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:: Schicksalstänzer | |
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Youkon » T e a m
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| Thema: Re: Winter 1874 III Mo März 26, 2012 5:37 pm | |
| Dabei hatte sich der Rüde gar nichts wirklich böses gedacht, als er das sensible Thema derart unsensibel angerissen hatte. Vielleicht aber hatte es ihm einfach unter den Krallen gebrannt – und Khaiza's Reaktion zeugte zumindest davon, dass es ihr da nicht ganz unähnlich ging und sie sich – immerhin das – bereits mit der grundlegenden Problematik auseinandergesetzt hatte. So staksten sie nebeneinander her, der der nicht wollte aber hatte – und die, die wollte aber nicht zu können schien. Ein seltsamer Mischmasch, nicht nur was die Fellfarben anging.
„Wer sagt, dass ich glaube dass ich mich meinem Schicksal widersetzt habe? So meine ich das doch gar nicht, Wölfin. Ich meine viel mehr, dass ich lange und wirre Wege beschritten habe – und dennoch, natürlich, auf jeden einzelnen meiner Schritte in nicht unerheblichem Maße stolz bin. Natürlich war nicht jeder dieser Schritte glücklich gewählt und manches Mal war die Situation unerträglich, aber...letztlich ist doch jeder seines eigenen Glückes Schmied. Nicht? Ich traute der möglicherweise verpassten Chance nicht nach, so wie Schwarzohr zu werden. Er hat sich entfremdet, kaum dass er die Wölfin kennenlernte. Ich aber bin immer ich selbst geblieben.“
Zumindest mit letzterem musste er ja mehr oder minder recht haben, denn wer sollte ihn besser kennen als eben er selbst? In der Beurteilung des Bruders lag er dagegen vermutlich nicht ganz richtig, aber darauf kam es hier irgendwie auch gar nicht an. Wichtig war – und hier erwies sich Khaiza Mali als eindeutiger Glücksfall – die Dinge überhaupt einmal anzusprechen. Zwar wirkte der Rüde, als er den Blick zu Khaiza zurückdrehte, um Monate gealtert, aber das war für den Moment dann auch nicht mehr so erheblich wie er weismachen wollte.
„Und Zweifel, Wölfin? Es gehören, so Wulf will, zwei dazu. Zwei Wölfe, die nach Möglichkeit beide das gleiche wollen. Damals...wusste ich nicht, worauf ich mich einließ. Das Denken funktionierte erst, als der Schmerz überwog – und wir nicht voneinander loskamen, als wären wir eine viel zu innige Verbindung eingegangen. Was ich angerichtet hatte, sah ich erst wenig später...“
….was auch immer er mit „angerichtet“ meinen mochte, sehr angenehm konnte es ja kaum gewesen sein. Witternd drehte er den Kopf samt daran hängender Nase nach vorn, ehe er schließlich stehenblieb.
„Du wirkst nicht so, als würde Dich das Thema nennenswert begeistern....vermutlich reicht die schon die Vorstellung?“
Ein leicht süffisant wirkendes Lächeln umspielte die Züge des Rüden, ehe jener erneut die Vorderläufe durchstreckte, sich dann aber wieder in Bewegung setzte, um den Anschluss nicht zur Gänze zu verlieren und – eher noch mehr – die Distanz um einiges zu verkürzen, die sich zwischen den beiden und Nouri aufgebaut hatte.
[nahe Khaiza, redet und redet – und zischt schließlich halbwegs flott nach vorn] |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Winter 1874 III Mo März 26, 2012 5:42 pm | |
| Ein kurzes Krachen erklang. Das ohrenbetäubende, wilde Geräusch von Knurren, Drohen, Erregung; gemischt mit dem derben Geruch von Blut und Aggressionen. Ein letzter Schrei der Wapiti-Kuh und dann war es für einen kurzen Augenblick totenstill. Ein heißer Geruch legte sich über den Schauplatz des Geschehens. Bis vor wenigen Minuten hatte das Herz der schwachen Kuh noch geschlagen, doch sie würde es nicht mehr sein, die den nahen Frühling erleben würde. Ihr Tod sicherte das Überleben der zwei Wölfe, die sie erbeutet hatten. Für einige Tage waren sie somit gegen die Unbarmherzigkeit des Winters gewappnet, bis sie, hoffentlich, erneut Glück hatten. Bislang hatten sich die beiden jungen Brüder erfolgreich durchschlagen können. Trotz ihrer enormen Größe, oder vielleicht sogar deshalb, gelang es ihnen bisher ihre Mägen zu füllen und so die trügerische Kälte abzuwehren, die sich steigendem Hunger immer mehr durch den dichten Winterpelz zu fressen schien.
Nerones Ohren zuckten und er löste den festen Biss, der sich um die Kehle des Wapitis geschlossen hatte, als er merkte, dass die schwachen Glieder erschlafft waren und die letzte Gegenwehr erstickt. Doch noch immer war die aufgeheizte Stimmung der Jagd nicht verflogen und der nagende Hunger tat sein übrigens für die Aggressivität, die sich nun durch die Stille grub. Kaum, dass der mächtige Rüde seinen Kopf erhoben hatte und die Beute eindringlich begutachtet, so fiel ihm eines ganz deutlich auf – An ihrer gemeinsam geschlagenen Opfer war nicht mehr allzu viel dran. Unter normalen Umständen gehörten die großen Hufläufer zu den wirklich dicken und nahrhaften Brocken, doch auch sie kämpften, je länger sich der Winter hinzog, ums Überleben und gingen, wie viele Geschöpfe, oftmals an Hunger zu Grunde. Sich langsam darüber bewusst, dass die besten Stücke auch zugleich die waren, die es an diesem Kadaver am wenigsten gab, vergrößerte sich Nerones Aggression und sein Blick lag fixierend und drohend auf seinem Bruder. Dieser stand ihm zwar an Größe in nichts nach, allerdings besaß er oft nicht das Durchsetzungsvermögen, um sich gegen seinen Bruder zu behaupten, der wie selbstverständlich die Alpharolle in ihrem Zweiergespann beanspruchte. Das Fell des Rüden sträubte sich und seine Glieder versteiften sich. Schon längst hatte Nerone seinen Nasenrücken so sehr gekräuselt, dass der Blick auf seine Fangzähne frei wurde. Eine offene Drohung, die er seinem gegenüber Bruder aussprach. Doch noch schien dieser keine Anstalten machen zu wollen sich zu verziehen und die Vorherrschaft Nerones anzuerkennen. Ganz im Gegenteil sogar; er drohte ebenso offen zurück. Hungrige Wölfe waren seit jeher gefährliche Gegner und klare Strukturen oftmals nicht mehr zu erkennen. Das Drohen wurde stärker und immer wieder machte der Rüde seinem Bruder unmissverständlich klar, dass er es nicht duldete, seinen Rang in Frage gestellt zu bekommen. Allerdings, kaum, dass Nerone ihn durch einige Schaukämpfe und einiges Abschnappen von der Beute vertrieben hatte und sich erneut dem Fressen widmete, so bemerkte er das erneute Anschleichen. Wütend fuhr der Braune herum und rang ihn schließlich um. Drohend und nun mit deutlicher Unmissverständlichkeit behauptete er seinen Platz in dem Zweiergespann und sein Bruder schien es endlich begriffen zu haben, dass er warten musste, sofern er nicht beabsichtigte, gänzlich leer auszugehen. Zufrieden, ließ Nerone seinen Wurfgenossen und mittlerweile auch guten Freund wieder los und wandte sich der halb verhungerten Beute zu. So schnell es ging, schlang er ohne groß darauf zu achten, welche Stücke er sich heraus riss, seine Mahlzeit hinunter. Vor allem aber die nahrhaften Innereien der Wapiti-Kuh hatten es ihm angetan. Er musste schnell sein und vor allem durfte er nicht wählerisch sein. Kojoten, Elstern, Raben – Sie alle würden ihm die Beute streitig machen und vor allem gegen ein Rudel Kojoten konnte ein einziger Wolf nicht viel ausrichten. Selbst die vorwitzigen Elstern machten es dem Rüden schon schwer genug, die Beute zu verteidigen.
Doch irgendwann einmal, war auch der größte Hunger gestillt und Nerones Gemüt besänftigte sich. Noch immer war genug an dem Wapiti, um wenigsten einen Wolf satt zu bekommen und der Bunte wandte sich in jene Richtung, in der er seinen Bruder verscheucht hatte und, so wie es seine bisherige Erfahrung war, auch immer noch vermutete. Doch, zu seinem Erschrecken musste er feststellen, dass jegliche Spur von ihm fehlte. Aufgeregt trottete er an jene Stelle, an welcher er ihn zu Boden geworfen hatte und versuchte seine Witterung aufzunehmen. Allerdings waren die Spuren mehr als schwammig, denn auch an ihnen haftete der schwere Geruch von Wild und Blut, welcher sich verräterisch über den Platz ausgebreitet hatte. Ein leises Wuffen, fast ein wenig wie das Fiepen eines Welpen war die Folge und aufgeregt pendelte seine Rute. Suchend umkreiste er den Beuteplatz, verschwand ein paar Mal ins Dickicht, doch die Spur seines Bruders verschwand viel zu schnell, als dass er sich ein Bild über seinen Verbleib machen konnte. Stattdessen kehrte er zurück zu seiner Beute, wohlwissend, dass es gefährlich war, dort zu verweilen. Aber Nerone hatte die stumme Hoffnung sein Bruder würde gleich auftauchen und seinen Teil der Beute beanspruchen. Als der Rüde jedoch glaubte, es sei genug Zeit vergangen und es ihm zu schwierig war, jeden Raben und jede Elster zu vertreiben, setzte er an. Sein blutverschmierter Fang öffnete sich und ein suchendes Heulen erklang. Tief, durchdringend und auffordernd, zurück zukommen.
