von einer vollkommenen Unterwerfung. Sie wusste nichts dazu zu sagen, kniff einfach nur die Rute ein und betete, dass der richtige Alpharüde, Kenáo, es ihr nicht allzu übel nahm.
Es war schon seltsam, dass sie den Roten erst gesehen hatte, als er fast unmittelbar vor ihr stand. Verwunderlich, wenn der Schnee seien Konturen doch umso deutlicher erkennen lies, aber die Fähe hatte sich zu sehr auf den Weißen konzentriert.

Erleichtert atmete sie auf, als der Alpha ihr sagte, sie dürften vorerst bleiben. Das sie nicht sofort aufgenommen werden würden, hatte sie sich schon gedacht, doch nach ihrem Fauxpas hatte sie gedacht, dass sie wohl nun arge Probleme bekommen oder gleich weggejagt würden. Doch welch ein Irrsinn. Es wendete sich doch stets immer alles zum Guten.

» Ich danke euch, Kenáo. «

Das war alles, was sie derzeit herausbrachte. Sie war sich noch etwas zu unsicher, um viel mehr von sich zu geben, doch als sie hörte, dass ihre Stimme fester war, als sie gedacht hatte, wagte sie noch etwas hinzuzufügen.

» Ich – Célaya und Soké hatten eine weite Reise bis hierher. Wir kommen aus südlicheren Tälern und wurden vor einigen Tagen von einem Schneesturm erwischt. Wir dachten zuerst der Sturm hätte nur oben auf den umliegenden Bergen getobt, aber so, wie es auch hier im Tal aussieht, war es ähnlich schlimm. «

Die Fähe wusste nicht, wie viel der Alpharüde mitbekommen hatte, deshalb wiederholte sie einige Teile von dem nochmal, was sie auch dem Weißen gesagt hatte, dessen Namen sie nicht kannte. Immernoch kauerte sie in einer unterlegenen Haltung, doch war sie längst nicht mehr so dicht an den Boden gedrückt, wie in dem Moment ihrer größten Besorgnis. Die Rute war immernoch zwischen den Läufen eingeklemmt und ihr Kopf, sowie die Ohren gesenkt. Nun jedoch, als sie erneut die Stimme hob, schaute sie gen Boden, etwas verlegen.

» Verzeiht, dass ich schon so kurz nach unserer Ankunft etwas verlange, aber ich fürchte die Reise hat uns geschwächt und der Sturm und der Schnee haben uns eine Jagd fast unmöglich gemacht, deshalb wünschten wir uns – ich denke, ich kann hier für Soké mitreden – dass wir etwas zu essen bekämen und ein Platz, an dem wir vielleicht ein wenig ruhen könnten. Natürlich nicht, wenn es euch nicht recht ist, oder ihr nichts für uns übrig habt. «


[ bei Kenáo, Mayoki & Soké | Nahe der Höhle ]



P E R C E . O . H A R A


Conor hatte ihm stets gesagt, dass jedes Lebewesen wichtig war.
Ärgerte sich Perce’ Vater darüber, dass Ratten oder anderes Getiers sich in den Hühnergehegen herumtrieb, kam Conor zur Seite, legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter und lächelte, sodass die Fältchen in seinem Gesicht wie Sonnenstrahlen um die Augen blitzten. „Sie wollen auch nur leben.“, meinte er dann, und versuchte die Tiere mit friedlicheren Mitteln loszuwerden, als großen, sperrigen Fallen, die unbarmherzig die Genicke brechen sollten.
Perce Großvater war ein gütiger Mensch gewesen, und der, bei dem er die meiste Zeit seiner Kindheit verbracht hatte. In der Familie liefen die Kinder schlicht nebenher: sie hatten selbstständig zu sein und untereinander auf sich zu achten, denn die Arbeiterfamilie konnte sich weder ein helfendes Kindermädchen leisten, noch seine Mutter im Geschäft entbehren, damit sie sich um die Zöglinge kümmerte.
Da kam es gerade recht, dass der Älteste dort war, um nach den Kindern zu schauen, sie zu behüten. Doch während sich Perce’ Schwestern, welche älter waren, sich lieber mit anderen Sachen beschäftigten, und sein Bruder zu jung war, um auf Streifzüge zu gehen, war er der Einigste gewesen, der sich am Ende wirklich an den Großvater hängte.
Und mit einem seligen Gesichtsausdruck erinnerte er sich stets an die Tage zurück, an denen sie mit selbst gebastelten Angelruten loszogen, um durch die Natur zu gehen, sie zu beobachten, aus ihr zu Lernen. Eine Welt zu erleben, die er nicht gekannt hatte, bevor sie aus der Stadt hinausgezogen waren.

