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 Winter 1874 III

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Das Schicksal

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Das Schicksal

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Winter 1874 III Vide
BeitragThema: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeSo März 20, 2011 10:35 pm



W i n t e r . 1874 III





ZEIT
Winter, im Jahr 1874, Teil III
WETTER
Klare, kalte Luft, ab und an Sonnenstrahlen, Wind von Westen
TAGESZEIT
später Nachmittag
Die Wölfe machten sich weiter auf den Weg. Ikeru, der Alpha, trieb sie dazu an die Reise fortzuführen, denn ihr Ziel lag noch in weiter Ferne.

So strebten sie gen Osten auf den Kummerberg zu. Das in der Nähe liegende Sumpfgebiet war zu dieser Jahreszeit beinahe vollständig zugefroren, doch auch dort lauerten weiterhin tückische Gefahren. Was sie am Rande des Gebirges zu erwarten hatte war jedoch nicht ganz klar. Doch was auch von dort kommen würde, war dies der Pfad, dem sie zu folgen hatten, um zur Osthöhle zu gelangen, immer dem Wild hinterher.

Der Tag verlief weiter. Es vergingen um die vier bis fünf Stunden.

Sie sammelten sich gerade an einem Platz nahe einigen Klippen, von denen einige schräg, viele steil hinauf zum Himmel führten. Sie befanden sich nahe des Talbaches, der ein wenige Hundert Meter entfernt durch eine Schlucht donnerte. Der Schall war dumpf bis zu ihrem Rastplatz zu hören, dessen mitunter steiniger Grund teilweise von Schnee überzogen war.

Beim Rudel sind: Ikeru, Nouri, Youkon, Sitari, Khaiza, Ravenscar, Nayeli, Jaris und Sóke
Nicht beim Rudel: Kalaia, Saga Káz, Cheval, Bjartr (Khaz)

Alter Thread: Winter 1874 II


Revierkarte x Rudel x RPG-Regeln x Reiseroute


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Nouri

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Winter 1874 III Vide
BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeSo März 20, 2011 11:07 pm

Schnaufend tanzte sie einen unruhigen Kreisel in den Schnee, als sie ihren Lauf abzubremsen versuchte und sich drehte. Sie war gewissermaßen angenehm erschöpft und die Aussicht auf eine ausgiebige Pause jagte ihr wohlige Schauder über die Haut.
Nachdem sie brav ihren Platz hinter Ikeru eingenommen hatte und mit langen Sätzen dort stundenlang gelaufen war, war es eine Wohltat nun die Glieder zu entspannen. Sie scharrte ein wenig im Eis herum, schnupperte hie und da, lief in einem Bogen um den auserwählten Ruheort herum und markierte gelegentlich, um das Gefühl von Sicherheit zu erzeugen und den Bund enger zu ziehen, in dem sich die Wölfe niederlassen würden. Sie wünschte sich sehr, dass aus ihnen ein eingespieltes Rudel werden würde, und ließ kurz ihren wachsamen Blick über die Häupter schwingen.
Zunächst zufrieden mit der Gesamtsituation streunerte sie relativ auf die Mitte des Platzes zu, streckte einmal alle Beine von sich und spreizte die Zehen. Dann ließ sie sich mit einem genüsslichem Gähnen nieder: den Brustkorb zuerst, dann sank ihr Hinterteil gen Boden.
Kühl glitt die klare Luft durch ihre Lungen. Sie hatte sich so hintelegt, dass ihr der Wind ins Gesicht blies, und sie die Düfte wahrnehmen konnte, die vom Westen hergetragen wurden. Sie schloss leicht die Augen und die Schnauze zuckte, während ein Hauch ihr das graue Fell zerzauste.
Sie war eine genügsame Kreatur, die nicht viel benötigte, um glücklich zu sein. Sie konnte sich selber generell mit geringem Aufwand gerecht werden, zumindest, was es ihre natürlichen Bedürfnisse anging. In dieser Hinsicht war ihre angeborene soziale Ader mehr als entzückt – es herrschte ein Trubel um sie herum, obwohl sie auch damit klargekommen wäre, weiterhin nur in einer kleinen Truppe unterwegs zu sein. Es hatte beides seine Vorteile, und momentan gefiel der Grauen die Veränderung. Vielleicht konnte sie nun neue Freunde finden, neue Vertraue.
Kurz schaute sie an den Rudelmitgliedern vorbei, drehte den Kopf weit um, und spähte zu den Klippen. Irgendwo dort mussten Kenáo und nach ihm Maýoki verschwunden sein.
Beide misste sie.
Doch der Schmerz nahm allmählich ab, zumal sie zu erschöpft war, um sich auch noch derlei Dingen zu widmen. Das einzige, wonach ihr stand, waren ein Nickerchen, eventuell ein wenig Nahrung und ein kleiner Plausch – mehr brauchte sie nicht.
Entspannt atmete sie geräuschvoll aus, und es wirkte, als sinke der graue Felsen ihrer selbst losgelöst ein wenig in sich zusammen. Sie zog die Beine an, schlang ihre Rute nahe an sich heran und blickte wieder in den Wind.
Wie schön das doch war!


["alleine", also ohne Gesprächspartner | relativ Mitte des Platzes]
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Winter 1874 III Vide
BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeDi März 22, 2011 8:36 pm

Ravenscars Atem ging leise pfeifend, das hohe Tempo des Rudels war er nicht gewöhnt. Bisher hatte er sich seine Geschwindkeit so gewählt, wie es ihm gereicht hatte um vorwärts zu kommen. Diese Wölfe waren jung, drahtig und dynamisch und flohen wie der Wind vor ... ja vor was eigentlich? Ravenscar hatte niemanden gehabt, den er sich zu fragen wagte. Und um eine Pause nur seinetwegen ganz sicher nicht. Schließlich war er eben erst - gütig und selbstlos von dem kleinen Rudel akzeptiert worden, da hatte er keine Bitten zu stellen, die die Flucht behinderten. Also lief der alte Rüde so gut es eben ging am hinteren Ende und erlaubte auch hin und wieder, die anderen aus den Augen zu verlieren.

Nun kam er schnaufend bei den Wölfen an, die sich offenbar endlich zu einer Rast versammelt hatten. Zum Glück für den alten Rüden, er hatte schon befürchtet, die Spuren der anderen zu verlieren und so ganz schnell wieder allein dazustehen. Das wollte er unbedingt vermeiden. Und da war der Konflikt, der ihn piesakte: Zum einen erfreute er sich der Sicherheit einer Gemeinschaft, die ihn aufnahm, zum anderen wollte er dieser Gemeinschaft auch etwas zurückgeben, statt sie zu behindern. Der Alpha schien ihm für solche Probleme nicht so die richtige Ansprechperson, er war doch offenbar ziemlich in Gedanken versunken gewesen. Deshalb entschied Raven sich ohne großes Nachdenken für die Betawölfin, die sich in der Mitte des Platzes ausgestreckt hatte.
Ohne sich selbst eine Pause vom Lauf zu gönnen, steuerte er auf sie zu ... er kannte nicht einmal ihren Namen, um zu fragen hatte ihm der Atem wahrlich gefehlt. Weil er sie nun störte, entschuldigte er sich mit leicht angelegten Ohren und einer leicht geduckten Körperhaltung. Sie konnte ihn immer noch von sich weisen, doch Ravenscar hoffte nun auf ein klärendes Gespräch.
Als er die graue Wölfin erreichte, neigte der Rabenwolf den Kopf und lächelte vorsichtig.

"Ich hoffe ich störe dich nicht, aber ich habe einige Fragen und Anliegen, die meinen Aufenthalt beim Rudel betreffen."

Geräuschlos ließ er sich nun zwei Meter entfernt ebenfalls auf den Schnee sinken und blickte die graue Wölfin an. Sein Blick verriet seine Sorge, seine Rute wedelte leicht, voller Unruhe und das trotz seiner Erschöpfung. Gewiss würden sie nicht lange hier verweilen. Und dann? Darauf mussten sie jetzt Antworten finden.


{ geht zu Nouri }
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeMi März 23, 2011 7:35 pm

Einige Zeit war vergangen, in der sie dem Rudel folgte, welches nun das ihre sein sollte. Es fühlte sich gut an wieder mit anderen Wölfen zu laufen, sich dem Rhythmus anzupassen und nicht darüber nachdenken zu müssen, wo sie langlaufen sollte. Die weiße Wölfin setzte ganz automatisch ihre Pfoten in die Abdrücke ihrer Vorgänger, während weiße Atemwölkchen um ihr geöffnetes Maul tanzten. So ließ es sich nach der langen einsamen Wanderung wahrlich leben. Ihre Gedanken begannen abzuschweifen, zurück in die Zeit ihres eigenen Rudels, die lange und anstrengende Zeit der Wanderung und an die Wölfe, die ihr begegnet waren. Einige waren ihr in guter Erinnerung geblieben, andere – wie das letzte Rudel, welches ihr kurz vor der Flucht in dieses Tal begegnet war – wiederum in schlechter. Doch eines wusste sie, dass sie sich schon jetzt hier wohl fühlte. Es fühlte sich einfach richtig an und auf dieses Gefühl in ihrer Brust vertraute sie blind.

Nun, da sie eine Rast einlegten, ließ sie sich in Nouris Nähe nieder und wälzte sich kurz im Schnee, der ebenso weiß wie ihr Fell gar nicht auffiel, als er von ihr niederrieselte, während sie ihn wieder aus dem Pelz schüttelte. Ihr Blick lag auf Ravenscar, der nach ihr angekommen war und sich nun zu der grauen Fähe gesellte. Rasch wandte sie den Kopf ab, denn sie wollte nicht so aussehen, als würde sie lauschen und dabei fiel ihr Blick auf den Alpharüden, der sich nicht weit von ihr entfernt aufhielt. Trotz des fehlenden Laufs machte er einen mächtigen Eindruck auf die verträumte Wölfin, die ihn wohl aufgrund seines Beins bereits ins Herz geschlossen hatte. Ihre Muskeln zuckten und lenkten sie für einen Moment ab, in dem sie sich hinab beugte und an ihrem linken Vorderlauf knabberte, sich streckte und genüsslich gähnte. Doch anstatt sich hinzulegen, senkte sie die buschige Rute und trat an den weißen Rüden heran, den Kopf gesenkt und die kleinen flauschigen Ohren angelegt.


„Entschuldige die Störung, doch ich habe mich dir noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Nayeli Nadjié und ich möchte euch dafür danken, dass ich mit euch laufen darf“, sprach sie mit ihrer klaren Stimme den Blick gesenkt. Erst als sie geendet hatte, wagte sie es die Augen zu heben, um einen Blick auf den Wolf vor ihr zu erhaschen.


[bei Ikeru]

[entschuldigt. so kurz und so krüppelig, der beste wird wieder gut ><]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeMi März 23, 2011 8:11 pm

Es tat gut die Läufe zu entspannen, nachdem sie sich eine ganze Weile lang stur voreinander setzen mussten. Sein ungleichmäßiger Gang, dem er dem fehlenden Hinterlauf zu verdanken hatte, machte das ganze kaum schwieriger. Obgleich er es gewohnt war viel zu laufen, hatte der Weg bis hierher ihn angestrengt. Es war nicht zu sagen ob die Erschöpfung nun davon kam, dass er sich stetig fortbewegt hatte, oder davon, dass er so viele Konversationen hinter sich hatte. Im Endeffekt sollte dies ohnehin egal sein.
Ein erleichtertes Aufatmen, das außer ihm keiner mitbekam folgte, als sie eine Rast einlegten. Fast augenblicklich warf er sich in den Schnee und wühlte mit den Vorderläufen einen bequemen Platz zurecht um kurz zu verschnaufen. Ikeru wollte nicht lange liegen, doch einige Sekunden der Erholung würden wohl kaum Schaden. Sein Blick schweifte von einem Wolf zum Anderen. Nach und nach trudelten alle auf dem Platz ein, den sie sich zum Rasten gesucht hatten. Ikeru, der alles im Blick behalten wollte, hatte sich relativ an den Rand dieses Platze gelegt. Von hier konnte er jeden beobachten, sofern er nur wollte.

Kurz schloss der Rüde die Lider und besann sich der Sachen, die er an diesem Tag erlebt hatte. Da waren die vielen Neuankömmlinge, die er begrüßt hatte. Das Verschwinden von Kenáo, das noch nicht allzu lang in der Vergangenheit lag. Auch seinen Posten als Alpha, den er doch gerade seit einigen Stunden – oder waren es gar Tage? - hatte. Es war so viel geschehen.
Die Sonne schien. Hin und wieder zumindest, denn noch immer führte sie ihren erbitterten Kampf gegen die Wolken, die immer und immer wieder versuchten ihr Antlitz zu verdecken. Sie schafften es nicht dauerhaft. Das Licht bahnte sich seinen Weg durch die Wolkenfront, vollkommen gleich wie dicht sich die Schwaden voll Luftfeuchtigkeit übereinander stapelten.