[allein | beim Beutetier | auf seinen Bruder wartend | heulend]
Zuletzt von Nerone am Di März 27, 2012 9:09 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet |
| | | Das Schicksal » T e a m
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| Thema: Re: Winter 1874 III Mo März 26, 2012 6:38 pm | |
| Sie grummelte. Es konnte doch wirklich nicht angehen, dass die dummen Caniden ihr wirklich folgten, oder? Der Nachwuchs war inzwischen halbwegs gesichert, als sie sich erneut daran machte, sich dem vermeintlichen Rudel zu nähern. So viele unterschiedliche Fellfarben! Aber was machte sie sich da eigentlich für seltsame Gedanken? Das nächste Grummeln folgte, als sie – gar nicht so weit entfernt – einen von ihnen heulen hörte. Ein Loner? Das wäre doch mal die Gelegenheit...und wenn ihre Nase nicht täuschte, was sie natürlich nie tat, dann war er in ziemlich...appetitlicher Begleitung. Also brachte sie ziemlich schnell ihre Viere auf den Boden, nachdem sie sich zum wittern aufgerichtet hatte und näherte sich recht zügig. Erst gut zwanzig Längen vor dem einsam dahockenden und heulenden Wolf, folgte ein geradezu törichtes Gebrüll-Gebrumme, als denke sie, er ließe sich allein dadurch vertreiben. Aber sie verließ ihren Platz nicht und ihre Lautäusserung verriet nicht einmal wirklich, so genau sie sich befand. Aber das bisschen, was er da bewachte, wäre sicher Gold wert, um erst einmal den nötigsten und drängendsten Hunger zu stillen!
Dies ist wie zuvor ein kurzer Einwurf. Nahezu jeder, insbesondere aber Nerone, kann das leise Gebrüll/Gegrolle gehört haben, zumal es von letzterem ja nicht weit entfernt ist. Zu wittern ist die Eignerin der kräftigen Stimme aber nicht und noch steht auch der Wind eher hinter dem Rüden, so dass erwittern genauso schwierig werden würde. Indessen wird auch die Gruppe um Nouri vermutlich langsam darauf aufmerksam, dass sie hier nicht mehr allein ist. Nachdem Nouri ja schon mehr Umsicht bewies, dürften insbesondere die anderen sich angesprochen fühlen, wenn sie denn richtig hingehört haben...und nicht zu sehr ins Gespräch vertieft sind. Letzteres gilt insbesondere für Sitari, Soké und Luna. Für die Nachzügler sollte es besser zu hören gewesen sein, dafür aber steigt den Vorderleuten vermutlich der Geruch nach frischgejagtem in die schwarzen Nasen. |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Winter 1874 III Mo März 26, 2012 9:22 pm | |
| Es lenkte sie unheimlich von ihren Sorgen ab, wenngleich das Thema vielleicht etwas eigenartig zumuten wollte, doch davon ließ sich die Weiße im Augenblick wirklich nicht beeinflussen. Ohnehin schien es ja inzwischen auf einen anderen Part der Tatsachen ausgewichen zu sein und so beschäftigten sie sich mehr mit dem Teil, der einem vorbestimmt war oder eben nicht. Schicksal war ein weitaus bekannteres und willkommeneres Thema für die Silberschwinge, sodass sie den Schwerpunktwechsel wirklich nur begrüßte. Auch, wenn Youkon zu ahnen schien, was auf ihn zukam und dem ganzen nicht unbesorgt entgegensah – es schien ihn doch nicht so stark zu beschäftigen, als dass er nun den Schwanz einziehen würde, um seiner Aufgabe zu entkommen. Aufgabe – Khaiza wendete den Blick von ihm ab und folgte kurz den Gestalten der anderen mit den Augen, während sie über diese Wortwahl nachdachte. Die Aufgabe der Arterhaltung, die nach wie vor nicht an ihnen vorbeigehen würde. Was der Frühling wohl bringen würde, vermochte sie nun noch nicht zu erahnen, doch gewiss waren dort keine Sprösslinge mit ihrem Blut vor ihrem inneren Auge. Wer wusste, ob sie ihr Weg dann wirklich noch gemeinsam mit den anderen führen würde? Youkons Stimme holten sie zurück und sie schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln, ehe sie den Kopf überlegend von der einen zur anderen Seite wog und nachdachte.
„Entschuldige, da habe ich dich wohl falsch verstanden. Aber auch so lass dir gesagt sein, Rabenfell, dass jeder deiner Schritte – ob gut oder schlecht gewählt – dich hierher geführt hat. Wärst du nur an einer Abzweigung anders geführt worden von deinem Herzen, so wärst du nun vielleicht in einem festen Rudel, vielleicht bei deinem Bruder Schwarzohr, doch das Schicksal hat dich geleitet, gemeinsam mit deinem Herzen. Du kannst gewiss stolz auf dich sein, all die Aufgaben auf dich genommen und bestanden zu haben.“, versicherte sie ihm und kurz funkelte etwas Bewunderung in ihrem Blick auf, ehe sie wieder nach vorne sah.
Tatsächlich bewunderte sie ihn dafür, dass er zu wissen schien, wer er war. Khaiza war immer davon überzeugt gewesen, sich ihres Selbsts unglaublich sicher zu sein, doch nach dem Tod ihrer Eltern, nach der eigenen Enttäuschung war dieses Gefühl verschwunden, hinabgestürzt und irgendwo in der Tiefe der dunklen Schlucht verschollen. Sie hatte sich auf den Weg gemacht, wollte es finden, es wiederfinden, doch sie war sich nicht wirklich sicher, ob sie in der Finsternis stets den richtigen Weg gefunden hatte. Vielleicht war sie hier falsch, vielleicht fand sie hier nie das Ich, was sie verloren hatte, doch vielleicht vermochte das Schicksal am Ende dieses Weges ein anderes, besseres Ich für sie bereitzuhalten. Sie durfte nur nicht aufgeben. Sie durfte nur nie aufhören, sich selbst treu zu sein. Als Youkon weiter erzählte und sich erneut wie ein junger, unerfahrener Jüngling gab, lächelte sie ihm erneut entgegen, hob den Kopf etwas an, während ihr Gang etwas eleganter und federnder wurde.
„Du siehst – es ist nicht das Denken, sondern dein Instinkt, die Natur, die dafür sorgt, dass du das tust, was sie von dir will, was dir vorbestimmt ist. Es mag natürlich zwei Beteiligte benötigen, doch der gleiche Faden lenkt sie. Du wirst sehen – wenn die Zeit reif ist, werden sie dir alle über die Lefzen lecken.“
Und da war sie sich unglaublich sicher. Sie drehte die Ohren kurz, ehe ihr Blick erneut auf Youkon ruhte, der mit einem Mal stehen geblieben war. Auch sie hielt inne, sah ihn fragend an, ehe auf ihren Lefzen ein verlegenes Lächeln folgte, als der Schwarze geendet hatte. Zögerlich spielte sie mit den Ohren, ließ den Blick kurz schweifen, ehe sie erneut dem Blick Youkons begegnete.
„Nunja, weißt du…“, begann sie, doch etwas unterbrach sie.
Sie erstarrte, obgleich sie vorher schon gestanden hatte und reckte den Kopf sekundenschnell in die Richtung, aus der das Geheul gekommen war. Kurz nur flammte die Hoffnung auf, es sei eine bekannte Stimme – Ikeru, Raven, doch sie erlosch mindestens genauso schnell wieder. Sie war fremd und so warf sie Youkon erneut einen fragenden Blick zu, ehe sie erneut in die Richtung sah. Er schien nicht weit entfernt zu sein, doch offensichtlich hatte er nicht nach ihnen gerufen sondern nach seinem Wegbegleiter. Somit lag es an Nouri, zu entscheiden, wie man mit ihm umgehen sollte. Abwartend suchte sie die Gestalt der grauen Alpha in der Ferne, als plötzlich ein weiterer, dieses Mal aber unwölfischer Laut die Luft durchschnitt. Es brauchte keine Sekunde und sie wusste genau, was es war. Sie würde es nie mehr vergessen, eingebrannt bis auch ihr Seelenlicht erlöschen würde.
„Youkon! -“, rief sie dem Rabenfell zu, verschluckte aber in all der Eile, was Youkon denn tun sollte, zu tun hatte oder sonstiges, was man diesem Aufruf hätte anfügen können.
Der Artgenosse war in Gefahr, doch die Weiße war sich nicht mal bewusst, ob es ihr darum ging. Das Denken entfiel, so, wie sie eben noch darüber geredet hatten, nur in einem unwahrscheinlich ungünstigeren Moment. Kurzschluss, doch die Silberschwinge konnte nicht anders. Es war das Bild, das Bild von damals, was sie lenkte und was sie unbedingt zu verhindern versuchen musste. Ein zweiter Versuch, obgleich ihr klar war, dass sie dadurch niemanden lebendig machen konnte. Mit hastigen Schritten bewegte sie sich durch den hohen Schnee, nicht wissend, ob Youkon ihr folgen mochte. Es dauerte nicht lange – es waren nur wenige Meter gewesen – bis sie die Gestalt des dunklen Rüden erkannte, dem sein Wegbegleiter abhanden gekommen sein musste. Ihm galt nur ein kurzer Blick, ehe ihre Seelenspiegel rasch über die zerlegte Beute huschte und sie schließlich schlitternd ein paar Wolfslängen schräg vor dem Fremden zum Stehen kam. Aufgeregt raste ihr Herz, während ihr Blick hastig über die Bäume huschte und das suchte, was sie befürchtete, was sie erwartete. Das Fell der Fähe stellte sich, während ein fast tonloses Knurren ihren Fang verließ.
„Schweigt still. Die Schatten dürfen nicht auf seiner Seite sein.“, flüsterte sie leise in die Richtung des Artgenossens, um mit den aufgestellten Lauschern erraten zu können, woher man sie angreifen würde. Dieses Mal würde sie ihn in die Flucht schlagen. Dieses Mal würde sie nicht erneut diesen Fehler begehen.
{ nerone, erlegtes beutetier, gefahr | erwartet youkon zurücklassend } |
| | | Youkon » T e a m
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| Thema: Re: Winter 1874 III Do März 29, 2012 12:18 pm | |
| Mittlerweile mussten sie beide wie ein junges Geschwisterpaar wirken, das auf der Suche nach vielem war – dem Richtigen Weg zum Beispiel. Oder einfach nur auf der Suche nach Lösungen, für Probleme die noch gar nicht aktuell waren. Irgendwie war das ziemlich viel an „vorausdenken“ wenn man genau hinsah. Aber gut, damit ließ sich im Prinzip ja leben – nur wurden die Sprechpausen immer größer, während gleichzeitig mit ihnen auch der Umfang der Worte zu wachsen schien, die die jeweiligen Fänge verließen.