Conor hatte jede Kreatur respektiert. Er aß zwar durchaus Fleisch, wenn es nicht anders ging, so musste das Ungeziefer doch beseitigt werden – aber das änderte nichts daran, dass er darauf beharrte, dass Perce lernen sollte, dass Tiere nichts aus bösem Willen tun. Dass man sie nicht dafür verurteilen kann, wie man es womöglich mit Menschen tut – und auch bei ihnen sollte man vorsichtig sein. „Wenn ein Hund beißt, hat er seine Gründe, seine Erfahrungen.“, meinte Conor, und brachte Perce so bei, dass er den besagten Bissigen nicht in einen Käfig stecken sollte, nur weil er einmal aggressiv reagiert hätte. Sondern sich im nähern und lernen, ihn verstehen und dazu bringen, seine Scheu zu verlieren.
Das war in den Jahren, in denen Perce glaubte, er könne die ganze Welt zähmen.

Dem war natürlich nicht so, und er hatte es auch nicht mehr vor. Es waren Kinderträume gewesen. Spinnereien.
Trotzdem hatte er das im Kopf behalten, was sein Großvater ihm erzählt hatte. Alles Leben ist wichtig.

Er schaute skeptisch durch die Gegend. Die Hunde waren nervös. Irgendwas stimmte nicht. Wilde Tiere? Möglich, das hier war schließlich die Wildnis. Was erwartete man sonst?
Unschlüssig drehte er sich zu Matthew, der mit den Zähnen Trembles Problem beseitigte. Gute Lösung. Geistesabwesend fing Perce an, den Hund leicht oberhalb der Kruppe zu kraulen: das mochte der Malamute.

» Da ist irgendwas. «

Skepsis. Und das, obwohl er sich bereits viel in der Natur aufgehalten hatte. Er wusste durchaus, dass es hier größere Säugetiere wie Bären oder Wölfe geben konnte, Karibus und anderes Wild. Und ungefährlich war keiner davon, wenn man ihnen zu nahe kam, wenn sie sich bedroht fühlten.
Er vermutete, dass keines von den Wesen, die hier lebten, je wirklich Menschen gesehen hatte. Es war ein unerforschtes Gebiet.
Bei den Streifzügen mit seinem Großvater waren ihm oft Tiere begegnet. Einige davon waren direkt geflüchtet, andere waren sehr neugierig gewesen.
Er fragte sich, ob solche auch nun irgendwo auf Lauer lagen.

» Meinst du, das könnten Bären oder Wölfe sein? «

Perce blickte Matthew nicht besorgt, aber fragend an. Richtete dann seine Augen auf die Hunde. Diese würden Wildtiere schnell ankündigen – vielleicht waren sie deswegen auch so nervös – aber wie stand das mit der Distanz? Er war nicht sicher, ob wirklich alle Tiere scheu auf die Truppe reagieren würden. Normalerweise, wie er gelernt hatte, hielten sich viele sicherheitshalber fern.
Und er hatte nicht vor, sich irgendwie gewaltsam wehren zu müssen, Gewehre auszupacken…

Nein, daran wollte er lieber nicht denken. Und hoffentlich würde es auch nicht so weit kommen – deswegen war er nicht hier her gereist. Er besaß andere Intentionen.

Gold.

» Danke. «

Er lächelte Matthew kurz an, wurde aber wieder ernster.

» Also hier rasten? Hoffentlich sind wir nicht in der Nähe einer Winterhöhle. «

Bären. Wenn ein Muttertier mit Nachwuchs in der Umgebung war, könnte das Probleme bedeuten.

» Heißt dann wohl, Nahrung gut verstauen. «

Er lachte, schaute auf die Hunde. Songan sabberte gierig. Er wusste, dass er gleich sein verdientes Fleisch bekommen würde.