Erst als sie das Wort erhob bemerkte der Alpha die Fähe, die sich zu ihm gesellt hatte. Es war eine von den Neuen, eine, die er nicht begrüßt hatte. Scheinbar verlangte sie danach dieses Begrüßungsritual nun nachzuholen. Ikeru deutete ein Lächeln an und erhob sich.

» Willkommen bei uns, Nayeli Nadjié. Mein Name ist Ikeru Mai, wie du vielleicht mitbekommen hast. Welcher Weg hat dich zu uns geführt? «, fragte er.


{ bei Nayeli }
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Nouri

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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeMi März 23, 2011 8:21 pm

Ihre sich entspannende Körperhaltung war keineswegs abweisend, und sollte jemand den Drang verspüren sich ihrer Gesellschaft anzuschließen, würde sie ihn nicht fortschicken. Ansonsten hätte sie sich einen anderen Platz zum Verweilen aussuchen können, vielleicht mehrere Meter von ihrem jetzigen Standpunkt entfernt am Rande ihrer eigenen Markierung. Aber nein, nein, sie sinnte momentan nicht danach alleine zu sein. Das war sie schon viel zu oft gewesen.
Immer noch in die Ferne schauend überlegte sie, wer nun noch übrig war, vom alten Kern des Rudels. Und wer von diesem hier gerade anwesend war. Sie stellte fest, dass es recht wenige waren – Ikeru und sie selber. Daneben gab es noch Sóke, die schon ein wenig länger bei ihnen war, davon abgesehen den Omegarüden und den Dunkelgrauen, Bjartr, mit dem sie nie sonderlich viel Kontakt gepflegt hatte.
Der Rest war fort.
Wirklich bedauern tat sie das nicht, angesichts der Tatsache, dass es neue Unterstützung gab, in Form vieler fremder Seelen, die hier Anschluss gesucht hatten. Die Graue fragte sich, für wie lange. Gleichermaßen interessierte sie sich innerlich auch für all die Schicksale, die sie waren. Ihre Geschichten, das, was sie erlebt hatten. Ihr eigenes Leben war recht überschaubar gewesen, und sie gierte wie ein Welpe nach Abenteuern, die man ihr erzählen würde.
Wenn sie denn fragte.
Dafür war sie wieder zu zurückhaltend – sie wagte es nicht in Vergangenheiten rumzupulen, in denen sie nichts zu suchen hatte. Aber vielleicht würde sich eines Tages eine Möglichkeit ergeben hie und da einen Blick auf den bisherigen Verlauf der Dinge zu wagen. Wer wusste das schon.

Aufmerksam flippten ihre Ohren zu dem Rüden hinüber, der zu ihr herüber kam. Aufgeschlossen blickte sie ihn an, bemerkte, dass er sich leicht unterwürfig gab und nickte ihm in ihrem Inneren zu. Jemand, der sich zu benehmen wusste. Nach den teils aufregenden, teils seltsamen Begegnungen mit recht komplizierten, aufmüpfigen Charakteren, mit denen sie sich hatte herumplagen müssen, war das doch mal etwas sehr angenehmes. Sie bedeutete ihm, sich gerne niederzulassen, und wedelte in freundlicher Aufregung kurz mit der Rute.
Sie sah ihn an, in die Augen, wie sie es als eine Wölfin von Rang kannte, ohne ihn penetrant anzustarren oder seine Narbe zu mustern, die derart stark das Gesicht prägte. Sie selber hätte es als unhöflich empfunden. Zudem kannte sie schließlich auch Ikerus körperliche Einschränkungen durch den fehlenden Lauf, und den stierte sie ja auch nicht entsetzt an. Gewohnheitssache.
Trotzdem, insgeheim, wieder die Neugierde, was da wohl einst vorgefallen war.
Energisch schob sie den Gedanken beiseite, und konzentrierte sich auf das Gespräch.

» Nicht doch, sprich. Soweit ich kann, werde ich dir alles beantworten.«

Sie sammelte mit der zuckenden Schnauze seinen Duft ein, der leicht zu ihr hinüberkam. Wer war das eigentlich?


[relativ in der Mitte des Platzes | Ravenscar]
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Youkon

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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeDo März 24, 2011 12:43 am

Mit zunehmender Ruhe hatte sich der Rüde schließlich in Bewegung gesetzt und den Jungspund am Anfang nicht aus den Augen gelassen. Erst als man sich mehr und mehr bewegt hatte, hatte er sich auch wieder ein wenig Zeit für sich selbst genommen. Eine kurze Pause wurde zum putzen der geschundenen Glieder genutzt, ehe es weiterging – bisher in ziemlicher Ruhe. Nach großen Unterhaltungen schien niemandem so richtig zumute zu sein.

Auch der Rüde genoss die Ruhe ein wenig, denn irgendwie war es doch nicht ganz so leicht, sich daran zu gewöhnen einen ganzen Haufen an Wölfen um sich herum zu haben. Paradox irgendwie, da man sich doch genau das immer gewünscht hatte, tief im innern zumindest. Aber die Wölfe waren Fremde und nicht jeder konnte oder wollte ihm wohlgesonnen sein – das zu akzeptieren war eine Sache, die durchaus kompliziert schien. Und so arbeitete es tief im dunklen Fell, tief in den leuchtenden Seelensternen die nur langsam ermatteten und vor allen Dingen dahinter.
Einen Blick warf er über die versammelten Wölfe, die sich nach und nach in Grüppchen zu sammeln schienen. Kurz schien er sich auf den Weg in Richtung Nouri machen zu wollen, sah aber davon ab, als Ravenscar sich dort hin bequemte. Gut, aufgeschoben war sicher nicht aufgehoben, das wusste er nur zu gut.

Stattdessen grub er ein wenig im lauen Eis, scharrte an einer Stelle und steigerte sich nach wenigen Sekunden derart in sein Gebuddel, dass neben ihm eine Bombe hätte einschlagen können und er es nur schwerlich zur Kenntnis genommen hätte. Aber an der Stelle hatte er keinen Erfolg, wie es aussah. Kurz hob der Dunkle den Kopf, hinkte ein wenig nach links und begann da erneut sein Buddelspiel – da wirkte er doch tatsächlich jünger als er war. Aber eben nur da. So sehr vertieft in sein „Spiel“ schien er aber doch nicht, denn noch weiter links tat sich eine kleine, huschende Bewegung auf, die den Rüden erstaunt wuffen ließ, ehe er sich samt gehobenem Rutpendel und aufgestelltem Nackenfell näherte. Das roch nach Beute und das in diesem Eis! Sich noch ein wenig duckend, spannten sich die Hinterläufe langsam an, ehe er einen Satz auf die Stelle machte, an der der Nager hockte...oder auch nicht mehr, denn für einen entkräfteten Nager hatte sich die Ratte oder Maus – so genau war das noch nicht zu erkennen – ziemlich rasant vom Fleck bewegt, verharrte allerdings an der neuen Stelle.

„Na warte...“

brummelte der Schwarze in die Tasthaare und stakste einen erneuten halben Bogen um das seltsame und doch vertraute kleine Wesen herum. Mit dem Raben wäre das kein Problem gewesen – der hätte den Nager erbeutet und sogar mit ihm geteilt. Aber den Raben – jedenfalls den - gab es nicht mehr, so dass er im höheren Alter nun sogar mal auf sich allein gestellt war – und dennoch das Glück gehabt hatte, in und um ein Rudel herum zu landen. Aber das hier war seine Beute und die würde ihm auch niemand streitig machen. Viel zu beschäftigt schienen die anderen, sei es mit sich oder mit ihren jeweiligen Gesprächspartnern. Also war das hier sein Auftritt, als er erneut Maß nahm und in die Teilhocke ging, sich anspannte und....zack! Zumindest eine Pfote bekam er halbwegs auf den Nager, der gerade noch einmal die letzten Reserven hatte mobilisieren wollen. Aber da war man eine Milisekunde zu spät drangewesen, denn Youkon hatte zugepackt – und schließlich auch den Fang in den Nagernacken geschoben, zupackend. Lange dauerte das Trauerspiel nicht und das Leben des Nagers war Geschichte.

Kurz wurde der kleine Kadaver noch geschüttelt und sich umgeblickt – ob jemand Kenntnisse von der kleinen Verbesserung des Rüden genommen hatte, was das Jagdvermögen anging? Unwahrscheinlich. Leise vor sich hinknurrend und in durchaus dominanter, leicht angeregter Pose schob sich der Fellberg unter einen entblätterten Baum, sich dort ablegend und den Nager zwischen den Pfoten drapierend. Auf dass ihm den auch ja keiner abspenstig machte – aber die Gefahr war ja wie beschrieben wohl eher gering, wenn sich nicht gerade jemand von hinten anschlich – und sich unbeliebt machen wollte.

Kaum hatte er sich abgelegt und umgesehen, fuhr der Fang auch schon an den Kopf des Nagers, der daraufhin im Rüdenfang verschwand. War zwar nicht der leckerste Teil, aber einer der wichtigsten. Finden würde man den Rüden übrigens leicht, wenn man ihn suchte, auch wenn man ihn zunächst eher nicht sah: Hinterlassenschaften jedweder Coleur fanden sich in ausreichender Anzahl.


[vorerst allein, etwas am Rand, Jäger-Meister]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeSo März 27, 2011 2:47 pm

Allmählich verschwanden sie, diese Stiche, die Blicke, die sie noch immer aus dem Hinterhalt auf sich spürte. Sie war sich nicht sicher, ob sie wusste, wie viel Glück sie gehabt hatte, den Wölfen aus dem tiefen Wald zu entkommen. Sie schienen überall gewesen zu sein, schienen jeden ihrer Schritte genau studiert zu haben. Die Weiße konnte nicht sagen, ob sie – sobald sie die Grenze des Reviers übertreten hatte – die Verfolgung aufgegeben und lediglich ihre Sinne ihr einen Streich gespielt hatten, oder ob sie doch noch ein ganzes Stück hinter ihr gewesen waren. Doch nun war es wohl nicht mehr allzu wahrscheinlich, dass sie sie immer noch verfolgten. Sie hatte sich den wandernden Wölfen angeschlossen und war, gemeinsam mit Raven und Sitari, ihrem Weg durch das Gebiet gefolgt. Doch sie war stiller geworden, seit sich der Alpha mit den drei Läufen ihnen vorgestellt hatte. ‚Ikeru‘, hatte er gesagt, ‚Ikeru Mai‘. Bilder vor ihren Augen, Bilder, aus längst vergangenen Tagen hatten sich vor ihrem Inneren Auge abgespielt. Doch wie wahrscheinlich war es, dass man hier draußen in den Weiten der Welt erneut auf ein und die gleiche Seele traf? Raven war etwas anderes, sie hatten sich getroffen und den gleichen Weg gehabt. Doch Ikeru, konnte Ikeru wirklich Ikeru sein?

Zu tief hatten ihre Gedanken sie in ihr Inneres gezogen. Als sie es bemerkt hatte, war der Alpha bereits wieder in ein Gespräch mit einem anderen Wolf vertieft gewesen. Wie unhöflich von ihr, sich nicht einmal vorzustellen. Auch auf der Reise hatte sie es nicht geschafft, zu ihm aufzuschließen und mit ihm zu reden. Unsicherheit, wie sie sich verhalten sollte, war nur ein Grund dafür gewesen. Sie hatte überlegt, was sie sagen sollte, ob sie sich erklären sollte. Die Wahrheit. Sie war schon immer für die Wahrheit gewesen, doch war es dieses Mal vielleicht besser, einfach davon zu schweigen? Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. Wie traurig es doch war, dass Bruder und Schwester sich nicht erkannten, aber es war und blieb nur eine Vermutung, dass es sich bei dem Rüden um ihren verschwundenen Bruder handelte. Und – mal ehrlich – die Vernunft, die Logik allein sprachen nicht dafür, dass er es wirklich sein konnte. Die Welt war Groß und ein Wolf war schnell in ihr verschwunden.

Sie hatten einen Rastplatz erreicht und Khaiza ließ sich etwas abseits im Schnee nieder. Die Kälte hatten sie durch den raschen Lauf aus den Gliedern vertrieben und so boten die Kristalle, die sich übereinander gestapelt zu etlichen den Boden bedeckten eine willkommende Abkühlung. Ihr Blick glitt über die anderen, ehe er schließlich auf dem Alpha hängen blieb. Sie spielte mit den Ohren, ehe sie einen Entschluss fasste und sich erhob. Sie würde abwarten, was er zu sagen hatte, doch würde kein Wort über ihrer Vermutung aus ihrem Fang kommen. Mit leichten Schritten bewegte sie sich auf den Dreibeinigen zu, ehe sie stoppte. Eine andere Fähe hatte sich zu ihm gesellt und Khaiza beobachtete sie einen Augenblick mit gestellten Ohren. Nein, nein, da würde sie nicht stören. Sie erhoffte sich ein Gespräch unter vier Augen, um das zu klären, was ihr auf dem Herzen lag. So drehte sie ab und stand einen kurzen Moment etwas verloren zwischen all den anderen Wölfen herum. In einiger Entfernung zwischen Wurzeln hatte sich ein schwarzer Rüde niedergelassen – allein, so wie sie war er und Khaiza beschloss, bei ihm den Anfang zu machen. Sie seufzte, ehe sie mit langsamen Schritten in die Richtung des Schwarzen ging und ein paar Meter von ihm entfernt stehen blieb.