Und ja, tatsächlich hatte sie ihn offenkundig missverstanden – aber sie war wenigstens auch in der Lage, und das ehrte sie, dies auch zuzugeben. Und natürlich hätte er es so machen können wie sie andeutete – sich Schwarzohr unterordnen, vielleicht sogar dabei zusehen wie jener glücklich wurde. Und sich darüber ärgern, sich selbst die Chance nicht erarbeitet zu haben. Wobei Zitas Entscheidung danach ja durchaus angemessen und nachvollziehbar gewesen war, keine Frage – und immerhin hatte sie damit maßgeblich zu allem beigetragen was ihn letztlich in Farfilou's Pfoten geführt hatte.
„Wahrscheinlich hast Du schlicht und ergreifend Recht. Aber es fällt nicht leicht, einzusehen dass es so ist wie es ist.“ erwiderte er ihn vergleichsweise ruhigem Tone, ahnend dass noch etwas folgen würde. Und tatsächlich war Khaiza ganz offensichtlich noch lange nicht fertig, jedenfalls was das aktuelle Gespräch angehen sollte. Der Rüde streckte sich kurz seufzend als die Helle weitersprach.
„Sie alle....Dein Wort in Wulf's Gehörgang, aber wer bitte sollen diese 'alle' sein? Ich strebe nicht danach, so wie manch ein Wolf zum sogenannten Fähenhelden zu werden, Wölfin. Es ist mitunter schon schwierig genug, mit einer von Euch auszukommen – wobei besagte Zeit aber auch Instinkte das in jener Zeit eher erleichtern als erschweren. Du magst da im Moment eine Ausnahme bilden, aber für gewöhnlich habe ich Euer Geschlecht als eher wenig...zugänglich in Erinnerung. Was auch der Grund für Teile meines bisherigen Lebenswandels gewesen sein wird.“
Der Rüde nahm mit Wohlwollen zur Kenntnis, dass seine Worte nicht, wie anfänglich befürchtet, auf taube Ohren stießen. Stattdessen schien Khaiza in manch einem Punkt sogar konform zu gehen – und wollte wohl gerade dazu ansetzen, ein wenig mehr ins Detail zu gehen als ein Heulen die Ruhe des Waldes durchschnitt. Der Rüde erstarrte für einen Moment, hatte er doch mit allem möglichen gerechnet, nicht aber weiteren Wölfen. Für einen Moment glaubte er gar, Farfilou habe doch den Weg gefunden...aber dann fiel ihm ein, dass der zierliche Rüde ja durchaus niemand gewesen war, der viel geheult hatte...und schon gar niemand, der sich ankündigte, ehe er sich irgendwo entlang schob. Ein leises Seufzen und ein kurzes Schließen der Seelensterne ließen Youkon den Unmut kompensieren – für den Moment zumindest, denn als er die Augen wieder aufsperrte, war Khaiza bereits in Bewegung und hatte ihm lediglich ein „Youkon...“ dagelassen, mit dem er im ersten Moment nicht wirklich etwas anfangen konnte. Da erst fiel ihm auf, dass ein zweiter Laut die Stille durchschnitt – und weit weniger rufend wirkte, eher drängend und drohend. Der Schreck fuhr dem Rüden wie ein Blitz durch Mark und Bein, so dass er zunächst erstarrt stehenblieb und Khaiza nachsah.
Erst nach besagter Gedenksekunde nahm er Fahrt auf, als er sich in Bewegung gesetzt hatte, wurde sukzessive schneller und ließ nach geraumer Zeit doch nach, als die Witterung der Fähe für den Moment ganz glatt deutlicher geworden war. Ein deutliches Zeichen dass sie nicht mehr weit weg sein konnte. So nebenher nahm er nun auch andere Witterungen war – und wenn ihn der Geruch nicht täuschte, handelte es sich bei dem Heuler um ein gar nicht mal so altes Semester. Aber den Brüller sah er nirgends und roch ihn auch nur schwach. Wenn man nicht mit so großen Genossen zu tun gehabt hatte, konnte man sich nun einmal schwer tun, was die Zuordnung jener anging – aber immerhin schob sich der Rüde schräg hinter Khaiza, gerade als jene den Heuler anzublaffen schien. Leise, aber dennoch laut genug dass man ihn vernehmen können würde, schloss sich der Rüde der Fähe an.
„Du solltest wahrlich vorsichtig sein, Welpe. Sie hat nicht unrecht.“
Dem Rüden gegenüber – die Nase hatte inzwischen bestätigt dass es sich um einen solchen handelte, war das „Welpe“ sicher nicht zwingend angemessen, aber die Witterung weigerte sich, sein Alter zu verraten. Blieb zu hoffen dass er sich seine mögliche Wut auf den älteren Rüden für einen späteren Zeitpunkt aufbewahrte. Youkon selbst sah zu Khaiza und legte den Kopf zunächst kurz schräg, ehe er ihr den Fang nahe an den rechten Lauscher schob.
„Was immer Du vorhast, vergiss es lieber ganz schnell...“
Keine Drohung, nein. Nur sah der Rüde den möglichen Feind nicht und wollte sich lieber nicht auf ihn einlassen, ehe er nicht genau wusste, mit wem man es hier eigentlich genau zu tun hatte. Fraglich war nur, ob die Wölfin sich in ihrem Elan da wirklich so schnell bremsen ließe...
[zunächst bei Khaiza, lauscht erst dem Heulen, dann dem Brüllen, erstarrt und folgt ihr schließlich, warnt den Rüden] |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Winter 1874 III Fr März 30, 2012 1:52 pm | |
| Der letzte Ton hatte seinen Fang verlassen. Harsch und fordernd hatte sein Heulen geklungen; für seinen Bruder ein sicheres Zeichen sich lieber, wo auch immer er war, auf den Weg zu machen. Ewig würde der Rüde nicht hier verweilen und es war ihm schlussendlich dann auch egal, ob sich sein Weggefährte den Bauch vollgeschlagen hatte, oder nicht. Nerone war gesättigt und für die nächsten Etappen gestärkt. Ein leises, missmutiges Brummen entwich seiner Kehle und angestrengt lauschte er der Stille, die nur unterbrochen wurde durch das Schreien und Streiten der Gefiederten, die sich an der Beute austobten. Doch jede Antwort blieb aus und langsam begann der Rüde hektisch den Platz zu umkreisen. Irgendwo musste doch sein Bruder stecken. In so kurzer Zeit konnte er wohl kaum über alle Berge und durch jeden Wald sein. Erst recht nicht bei diesem Wetter, das sich langsam, aber stetig in seine Knochen schob. Der Bunte schüttelte sich kurz, als er nach bangen Minuten des Wartens immer noch vergeben auf eine Antwort gehofft hatte. Das würde Ärger geben, das stand fest. Doch, bevor Nerone erneut zu einem, nun sehr viel wütenderem Heulen ansetzen konnte, ertönte ein ungewöhnlicher und fremder Ton. Ein Gebrüll, ein Gebrumme und instinktiv wusste der Rüde, dass dies absolut nichts Gutes bedeuten konnte. Seine Instinkte warnten ihn vor der drohenden Gefahr und sofort spannte sich seine Muskel an. Das Fell wirr gesträubt und zu seiner vollen Größe aufgerichtet, versuchten seine Bernstein-Iriden den Punkt zu fixieren, woher sich die Gefahr näherte. Doch weder seine hochfeine Nase, noch sein gutes Gehör verrieten, wo sich der Übeltäter aufhielt. Allerdings hatte Nerone nicht vor, was auch immer dort im Unterholz auf ihn wartete, sich kampflos seinem Schicksal zu ergeben. Das verrieten schon allein die zurückgezogenen Lefzen, die den Blick auf die Fangzähne freigab und das tiefe Knurren, dass seinen ganzen Körper regelrecht zum Vibrieren zu bringen schien. Allerdings nahmen seine Ohren bald ein gänzliches anderes Geräusch wahr und dieses war Nerone vertraut. Artgenossen. Sein Kopf wirbelte herum und fixierte die fremde, weiße Wölfin. War sie gekommen um ihm zu helfen? Allerdings. Sie war im Ernst hier aufgetaucht um ihm zu helfen. Wäre es nicht die Tatsache gewesen, dass die Gefahr immer noch schwer in der Luft hing, er hätte sie milde belächelt und sich regelrecht amüsiert gezeigt.
„Du scheinst bestens vertraut mit den Gefahren hier zu sein, nicht wahr?“,
eine kurze, nicht unbedingt spitz hervorgebrachte Bemerkung; eher ein Zeichen ernsthaftes Interesse daran, ob sie den Feind kannte, der im Unterholz lauerte. Zumindest erkannte er an ihrer Angespanntheit, dass sie es scheinbar wirklich mit einem ernstzunehmenden Gegner zu tun hatten. Dennoch hatte er nicht vor, die Fähe alleine gegen „was-auch-immer“ kämpfen zu lassen. Gefahrenabwehr, das war die Aufgabe von Rüden. Am Ende würde sie an ihrem Heldenmut noch zu Grunde gehen und man konnte es durchaus sagen – Nerone freute sich auf einen weiblichen Artgenossen getroffen zu sein. Das war schließlich der Beweggrund, wieso er sein Rudel verließ und, es wäre zu viel Ironie, wenn sich diese hübsche Fähe jetzt für ihn opfern würde. Daher war es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Zimtfarbene die wenigen Wolfslängen, die sie vor ihm stand, überwand und erst wieder verweilte, als er eine halbe Schnauzenspitze vor ihr war.
„Könntest du mir wenigstens sagen, gegen was wir uns hier behaupten sollen? Mir zumindest würde es wahnsinnig gelegen kommen, wenn ich meinen Gegner zwar nicht sehe, aber trotzdem weiß, gegen was ich kämpfen soll.“,
flüsterte der Rüde leise, aber für die Weiße deutlich hörbar mit einer gewissen Spur von Sarkasmus in der Stimme. Nicht, dass es wirklich was geändert hätte, hätte er gewusst, welcher Gegner auf sie lauerte; aber zumindest konnte man im Vorfeld abschätzen, ob man überhaupt eine Chance hatte, oder man sich lieber auf die Schnelligkeit seiner Läufe verlassen sollte. Denn selbst, wenn es nicht so anmutete, war Nerone immer noch hochkonzentriert und seine ungeteilte Aufmerksamkeit lag auf seiner Umgebung. Das Zucken seiner Ohren verriet dies sehr deutlich, denn als er hinter sich ein Geräusch vernahm, wirbelte der Bunte herum und riss seinen Fang auf. Doch, wie sich herausstellte, war es nicht die vermeintliche Gefahr, die sich dort genähert hatte, sondern ein schwarzer Rüde. Missmutig beäugte er den Fremden und sein Blick verfinsterte sich zugleich, als er den überaus unfreundlichen und vorlauten Ton seines Artgenossen vernahm.