»Und vor den Verrückten auch! «


[Mit Matthew und Hunden bei einer Gruppe Bäume | skeptisch gegenüber Wildtiere]



H U E S C A


Sieh genauer hin. Wo befinden wir uns jetzt, wann woanders und wo überhaupt? Es war alles eine Frage des Wissens, nicht von Magie. Und selbst in diesem magischen Moment, zwischen dem ewigen Schnee Alaskas, den Krüppelbäumen und dem aufgeregten Klopfen des Herzens, ja irgendwo dazwischen waren die beiden Kreaturen die der geheimnisvolle Mensch Wolf nannte. Ja, in gewisser Weise nannte sich der Wolf selbst Wolf und sprach die Sprache der Menschen oder die Menschen die Sprache der Wölfe. Alles hatte seinen gemeinsamen Ursprung, sie alle waren miteinander verbunden, das spürte Huesca. Und sie spürte es nicht nur weil man ihr gelehrt hatte wie der Anfang aussah, sie hatte es auch nicht gelernt weil sie die Menschen kannte und mit ihnen gelebt hatte. Huesca spürte eine magische aber natürliche Anziehungskraft. Sie fühlte sich seltsam verstanden, geborgen. Kurz berührte ihre Flanke die des grauen Rüden der dieses Geheimnis und diese Magie ebenso zu spüren schien wie sie. Nur das die Magie die sie spürte anders war, sich anders anfühlte. Nicht so ehrlich.
Sie hatte die Menschen fest im Blick und auch die Hunde. Sie waren es die ihre Anwesenheit schon längst gespürte hatten und einige Hunden schienen unruhig. Ja, der Wolf war Vorfahr des Hundes, doch auch ein Feind geworden.
Die schwarze Krähe schnippte mit den Ohren als sie die Frage des Rüden durch den Kopf gehen ließ. Hunde. Wolf. Im Grunde waren sie gleich. Im Grunde war auch der Baum wie sie. Entsprungen einer Ursuppe, das war das Geheimnis.

"Sie heissen Hunde. Sie waren Wölfe die durch die Hand des Menschen schwach wurden und ohne ihre Hilfe nicht mehr überleben können. Du wirst sie genau sehen können wenn wir bei ihnen sind und du wirst mit Erschrecken feststellen das sie Wölfe sind und doch keine wilde Flamme mehr in ihrem Herzen tragen. Sie sind erloschen und schwach geworden und nur durch das Blut eines Wolfes können sie wieder stärker werden. So wie ich. Meine Vorfahren waren Halbwölfe, lange her. Zu lange."

Die blauen untypischen Augen verengten sich wieder zu nachdenklichen Schlitzen. Ja, die dreckigen Gene von Hunden ruhten in ihr, doch das Blut hat sich längst vermischt, war dünn geworden. Unbedeutend. Immer häher kamen die Wölfe bis die kleinen Menschen größer wurden und der süße Geruch stärker, bis sie erkennen konnten wie viele Hunde es waren und Huesca die Furcht roch die in der Luft hing.
Sie mussten keine Angst haben, denn bekanntlich handelte kein Tier aus Bosheit und die schwarze Wölfin war da keine Ausnahme obwohl sie im sozialen Aspekt eine große Ausnahme war.
Die Schwarze fing an zu rennen und ließ kleine Klumpen Schnee durch die Luft fliegen.

"Na komm",

rief sie dem Grauen zu und warf ihm einen übermütigen Blick zu. Verspielt, ja, aber sie brauchte das manchmal. Nur weil sie anders war sollte man nicht behaupten das sie so etwas wie Freude nicht spüren konnte. Sie konnte das nämlich durchaus. Sie war ein lebensfroher Charakter.
Die schwarze Krähe machte einen leichten Bogen um die Menschen herum und kam ihnen so immer näher.
War es denn normal das ein Wolf nicht diese beklemmende Furcht vor dem Menschen verspürte? War es denn normal das er sich ihnen näherte obdenn ein Wolf lautlos und ungesehen fortschlich? War es normal das sie sich ihnen presentierte? Keine Angst vor ihren kalten weissen Augen, keine Angst vor der nackten Haut, keine Angst vor den Waffen. Es war als wäre die Wölfin vollkommen übergeschnappt. Oder spürte sie nur das die Menschen den Wölfen nichts tun würden? Worauf konnte sie sich denn da verlassen wenn nicht auf ihre Instinkte? Und wenn diese Instinkte keinen Alarm gaben?
Alles war richtig, alles war gut.
Kurz suchte sie mit dem Blick nach dem Grauen.