„Hättet Ihr etwas dagegen, wenn ich mich zu Euch geselle?“


[will zu ikeru, dreht jedoch ab | bei youkon]

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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeMo März 28, 2011 5:20 pm

Es hatte lang genug gedauert, aber schließlich hatte er sich doch aus dem Loch befreien können und war dem Rudel wieder gefolgt. Bzw er folgte ihm immernoch. Saga hatte keine Eile. Im Gegenteil. Langsam zu sein machte Spaß. Er hielt den Kopf hoch erhoben und stakste durch den Schnee, pustete Luft durch die Nase und sprang dann wie gestochen in die Luft. Er wirbelte und tanzte durch die Weiße Pracht als hätte man seinen Kopf zu lange in die Sonne gehalten. Er war ein gnadenloser Spinner, ein Träumer und Chaot. Und ja....er war gern so, denn nur so war er er selbst.

Ob er auch zu einem Schneewolf werden könnte, wenn er sich im Schnee wälzte? Konnte der Schnee seinen Pelz reinfärben? Saga legte den Kopf schief und starrte den Schnee nachdenklich an. Ob es auch grünen Schnee gab? oder blauen? gelben? roten? Vielleicht gab es ja auch bunten Schnee? Bisher hatte ihm noch niemand das Gegenteil bewiesen also glaubte er daran dass es irgendwo auch bunten Schnee geben musste. Es gab schließlich auch viele verschiedene Fellfarben. Warum sollte das also bei Schnee anders sein?

Wenn es aber irgendwo einen Beweis geben sollte, dass es nur weißen Schnee gäbe, dann würde er es auch glauben. Saga schob den Gedankengang beiseite und sprang wieder los. dem Rudel hinterher, dem er gar nicht mehr so fern war

"Halloooooohooooooooooooooo?"

[in Sichtweite des Rudels]
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Youkon

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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeMo März 28, 2011 8:07 pm

Ein kleines aber herzhaftes Mahl war es, das er dort für sich erobert hatte. Und für einen Nager war selbst der Kopf des besagten Nagers ein äusserst schmackhafter Bissen. Youkon wusste eigentlich kaum noch, wie sich richtig frisches Blut anfühlte, wie richtig frisches und warmes Fleisch schmeckte. Allein dafür hatte sich der Aufwand gelohnt, auch wenn er sich noch in einem, besonders für einen nun-Rudelwolf, erträglichen Rahmen gehalten hatte. So ließ er sich zunächst auch nicht wirklich stören, weder vom Wind, jenem pfeifenden Gesellen der danach trachtete, mit seinem Fell zu spielen, noch von einem Vogel, der im Baum über ihm sein Liedchen sang. Worüber der Vogel wohl sang? Der Rüde hatte auch den Gesang des Raben nie zuordnen können, wollte beim obigen Vogel allerdings vermuten, dass jener den Flug in den Süden verpasst hatte und nur deshalb in den Winter geraten war – und nun darüber eben ein kleines Liedchen für die Daheimgebliebenen angestimmt hatte. Wenn er so richtig nachdachte, war der Gedanke weit weniger abwegig als er auf den ersten Blick schien. Als er jedoch mittendrin kurz den Kopf nach oben hob, verstummte der kleine Gesangsganove. Als er ihn allerdings wieder senkte, ging das leise Lied weiter. Youkon beschloss, sein Mahl langsam fortzusetzen und dem Vögelchen weiter zu lauschen, solange es eben sang.

Es war ohnehin paradox, dass sich ein Wolf am Gesang eines Vogels erfreuen konnte. Youkon lächelte still in sich hinein und nahm noch einen kleinen Happen, während die Nagerfragmente zwischen seinen Pfoten sich langsam rot färben mochten und dadurch auch ein wenig den Schnee tränkten. Die Witterung dürfte alsbald sicher auch anderen Wölfen in die Nase steigen und so beschloss Youkon, den Rest auch noch zu verhapsen. Dabei verschluckte er sich allerdings beinahe, denn das Weissfell – respektive eines der Weissfelle – hatte sich auf den Weg gemacht und ohne zu fragen die Audienz betreten. Genauer gesagt hatte die Dame – ja, Dame – ja immerhin gefragt, ehe sie weiter störte. Wobei 'stören' in diesem Moment ein sehr dehnbarer Begriff war, denn so richtig stören konnte man den Dunklen nicht.

Youkon drehte den Kopf beiseite und hob den daranhängenden Fang etwas an, nicht verbergend dass an jenem ebenso wie am ehemaligen Nager Blut klebte. Aber Wölfe waren keine Mimosen sondern Fleischfresser und konnten das bisschen Blut für gewöhnlich sehr gut ab, es sei denn sie waren es, die ihr Blut lassen mussten. Glücklicherweise hatte man den Schwarzen bisher eingehend davon verschont, anderen beim Bluten zusehen zu müssen. Und er hatte nichts dagegen, wenn sich daran auch vorläufig nichts änderte. Ihre förmliche Anrede ließ ihn allerdings stutzen – ausser Nouri hatte ihn hier bisher jeder so vornehm angehapst, etwas das der stille Wanderer so gar nicht kannte und irgendwie auch weder lernen noch sich angewöhnen wollte. Daher blieb er bei der gewohnt neutralen Antwort des langjährigen Wanderers.

„Wenn Du schon da bist, Wölfin, kannst Du auch bleiben.“

Das klang einerseits gnädig ohne aber arrogant zu wirken. Er beschrieb ja nichts weiter als eine Tatsache, denn er hatte partout nichts gegen Gesellschaft. Wenn er in der sehr kurzen zeit, die er nun im Rudel verweilte, etwas gelernt hatte, dann dass ein Rudel zwar oftmals sehr viel Verwirrung mit sich brachte, man allerdings auch selten alleine blieb, es sei denn man wünschte es sich so. Der Ausdruck in der Rüdenmiene wurde ein wenig freundlicher, ehe er die Helle langsam von vorn bis hinten musterte. Sie sah dem, der sich Alpha schimpfte reichlich ähnlich, auf eine Art zumindest – mit dem Unterschied, dass sie 'komplett' war. Er selbst war auch komplett, was ihn trotzdem nicht zu einem besseren oder Ikeru zu einem schlechteren Wolf machte. Wichtig war schließlich, was in dem Wust an Fell steckte.

„Es sei denn, meine direkte Art verschreckt dich so sehr, dass Du am liebsten irgendwo hin willst, nur nicht hierhin.“

Er war nur ehrlich, nichts weiter. Wenn ihr seine Art nicht gefiel – er war eh ein Trampel vor dem Herrn – würde er sie sicher nicht aufhalten, wenn ihr nach anderer Gesellschaft war. Zumal die prägnante Rüdenwitterung, wie er bereits merkte, nicht jederwolf's Sache war. Da musste man sich schon überlegen, was man da eigentlich bezwecken wollte...

[beim Nagernagen, Khaiza antwortend]
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Winter 1874 III Vide
BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeMo März 28, 2011 10:46 pm

Je länger sie dort stand und den Dunkelfelligen beobachtete, desto unwillkommener kam sie sich vor. Das ging keineswegs von ihm aus, nein, nein, sondern mehr von der Tatsache, dass die Weiße nicht so recht wusste, ob sie ihn wirklich beim Mahl stören sollte. Sie wusste nicht, wie er reagieren würde, wusste nicht, in wie weit dieses merkwürdige ‚Rudeldenken‘ hier schon vorangeschritten war, schien der Dunkle ja auch noch recht frisch zu sein. Und bei Wetter wie diesem war Futterneid ja eigentlich nur zu gut verständlich. Und doch würde sie sich freuen, wenn er sich nicht groß von ihr stören ließ, Ablenkung bot und ihr gleichzeitig ein kleines Stück von Heimat brachte. Ein Gespräch würde ihr da bereits reichen, einfach die Erkenntnis, nicht allein zu sein – zu existieren und sie von ihren wirren, sinnlosen Gedankengängen abzubringen. Im Traum würde sie auch nie darauf kommen, ihm seine verdiente Beute streitig zu machen, wäre sie selbst auch am Verhungern (wobei, in solch einer Lage hatte sie sich noch nie befunden, wer wusste, ob sie auch dann so denken würde). Dennoch – während ihr so die Witterung des kleinen aber feinen Mahls in die Nase stieg, meldete sich auch ihr Magen zurück und erinnerte die Fähe an seine Anwesenheit und an die Aufgabe, die sie ihm gegenüber zu erledigen hatte. Doch Khaiza überging diese Erinnerung gekonnt und bewegte sich langsam gen Rüdenkörper als die langersehnte (na, es waren lediglich ein paar Sekunden gewesen) Antwort kam.

Daraufhin hatte sie freundlich gelächelt und sich schließlich in näherer Entfernung neben den Dunklen in den Schnee gesetzt, den Blick vorerst in die Ferne gerichtet, ehe sie die Seelenspiegel kurz schloss. Verwirrt von den Worten des Rüden öffnete sie sie wieder und blickte ihn an. Schweigend, doch dann lächelte sie wieder und schüttelte den Kopf.

„Vielleicht sollte ich Euch dafür eher beneiden?“

Sie mochte dieses Umschreiben und Gutreden nicht, auch, wenn sie wusste, dass viele es nur taten, um den Gegenüber nicht zu verletzen. Viele, nicht alle. Doch lerne man aus Kritik (was ja auch was Positives und nicht immer etwas Negatives war, wie alle es sahen) doch viel mehr, als alles immer schön geredet wurde. Khaiza kannte den Gegenüber nicht, und doch sagte ihr dieser eine Satz bereits mehr über ihn als er vielleicht dachte. Es mochte im Auge des Betrachters liegen, doch war die Weiße noch immer der Meinung, dass das Problem zwischen Direktem und Gegenüber meist bei dem lag, der den Part als ‚Gegenüber‘ einnahm. Doch das war ein ganz anderes Thema.

„Mein Name lautet übrigens Khaiza Malí.“

Das Lächeln war verblasst, doch war ihre Miene noch immer freundlich – leider gen Ferne gerichtet. Der Winter hatte alles in seinen Fängen, riss und zerrte, wie es ihm gefiel und ohne Rücksicht auf Verluste. Nur die Stärksten sollten überleben und den nächsten Frühling erblicken. Jetzt erst bemerkte die Weiße den Vogel über ihren Köpfen und schenkte ihm einen kurzen Blick. Er war verstummt und saß – aufgeplustert gegen die Kälte – regungslos in den kahlen Ästen. Er schien ihnen zu lauschen, wobei nun ja die Frage aufkam, oder auch nur ein Wort von alledem verstand.

„Hört. Ihr ward ein Reisender, nicht anders als ich, jedoch bezweifle ich, dass Ihr die gleichen Beweggründe gehabt habt. Dürfte ich fragen, was Euch dazu gebracht hat, Eurer Heimat den Rücken zu kehren?“

Khaiza war interessiert. Sie bezweifelte, dass sie überhaupt je gegangen wäre, würde sie sich nicht die Schuld an alledem geben. Es interessierte sie wirklich, was andere für Geschichten zu erzählen hatten, vielleicht auch, weil sie selbst noch auf der Suche nach einer Antwort war, die ihr mehr gefiel als die Wahrheit. Ein Rufen in der Ferne ließ sie aufsehen und mit spielenden Ohren sah sie in die Richtung, aus der es gekommen war. Ein weiterer Wolf kam auf sie zu, doch die Weiße wusste nicht, ob er bereits dazugehörte oder nicht. Er roch nicht wie das Rudel, doch tat das hier ja fast niemand. Sie sah kurz zur grauen Beta, um ihre Reaktion abzuwarten, ehe sie sich wieder dem Dunklen widmete.


[bei youkon | bemerkt saga, überlässt ihn jedoch nouri]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeFr Apr 01, 2011 11:06 pm

Ravenscar nickte ein wenig erleichtert und erlaubte es sich, sich entspannter zu platzieren und kurz zu verschnaufen. Eben dies war ja eines seiner Anliegen, er war nicht mehr der Schnellste - im Bezug auf vieles, ja fast alles eigentlich. Deshalb brauchte er einige Augenblicke, ehe er Atem geschöpft und seine Gedanken kurz gesammelt hatte.

"Nun, euer Alpha Ikeru gestattete mir und zwei Fähen, euer Rudel zu begleiten. Dies war mein sehnlichster Wunsch, denn ein alter Wolf wie ich hat es allein nicht gerade leicht."

Er ließ absichtlich erst einmal aus, dass er den Tod schon herbeigesehnt hatte, dieser ihm aber nicht gnädig gestimmt gewesen war. Er wollte nicht unentschlossen wirden. Zwischen Leben und Tod zu schwanken, war nie besonders gut und im Moment richtete sich sein Augenmerk stärker auf das Leben.
Die kleine Kunstpause verschaffte Ravenscar wieder Atem, den er rasselnd schöpfte. Vor seinem Fang bildeten sich weiße Wölkchen, als er die warme Luft wieder ausstieß, die im kalten Winterduft gefror.