„Diese Aufforderung gebe ich nur allzu gerne an dich zurück, könntest du dir mit deinen voreiligen Schlüssen doch wahrlich Feinde machen, Schwarzer.“,
brummte er mit tiefer Stimme und fixierte ihn starr, als sich der fremde Rüde an ihm vorbei schob um zur weißen Fähe aufzuschließen. Was er ihr in die Ohren flüsterte, das konnte Nerone nicht hören, allerdings gefiel ihm das Verhalten des Schwarzen nicht sonderlich. Falls er sich nun auch zu seinem persönlichen Retter aufspielen wollte und der Bunte nachher noch respektvoll seine Lefzen schlecken sollte, musste er ihn enttäuschen. Er war nicht so weit gekommen und hatte so viele Meilen hinter sich gelassen, weil er sich nicht selbst verteidigen konnte und auf den Schutz zweier wahrlich vollkommen unterschiedlicher Gestalten angewiesen war. Doch darüber konnte er sich immer noch später Gedanken machen; jetzt galt es erst mal herauszufinden, gegen was man es hier anlegte und ob ein Kampf nicht nur nötig, sondern überhaupt sinnvoll war.
[wartet auf Antwort | hört das Brüllen | bei Youkon und Khaiza | versucht herauszufinden um welche Gefahr es sich handelt]
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| | | Sóke
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| Thema: Re: Winter 1874 III Fr März 30, 2012 8:03 pm | |
| Ein kleiner Felsbrocken rollte von oben hinab, gegen Sókes linken Vorderlauf. Sie hatte diesen Vorgang beobachtet, war daher nicht überrascht, aber immerhin voller Erfurcht dem Anblick gegenüber, der sich ihr bot. Statt jedoch darüber nachzudenken, wie sie das meistern würde, sah sie wieder zu Luna, lauschte ihren Worten und dann anschließend lächelte verkrampft.
“Ja, richtig.“
Sagte sie nüchtern und wandte sich dann wieder zum Gipfel des Berges. Sie machte einen Schritt weiter, fühlte die Steigung unter ihren Pfoten. Um sich abzulenken, sprach sie wieder zu Luna. Auch, da sie festgestellt hatte, wie dürftig ihre Antwort ausgefallen war.
“Ich. Ich kam mit einer Freundin hierher. Diese hat das Rudel aber wieder verlassen.“
Sagte sie schließlich, setzte gleich wieder an, als sie einen neuen Schritt wagte, den Blick nun wieder auf Nouri gerichtet, welche sich schon weiter vorangewagt hatte.
“Wir haben eine Zuflucht gesucht. Das ist eigentlich der einzige Grund, weswegen ich hier bin.“
Sie überlegte weiter.
“Dennoch bin ich jetzt schon eine ganze Weile hier, ich gehe davon aus, längerfristig zu bleiben.“
Das die andere noch in keinem Rudel zuvor gewesen war, erstaunte sie etwas, dennoch ließ sie sich ihre Verblüffung nicht anmerken.
“Und was hältst du davon, bisher?“
Sagte sie, ohne die andere anzusehen. Ihre Nervosität war ein wenig gestiegen, aber auch das beließ sie dabei. Sóke wurde jedoch aus ihrer Konzentration gerissen, als sie lautes Gebrüll vernahm. Das hatte sie aus dem Konzept geworfen, auch ihre Läufer. Fast wäre sie abgerutscht. So verweilte sie in einem kurzen Moment der Ruhe, atmete ein und aus, ehe sie vorsichtig den Kopf nach hinten wandte, um zu Luna zu sehen.
“Was war das?!“
Sie hatte nicht wirklich sagen können, woher das gekommen war. Noch immer ruhte ihr Blick auf der anderen. Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte noch etwas sagen, beließ es aber dabei. Sie drehte den Kopf wieder nach vorne, sah nach vorn zu Nouri, hinter der sich Sitari befand.
[ Luna, hinter Nouri, Sitari // hört das Gebrüll, ist verwirrt ] |
| | | Sitari
Anzahl der Beiträge : 894 Anmeldedatum : 21.11.10
| Thema: Re: Winter 1874 III Sa März 31, 2012 7:40 pm | |
| Sitari hatte die anderen Wölfe im Blick behalten, ohne wirklich auf sie zu achten. Ihre Gedanken waren schon wieder in eine unendliche Tiefe abgerutscht, aus der sie sich nur schwerlich befreien konnte. Die vielen Wochen allein hatten sie in einen Zustand versetzt, in dem sie sich im Rhytmus ihres eigenen Tempos mit den Gedanken in ferne Zeiten flüchtete. Gerade hatte sie geglaubt wieder die Wälder ihrer Heimat zu wittern, das würzige Gras, den frischen Wind im Fell zu spüren und die auffordernden Blicke ihrer Geschwister zu begeben. Ein lautes Brüllen riss sie aus dieser Vorstellung heraus und lies sie einen Moment straucheln. Die weißen, kalten Schneekristalle wurden wieder deutlich und Sitari wandte ihren Blick, um die Reaktion der Anderen auf das Brüllen zu sehen.
Hinter sich sah sie Luna und Soké, Nouri war einige Schritte vorraus auf einem Plateau. Sie fühlte sich ein wenig allein und kratzte sich unschlüsslig an einer Vorderpfote. An der Grenze ihres Bewusstseins nahm sie einen zarten Geruch wahr. Es war der Geruch nach frischen Fleisch, der veranlasste, dass ihr Körper sich wieder nach Nahrung sehnte. Doch sie spürte auch eine innere Unruhe, die ihr nicht gefiel. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich und sie wollte nur noch mit einem anderen Wolf sprechen. Was sollte sie jetzt tun? Unauffällig blickte sie erneut zu den beiden weißen Fähen. Immer noch unschlüssig folgte sie ihren eigenen Spuren zurück uund drehte Nouri den Rücken zu.
Als sie die Beiden erreicht hatte, blikte sie sie erst einen Moment scheu an, bevor sie schließlich began zu sprechen.
Ihr...ihr habt das doch auch gehört, oder? Was war das...oder was könnte es gewesen sein?
Verwirrt blickte sie sich um, also ob ihre Frage das Ungeheuer, um das es sich zweifellos handelte, angelockt haben könnte. Sicherlich tauchte es plötzlich einfach aus dem Schnee auf und würde sie, wenn sie unaufmerksam waren, zu sich holen, wo immer das auch war... Sitari suchte den Blick der beiden anderen um Gewissheit drin zu finden. Dabei war es ihr egal, ob diese Gewissheit die Situation ins bessere oder ins schlechtere wandeln würde.
[hört das Brüllen | blickt sich um| wendet sich an Luna und Sokè]
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| | | Nouri » T e a m
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| Thema: Re: Winter 1874 III Mo Apr 09, 2012 3:58 pm | |
| Plötzlich hielt sie in ihrer Bewegung inne und schnippte mit den Ohren in die Richtung, aus der ein eigenartiges, unangenehmer weise bekanntes Geräusch gekommen war. Ein Laut, der sie stark an Hunger, Angst und schmerzhafte Konfrontationen erinnerte, die man lieber meiden sollte. Zusätzlich ein Heulen. Kaum war dieses verklungen, da sandte sie eine raue, warnende Antwort aus. Wer war das nun schon wieder, der sich mir nichts dir nichts in das Revier gewagt hatte? Nouri kannte Ikerus Stimme nur zu gut, ebenso wie die ihres Bruders und wusste natürlich sofort, dass es nicht diese beiden Rüden waren, die sich in der Nähe aufhielten. Sie spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten und ein fieses Kitzeln ihr in die Kehle stieg. In ihrem Schädel tauchten Bilder des Bergrudels auf, und diese konnte sie ganz und gar nicht leiden. Ein widerliches Volk, was es wieder in die Höhen wegzutreiben galt.
An ihr preschte Khaiza vorbei, nach ihr der Rabenwolf. Genervt merkte Nouri auf und fletschte sie die Zähne. Was fiel ihnen ein, einfach vorzulaufen? Die Graue drehte sich kurz um und verschaffte sich einen kurzen Überblick von denen, die ihr noch folgten.
»Mitkommen!«
forderte sie kurz und bündig das Rudel auf, ihr zügig zu folgen, dann war sie mit einem Satz den anderen auf den Fersen. Wut begann sich in ihr auszubreiten. Erst Fremde, dann irgendein Gebrüll, und schließlich das noch! Es passte ihr ganz und gar nicht, dass sich die beiden entfernten, ohne vorher genau ausgemacht zu haben, was, wer und wie viele sich dort aufhielten. Dummköpfe! Sie kannten das Bergrudel nicht – was, wenn es Wölfe von dort oben waren ? – und wie konnte man einfach ins Unbekannte laufen, mit dem Wind im Rücken, wodurch die Witterung eingeschränkt war, und ihr Geruch ihnen vorweg getragen wurde? Mit einem wütendem Blick und versteiften Beinen kam sie auf die kleine Gruppe zu. Fremde. Die Graue hob Kopf und Rute an. Auch sie spürte, dass sich neben den unbekannten Wölfen noch etwas anderes herumtrieb, aber im Gegensatz zu ihren beiden Rudelmitgliedern hatte sie nicht vor, dem Fremden in irgendeiner Weise Warnung oder gar Hilfe auszusprechen. Er befand sich auf ihrem Grund und Boden und hatte – sehr zu ihrem Missfallen – wohl auch hier gewildert. Nouri zog die Nase kraus und bauschte unwillkürlich das Fell. Sie war ja ohnehin eigentlich kein Freund großer Worte, also sparte sie sich das übliche Geplänkel, zumal es ihr angesichts der Situation vollkommen unangebracht erschien. Zwischendurch schaute sie drohend zu Khaiza und Youkon und schalt sie damit für ihr unüberlegtes Verhalten. Dummköpfe! , zischelte es wieder in ihren Gedanken, und fast war sie enttäuscht. Sie hatte die Beiden für sehr kompetent gehalten. Nouri lauschte, ob die anderen ihnen auch ja nachkamen. Es waren recht junge Wölfe darunter, eine davon nicht einmal ein richtiger Jährling. Der Grauen war klar, dass sie die Zöglinge, die ihr anvertraut waren, aus der Gefahrenzone würde bringen müssen.