"Da, sieh hin. Sie genauer hin",

sagte sie sanft und trat noch einen Schritt vor.
Sie waren so nah das die Schwarze die einzelnen Haare der Hunde sehen konnte.
Sie wilferte leise, kündigte sich an.
Ihr Herz schlug wild in der Brust.


[bei Bjartr / circa 50 Meter von den Menschen entfernt]



B J A R T R


Quälend langsam zog sich die Zeit, der Weg erschien dem Grauen so unendlich lang, dabei trieb ihn die Neugierde immer schneller voran. Er konnte den Blick nicht von seinem Ziel wenden und immer klarer wurden die Konturen, die fremden Schatten, die lauten Stimmen. Die Berührung der Schwarzen ließ ihn erschaudern und wie in Trance schienen seine Pfoten dem vorgezeichneten Pfad zu folgen. Faszination lag in seinen jungen Augen. Faszination für eine ihm völlig unbekannte Art. Doch wenn diese.. Hunde ihnen folgten, warum gab es dann nicht mehr von ihnen hier draußen? Warum hatte er noch nie zuvor einen Menschen zu Gesicht bekommen? Warum schlossen sich nicht auch Wölfe mit ihnen zusammen, so wie er es mit den Krähen pflegte? Gedanken durchströmten seinen wirren Kopf, während Bjartr den Worten der Fähe lauschte. Immer noch war sie für ihn ein namenloses Geschöpf, aber was kümmerte ihn das, wenn er doch soeben im Begriff war, sein Wissen über die Geschicke des Lebens zu erweitern. Hunde, Wölfe, Ähnlichkeiten. Je näher sie kamen, er die ersten Gerüche aufnahm, so verstand er langsam, was sie meinte. Sie glichen ihm, ihr, den Anderen des Rudels, nur waren sie laut, klein und unbedacht in ihrem Tun. Wahrscheinlich unfähig zu jagen – und dem jungen Rüden damit doch viel ähnlicher, als er sich eingestehen konnte. Auch die Schwarze trug deren Blut in sich? Also kam es doch noch zu Kontakt zwischen Mensch und Wolf, Verbrüderung der beiden Arten? Plötzlich sah er die Fähe mit ganz anderen Augen, als jene jedoch auch schon aufbrach, losrannte und ihn einen Moment hinter sich ließ.
Mit langen Sätzen setzte er ihr nach, ein aufgeregtes Funkeln in den Augen, angesteckt von ihrer Begeisterung. Bjartr folgte ihrem Weg, holte sie nach einem kurzen Sprint wieder ein.

Abrupt verlangsamte der Graue sein Tempo, als er die Fähe erreicht hatte und überrascht bemerkte, wie nahe sie dem Gespann gekommen waren. Sein Atem stockte, und für einen kurzen Moment spürte er Furcht. Doch ein Seitenblick zu der Schwarzen gab ihm wieder etwas Sicherheit, sie kannte diese Wesen, sie hatte keine Angst, es ging keine Gefahr von ihnen aus. Naiv folgte er ihr in das Ungewisse. Spürte seinen schnellen Atem. Die Aufregung, die seine Pfoten zittern ließ. Die karge Rute war steif und waagerecht von dem schmalen Körper abgehoben, als er mit flackerndem Blick auf die Meute starrte. Dort waren sie, festgebunden, die Menschen mit einem dicken Pelz geschützt, mächtig und groß, aber ohne Zähne, ohne Klauen. Ein Rätsel. Warum unterwarfen sich diese Hunde den Zweipfotern, wo sie doch im Rudel lebten, viel stärker sein mussten? Der Leise Laut der Schwarzen ließ ihn zusammen zucken, ihm selbst entfuhr ein nervöses Knurren. Unsicher blieb er stehen, suchte den Schutz der großen Fähe, spürte ein plötzliches Grauen. Was hatten die Menschen an sich, das die Raben beunruhigte, das die Hunde vor ihnen die Schwänze einziehen ließ? Aus den Augenwinkeln beobachtete Bjartr seine Begleiterin, hielt sich an ihre Bewegungen, hoffte auf ihre Erfahrenheit, stellte sich in ihren Dienst. Der Kobold legte die Ohren an, senkte den Kopf, pirschte sich an, wartete gespannt auf die erwartete Explosion von Reaktionen, erhoffte einen großen Knall, der dieser unsäglichen Anspannung ein Ende bereiten würde.