"Aber ich fürchte, dass ich euch nur ein Klotz am Bein bin, der statt Nutzen eine große Last einbringt. Ich bin nicht schnell, brauche länger beim Laufen und bin untauglich für eine größere Jagd."

Eigenartiger Weise klangen seine Worte weder traurig noch bitter. Stattdessen lächelte er schwach und ließ seine eigene Kritik mild klingen, vielleicht mit einer Spur Resignation. Er wusste schließlich, dass er nutzlos war und wollte das Rudel aus der Verantwortung und der Pflicht nehmen. Sie mussten ihn nicht bei sich halten, auch wenn er sich das Gegenteil wünschte. Aber was war schon ein einzelnes Individuum, dass das Leben einer ganzen Einheit gefährdete. Ganz einfach: Kollateralschaden, den man opfern musste. Wäre es nicht Dummheit von den Wölfen, ihn bis zu seinem Tod mit sich herumzuschleifen?
Ravenscar wusste nicht, wie er sich in solch einem Fall entschieden hätte. Er hatte selbst ein Rudel als starker Alpha geführt und war für dieses verantwortlich gewesen. Fremde Bettler standen in soetwas immer hinten an.

Ruhig senkte der Rüde den Kopf etwas und knabberte kleine Schneeklumpen aus dem Fell an seinen Vorderpfoten. Er wollte die graue Wölfin nicht mit weiteren Fragen - moment, er hatte gar keine Fragen gestellt - bombadieren. Raven neigte zu Andeutungen, statt sich direkt auszudrücken. Nicht jeder konnte damit umgehen, doch mit dem Alter war der Rüde ruhiger, indirekter geworden. Eine Eigenschaft, die er selbst nicht benennen würde, doch anderen oft auffiel. Schweigend und abwartend zu gleich betrachtete er die Graue und erhoffte sich eine Antwort, die ihm seinen inneren Frieden wiedergeben konnte, ohne dass er ein schlechtes gewissen haben musste.


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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeSa Apr 02, 2011 1:26 pm

Sie lauschte geduldig seinen Worten, und nahm sie alle klar auf, ohne ihn dabei wirklich anzusehen. Zwar hatte sie zwischendurch mal zu ihm geschaut, den Blick aber dann abgewandt und wieder auf die Umgebung gerichtet. Sie drehte die Ohren, um zu wissen, was um sie herum geschah und registrierte auch das Gerufe eines Wolfes in der Nähe. Kurz war sie gewillt aufzustehen, ihren Platz zu verlassen und nach ihm zu schauen, wusste aber, dass es unhöflich war ihre Unterhaltung zu unterbrechen und verweilte deswegen noch.
Langsam setzten sich ihre Denkvorgänge in Bewegung und sie überlegte, was sie auf die Aussagen des Anderen sagen sollte. Seine Selbstkritik überraschte sie leicht, denn so begab er sich auf den wackeligen Pfad zu riskieren, dass sie ihn tatsächlich abwies. Und sie glaubte nicht, dass er sich selber schlecht machen wollte. Vermutlich wollte er sie nur auf Probleme hinweisen.
Aber davon gab es schon genug. Sie wüsste nicht, wo er noch ein Klotz am Bein sein sollte, das war eine relativ geringe Sorge ihrerseits.
Entspannt schaute sie den Himmel und verengte die Augen zu Schlitzen, um dazwischen zur milden Sonne durchzublinzeln. Ein schönes Wetter. Angenehm, nach den Stürmen, die den Winter eingeläutet hatten, und so lange andauerten. In diesem Tal lag beinah das ganze Jahr über Schnee, nur vom späten Frühling in den wärmsten Sommer hinein lichteten sich die Felder im Westen, und wurden einige Wälder teilweise freigelegt. Wohingegen die Berge hinter ihnen stets von ewigem Eis überzogen waren. Dann aber, ja, wenn der Schnee schmolz, kamen wunderbare Wiesen zu Lichte, mit oft hohem Gras und duftenden, sanft blühenden Blumen. Die Graue freute sich darauf, wenn sie zu dieser Zeit wieder zurückkehren würden.
Dieser Marsch würde nicht so hart, wie jener, in dem sie sich befanden.
Sie fragte sich, ob der mit der Narbe die Reise durchhalten würde, und jenes Aufblühen auch noch sehen. Sie hielt sich zuversichtlich.

Nur was wollte er nun von ihr hören? Sie waren soziale Wesen, die sich auch um die Benachteiligten kümmerten. Gewiss würde er seinen Anteil zahlen müssen, aber das glich sich schon wieder aus. Beispielsweise konnte er mit Erfahrung Beiträge leisten, sein Wissen mitteilen, Geschichten erzählen, einen Rückhalt für Jungspunde geben, die noch ihren Platz finden mussten. Die Graue war nicht gewillt ihn zurückzulassen, so etwas tat sie nicht. Wenn auch er irgendwie versuchen musste hinterherzukommen, denn wenn sie nicht gen Südosten zogen, würde die Nahrung allen knapp werden.

» Das steht nicht zur Diskussion. «

sagte sie, nachdem sie eine geraume Weile geschwiegen hatte, und kurz ruhten ihre braunen Augen auf seinem Gesicht. Ihre Worte waren zügig, aber nicht hektisch gekommen und waren generell ruhig mit einem leicht warnenden Unterton. Er sollte sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, ihrer Ansicht nach hatte ein jeder eine Chance verdient, auch wenn er es sich selber vielleicht nicht so recht zugestehen sollte. Sie wollte nicht, dass er an sich selber so harte Kritik übte, wo die wirklich heiklen Situationen noch nicht einmal aufgetreten waren.

» Ihr seid aufgenommen. Und solange es euch zu verweilen beliebt seid ihr eingeladen zu bleiben und die Fürsorge des Rudels in Anspruch zu nehmen. «

Ein Wort, das keinen Widerspruch duldete. „In Anspruch nehmen.“ Ihm war ihr wachsames Auge sicher. Auch alten und schwachen Tieren standen Stücke der Nahrung zu. Die junge Generation hatte sich zu Kümmern, so war es für die Graue immer gewesen. Die Alten hatten den Nachfolgern den Weg geebnet, und dafür hatten sich die Nachkommen zu revancieren. So flechtete sich das Netz im Rudel. Es war ein Teil der sozialen Integration.
Dass sie sich zu benehmen hatten und versuchen sollten mitzuhalten stand für die Graue außer Frage. Das war eine Selbstverständlichkeit für die meisten ihrer Artgenossen, die ihnen instinktiv veranlagt war. Dementsprechend hielt sie es nicht für nötig das zu erwähnen.
Mit einem freundlichen Blick musterte sie ihn.

» Gewiss wirst auch du deinen Anteil bringen können. Aber genug davon. Ruh dich aus, es steht uns noch ein weiter Weg bevor. Als ihr hergekommen seid, habt ihr unseren zukünftigen Weg bestimmt gekreuzt. Wie hat es euch drei hierhergeschlagen, wenn ich fragen darf? «


[Registriert Saga, verweilt noch bei Ravenscar, relativ mittig des Platzes]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeSo Apr 03, 2011 7:50 pm

Dem Rüden war die lange Zeit der Wanderung und damit verbundener Einsamkeit – jedenfalls die meiste Zeit – absolut anzumerken, alleine schon an der Art wie er sprach und sich gab. Akustisch, also vom Wortlaut her, wirkte er immer noch, als sei er ein Jungwolf auf der Suche nach seiner Bestimmung, der sich einfach nur auf die nächste mögliche Rauferei freute. So blieb auch der Umgangston unbekümmert und rauh, selbst wenn er in dieser Form eigentlich nicht zwingend angebracht schien. Leider ließ die Helle das dusselige Gesieze nicht, sondern trieb es mehr oder minder – und vermutlich ohne es zu ahnen – auf die Spitze. Hätte der Rüde die Fähigkeit besessen, mit den Augen zu rollen, hätte er jetzt genau dies getan.

„Worum genau beneiden, Wölfin?“

fragte er umgehend, hatte aber die Rechnung ohne die Wirtin gemacht, die sich nicht nehmen ließ, sich in aller Ausführlichkeit vorzustellen. Das brachte ihr trotz des sämigen Tones eine Positive Miene des Rüden ein, denn das Vorstellen war für ihn selbst auf Wanderungen unabdingbar. Schamvoll genug senkte er das eigene Haupt, realisierend, dass er dort schon wieder nicht den ersten Schritt in die richtige Richtung getan und sich vorgestellt hatte. Aber das ließ sich ja nachholen.
Erstmal jedoch brachte er sich umständlich auf alle vier, besser dreieinhalb Läufe: Zunächst durfte das Rüdenheck in die Höhe, während sich danach die Vorderläufe hochdrückten. Wenn man bedachte, dass er sich meist einen Unterschlupf gesucht hatte, in dem er so wenig Platz wie möglich war, würde man verstehen, warum er sich diese Art des Aufstehens, aber auch des Ablegens angewöhnt hatte. Schließlich stand er immerhin und eigentlich war es ja auch das, was letztlich zählte. Sich auf Augenhöhe mit der Fähe begeben, auch wenn die naturgemäß nicht ganz so hoch aufgeschossen war, wie er selbst.

„Ich...“

hatte er beginnen wollen, doch da kam die Frage auf, ob und wenn ja, was ihn zum Rudel geführt hatte. Eine Frage von höchstem Interesse, wie er fand, denn eigentlich hatte er selbst sich jene oft und lange genug gestellt. Nur das mit dem Finden der Antworten auf jene Frage, das klappte noch nicht so wie der schwarze Fellstakser sich das so vorgestellt hatte. Jedenfalls nicht immer. Als Khaiza geendet hatte, konnte der Rüde endlich Luft holen und sich somit auf seine ausgedehnte Antwort vorbereiten, so sie denn wirklich ausführlich werden würde.

„....werde Youkon genannt. Heimat, Wölfin...was ist das schon? Mir sagte meine Mutter einst, Wulf hab sie selig, dass Heimat dort sei, wo unser Herz sei. Es ist schon viele Mondumläufe her dass ich geboren wurde und beinahe genauso viele ist es her, dass ich mich auf den Weg machte. Weg vom Bruder, von der Mutter. Weg vom Traum eines eigenen Rudels hin zum Gefährten und doch auch von jenem zart befellten Etwas hinaus in die Welt. Ich habe viel Glück gesehen, Wölfin, aber nur wenig davon erfahren, mag man meinen. Doch lag meine Stärke ob dieser Tatsache eher im Betrachten, ertragen und mich für andere freuen. Wenigstens etwas, das ich so richtig von Herzen kann. Später traf ich einen Raben und startete eine Wanderung ins Nichts. Ziellos aber mit langen Pfoten und viel Ausdauer. Und irgendwann traf ich auf diese Wölfe hier. Das Wort 'Rudel', es erscheint mir immernoch so fremd. So....wenig vertraut.“

In der Tat war seine Ausführung also etwas ausführlicher geworden als es die ihre gewesen war. So sehr der Rüde das Sprechen während seiner Wanderung auch vernachlässigt haben mochte, so sehr fühlte er sich andererseits doch dazu bewogen, es „rauszulassen“, einfach er selbst zu sein und kein Blatt vor den Fang zu nehmen – und selbst das gelang mittlerweile, wie man sah, erstaunlich gut.

Kurz sah er zum Tobewolf weiter östlich, den wohl auch die Helle bemerkt hatte, da Youkon jedoch Nouri in seiner Nähe wusste, wenn auch nicht an seiner Flanke, überwand er sich nicht zu einer Begrüßung des Fellhaufens, der sich bisher ziemlich rar gemacht hatte. Ausserdem steckte er mitten in etwas, das einer Unterhaltung gleichkam und irgendwie hatte er nichts dagegen, jene auch noch eine ganze Weile fortzusetzen, wenn Khaiza ihm denn den Gefallen tat und hier blieb.

„Aber wie sieht es mit dir aus, Wölfin die Du kluge Fragen stellst? Du siehst nicht aus wie jemand, der grundlos durch die Gegend wandert und sich wahllos einem Rudelverband anschließen würde. Also wirst Du einen Grund haben, warum es gerade dieses Rudel ist. Magst Du ihn mir vielleicht auch verraten?“

Er fand nichts unfaires an seiner Frage Khaiza gegenüber, zumal sie ja auch offen gefragt hatte. An den Restnager, der ohnehin nur mehr zweitrangig war, dachte er schon nicht mehr. Viel zu spannend wäre es nun, Antworten auf die gestellten Fragen zu bekommen. Da konnte er sogar seine leidlich bequeme Position behalten, auch wenn das stehen an sich natürlich weitaus weniger bequem aussah als das liegen. Der Blick wanderte noch einmal kurz auf den tobenden Wildfang, ehe sich die Bernsteine wieder auf Khaiza legten. Er würde sie nicht zu einer Antwort drängen, das stand ihm nicht zu – aber er wusste durchaus gut, dass er schon über das Ziel, so er denn jemals eins hatte, hinausgeschossen sein konnte.