In ihr tobte ein Gemisch aus Misstrauen und Zorn. Hier lag einiges im Argen. Nicht nur dieser fremde Wolf, den sie starr fixierte, und von dem sie sich wünschte, er löste sich in Luft auf, auch noch das andere Wesen, was sich noch in unmittelbarer Umgebung aufhalten musste, war eine stete Bedrohung. Es gab viel Getiers im Tal und den Bergen, aber wirklich bedrohlich waren für das Rudel nur zwei davon. Da die eine Sorte sich gerade vor ihrer Schnauze präsentierte, konnte sie schon erahnen, welche die andere war. Da sie aber keine genaue Fährte ausfindig machen konnte, hoffte sie insgeheim, dass sich ihr Verdacht nicht bestätigte, und sie sich lediglich mit dem fremden Artgenossen beschäftigen mussten. Die Graue nahm ihn, stramm, wie sie dort stand, genauer in Augenschein. Er war groß, sogar etwas höher als sie, und gut gebaut. Eigentlich ein Wolf, mit dem man sich besser nicht anlegte, und den man schon allein aufgrund seiner physischen Merkmale gerne in seine Gefilde aufnehmen wollte. Angesichts dessen beruhigte sie sich ein wenig, zumal sie im Grunde nicht auf einen unnötigen Krawall aus war – nicht, wenn hier noch etwas Bedrohlicheres durch die Gegend marschierte. Sie schnupperte ein bisschen. Dass er nicht den Bergrudelgeruch mit sich trug besänftigte sie weiterhin. Trotzdem war sie angespannt, denn schließlich wusste sie ja nichts von diesem Rüden und außerdem musste sie noch darauf achten, dass dem Rest des Rudels nicht zustieß. Nach wie vor neben ihren Kameraden starr aufgestellt sprach sie nun im starken Kontrast zu ihrer Körperhaltung ungewöhnlich ruhig und leise:
»Ich hoffe sehr, dass du nicht irgendwas angelockt hast, was hier noch weniger was zu suchen hat.«
Die Ohren spielten nach hinten, um zu Lauschen, wie weit die Nachzügler waren, sie überlegte schnell und neigte kaum merkbar die Schnauze zur Seite, ohne Nerone aus den Augen zu lassen.
»Passt bitte auf, ich schaue nach Sitari und den Sóke.«
Mit einem letzten langen Blick zog sie sich widerwillig etwas zurück. Sie wollte dem Kerl nicht den Rücken kehren, aber sie sorgte sich um die jungen Fähen hinter sich, die das Revier nicht kannten und bestimmt verunsichert waren. Schließlich riss sie sich los und drehte leicht ab. Zwar konnte sie die Gruppe aus dem Augenwinkel noch beobachten, war aber auch zum Teil in der Lage nach den jungen Wölfinnen Ausschau zu halten. Die Graue gab leise Ruflaute von sich, stets in aufmerksamer Haltung und mit den Ohren nach einem Geräusch suchend, was das Unbekannte von sich geben konnte.
[ist misstrauisch nachgekommen/ versucht die Lage zu peilen und bleibt danach leicht hinter Khaiza und Youkon, um nach Sóke und Sitari zu schauen] |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Winter 1874 III Mo Apr 09, 2012 8:25 pm | |
| Es blieb keine Zeit, um auf die Worte Youkons zu reagieren. Zu schnell hatten die anderen Dinge ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen, hatten sie vollkommen in ihren Bann gezogen und sie mit Bildern gequält, die sie eigentlich hatte zurücklassen wollen. Sie waren der Grund, weshalb sie hier war, waren der Feind, der sie von Zuhause weggejagt hatte, um sie auf die Reise zu schicken, auf der sie sich selbst erst wieder hatte finden müssen. Sie wusste nicht, ob sie es inzwischen getan hatte, wusste nicht, ob das die Wölfin war, die sie sein sollte oder ob dieser durchschneidende, drohende Laut lediglich ein Zeichen dafür war, dass es ihr nicht gegönnt war, hierzubleiben. Vielleicht war es das Zeichen, dass sie weiter sollte, dass sie noch lange nicht am Ende war. Der Moment, in dem sie wie versteinert an Ort und Stelle verharrt hatte, hatte nur einen Sekundenbruchteil gedauert, bis sie schließlich eine Entscheidung getroffen hatte – sie wollte nicht. Dieses Mal würde sie sich nicht verjagen lassen, würde nicht kampflos aufgeben und einfach abziehen, weiter fliehen vor den Dingen, die sie verfolgten. Es hatte sich gezeigt, dass es sie einholen würde – früher oder später – und somit hatte es ohnehin keinen Sinn, davonzulaufen. Sie musste kämpfen, musste Stand halten. Man erwartete es von ihr. Sie erwartete es von sich selbst und somit verschwendete sie nur einen kurzen Moment den Gedanken daran, dem Rudel fortzufolgen, fort von dieser Gefahr – ihr Weg führte sie hinein und so, wie Youkon eben noch gesagt hatte: Es galt dem Weg zu folgen, der einem gezeigt wurde, der einem vom Herzen gezeigt wurde. Die Vernunft spielte keine Rolle. Einzig und allein das Herz entschied. Ihr Herz.
Der Verstand schien fürs erste abgehängt und so realisierte sie die Umgebung erst wieder richtig, als sie bereits am Ziel angekommen war. Die Gefahr drohte, spannte die Luft und drängte sie dazu, fortzulaufen. Ihr Blick schweifte aufmerksam und hastig über die Bäume und die Schatten, die sie warfen, über den Schnee und die ewig weite Landschaft am Fuße dieses Berges, doch sie erkannte nichts. Er versteckte sich und das machte ihn in diesem Moment nicht zu seinem Feigling, sondern zu einer Gefahr, die man noch ernster nehmen musste, als sie ohnehin schon war. Als wäre diese Ungewissheit nicht genug gewesen, schien sich der Fremde hinter ihr auch keinen Dreck darum zu scheren, dass sie ihn gebeten hatte, still zu sein, seine Sinne zu spitzen und zu lauschen, um dem Angreifer einen Schritt voraus zu sein. Ihre Rute hob sich, das Fell gesträubt, als sie einen flüchtigen Blick über ihre Schulter warf, um den Fremden wenigstens einmal kurz gesehen zu haben. Ihr Blick sagte nichts aus, nichts, als Anspannung, doch noch lange kein Urteil, welches sie sich allmählich von dem Rüden hinter sich bildete. Sie schwieg, die Seelenspiegel wieder fest nach vorne gerichtet. Lediglich ein Zucken ihrer Lauscher verriet, dass sie bemerkte, dass der Dunkle zu ihr aufschloss und neben ihr Position bezog – na, wenigstens war es keiner von denen, die direkt über alle Berge waren. Er blickte der Gefahr ins Auge und was wiederum sprach zumindest etwas für ihn. Mehr wollte sie im Augenblick noch gar nicht urteilen. Inzwischen hatte sich auch Youkon hinter ihr aufgerichtet, was der Hellen ein flüchtiges Lächeln entlockte, ehe sie den Kopf herumwandte und dem jungen Rüden auf der anderen Seite dann doch seine Antwort geben wollte. Weiterhin jedoch lag ihre ungeteilte Aufmerksamkeit auf der Umgebung.
„Er trägt dasselbe Fell wie Ihr, Bärenpelz.“, flüsterte sie ihm zu und ließ seinen Ton vollkommen unkommentiert.
Youkon galt im nächsten Augenblick ein verständnisvolles, mattes Lächeln und ein leichtes schütteln des Kopfes, doch abermals wurde ihr der Moment genommen, in dem sie Zeit für eine Antwort gefunden hätte. Die beiden Rüden schienen sich eher dafür zu interessieren, nun ein bisschen mit Worten Kräfte zu messen, was bei ihr nur einen angespannten Seufzer hervorrief.
„Spart eure Kräfte, sonst zerlegt er euch so, wie Ihr es mit diesem Tier getan habt.“, wisperte sie.
Erneut schien etwas durch das Dickicht zu brechen und dieses Mal war es auch die Helle, die sich instinktiv umwandte und das Fell noch etwas mehr aufstellte. Zu ihrer Überraschung allerdings war es Nouri, die auf sie zu kam und – verwunderlicher Weise – nicht sonderlich zufrieden schien. Die Haltung der Hellen entspannte sich einen kurzen, verwirrten Moment, ehe sie den Blick der Grauen merkte und ihn mit aller Standhaftigkeit erwiderte. Sie wusste, dass dazu nun keine Zeit war, doch die miesgelaute Wölfin würde sie dennoch nicht einfach auf sich nehmen, denn in diesem Augenblick schien es fast so, als müssten sie sie mehr fürchten als das Ungetüm, was noch immer auf sie lauerte. Khaiza richtete sich auf, hob die Rute – ganz so wie es auch Nouri tat – und zuckte kurz mit den Lefzen, unterließ es allerdings noch, den Nasenrücken zu kräuseln. Es war eindeutig der falsche Moment für sie, den Alpha zu markieren, genauso, wie es der falsche Moment war, zu zeigen, dass man sich nicht einfach dem Zorn ergab, doch Khaiza war nie eine Fähe gewesen, die Ungerechtigkeit einfach akzeptierte. In dem Augenblick, in dem sie sich an den fremden Rüden wandte, warf sie Youkon einen fragenden Blick zu, nur, um Nouris Blick gleich darauf wieder zu erwidern und ihr schließlich ein knappes Nicken zu schenken. Sie ahnte, dass es das noch lange nicht gewesen war, doch wenigstens schienen sie beide vernünftig genug, diesen Konflikt an späterer Stelle auszutragen. Immerhin war da noch immer etwas, was noch lauter als Nouri unzufrieden vor sich herbrummelte und ihnen an den Kragen wollte.