[Bei Huesca || in gleicher Entfernung zu den Menschen]




K E N Á O


Nur dumpf drangen die Worte der beiden Fähen an sein Gehör. Unbewusst zog der Rote sich zurück, sah suchend nach dem weißen Freund, damit dieser wieder die Unterhaltung führte. Kenáo musste weg, irgendetwas veranlasste ihn den Schutz des Rudels zu verlassen und sich bis zu den Grenzen des Reviers durchzukämpfen. Er musste jetzt erst einmal all das zurück lassen, wofür er so hart gekämpft hatte. Und vor allem – er musste seine Schwester zurücklassen.

Es war ein sehnsüchtiger Blick den er in die Ferne warf, die Ohren legten sich sachte an den markanten Kopf zurück. Zu gern würde er sich persönlich verabschieden, aber wie sollte er der Grauen den Grund für sein Gehen erklären? Sie würde es nicht verstehen, würde sich wahrscheinlich sogar allein gelassen fühlen. Der Rote hoffte, dass seine Abwesenheit nicht lange anhalten würde, aber dies vermochte er zu dem jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen.

Auf leisen Pfoten entfernte er sich von der Gruppe, von der Höhle und somit von seinem Zuhause. Wann er dies alles wiedersehen würde, würde sein Herz ihm irgendwann verraten – hoffentlich. Sekunde um Sekunde verging und die Schritte des Rüden beschleunigten sich stetig. Die Witterung seiner „Familie“ verblasste und auch die Markierungen des Reviers wurden undeutlicher.

Mit einem Ruck verharrte er ein letztes Mal und sah zurück. Für gewöhnlich hielt er Gefühle verborgen doch dieses Mal überrannte ihn eine tiefe Traurigkeit. Er hob den Kopf gen Himmel und schickte mit einem tiefen und langen Heulen, Worte der Verabschiedung zum Rudel, zu seiner Schwester.

„Verzeiht mir, aber ich muss euch für eine Zeit verlassen. Ich werde zurückkehren, dass verspreche ich euch und ich werde auch nicht weit entfernt sein. Doch irgendetwas sagt mir, dass ich eine Zeit lang alleine leben soll.
Nouri? Schwester? Verzeih mir. Bitte.“



Mit diesen Worten war sein Gehen besiegelt und er verschwand im leichten Schneegestöber. Wohin er ging und was der wahre Grund dafür war, würde man wohl erst später erfahren.[/COLOR]

[erst bei Mayoki, Célaya & Soké, dann alleine. | erst nahe der Höhle, dann Reviergrenze]



S E Y Í R A


((Tut mir leid, dass er so kurz is', aber ihc hab keine Zeiiiit T_T, vergebt mir))

Die ganze Zeit über, hatte sie Wölfe nicht weit von ihnen beobachtet. Leider wusste sie noch immer nicht, was genau da vor sich ging. Erst als auch Ikeru auf die Frage der Grauen antwortete, richtete sich Seys komplette Aufmerksamkeit wieder auf ihre Gegenüber. Als diese plötzlich auf sie zu ging, erwiderte sie Nouris herzliche Geste verwirrt, aber erfreut.
Als diese jedoch weiterging und sie fragte, was die Bunte nun tun würde musste sie selbst erst einmal überlegen. Ihr war kalt. Demnach sollte sie wohl besser in die Höhle zurückgehen. Außerdem würde da draußen wahrscheinlich sowieso nichts sonderbar Spannendes warten.

"Ich werde wohl ebenfalls in die Höhle gehen und mich ausruhen."

Sie wartete allerdings noch ab, bis Ikeru vorranging. Sie wollte den Fehler von vorhin nicht wiederholen.




[in der Nähe der Höhle || Bei Ikeru & Nouri]



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Frühwinter 1874

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