[bei Khaiza, bemerkt Saga, überlässt den aber Nouri]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeSo Apr 03, 2011 9:10 pm

Ravenscar wusste selbst nicht, was er erwartete und was er sich wünschte. Alles was er sein wollte, war ehrlich. Doch langsam glaubte er, die Wölfin nur gefragt zu haben, damit er egoistischer Weise sein Gewissen besänftigen konnte. Unglücklich seufzte er leise. Nichts schien ihm selbst recht zu sein. Wie sehr hatte er sich doch nach Hokas Tod verändert. War er zuvor standhaft, selbstsicher und überzeugt gewesen, kehrten sich all diese Eigenschaften nun ins Gegenteil um. Und er merkte auch an der Antwort der Grauen, dass sie ... genervt? war. Vielelicht genervt, oder eben unsicher, was sein Anliegen war. Na dann waren sie ja schon zu zweit. Ein mattes Lächeön erhellte sein Gesicht, auch wenn es nicht aus Belustigung entstand. Und er hatte sie nicht einmal in der Höflichkeitsform angesprochen, was war nur aus ihm geworden?

"Es tut mir Leid, dass ich so zweiflerisch und pessimistisch erscheine. Das ist sonst nicht meine Art. Ich möchte nur nicht, dass Ihr euch verpflichtet fühlt, etwas für mich zu tun."

Na also, er konnte ja doch noch sprechen. Ravens Blick war eindringlich, entschuldigend, besorgt und das alles in einem (Auge). Genau das war es wirklich. Sie sollten keine falschen Gedanken gegenüber ihm hegen, ihn nicht für einen Parasiten halten. Also doch egoistische Gedanken, die letztlich auf sein Bild in den Köpfen der anderen abzielten. Hilfe, heute tendierte er wirklich zu überschwänglicher Selbstkritik, er sollte das Philosophieren lassen.

"Ich bin unhöflich, deshalb muss ich mich nochmals entschuldigen. Mein Name lautet Hesapa, doch alle nennen mich Ravenscar. Darf ich Euren Namen erfahren, wenn ihr mich bereits so nett begrüßt habt?"

Hoffentlich dachte die Graue nun nicht, sein aktueller Name sei als Schimpf- und Schmähwort von anderen Wölfen erdacht worden. Es war ja seine eigene Kreation, die sich die anderen - wieso auch immer - leichter merken konnten als "Hesapa". Komische Welt. Dabei war er doch eigentlich der, der sich über schwindendes Gedächtnis beklagen müsste. Aber nichts da, alle Namen der Vergangenheit standen wie eingemeißelt in seinem Verstand. Hoka und Hesapa, diese beiden Namen standen ineinander verschlungen ganz vorn.
Und da stellte die Graue auch schon eine unangenehme Frage. Raven zögerte, doch eine Antwort war das Mindeste, was er ihr geben konnte.

"Ich kannte Khazia bereits bevor wir auf Euer Rudel trafen. Wir waren uns eine Zeit zuvor begegnet und waren als Weggefährten gemeinsam gelaufen. Ich bin seit einigen Monaten ein Wanderer, habe mein Rudel verlassen, nachdem ich glaubte, der Tod würde mich einholen und mich zu meiner Schwester bringen. Aber es kam anders, also entschied ich mich vorerst für das Leben. Khaiza half mir, jagte mit mir und wir wärmten uns in kalten Nächten gegenseitig."

Hier machte er eine Pause, sah auf und blickte der grauen Wölfin in die Augen. Er wollte jetzt nicht in allen Einzelheiten auf seine Vorvergangenheit eingehen und er hoffte, dass sie das akzeptierte. Wenn nicht dann musste er genauer werden. Doch er umging alle Themen rund um seine geliebte Schwester lieber.

"In einem Schneesturm haben wir unsere Spuren verloren und ich zog allein weiter. Den Menschen bin ich manchmal zu nahe gekommen, dann holten sie ihre Feuerrohre heraus und vertrieben mich.
Letztlich war ich unendlich froh, als ich Khaiza zusammen mit Sitari am Fluss traf und direkt darauf zu Eurem Rudel stieß."


Ravens trübes Auge wurde von dem Lächeln ausgespart, was sich auf sein gesamtes Gesicht legte. Er war ihnen dankbar, so dankbar.


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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeSo Apr 10, 2011 11:00 am

Sie heulte kurz auf, sich erinnernd, dass vor kurzem ein weiterer Fremde herumgestreunt war und ihnen zugerufen hatte, und lud ihn ein etwas näher zu kommen.

Dann wandte sie sich wieder ihrem Gespräch zu.

Ravenscar. Unwillkürlich erlaubte sich die Graue Vermutungen, wie es zu diesem Namen gekommen war. Zweifelsohne betraf es die Narbe, die sich so prägnant durch sein Gesicht zog und so stark hervorstach. Ein Auge war erblindet, zumindest deutete sie die milchige Pupille so. Immerhin war das etwas, das sie sich merken konnte. Hesapa, sein Geburtsname, war klangvoll und angenehm in ihren Ohren, aber die Graue merkte sich Namen, die Eigenschaften kennzeichneten viel besser. Insgeheim nutzte sie diese auch mehr. Lediglich bei Kenáo und Ikeru, vielleicht auch Maýoki war sie davon abgewichen.

» Willkommen Ravenscar. Mein Name ist Nouri. «

Letztenendes störte es sie aber auch nicht, wenn er ihr andere Namen gab. Nouri war nur allgemeinhin das Wort, das man mit ihr in Verbinding brachte. Daneben gab es noch andere. Die Graue. Trügerischer Schein. Schwester. Es war ihr gleich, sie reagierte auf einiges, das ihr angemessen schien. Sie blinzelte ihn gutmütig an.
Und wieder hörte sie eine Weile zu, ohne direkt zu antworten. Sie war vorsichtig geworden, weil sie durch ihre Fragerei niemanden verletzen wollte. Es war, wie wenn man versuchte über Eis zu gehen, von dem man nicht wusste, wo es sicher war. Sie tastete sich langsam über die Fläche hinweg und versuchte gefährliche Stellen durch sanften Druck der Pfoten zu ertasten und behutsam zu umgehen. Auch jetzt schien sie ein brüchiges Fragment gefunden zu haben, und nahm Abstand dazu. Von seinem Rudel und seiner Schwester zügig auf Khaiza zu sprechen, und sie wagte es nicht, in dieser Ecke noch mehr herumzugeistern. Wenn da etwas unangenehmes war, wollte sie ihn nicht zwingen darüber zu reden. Für sie selber war es auch eine Qual über Kenáo zu sprechen. Schließlich wollte sie sich nicht selbst in die Abgründe drängen und wieder zu sehr darüber nachdenken.
Sie beließ es dabei, nickte langsam ein paar Mal und dachte über das nach, was er über die Menschen gesagt hatte. Vor ein paar Wochen, vielleicht Monaten, waren hier auch Menschen gewesen. Die Graue war ihnen selber nicht direkt begegnet, aber sie war auf der Hut. Sie wusste nicht, was Zweibeiner waren, konnte die Gefahr, die vielleicht von ihnen ausging nicht einschätzen. Sie hatten Tiere dabeigehabt, die wie Wölfe waren. Sie hatte sie gehört. Ihre Gerüche aufgenommen. Und bemerkt, dass sie trotz der Ähnlichkeit erschreckend anders waren. Vielleicht wusste er etwas darüber.
Auch ein wackeliges Stück Eis, aber vielleicht weniger unangenehm, als unmittelbar über die Familie zu sprechen. Obwohl... Menschen schienen bedrohlich zu sein. Was, wenn sie etwas mit seiner Familie angestellt hatten?
Die Graue war unschlüssig. Aber zum Wohle des eigenen Rudels wollte sie doch gerne alle möglichen Informationen einholen, die sie bekommen konnte.
Langsam setzte sie zum Reden an und duzte ihn dabei, weil sie es gewohnt war vertraut mit anderen zu sprechen.

» Verzeih mir, wenn ich so indeskret bin, aber ich wunder mich: Feuerrohre? Was ist das? «

Nouri kannte Feuer, sie brachte es mit Hitze und knisterndem Geräusch in Verbindung, ebenso mit hellen Flammen. Aber was war bloß ein Feuerrohr?


(relativ mittig des Platzes, Ravenscar, hat Saga eingeladen herzukommen)
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Winter 1874 III Vide
BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeFr Apr 15, 2011 10:16 pm

Wie oft manche es auch versuchten, zu verleugnen, die Heimat, die Umgebung, in der man aufwuchs und die, deren Anwesenheit man in dieser frühen Zeit am meisten kannte, all das hinterließ einen deutlichen Abdruck bezüglich des Charakters jedes einzelnen. Ausnahmslos jeder war dieser frühen Prägung unterworfen, lernten Selbstverständlichkeiten und den Umgang mit anderen. Wie früh man sich auch davon entzog – dies waren doch die wichtigsten Momente, die prägensten im Leben eines Wolfs. Und im Leben eines jeden anderen Tieres auch. Khaiza hatte gelernt, was Familie bedeutete, was es hieß, ein Rudel zu sein und jedem anderen ausnahmslos zu helfen, wie man Fremde aufnahm und somit auch, wie man sich als Fremde verhielt (hatte sie das in diesem Falle auch nicht gerade am besten zur Schau gestellt). Sie hatte ihren Umgangston gelernt, die Freundlichkeit, die sie zeichnete und zugleich hatte sie mit der Zeit einen grazilen Schritt angenommen, wenn sie dafür auch nicht recht etwas konnte. In dieser frühen Zeit entschied sich, ob ein Wolf zu einem Rudelwolf, einem Familientier oder doch eher zum Einzelgänger oder Eigenbrödler wurde. Und für Khaiza stand es fest – Sie war ein Rudelwolf, brauchte die Familie um sich herum und litt innerlich unter dem Verlust, den sie sich selbst zuzuschreiben hatte. Doch zu stolz, um dies nach außen hin zu zeigen, lächelte sie und machte somit gute Miene zum bösen Spiel. Doch das schlimmste: Sie bezweifelte, wie tief das ihr auch ins eigene Herz stach, dass sie – hätte sie die noch einmal Chance – anders handeln würde. Denn auch schlechte Dinge konnten etwas Gutes sein, oder etwa nicht?

„Es zeugt von Mut, auszusprechen, was man denkt, Rabenfell. Ich versuche stets die richtigen Worte zu finden, um niemandem zu schaden, doch das ist auch nicht immer das richtige, denke ich.“

Sie sah ihn ernst an, doch zugleich auch nachdenklich. Sie wusste, dass sie nicht immer richtig handeln konnte, dass sie – offen gesagt – keine Ahnung von der ‚perfekten Lösung‘ hatte, was ja schon mal ein Anfang war. Sie war nichts weiter als ein Wolf, der aus dem Bauch heraus handelte. Sie war, wie jeder andere auch. Sie folgte seinen Bewegungen, als er sich aufrichtete und legte ein Ohr dichter an den Kopf, als ihr Blick ganz kurz nur auf den verletzten Lauf fiel, wendete sie ihn doch zugleich wieder ab, da sie es als unfreundlich befand. Sie selbst richtete sich wieder etwas auf, setzte die Vorderpfoten etwas näher an den Körper heran und legte die Rute rund um die Hinterläufe. Ihr Blick glitt einen Moment in die Ferne. Der Anblick des ganzen Schnees und der Gedanke an die Kälte, mit der der Winter das Tal in seinem festen Griff hielt, ließ sie kurz schaudern. Sie vernahm seine Stimme, zuckte mit den Ohren und wandte ihm den Kopf zu, um anschließend zustimmend zu nicken. Heimat war für jeden etwas anderes.

„Doch ich glaube, dass Ihr bis jetzt mehr Glück erfahren habt, als Ihr denkt. Dort draußen ist eine Seele, die euch liebt und die es immer tun wird, Rabenfell. Ist dies nicht das größte Glück von allen? Sie mag weit entfernt sein, doch wenn Euer Himmel weit genug reicht, spielt dies keine Rolle. Ihr habt Liebe erfahren, Youkon. Und Ihr erfahrt sie noch immer, wenn Ihr nur die Augen schließt und Eure Seele dorthin zurück wandern lasst.“

Sie hoffte, ihn so nicht zu kränken, doch sprach sie frei aus ihrer Seele heraus. Sie selbst sehnte sich danach, Liebe zu erfahren, wahre Liebe, wenn es sie wirklich gab, doch war die Angst davor, die tief in ihr ruhte, viel größer. Nachdem sie ihn sanft angelächelt hatte, sank ihr Kopf ein Stück gen Boden und sie seufzte leicht. Doch nein, nicht jetzt war die Zeit dafür, so verjagte sie diese Gedanken und sah den Schwarzen wieder an.

„Die Fähigkeit, sich für jemand anderes zu freuen, ist eine edle Charaktereigenschaft.“

Sie lauschte seiner Frage und schüttelte daraufhin den Kopf.