{ nerone, youkon, erlegtes beutetier, gefahr | nouri und rudel in der nähe } |
| | | Youkon » T e a m
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| Thema: Re: Winter 1874 III Fr Apr 13, 2012 4:08 pm | |
| Es war doch zum auswachsen. Oder zum aus-dem-Fell-fahren. Kaum hatte er ein wenig der aufgebauten Anspannung abgegeben und hatte erleichtert aufgeseufzt, war jene Anspannung wieder vonnöten und diesmal sogar in einer weitaus ernsteren Situation als einer schlichten Hasenjagd oder einem Gespräch über Welpen und dergleichen. Nein, diesmal hatte man es wirklich mit einer weitaus größeren Gefahr zu tun – und noch etwas anderen, das auf den ersten Blick nach übergroßem Wolfswelpen aussah, sich aber schon mit den ersten an Youkon gerichteten Worten als alles, nur nicht das entpuppte. „...bla...bla...Aufforderung...bla..Schlüsse...Feinde...bla..Schwarzer...“ - also sehr erstrebenswert war eine Auseinandersetzung mit dem Fremden für den angegrauten Rüden ohnehin nicht, auch wenn jener einer solchen offenbar nicht einmal entfliehen würde. Immerhin aber war der Rüde „nett“ genug, Youkon zu warnen. Mehr oder minder zumindest.
Eine erste Reaktion musste er sich allerdings verkneifen als aus der – gar nicht so weiten - Ferne Nouris Heulen an seine Ohren drang – auch wenn er es bisher erst sehr selten gehört hatte, so nahm er für sich doch in Anspruch, es identifizieren und zuordnen zu können. Wenigstens das konnte der dunkle Rüde erstaunlich gut, jedenfalls besser als manch andere Dinge. Während er den Rüden neben sich begutachtete, der immernoch „not amused“ über sein Auftauchen schien, er ihm allerdings für den Moment auch keine übergeordnete Bedeutung beimessen konnte und wollte, war es überraschend Nouri die erstaunlich schnell die Distanz zu dem ungleichen Trio überwunden hatte und sich bei dem Fremden wohl ebenso beliebt wie Youkon selbst machte – zumindest schien ihre Aussage in die gleiche Richtung zu zielen. Warum Nouri dann allerdings nur nach Sitari und Soké, nicht aber nach Luna sehen wollte, irritierte den Rüden kurzzeitig, allerdings kam er nicht dazu, die Graue zu fragen wie sie das gemeint hatte, denn Nouri hatte sich da bereits wieder in Bewegung gesetzt, so dass Youkon allenfalls mit ihrer langsam verfliegenden Duftspur hätte sprechen können.
„Es geht nicht darum, dich zu ärgern, Fremder.“ galt es dann aber doch dem jüngeren, dafür kräftigeren Rüden der, wie ja auch wer anderes schon festgestellt hatte, eine nahezu beispielhafte Konstitution besaß. Zumindest eine, mit der Youkon aus reinen Gesichtspunkten nicht wirklich mithalten konnte.
Mehr konnte er für den Moment aber auch nicht sagen, weil es erneut Khaiza gewesen war, die schlichtend eingriff – und verdammt, ja...sie hatte recht. Recht und nichts anderes, weshalb Youkon es folglich leicht vorzog, zu schweigen und die Nase witternd nach vorn zu recken, gerade nachdem Nouri sich entfernt hatte sah er sich dazu durchaus ein wenig in der Pflicht. Khaizas durchaus fragend wirkender Blick unterstrich seine Geste da eigentlich nur noch – aber vorerst hatte auch der dunkle Schlaks keinen wirklichen Plan, wie man hier vorgehen sollte. Am besten wäre vermutlich abwarten – auch wenn man dann wohl Gefahr laufen würde, ein wenig zu lange zu warten...
[bei Nerone und Khaiza, kurzzeitig Nouri dabei, dann wieder futsch, bleibt angespannt] |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Winter 1874 III Sa Apr 14, 2012 4:59 pm | |
| Irgendwie erschien diese ganze Situation ein wenig zu sehr nicht der Realität zu entsprechen. Oder viel eher, nicht der Realität von Nerone. Denn bei aller Vorstellungskraft, die der Rüde zweifelsohne besaß, so hätte er sich dies alles hier doch niemals erträumt. Eben noch auf der Jagd nach einer schmackhaften Mahlzeit gewesen, befand er sich doch zugleich im nächsten Augenblick inmitten einer, noch immer recht schwammigen Gefahrenabwehr mit einem Dutzend Wölfen, die alle den absurden Anschein erweckten, sie wollten ihn retten. Vor was auch immer, denn noch konnte es der Braune selbst nicht klar definieren und niemand hier schien so recht zu wissen, was nun zu tun war. Unter anderen Umständen hätte er sicherlich müde den Kopf über so viel Naivität und Leichtsinn geschüttelt, doch nun galt es erst mal seine Aufmerksamkeit wohl dosiert in kleinen Häppchen zu verteilen. Nerone war nicht auf den Kopf gefallen und, so entschied er sich zugleich, der Schneepelzträgerin derzeit sein Hauptaugenmerk zu schenken und dem Rabengesicht nur so viel Konzentration zu zugestehen, wie dieser es verdient hatte. Das lag nicht allein daran, dass der Rüde eine geringe Schätzung aller Geschlechtsgenossen entgegen brachte, sondern schlichtweg an der Tatsache, dass die Weiße so übereifrig war und ihm das dumpfe Gefühl gab, dass sie selbst nicht ganz mit Sinn und Verstand zu handeln gedachte. Der Schwarze hingegen schien zumindest ein wenig mehr Intelligenz zu besitzen um sich zur Not selbst und damit auch ihnen allen behilflich zu sein. Soweit dies bei seiner Konstitution eben in Betracht gezogen werden konnte.
„Also willst du dich allen Ernstes mit einer Breittatze anlegen? „
erkundigte sich Nerone nicht nur überaus verwundert; nein, er war schlichtweg vor den Kopf gestoßen. Da stürmte die Fähe zu seiner Rettung herbei und wollte sich mit einem Gegner dieses Kalibers anlegen? Aber Hauptsache geistig noch gesund.
„Verzeih mir ja, wenn ich dich das fragen muss, aber ansonsten hast du dem Leben noch nicht abgeschworen, oder?“
Nun zeigte der Rüde sein wahres Gesicht – Jenes von Spott und einer gewissen, rauen Coolness, denn seine Frage meinte er, trotz aller Rhetorik sehr ernst. Wenn das ganze Rudel, und Nerone ging stark davon aus, dass diese zwei ungleichen Gesellen zu einem gehörten, solch lebensmüden Geister beherbergte, dann wunderte es ihn ungeniert, dass sie überhaupt überlebt hatten. Nichtsdestotrotz lag sein Hauptaugenmerk immer noch fokussiert auf der Umgebung und angestrengt versuchte er die Witterung und damit die Richtung ausfindig zu machen, aus jener ihr Gegner angreifen würde. Doch noch immer trug der Wind keine genaue Fährte an seine pechschwarze Nase und damit hieß es auch weiterhin, dass die erregte Anspannung durch seine Glieder pulsierte wie Eiter in einer entzündeten Wunde. Grauenvolle Vorstellung, wie der Braune es empfand, doch er durfte sich von solchen Nebensächlichkeiten nicht ablenken lassen. Ganz im Gegenteil sogar, denn als er kurz diesem Gedanken nachgegangen war und ein Rucken durch seinen Pelz hindurch stob, da tauchte hinter ihnen schon ein weiterer Wolf auf, der alles andere als amüsiert über dies alles war. Hätte er, oder viel eher sie, wie Nerones Nase ihm verriet, ein wenig mehr Freundlichkeit besessen, so wären sie beide sehr bald darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass sie zumindest diese Gemeinsamkeit teilten. So hingegen hatte der Braune nicht einmal genug Zeit, ihr zu antworten, als sein Blick sie aus dem Augenwinkel musterte. Weitaus weniger unauffällig, als er es unter anderen Umständen getan hätte. Aber auch die Fähe hielt ihn in ihrem Blick fixiert und so starrten sie sich einige Wimpernschläge einfach nur an. Mit deutlichem mitleidigem Ausdruck auf dem Gesicht und die Stirn in vollem Hohn in Falten gelegt, musste er nur beinahe ein bisschen über sie lächeln. Wie es schien war sie aufgeregt, zornig und irgendwie absolut nicht begeistert von dem allen; ganz besonders nicht von Nerone selbst. Aber was sollte es? Jetzt war er nun einmal hier und ändern konnte er es für den Moment jedenfalls nicht mehr.
„Wärt ihr nicht alle zu meiner Rettung heran gestürmt, ihr hättet nichts zu befürchten gehabt. So jedoch sitzen wir erst mal alle auf demselben Stein und müssen notgedrungen einen Weg herausfinden, ohne zu viel Pelz zu lassen, nicht wahr?“,
unweigerlich schwang eine gewisse Arroganz in der Stimme des Rüden mit, als er seine Worte an die Graue richtete, die jedoch sofort wieder wegstürmte. Sie hatten Nachzügler? Wie viele kamen denn da noch? Ein ganzes Rudel in Gefahr wegen eines einzelnen, fremden Wolfes zu bringen, wie absolut dumm konnte man sein? Von Taktik und der Natur einfach ihren Lauf zu lassen, davon schien hier noch keiner je etwas gehört zu haben. Sei es drum; sie alle mussten nun gehörig aufpassen und durften nun nicht kopflos wie aufgescheuchtes Wild in alle Richtungen stürmen. Noch immer angespannt, wandte sich der Braune nun wieder an die Weiße, doch galt sein Blick und seine Frage, die ihm durch den Kopf geisterte, ebenso dem Rabenfell.
„Wie viele seid ihr? Und vor allem: Wie viele sind alt und gesund genug um euer Rudel zu verteidigen? Ich sage es ja nur ungern, aber einfach nur hier herum zustehen und auf totes Gestrüpp zu starren, wird weder den Feind in die Flucht schlagen, noch uns vor Schlimmeren bewahren. Es wäre also angebracht, die Nachzügler schnellst möglichst in euren Wirkungskreis zu holen und dann darauf zu achten, dass unsere Flanken gedeckt sind. Je mehr wir sind und je geschlossener wir agieren, desto eher wird sich der Feind in die Flucht schlagen lassen.“,
brachte Nerone deutlich gelassen und ruhig hervor. Ihm war es ja egal, was sie schlussendlich wirklich trieben, oder ob gerade wirklich irgendjemand einen Plan hatte; im Ernstfall würde er gehen, die Beute den Rücken zu kehren und seinen Bruder ausfindig machen, denn im Grunde hatte er mit den Wölfen hier nichts zu tun.
[Bei Youkon und Kaizah| kurzzeitig auch mit Nouri | versucht einen kühlen Kopf zu behalten | fragt nach einem Plan den Gegner in die Flucht zu schlagen]
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| | | Das Schicksal » T e a m
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| Thema: Re: Winter 1874 III So Apr 15, 2012 7:49 pm | |
| Es ging gar nicht anders, sie musste die Nase rümpfen. Wie viele von diesen Bastarden lauerten hier eigentlich? So langsam wurde selbst der erfahrenen Jägerin das Ganze etwas zuviel. Als wäre es nicht genug, dass vereinzelte der Vierbeiner ihr Revier durchstreift hatten. Nein, nun schienen sie sich auch noch bitten lassen zu wollen um weiterzuziehen, weil es ihnen anscheinend ganz gut gefiel?! Sie konnte ja nicht ahnen, dass die Wölfe eigentlich eher gegenteiliges vorhatten.
Erneut verließ ein leises Grollen ihre Kehle und bahnte sich den Weg hinab zu den Wölfen, während sie ihre gute Position auszunutzen versuchte und sich auf die großen Hinterpfoten erhob um sich einen Überblick zu verschaffen. Offenbar kam ein Wolf hinzu, entfernte sich aber später...die Graue, deren Fährte sie schon oft gewittert haben mochte. Vielleicht war es einfach an der Zeit für....einen Denkzettel! Und natürlich einen gepflegten Mampf, denn der Magen ließ sich das Knurren sicher nicht einfach so untersagen. Aber das hatte sie noch nicht in den Pranken. Erst einmal....
….schoss die Braune nach vorn, dass selbst ein Turbogetriebener Wolf nicht mit ihr hätte mithalten können. Nachdem sie zuvor Zweigeknackend einen leichten Bogen gemacht hatte, war es nun vorwiegend Nouri die sich gerade entfernte, die sie mehr oder minder auf's Korn nahm – und einfach über den Haufen rennen würde, wenn die Beta und Interims-Alpha sich nicht rechtzeitig in Sicherheit brachte. Für die übrigen Wölfe würde die Lärmkulisse merklich ansteigen – aber wie reagierte man da am besten....?
Zuletzt von Das Schicksal am Mo Jun 11, 2012 10:05 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet |
| | | Nouri » T e a m
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| Thema: Re: Winter 1874 III Di Apr 24, 2012 9:25 pm | |
| Es hatte keinen Sinn jetzt in einer Dískussion ihr Missfallen auszubreiten, nicht in einer solchen Situation, und ihr Zorn gegenüber Khaiza dämpfte sich weiter, als diese im stillen Einverständnis nickte, dass sie ihre Auseinandersetzung später fortführen würden. Das war nur vernünftig. Trotz dessen war die Graue nicht gewillt ein solches Verhalten vollkommen unkommentiert zu lassen, schlichtweg, damit das in Zukunft nicht mehr geschah. Jetzt aber hatte sie sich weggedreht und ignorierte das selbstgefällige Gerede des braunen Rüdens. Am liebsten hätte sie ihm trotzig wie ein kleines Gör entgegnet, dass sie ganz und gar nicht zu seiner Rettung angeeilt war, aber auch das hatte in diesem Moment keinen Sinn und würde zudem nur noch dazu beitragen, dass sie sich absolut lächerlich machte. Sie fand es ja selber albern. So ein... so ein.... Sie biss die Kiefer aufeinander und konzentierte sich auf die junge Damengesellschaft, für die sie auch noch die Verantwortung trug. Sie betrachtete die drei Fähen und setzte zu einem aufforderndem Geräusch an, um sie alle zusammenzutreiben und in einem Bogen hinter einer Felskuppe langzutreiben. Nur weg hier. Sie hatte das Haupt erhoben, ebenso die Rute und ein Ohr aufmerksam zu der Nachfolgschaft gerichtet. Das andere spielte herum und versucht ein Geräusch zu erhaschen, was verdächtig war. Es störte Nouri zutiefst, dass der Wind aus der falschen Richtung kam, wodurch sie in ihrer Witterung wahnsinnig eingeschränkt war. Sie hatte den Fang leicht geöffnet und wollte gerade etwas rufen, da zuckte sie zusammen.
Schnell wirbelte sie herum und sah sich mit dem großen Wesen konfrontiert, was sie wenig begeistert anstierte und anstalten machte, nach ihr zu langen. Die Graue machte einen hastigen Satz zurück, bauschte das Fell und zog die Lefzen zurück. Verdammt! Der intensive Geruch der Bärin ging ihr durch Mark und Blut. Es bedarf keiner weiteren Erklärung, dass die Braune aufgebracht war und die Wölfe nicht in ihrem Revier haben wollte, und Nouri wusste, dass die Bären um diese Zeit herum nach wie vor ihre Jungen um sich hatten – was das Muttertier zusätzlich reizte. Mit ihren Bernsteinaugen fixierte sie den Koloss vor sich und hielt gehörigen Abstand zu den Klauen. Aber sie konnte nicht allzu weit rückwärts gehen – immerhin war da sowohl irgendwann die Klippe, die sie hinaufgekommen waren, als auch Sitari, Luna und Sóke. Die Graue war keinesfalls so dämlich einen Bären auch noch absichtlich in die Nähe der jungen Fähen zu locken, aber wohin dann? Die Graue duckte sich und hüpfte schnell nach rechts weg. Die geifernde Bärin langte wieder zu. Der Schmerz durchfuhr Nouris Scheitel und gleißende Hitze bereitete sich auf ihrer Stirn aus. Sie schnappte gereizt nach der Pranke der Bärin. Sie musste zurück. Gegen einen Bären zu kämpfen war töricht, erst recht, wenn man alleine war. Mit dem geschrumpften Rudel hatte es auch keinen richtigen Zweck, sie waren zu wenige und auch zu junge Wölfe. Aber Nouri konnte nicht gleichzeitig die Bärin aufhalten und die Weibchen hinter sich in Sicherheit bringen. Sie war auf Hilfe angewiesen. Wenn doch nur Kenáo hier wären. Oder Ikeru. Irgendeiner.
[bekommt einen drüber, steht direkt vor der Bärin, möchte Luna etc. in Sicherheit bringen/ Nähe der anderen / allein / Hilfe? c:] |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Winter 1874 III Mi Apr 25, 2012 12:14 am | |
| Immer noch lag dem Rüden der Blutgeruch des Wapitis in der Nase, welches er vor Kurzem mit seinem Bruder erlegt hatte. Eine weitere Beute von der der Weiße nichts hatte. Stetig war es das selbe in ihrem Zweiergespann. Sie erlegten ein Beutetier, Veras beugte sich dem Willen seines Bruders und im Nachhinein blieben nur die kleinen, kaum genießbaren Happen für ihn über. Er hatte es nun endgültig satt. In Zukunft würde sich diesbezüglich einiges ändern, dass wusste der Rüde jetzt schon. Bewusst hatte er auf den Versuch der Kontaktaufnahme Nerone's nicht reagiert. Veras brauchte etwas Zeit für sich. Etwas Zeit zum nachdenken, etwas Zeit zum laufen - die Welt um sich herum ein wenig vergessen können.. Das eine ließ sich hierbei auch sehr gut mit dem anderen verbinden. Lief der Rüde einfach ziellos durch das Unterholz, mal schneller, mal langsamer, so bekam er stets einen klaren Kopf. Und genau das war es gewesen, was er sichtlich gebraucht hatte. Einige Momente verweilte er in seinem Trab, dann hielt der Weiße inne. So wie er seinen Bruder kannte, und da kannte er ihn wirklich gut, hätte dieser nicht Ruhe gegeben, bevor Veras sich wieder zu ihm zurückbegeben hätte. Weder seine Ohren mussten sich spitzen, noch musste er die Nase in den Wind halten um feststellen zu können, dass irgendetwas nicht stimmte.
Ohne zu zögern setzte er wieder zu seinem Trab an, nun allerdings wesentlich schneller und nicht so entspannt wie zuvor, um sich in die Richtung zu begeben, in der er seinen Bruder im Moment vermutete. Veras hatte Rückenwind, es wurde ihm somit nicht sonderlich erleichtert zu seinem Bruder zurückzufinden. Der Blutgeruch des Wapitis, von dem mittlerweile höchstwahrscheinlich kaum noch was übrig war, verriet ihm zwar ungefähr, wo Nerone sich befinden musste, sicher war Veras sich aber nicht. Jener Geruch ging in einem geringeren Maße immerhin auch von ihm selbst aus. Wenige Minuten waren vergangenen, für den Weißen eine gefühlte Ewigkeit. Als ihm bewusst geworden war das sein Bruder sich eventuell in Gefahr befand, hatte sein Herz angefangen zu rasen. Dieses rasen ließ aber auch so schnell wieder nach, wie es begonnen hatte. Der Durst danach zu erfahren, ob Nerone etwas zugestoßen war, wurde sehr schnell besänftigt. Veras hatte immerhin schon ein großes Stück des Weges zurückgelegt, auf dem er sich zuvor von der Beute entfernt hatte, als er seine Gedanken wieder gesammelt hatte. Trotz des ungünstig stehenden Windes konnte er nun sowohl den Geruch seines Bruders, der im ersten Moment den Anschein machte, das bei ihm alles in Ordnung sein müsste, als auch den Geruch von weiteren, fremden Wölfen wahrnehmen. Ob Nerone mit ihnen in einen Konflikt geraten war ? Veras hoffte jedenfalls auf das Gegenteil.