„In zweierlei habt ihr Recht, doch weiß ich noch nicht recht, ob es mir hier halten wird. […] Nach dem Tod meiner Eltern habe ich meinem Rudel; meinen Geschwistern den Rücken gekehrt. Ich war nicht die erste von ihnen, nein, doch glaube ich, dass es mir am schwersten fiel. Die ersten Nächte war ihr stolz auf meine Entscheidung, doch je weiter; je länger ich fort war, desto mehr sehnte ich mich nach ihnen. Mein Herz jedoch trieb mich weiter und – hätte ich die Wahl – ich würde es wieder tun. Irgendwann traf ich auf Ravenscar und unseren Weg teilten wir uns ab dann, bis uns das Wetter mit Schnee und Wind wieder unfreiwillig auseinander trieb. Erst hier, nachdem ich den Wölfen im tiefen Wald entkommen war, trafen wir uns wieder. Und wir trafen die junge Sitari. Vor allem ihr zu Liebe wollte ich das Rudel treffen, für sie um Aufnahme bitten, da keine junge Seele wie sie es verdient hat, allein zu sein. Doch ich – Ich weiß nicht, ob mein Weg hier zu Ende sein wird. Auch, wenn ich sagen muss, dass dieses ‚Rudel‘, diese Gemeinschaft von Wölfen ein merkwürdiges Gefühl von… ja, von Heimat mit sich bringt…“

Ihr Blick fiel kurz auf Ikeru und die weiße Fähe in der Nähe. Gewissheit, o, wie schön das doch wäre.



[bei youkon]

Zuletzt von Khaiza Malí am Mi Apr 20, 2011 12:14 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeSa Apr 16, 2011 11:04 pm

Das einzelne, sehfähige Auge des grauen Rüden musterte die ebenfalls graue Fähe. Das Lächeln, das darauf folgte, ging über seine Lefzen hinaus und er nickte noch einmal, als wollte er Nouri grüßen. Jetzt, da er ihren Namen kannte, konnte das Gespräch auch persönlicher werden, das Gefühl hatte er. Distanzierte Diskussionen waren nicht sein Ding.

"Ich danke ... dir. Nouri. Ein schöner Name und gleichsam schön kurz für mein altes Gedächtnis."

Er gluckste leise, wo er doch wusste, dass sein Gedächtnis nicht so schlecht war. Sein eigener Name war lang und doch merkbar wie er hoffte. Automatisch blickten die meisten bei der Nennung seines Namens noch einmal genauer auf die Narbe. Ravenscar mochte Ironie und schloss sich selbst von dieser nicht aus. Welcher Trottel ließ sich schon von einem Raben zerkratzen? So etwas schaffte wirklich nur er.
Dankbar nickte er Nouri zu, da sie weiteres Nachbohren in seiner Vergangenheit unterließ. Zumindest da, wo es ihm unangenehm gewesen wäre. Später einmal würde er ihr genaueres erzählen, doch jetzt wo ihr Gespräch noch frisch war und Vertrauen nur ganz flüchtig hergestellt war, war es noch nicht an der Zeit für äußerst private Themen. Deshalb kam ihm ihre Frage nach den Feuerrohren auch sehr entgegen. Zumindest einmal konnte er mit Wissen punkten und vielleicht - ja vielleicht - sogar helfen.

"Oh nicht doch, ich dachte nur ihr wüsstet von ihren Waffen. Menschen haben keine Krallen und stumpfe Zähne wie die Hirsche. Aber sie benehmen sich doch wie Bären, fressen Pflanzen und Tiere gleichermaßen. Stell dir nur einmal vor, die Hirsche würden anfangen, uns zu jagen!"

Er schüttelte aufgewühlt den Kopf. Verkehrte Welt wäre das, jawohl. Deshalb machten ihm die Menschen auch Angst und schürten seine Sorgen. Zu oft hatte er bereits schlechte Erfahrungen machen müssen, die mit ihnen in Zusammenhang standen. Blinzelnd nahm er den Faden seiner Erklärung wieder auf.

"Aber eben weil sie keine Zähne haben, die zum Jagen geeignet sind, verzaubern sie Pflanzen und Steine, erwecken totes Holz zum Leben. Damit schlagen sie dann um sich. Aber mein altes Rudel wurde einmal von ihnen angegriffen. Zu dem Zeitpunkt trugen sie lange Rohre, die sie auf uns richteten. Vor diesen hatten wir keine Angst, denn sie fuchtelten nicht so herum wie sonst. Doch dann leuchteten ihre Öffnungen auf und der Wolf, auf den die Öffnung gezielt hatte, brach wehklagend in sich zusammen. Die Wunden waren heiß und die Rohre stanken wie das Feuer, auf dem sie sich ihre Beute brieten. Deshalb denke ich, dass es Feuerrohre sind. Sie töten und verletzen alles, auf das sie zielen."

Ravenscar seufzte und senkte den Blick. So hatte er seine Tante verloren. Sie war das erste Opfer der Feuerrohrmenschen geworden und viele waren ihr auf diesem Weg gefolgt. Sicher würde er sie wiedersehen, wenn er ebenfalls starb. Doch im Moment wollte er das Leben halten, dass sich noch in ihm heimisch fühlte.

"Ich denke es ist wichtig, dass ihr wisst, worüber die Menschen verfügen. Haben sie auch euch schon einmal gejagt?"

Nun hob er den Blick seines einzelnen Auges wieder und blickte Nouri mit einer Mischung aus Neugier, Sorge und Mitgefühl an.


{ spricht mit Nouri :: Mitte des Platzes }
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeSo Apr 17, 2011 6:10 pm

Es war wieder jenes vertraute Bild, es hatte sich seit Jahren stets aufs Neue in das Gemüt der Grauen gegraben und nun erwartete sie es schon, bevor dir ersten Anzeichen deutlich worden. Sie hatte es geschafft ein Gespräch mit zwei Wölfen zu führen ohne komplett weltfremd und seltsam -wofür sie sich in den Tiefen ihres Herzens tatsächlich hielt- zu erscheinen, ohne gleich davon gejagt zu werden. Doch obgleich dieses Fortschritts, hatte der weitere Verlauf des Szenarios sie in alte Bahnen zurück geworfen.
Ihre muntere und aufgeschlossene Art war noch nicht stark genug, ihre Zurückhaltung zu bezwingen, sie zu befähigen die anderen Wölfe aufzusuchen, einfach zu zeigen, dass sie nicht allein weiter ziehen wollte, dass sie jemanden suchte, an dem sie sich orientieren konnte.
Obwohl sie hier nicht allein war, fühlte sie sich einsam und diese Tatsache machte alle guten Vorhaben der Jungen zunichte.
Es war schwer für sie, sich einfach irgendeinem Wolf zu nähern, sie hatte Angst, sie würde -wieder- verspottet, verstoßen und schlussendlich vereinsamen. Deshalb hielt sie sich seit geraumer Zeit -seit ihre kleine Gruppe mit dem Rudel zusammengetroffen war- im Hintergrund. Ihr helles Fell hob sie nicht wirklich vom Untergrund ab, sie selbst glaubte, dass sie kaum wahrgenommen wurde, und tatsächlich, keiner der Anderen hatte auch nur einen Blick geschweige denn einen Laut an sie gerichtet.
Vielleicht konnte sie ihr Leben als persönlichen Poltergeist des Rudels fristen? Ruhelos und klagend umher streifen, hier und da auftauchen und das Rudel in Angst und Schrecken versetzten. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihre eigenen Gedanken für sinnlos und kindisch befand, trotzdem gefiel ihr die Vorstellung.

Sie stand immer noch am Rande des Rudels und mit der Zeit -so hatte sie sich sagen lassen- würde sie kleiner werden, da sich ihre Beine durch das lange und sinnlose stehen immer und immer weiter abnutzen würden. Wenn sie nicht bald etwas tat, würde sich schon bald nicht mehr schritthalten können, wenn sie weiter ziehen würden. Dieser Gedanke erschreckte sie.


[in der Nähe der Anderen | abseits | allein]

Der Post ist kurz und seltsam, entschuldigt das bitte^^
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Youkon

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Winter 1874 III Vide
BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeDi Apr 19, 2011 1:05 pm

So freiwillig wie er sich in die vermeintlich schützende Obhut des Rudels begeben hatte, so freiwillig hatte er auch das Gespräch mit der Hellen gesucht. Und bisher hatte sich jede Sekunde der kleinen Unterhaltung gelohnt und wurde von Sekunde zu Sekunde mehr ausgekostet – zugeben würde er das freilich niemals, denn dazu gehörte eine gewisse Form von Größe die er zeitlebens nicht besessen hatte und vermutlich niemals sein Eigen nennen würde.

Für einen Moment kehrte etwas ein, das er schon eine ganze Weile nicht mehr gehabt hatte und von dem er eigentlich dachte, dass er es immer einer Unterhaltung vorziehen würde: Schweigen. Aber es war kein Betretenes Schweigen, nein. Vielmehr brauchte der ältliche ein wenig Zeit, darüber nachzudenken, denn Khaiza hatte nicht die falschesten Worte gewählt. Für eine Fähe – jaja, die alten Vorurteile – waren die sogar richtig gescheit gewählt, was dem Schwarzen glatt noch ein wenig mehr Respekt abrang, als er ohnehin schon zu empfinden schien. Die Tatsache, dass sie ihn Rabenfell nannte und das nicht einmal sonderlich neckisch zu meinen schien, bestärkte ihn nochmals in seiner Entscheidung: Der, zu bleiben und der, mit ihr diese kleine Unterhaltung zu führen.
Wieder witterte der Dunkle kurz, trabte einige Schritte und musterte den Rüden der von Nouri mehr oder minder eingeladen worden war, sich ihr und dem Unbekannten dort drüben anzuschließen. Auch mit dem Narbengesicht würde er mit Sicherheit einmal sprechen müssen – nur wann das der Fall sein würde stand natürlich in den Sternen. Denn von selbst jagte sich keine Beute und von irgendetwas musste man auch mal leben, da konnte man sich nicht in eine Unterhaltung nach der anderen stürzen – auch und gerade wenn man eigentlich nicht eben als großer Redner bekannt war.

„Man kann auch eine bitterböse Aussage wunderhübsch verpacken, Fähe. Das wirst Du wissen, denke ich. Ich bilde mir nicht viel auf meine Erfahrung ein, aber ich weiss was ich kann und was eben nicht. Besonders höflich im verbalen Umgang bin ich ganz sicher nicht, auch wenn das im Moment vielleicht sogar anders erscheinen mag.“

Im Prinzip hatte er sich damit wiederholt, wenn man es genau nahm. Man trat sogar ein wenig auf der Stelle, nun da eigentlich für den Moment alles gesagt zu sein schien – aber das konnte es doch eigentlich nicht gewesen sein, mh? Der Rüde setzte seine halbrunde um die Fähe fort, musterte erneut das Duo aus Nouri und dem Narbengesicht, das vielleicht in Kürze zu einem Trio werden würde, wenn sich der junge Spund endlich dazu entschloss, den beiden Gesellschaft zu leisten. Innerlich war Youkon nicht sonderlich unfroh, dass er sich nicht entschlossen hatte, ihm und Khaiza Gesellschaft zu leisten, eigentlich war die Situation doch ganz angenehm wie sie sich im Moment darzustellen schien.
Kaum hatte er sich dazu entschlossen, wieder stehenzubleiben, überfiel ihn die helle Fähe mit einem wahren Schwall an Wörtern, die er teilweise erst einmal zusammensetzen und sich einen Reim darauf machen musste, denn zum schnellen verstehen, wie es bisher gut geklappt hatte, waren es eindeutig derer zuviele. Als Khaiza schließlich endete und auf den Rüden einen nicht unerleichterten Eindruck machte – natürlich konnte er sich auch täuschen – holte der schwarze Schlaks tief Luft und nickte zuerst einmal. Sie hatte nicht unrecht, wie schon zuvor.


„Weisst Du, Hellfell – der Gedanke an ein Rudel ist oftmals mit viel zu viel nachdenken verbunden. Zu viele Regeln an die man sich plötzlich halten soll, so viele Wölfe um einen herum – eigentlich mögen wir Rudeltiere sein, ja. Doch manch einer ist in der Tiefe seiner Selbst sicher das, was man einen waschechten Einzelgänger schimpfen könnte. Gerade im Winter ist es oft schwer, in einer Gemeinschaft sich im Zaum zu halten – die Gedanken an Welpen und das was davor passiert bestimmen oft das was man tut. Ich habe lange an Welpen gedacht, jedoch vermutlich nie das richtige Wesen dazu getroffen. Und ich hoffe sehr, dass diese...Phase in diesem Jahr bereits vorbei ist.“

Ansonsten hätte er es ja auch mitbekommen, das war klar. Denn wenn der Rüde sich in einer Hinsicht auskannte – oder zumindest glaubte, dies zu tun – war es das Thema Arterhaltung, auch wenn seine eigenen Erfahrungen auf jenem Gebiet zugegebenermaßen eher minimal anmuten mochten. Einen kurzen Moment überlegte er noch, ob er dem letzten Satz eine Erklärung oder dergleichen folgen lassen sollte, verwarf den Gedanken dann allerdings wieder. Das Gespräch würde wohl kaum hier zuende sein. Noch einmal glitt der Blick auf Nouri und das Narbengesicht, während er nun auch ein weiteres Hellfell in Augenschein zu nehmen schien.

„Sprachst du nicht gerade von Sitari?“

Großartig bekanntgemacht hatte sich der Schlaks mit der Beigefarbenen – zumindest wirkte sie so – bisher noch nicht, würde das aber vielleicht ja schon in Kürze nachholen. Der Blick schwankte nun fragend zwischen Khaiza und der eben thematisierten Sitari hin und her – vielleicht nahm das Gespräch ja doch noch eine ziemlich unerwartete Wendung. Den Rüden würde das zumindest nicht unbedingt wundern...


[bei Khaiza, ab und an gen der anderen blickend, in Bewegung]
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Sitari


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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeDi Apr 26, 2011 6:49 pm

Es war kurios festzustellen, dass man nicht so schnell aus dem Gedächtnis der Anderen verbannt wurde, wie man es angenommen hatte. In ihrem Gedanken war sie bereits von sämtlichen Wölfen die sie kannte vergessen worden, schließlich war sie unwichtig und nicht bemerkenswert. Welchen Grund sollten fremde Wölfe haben, einen weiteren Gedanken als das bloße zu Kenntnisnehmen an sie zu verschwenden? Sie spürte von Zeit zu Zeit Blicke auf sich ruhen, konnte jedoch nicht lokalisieren woher sie kamen.
Die lange Zeit allein, das Verlassen und Verstoßen werden hatten einen tiefen Knacks in der Psyche der Grauen hinterlassen. Sie hatte begonnen sich selbst in einem sehr schlechten Licht zu sehen, ihre Existenz als Verschwendung von Luft, Futter und Wasser. Jedenfalls plagten sie solche Gedanken, wenn sie unsicher und allein war. Allein die Tatsache, dass hier mehr unbekannte Wölfe anwesend waren als sie auf Anhieb überblicken konnte, lies ihr Herz schneller schlagen und ihre Augen noch hastiger nach einem Ruhepol suchen.
Obwohl der Alpha sie begrüßt hatte, war sie sich nicht sicher, ob sie hier bleiben wollte.
Sie kannte bisher die schöne Weiße mit dem Doppelnamen, den sie leider schon wieder vergessen hatte. Und den alten Wolf, welcher sicherlich viele Geschichten kannte. Jedenfalls sah er so aus, als hätte er Zeiten miterlebt, von denen sie nur Träumen konnte.
Welchen Grund hatte sie also weiter hier herum zu lungern in der Hoffnung, keinem großem, bösem Wolf vor die Füße zu fallen? Sicherlich wollten sie sie hier auch gar nicht haben.
Unsicher blickte sie sich nach einem sicheren Fluchtweg um. Aber...wieder allein durch diese Schneelandschaft schleichen? Sie hatte die letzte Zeit mit mehr Glück als Verstand überlebt, noch einmal konnte sie nicht mit dieser Zuversicht leben.

Ihr Blick wanderte über die Wölfe. Ein Pärchen hatte es ihr besonders angetan. Ein schwarzer Rüde und die weiße Fähe bildeten zusammen einen wunderbaren Kontrast. Jetzt erkannte sie auch, dass sie den Blick des Rüdens auf sich ruhen gespürt hatte.
Unsicher klappte sie ihre Ohren zur Seite und stand noch einen Moment regungslos im Schnee. Dann kam Bewegung in den Körper der kleinen Fähe und sie schlich mit gesenktem Kopf näher an die beiden Wölfe heran. Sie wusste nicht warum sie das tat, aber jetzt um zu drehen würde viel viel seltsamer wirken, als einfach zu versuchen normal zu sein.
Ihr Blick heftete sich fest auf sie, besonders auf den Rüden, um unvorhergesehene Angriffe zu registrieren, bevor es zu spät war.
Obwohl sie es heraus zögerte, kam sie den Beiden immer näher. Immer noch unsicher blickte sie sich um.
Plötzlich musste sie daran denken, was sie früher einmal gelernt hatte. In einer Zeit in der das Leben noch einfach gewesen war, in der man heute schon wusste, was morgen passieren würde.
Ihre Mutter hatte ihr erklärt, dass die Fähen ihres Rudels stets erhaben sein sollten, keine Schwäche zeigen, stets die Starken verkörpern.
Was dies betraf, so hatte sie auf ganzer Linie versagt. Doch sie hatte noch eine Chance den ersten Eindruck wieder Grade zu biegen.
Sitari schloss ihre braunen Augen und atmete tief ein. Sie spürte den Schnee unter ihren Pfoten nun wieder intensiver, spürte den Wind in ihrem Fell, die Nähe zu den anderen Wölfen und es gelang ihr, ihre Nervosität -wenigstens kurzzeitig- herunter zu schlucken. Das den ganzen Körper ergreifende Kribbeln zog sich langsam in die Magengegend zurück.
Mit einer ruhigeren Einstellung veränderte sich auch ihre Körperhaltung. Ihre Muskeln entkrampften sich sichtlich, ihre Bewegungen wurden wieder weicher und fließender.
Sie hatte nun zu den beiden Wölfen aufgeholt.

Jetzt musste sie lediglich etwas gescheites sagen und die Sache war so gut wie erledigt. Leider fiel ihr absolut nichts ein. MIt der Nervosität war auch ihre Sprache verschwunden...


[jetzt bei You und Khazia]
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Sóke


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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeDi Apr 26, 2011 9:47 pm

Sóke hatte sich wieder von der Gruppe entfernt. Oder war in ihrer Schockstarre geblieben, und man war an sie vorbei gezogen. Seit jenem Dialog mit Ikeru hatte sie nichts mehr getan das auf ihre Anwesenheit hingedeutet hätte. Zu geschockt war sie scheinbar wegen dem Verschwinden Cel’s gewesen. Und sie konnte sich niemanden deshalb anvertrauen. Zumal sie dem neuen Alpha damit auch nicht zur Last fallen wollte. Auch der Sandbraune war verschwunden und machte keine Anstalten sobald wieder aufzutauchen. Als ob das Rudel durch ein schwarzes Loch gelaufen wäre, und nach und nach immer mehr Mitglieder der Gruppe darin verloren gegangen waren. Na gut, bis jetzt waren es zwei gewesen. Sie glaubte auch nicht, dass es sobald mehr werden würden.

Sie legte noch die paar Meter zurück, um wieder soweit bei der Gruppe zu sein, dass Außenstehende sagen konnten, dass sie dazu gehörte. Vielleicht war es nicht schlecht jetzt nicht ganz allein zu sein, zwar nicht von dem zu erzählen was sie bedrückte, aber immerhin neben jemanden zu stehen oder sich einfach nur zu unterhalten. Wie gesagt, nur Ikeru wollte sie nicht weiter belästigen. Zumal dieser sich bei der letzen Begegnung auch mit anderen potenziellen Rudelmitgliedern auseinandergesetzt hatte. Ein Heulen hatte sie aufmerksam gemacht. Sie sah sich um, entdeckte eine kleine Gruppe, dies aus zwei grauen Wölfen bestand, ein weiterer Wolf gesellte sich dazu. Unter ihnen war ihr nur eine Fähe bekannt, wenn man es so sagen konnte. Zumindest kannte sie sie vom Namen her. Nouri war’s. Sie scheute sich erst zu ihr gehen. Offenbar mochte sie den Sandbraunen nicht sonderlich. War ihr zu naiv und inkompetent gewesen. Wenn sie so genau darüber nachdachte, fehlte auch ihr diese Kompetenz, bedauerlicher Weise. Vielleicht hatte sich dieser Eindruck in dieser Zeit auch nur zu schnell breitgemacht. Bis jetzt hatte man sich noch nicht kennen gelernt. Bis auf ein „Hallo“ war da nicht gewesen. Auch das war irgendwie schade.

Etwas unsicher näherte sie sich der kleinen Gruppe. Vielleicht hatte man sie bereits bemerkt? Wohl eher nicht, sie verhielt sich recht unauffällig. Wurde wohlmöglich mal Zeit, dies zu ändern. Die Entfernung betrug noch einige, wenige Meter, die sie nicht zu überbrücken vermochte, da sie auch nicht zu unaufdringlich wirken wollte. Zumal man sie nicht einmal hier her gebeten hatte. Sie wollte sich auch zunächst nicht setzen. Denn wer sagte ihr, dass die Begegnung lang genug andauerte. Ihre Ohren zuckten nervös, ehe sie etwas sagte. Auch diesmal beschränkte sie sich nur auf ein schlichtes „Hallo.“ das sie doch recht freundlich hervor gebracht hatte. Das Thema über das man sich unterhielt, war ihr noch unbekannt. Drum wollte sie erst mal lauschen.


[ Bei Nouri, Ravenscar und Saga ]
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Nouri

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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeMi Apr 27, 2011 8:37 pm


Sie deutete ein Nicken an und schaute kurz geschmeichelt zu Boden, um das Kompliment anzunehmen, ohne sich übermäßig erfreut zu geben. Sie wollte sich niemandem anbiedern.

Die Erklärungen des Rüden ängstigten sie nicht direkt, aber sie änderte augenblicklich ihre innere Einstellung gegenüber den Menschen. Zuvor hatte sie sie nicht direkt als Bedrohung angesehen, lediglich als etwas, dem man eventuell lieber aus dem Weg ging, wie beispielsweise Bären. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass eine direkte Gefahr von ihnen ausgehen würde. Ein vorschnelles Urteil wollte sie eigentlich nicht fällen, aber was der andere erzählte, machte sie durchaus skeptisch.
Es war gut, dass er sein Wissen so darstellte, dass sie es sich bildlich gut vorstellen konnte. Ja, es war gut möglich, dass Menschen stumpfe Zähne hatten, selber hatte sie kräftige Beißer auch nur bei der eigenen Art und die der großen Braunen sehen können. Sie war der Meinung gewesen, nur, wer solche Kiefer besäße, sei ein Raubtier, ein Jäger, der bei anderen großen Schaden anrichten konnte.
Sie unterschätzte Huftiere zwar nicht, denn immerhin konnten diese kräftig mit den Beinen ausschlagen oder mit ihren Geweihen Wunden zufügen, dennoch... war es etwas anderes. Sie, die ohne Reißzähne, waren immer jene gewesen, die sich als erstes zu fürchten hatten.
Drehten die Menschen den Spieß jetzt um?
Es schien so. Sie kompensierten ihre niedrige, körperliche Jagdfähigkeiten mit Stöcken.
Das beunruhigte die Graue leicht und sie schaute den älteren Wolf einen Moment in Gedanken versunken an. Vor ihrem innerem Auge spielten sich verschiedene Szenarien ab, und es kitzelte ihr unangenehm über den Rücken. Es war gut, dass sie nun gewarnt war. Sie hoffte nur, die Menschen würden nicht zurückkehren und ihre Bedenken bestätigen.
Sie verfolgte seine Mimik und vermutete, dass die Erlebnisse ihn geprägt hatten. Mehr noch, als es diese Narbe in seinem Gesicht tat. Womöglich hatte er jemanden verloren, dem er sehr nahe gewesen war. Sie wünschte sich, dass es diesem Rudel nicht genauso ergehen würde.

» Nein, das nicht. Aber sie waren hier, und schon allein diese Tatsache ist ein wenig... «

Sie sprach das letzte Worte nicht aus. Alarmierend? Beunruhigend? Sie wollte lieber keine Panik schieben, wo es noch nicht nötig war. Sie brach mittendrin ab. Wenn die Menschen es schafften über die Berge zu kommen, mussten sie leistungsfähig sein, und wenn ihre Feuerrohre tatsächlich so gefährlich waren...
Sie vertrieb die schlechten Gedanken. Vielleicht hatten sie es nicht direkt auf die Wölfe abgesehen. Die Graue versuchte sich nicht zu sehr in etwas hineinzusteigern, nickte kurz und schaute ihn nicht weiterhin so prüfend an. Sie wollte nicht, dass er sich unwohl fühlte, als würde man ihn genauestens unter die Lupe nehmen.

» Aber im Winter ist es schwer den Weg durch das Gebirge zu finden, sie sind vor dem starken Schneefall verschwunden, es ängstigte sie wohl. «

Berechtigt, fügte sie in Gedanken hinzu, und bemühte sich mit einen ausgeglichenen Gesichtsausdruck.

» Ich danke dir für die Warnung, man weiß ja nie. «

Freundlich guckte sie ihn an, dann schwenkte ihr Kopf zu der jungen Weißen hinüber, die vor der Reise mit dem Sandbrauen zusammengegluckt hatte. Nouri mochte ihn nicht sonderlich, was allerdings nichts mit seinem Charakter direkt zu tun hatte. Irgendetwas anderes störte sie...
Allerdings war sie der Weißen gegenüber unvoreingenommen. Wenn diese sich gut mit ihm verstand – wieso nicht? Es war immer schön jemanden im Rudel zu haben, mit dem man sich etwas wie eine Freundschaft aufbauen konnte. Jemand Vertrautes. Für sie war das nun noch Ikeru. Ihre zwei anderen Freunde waren fort. Die Graue sehnte sich danach wieder freundschaftliche Gesellschaft zu haben, und fragte sich, ob sie unter den anderen Rudelmitgliedern eine solch gemütliche Runde wieder finden würde.
Sie stand dem offen gegenüber.

» Hallo Sóke. «

Sagte sie freundlich und wedelte leicht mit der Rute. Ihre Schnauze streckte sich leicht zu der Weißen hinüber, sie schnupperte in vertrauter Gestik und guckte dann zwischen den beiden hin und her.

» Das ist Hesapa, von allen Ravenscar genannt, Ravenscar, das ist Sóke. «

Stellte sie kurz vor und streckte sich zufrieden ein wenig.

» Achja, die Berge. Ein unwirkliches Gebiet. «

Sie seufzte entspannt und drehte sich leicht, um die Berge hinter sich einen Moment lang zu mustern, dann wieder zu den anderen Beiden zu schauen. Sie verlagerte den Schwerpunkt des Themas, um der jungen Fähe keine Angst mit dem Gerede über die Menschen zu machen. Sie wusste nicht, welche Schäden eine stets anwesende Furcht im Rudel anrichten würde.

[relativ mittig des Platzes | Ravenscar und Sóke – Saga hat sich übrigens noch nicht zu uns gesellt]
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Luna Lumine


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Winter 1874 III Vide
BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeDo Apr 28, 2011 2:06 pm

Die weiße lag im Gras und überlegte, was sie nun als nächstes tun sollte. Der Fluss rauschte neben ihr noch genauso laut wie als sie angekommen war, aber was erwartete die junge Fähe auch? Ihr Bauch begann hörbar zu knurren weshalb sie darüber nachdachte wann sie eigentlich das letzte mal gejagt hatte? Es war schon einige Zeit her, und immer waren es nur kleine Vögel gewesen die sie gefressen hatte. Ein seufzen entglitt ihren Lefzen, während sie sich aufrichtete. Sie sah momentan keine Chance irgendwie ans andere Ufer zu kommen, also musste sie sich hier mal umschauen. Hungrig fing Luna an die nähere Umgebung zu erkunden.

Ich weiß nicht was ich mir gedacht habe, alleine zu bleiben und meinen Papa zu suchen. Was wenn ich ihn nie finde? Aber wohin hätte ich denn auch gehen sollen? Immer war Mama bei mir und jetzt bin ich alleine und das finde ich echt doof. Ich möchte nicht länger alleine bleiben.

Die weiße hing ihren Gedanken nach, während sie sich aufmerksam umschaute und immer wieder die Schnauze zu Boden senkte um eine Witterung eventuell aufnehmen zu können. Luna mochte es nicht, alleine zu sein und auch wenn sie eigentlich immer nur ihre Mutter gehabt hatte, so hatte das gereicht, aber jetzt, wo auch diese nicht mehr da war. Als Luna merkte das sie traurig wurde, verdrängte sie den Gedanken und konzentrierte sich wieder auf ihr Ziel: Was zu Essen zu finden.
Sie lief bereits einige Zeit durch die Umgebung als sie letztlich wieder zurück zum Fluss ging. Sie hatte mittlerweile Durst und wenn sie schon nichts Essbares fand, so konnte sie doch wenigstens etwas gegen den Durst tun. Also lief Luna – mittlerweile arg gelangweilt – zurück zum Fluss. Auf dem Weg dorthin nahm sie jedoch endlich Witterung auf! Aufgeregt spitze Luna die Ohren um vielleicht auch etwas hören zu können., was jedoch nicht der Fall war. Die Witterung war auch noch nicht sonderlich stark. Jedoch vergaß Luna das vorhaben zum Fluss zu gehen sofort. Sie senkte die Nase zu Boden um den Geruch deutlicher wahrzunehmen und folgte langsam und vorsichtig der Spur. Sie versuchte sich daran zu erinnern was ihre Mutter ihr über die Jagd bei gebracht hatte und auch wenn diese sich dabei viel Mühe gegeben hatte, so wusste Luna das ihr Wissen nur gering war.
Minutenlang verfolgte die Jungwölfin die Spur die nun auch immer stärker wurde und ihr Bauch machte sich immer mehr bemerkbar. Während Luna weiter versuchte ihren Hunger zu ignorieren näherte sie sich weiter der Quelle des Geruchs. Sie hörte mittlerweile auch Geräusche die sie momentan noch nicht zu identifizieren vermochte aber von denen sie sich sicher war, dass sie die selbe Quelle wie auch der Geruch hatte. Nun kam sie auf eine kleine Grasfläche, die umsäumt war von einigen Büschen. In der nähe einer dieser Büsche sah sie einen kleinen Hasenbau. Vorsichtig schlich sich Luna weiter Richtung Bau. Sie hörte die Tiere im Bau nun ganz genau. Vorsichtig stellte Luna sich über die Öffnung und sie hatte Glück – da sie auch ehrlich gesagt keine Ahnung hatte wie sie die Tiere da raus locken sollte – schon einen Augenblick später kam einer der Hasen aus dem Bau heraus, da Luna hinter dem Tier stand bemerkte es sie nicht einmal, jedenfalls nicht sofort. Als Luna gerade zuschnappen wollte, reagierte das Tier jedoch mit einer Schnelligkeit die, die weiße nicht erwartet hatte. Der Hase rannte davon und Lunas Fänge schnappten nur nach der Luft. Jedoch lies sie sich davon nicht entmutigen und rannte hinter dem Hasen her. Sie musste nur Glück haben und hoffen das der Hase keinen neuen Unterschlupf fand, doch momentan rannte Luna dem Hasen lediglich hinterher und dieser rannte um sein Leben. Wie Luna feststellte rannte der Hase genau in Richtung Fluss, doch das war zweitrangig. Die junge Wölfin lief einfach weiter hinter dem Hasen her.

[Nahe des Talbachs | auf der Jagd | allein]
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Winter 1874 III Vide
BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III Icon_minitimeSa Apr 30, 2011 10:21 pm

Sie wusste selbst nicht, ob man ihre Worte Wahrheit nennen konnte, oder ob sie es doch nur so ausgedrückt hatte, um sich selbst davon zu überzeugen. Sie hatte es zwar nicht ausgesprochen, doch in ihrem Kopf war rundherum um den Gesprächsfaden nicht nur ein Strang der ‚Rundherum‘-Geschichte gewickelt, den nur sie kannte. Gedanken, die nicht auszusprechen waren, die sie nicht aussprechen konnte, da sie nicht wusste, was sie selbst davon halten sollte. War sie nun geflohen, hatte sie einfach einen neuen Schritt wagen müssen – sie wusste es einfach nicht und sie würde es womöglich auch niemals erfahren, da sie sich selbst in diesem Falle nicht vertrauen konnte. Und wie sollte sie jemandem glauben, dessen Worten sie keinerlei Glauben schenken konnte? Doch im Grunde war es doch eigentlich gleich – Flucht oder nicht, sie war nun hier und nicht dort und dort – wo auch immer ‚dort‘ nun auch war – würde sie so schnell auch nicht mehr sein.

Ihr Blick glitt vom Alpha hinüber zu seiner Beta und ihrem Weggefährten Ravenscar, der das tat, was sie schon lange hätte tun müssen. Beschämt legte sie die Ohren leicht an den Kopf, erkannte sie sich selbst in diesem Verhalten eigentlich gar nicht mehr wieder. Sie befand sich in einem Rudel, in Anwesenheit anderer Wölfe, wovon lediglich ein weiterer Wanderer – Raven und Sitari ausgeschlossen – ihren Namen kannte. Sie verstand nicht, weshalb sie sie überhaupt in ihren Reihen duldeten, hatte sie ja nicht gerade die besten Manieren gezeigt, war sie ihnen jedoch gleichzeitig zu tiefem Dank verpflichtet, sie nicht direkt weggejagt zu haben. Für wahr, sie wusste nicht, ob sie bleiben wollte, ob sie bleiben sollte, doch tat ihr die Pause und vor allem die Gesellschaft sichtlich gut. Gesellschaft. Wie sehr sie ihr doch gefehlt hatte auf ihrer Reise. Sie seufzte und wandte den freundlichen Blick wieder Youkon zu, der in der Zwischenzeit einen halben Kreis um sie gedreht hatte. Khaiza hatte sich nicht groß drum gekümmert. Er hatte – wie sie eigentlich auch – die anderen bei ihren Gesprächen beobachtet und vor allem versucht, einen Blick auf den Jungspund zu erhaschen, der sich eben noch so laut und unvorsichtig angekündigt, nun aber kleinlaut im Hintergrund hielt. Komischer Kautz, der Fremde. Wollte er sich denn nicht zur Beta und Ravenscar begeben und sich vorstellen? – Erneut eine kurze Stille, die sich nur in ihrem Kopf abspielte. Genau. Wollte er es nicht eben mal besser machen, als sie es getan hatte?

Glücklicherweise gab der Rüde ihr sogleich wieder die Möglichkeit, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Mit dem Gespräch beispielsweise, was noch keineswegs zu Ende war. Und wenn, hätte die Weiße es sicherlich etwas bedauert. Das Rabenfell gefiel ihr. Er war er selbst, verstellte sich nicht und machte auf die Weiße einen recht vernünftigen und vertrauensvollen Eindruck. Auf ihn war sicherlich Verlass, doch sie würde dafür keine ihrer Pfoten – konnte man ja anscheinend auch gut mit dreien leben – ins Feuer legen, dafür kannte sie ihn zu wenig.
Seine Worte verletzten sie tief, doch dafür konnte er rein gar nichts. Ein trauriger Blick fiel zu Boden, als er das Thema Welpen anschnitt. Khaiza erinnerte sich nur zu gut an das letzte Jahr. An das Jahr, in dem sie zum ersten Mal Welpen hätte bekommen können, bekommen dürfen, da das Revier ausreichend Futter geboten hätte. Der Rüde war niemand gewesen, den sie ‚wahre Liebe‘ nennen würde, doch darum ging es nicht, wie schön das auch wäre einen Gefährten zu finden, der bester Freund und Familie zugleich war. Doch vermutlich hätte auch die wahre Liebe nichts an der Tatsache geändert, dass sie nicht trächtig geworden war. Sie seufzte. Wo das Problem gelegen hatte, wusste sie nicht genau, doch lag es in ihren Augen eigentlich auf der Pfote. Bewiesen war es nicht, doch wäre eine positive Überraschung bei pessimistischer Sicht doch wesentlich besser als eine böse Enttäuschung bei optimistischer Sicht, oder? Der Blick hob sich wieder und ihre Lefzen umspielte wieder ein freundliches, doch zugleich auch leicht gezwungenes Lächeln, was aber nichts an der Aufrichtigkeit ihrer Worte ändern sollte.

„Ich bin mir sicher, dass Euch in diesem Jahr Welpen gegönnt sein werden, Youkon. Ihr scheint eine aufrichtige Seele zu besitzen und wäret sicherlich ein guter Vater.“

Sie schwieg kurz, ehe sie die zuvor gesprochenen Worte auffing.

„Ihr wart früh auf Euch gestellt, früh das Leben als Einzelgänger gewohnt, sodass ich mir vorstellen kann, dass es nicht leicht ist, erneut einem Rudel beizutreten. Für mich jedoch sind die Regeln einer Gemeinschaft zum Leben geworden. Ich erkenne sie nicht mehr als Regeln. Ich lebe sie einfach ohne darüber nachzudenken.“

Ihre Ohren zuckten, als er die Jüngere ansprach und ihr Blick folgte seinem, bis ihre Seelenspiegel die junge Fähe erblickten. Sie überlegte kurz, warf dem Rabenfell einen kurzen Blick zu und fragte sich, ob es ihn stören würde, wenn sie aus dem Duo ein Trio machen würde. Gerade, als sie sich dazu entschieden hatte, der Jüngeren einen Platz in der Runde anzubieten, kam sie von allein auf sie zu. Anfangs zeugte ihre Gestik eher von Unsicherheit und Zögern, doch sie schaffte es, sich etwas zu beruhigen, wirkte sie trotzdem noch eher widerwillig dazu entschlossen, ihnen Gesellschaft zu leisten. Armes Kleines… Khaiza wedelte kurz mit der Rute, um sie Willkommen zu heißen, blickte dann von ihrer Gestalt zu Youkons und sprach zeitgleich, um es ihr ein wenig leichter zu machen.

„Sitari, darf ich vorstellen, dieses Rabenfell hier wird Youkon genannt. – Youkon, dies ist Sitari, die ich auf dem Weg durch dieses Revier getroffen habe.“

Noch immer tat die junge Fähe ihr Leid. Verlassen von Eltern und Geschwistern, unfreiwillig im Gegensatz zu Youkon und (halb) zu Khaiza. Womit hatten manche Wölfe bloß solch ein Schicksal verdient in noch so jungen Zeiten…?



{ bei youkon und sitari }
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