Der Weiße befand sich nun mittlerweile auf der Ebene, wenn man es so nennen wollte, auf der sich auch die überwiegend fremden Wölfe, unter ihnen auch Nerone, befanden. Da Veras viel mehr kreuz und quer durch den Wald gelaufen war, als er sich von dem Wapiti entfernt hatte, war er nun aber eher in der Nähe von einer grauen Fähe, vor der sich ein brauner Koloss aufgebaut hatte. Zwar konnte er seinen Bruder und die zwei fremden Wölfe, die sich in dessen Nähe aufhielten wahrnehmen, er empfand es aber im Moment für wichtiger seine Aufmerksamkeit der grauen Fähe zu widmen. Es nahm nicht sonderlich viel Zeit in Anspruch um die Lage zu analysieren und zu der, für diesen Moment, wahrscheinlich geeignetsten Tat zu schreiten. Dabei hatte er den Vorteil im Hinterkopf, dass der Angriff, den er nun auf die Bärin vollziehen würde, aus dem Hinterhalt kam und somit einen Überraschungseffekt mit sich bringen würde. Das sich noch ein weiterer Wolf in der unmittelbaren Nähe von ihr und der Grauen befinden würde, war der Bärin wahrscheinlich nicht bewusst. Der Weiße setzte das einfach mal voraus. Würde er dies nicht tun würde sein Angriff wahrscheinlich noch waghalsiger wirken, als er es eh schon war.
Veras setzte zu einem kurzen Sprint an und versuchte Pfotenkontakt mit Geäst zu vermeiden. Es wäre sehr ungelegen wenn er entdeckt werden würde, bevor er überhaupt zum Angriff ansetzen konnte. Wenige Schritte trennten den Rüden, welcher mittlerweile sein Nackenfell aufgestellt hatte, was ihn noch größer machte, als er es eh schon war, nun nur noch von der Bärin. Er bremste leicht ab, dann setzte er zu einem kurzen Sprung an, dabei die linke Flanke der Braunen vor Augen. Ein aggressives, tiefes Knurren ging von ihm aus, kurz darauf bohrten sich die Fangzähne, welche aus dem weit aufgesperrten Maul herausragten durch den Pelz, in das Fleisch der Bärin. Ein Blutgeschmack machte sich in seinem Fang bemerkbar, sein Herz hämmerte in seiner Brust. Eben so schnell wie er auf die Bärin zugesprungen war, ließ er nun wieder von ihr ab und versuchte sich schnellstmöglich wieder zu entfernen. Nur ein kleiner Satz nach hinten – mochte man denken. Wenn Veras nicht schnell genug sein würde, würde die Bärin dem Rüden mit einer kurzen Bewegung der Pranke wesentlich stärker zusetzen, als er ihr zugesetzt hatte. Das war dem Rüden aber auch schon bewusst gewesen, als er sich die ganze Situation noch durch den Kopf hatte gehen lassen.
[läuft ziellos durch den Wald // nimmt die Fährte seines Bruders wieder auf // befindet sich auf der Ebene, auf der sich auch die anderen befinden müssten // greift die Bärin von der Seite/Flanke an]
Zuletzt von Veras am Fr Mai 18, 2012 9:19 am bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Winter 1874 III Mi Apr 25, 2012 3:20 pm | |
| Sie konnte nicht leugnen, dass ihr die Lage unglaublich missfiel. Nicht die Lage, in der sie sich gerade alle befanden – der Bär markierte im Augenblick wirklich sein eigenes Blatt Papier. Viel mehr drängte sich nun noch das Wissen hinzu, dass die Gefahr, in der sie sich alle befanden, nur ein Teil des Ganzen war. Nouri war deutlich missgestimmt von Youkons und ihrem Verhalten, für das – das war natürlich klar – sie vollste Verantwortung übernehmen würde. Und sie bereute es nach wie vor nicht, immerhin konnte die Graue nicht wirklich behaupten, dass sie momentan ein festes Rudel waren. Sie mochte die Alpha sein, daran zweifelte die Helle auch gar nicht, doch konnte sie unmöglich sagen, wer alles zu ihrem Rudel gehörte. Sie hatte sich angeschlossen, stumm, mit dem Hintergedanken, alsbald wieder zu verschwinden. Das Rudel gab ihr nicht das Gefühl von Sicherheit und auch ihr Herz wollte sie noch lange nicht davon überzeugen, dass sie am Ende ihrer Reise angekommen war. Einzig und allein das Rabenfell an ihrer Seite, welches der Gefahr dicht bei ihr die Stirn bot, hatte ihr das Gefühl gegeben, überhaupt beachtet zu werden. Um ehrlich zu sein hätte es sie nicht einmal gewundert, wäre das Rudel ohne sie weitergezogen – wahrscheinlich lag es an Youkon, dass Nouri umgekehrt war, vielleicht auch nur an dem Fremden, der sich in ihr Revier geschlichen hatte, doch sicherlich nicht daran, dass die fremde, komische Stille umgekehrt und vielleicht ihrem Tod entgegengelaufen war. Allerdings war genau diese Fremde im Augenblick der perfekte Sündenbock für alles, was schief gegangen war; für die Enttäuschung, dass Ikeru fort war, für das unverschämte Verhalten des Braunen und vielleicht auch dafür, dass Youkon sich einfach über etwas hinweggesetzt hatte. O, o. Khaiza war kurz davor, sich hier öffentlich als Omega zu präsentieren und das stand gewiss nicht in ihrem Gemüt. Man gehörte zu nichts, zu dem man sich nicht zugehörig fühlte und alles in allem hätte es Nouri auch egal sein können. Sie hätte das Rudel in Sicherheit bringen können und die merkwürdige Fremde einfach still zurücklassen mit ihrem Begehren, sich einer unmöglichen Aufgabe zu stellen.
Aber das verdrängte sie nun wieder in den Hintergrund, immerhin lauerte noch immer von irgendwo her der Bär auf sie und wartete nur auf einen unaufmerksamen Moment. Dafür zu sorgen, dass es dazu tatsächlich kommen würde, schien sich offenbar der Braune zur Aufgabe gemacht zu haben, denn statt aufmerksam zu lauschen und die Gestalt zwischen den Bäumen auszumachen, redete er munter vor sich her und versuchte, soetwas wie eine Taktik auszuarbeiten. Khaiza unterdrückte ein unschickliches Grummeln und bemühte sich, bei der Sache zu bleiben. Glaubte er wirklich, dass sie sich seinetwegen in diese Gefahr begeben hatten? Für Khaiza ging es in erster Linie um die eigene Sache, um das Verlangen ihres Herzens, ihre Sünde gut zu machen. Sie wollte Vergebung und auch, wenn die, die ihr vergeben mussten, im ewigen Reich ruhten, so konnte sie noch immer versuchen, sich selbst zu verzeihen. Sie hatte getan, was man ihr gesagt hatte – hatte das Rudel in Sicherheit gebracht und die beiden Wölfe zurückgelassen, die diese Entscheidung das Leben hatte kosten sollen. Nicht, dass es etwas geändert hätte, wäre Khaiza zur Unterstützung geblieben, nicht viel zumindest, doch so etwas ließ sich wunderbar leicht einreden. Vielleicht war das auch der Punkt, an dem sie guten Gewissens darauf verzichten konnte, auf das zu Hören, was man ihr vielleicht sagen würde – sie waren noch immer eigenständige Wesen, die für sich selbst entscheiden mussten, was richtig und was falsch war. Es tat ihr Leid, Youkon mit hineingezogen zu haben, doch andererseits war auch er es, der selbst hatte entscheiden können.
Sie ließ den Fremden also ohne Antwort stehen, spielte mit den Ohren, während ihr Blick immer wieder über die Baumgrenze huschte und versuchte, eine Bewegung auszumachen. Und plötzlich kam sie auch, allerdings in der komplett anderen Richtung, als sie sie erwartet hatte. Die Helle wirbelte herum und konnte im ersten Moment nicht mehr tun, als fassungslos zu beobachten, wie das braune Ungetüm Nouri hinterherstellte.
„Nouri!“, entfuhr es ihr teils als Warnung, teils aus purer Überraschung, ehe sie auch schon lospreschte.
Nicht noch einmal. Das waren die Gedanken, die ihr in diesem Moment durch den Kopf gingen. Doch sie war nicht schnell genug, sie ahnte es und somit hatte das Biest die Graue weitaus schneller erreicht als sie ihr hatte zur Hilfe eilen können. Sie erkannte nicht wirklich, was vor sich ging, sah nur hin und wieder den grauen Pelz hinter der massigen Gestalt aufblitzen, als ihre Seelenspiegel im Lauf auf etwas anderes gezogen wurden. Eine weitere helle Gestalt preschte heran und statt sich zu fragen, wer dieser Rüde nun war, legte auch Khaiza einen Zahn zu. Der Fremde schlug zu, lenkte den Bären von Nouri ab, die offensichtlich verletzt war, als auch die Helle dazustieß und mit einem tiefen Grollen nach dem Pelz an der Flanke schnappte, um daran zu zerren und zu reißen und die Bärin so fürs erste von ihrem Verbündeten abzulenken. Die Ohren waren dicht an den Hinterkopf gepresst und die Gestalt der anderen konnte sie lediglich irgendwo hinter ihr vermuten, mit Ausnahme von Nouri und dem anderen Rüden auf der anderen Seite des großen, kräftigen Körpers. Sie ließ los, als sich das Tier umgewandt hatte und sprang den Kopf geduckt und noch immer laut grollend so weit zurück, wie es ihr mit einem Sprung möglich war. Ihre Ohren drehten sich leicht nach hinten, um ein Zeichen der drei Fähen zu vernehmen, die dem Rudel angehörten. Sie mussten hier weg, während sie das Ungetüm ablenkten.
{ eilt nouri zur hilfe und lenkt den bären von veras ab | youkon, nerone hintendran ;; soké, sitari, luna in der nähe } |
| | | Youkon » T e a m
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| Thema: Re: Winter 1874 III Mi Mai 02, 2012 12:03 pm | |
| Es gab viele Dinge auf die Youkon hätte getrost verzichten können. Verbale Auseinandersetzungen mit zu selbstbewusst geratenen Halbwüchsigen gehörten eindeutig dazu. Eine davonflitzende Nouri allerdings auch – aber eben jene hatte es nunmal in diesem Moment. Und Youkon war wirklich kurz davor, der Grauen einfach so und spontan nachzusetzen...
Der jüngere Fremdling schien hingegen gar nicht so stupide und mit der Tür ins Haus fallend wie es zunächst den Anschein gehabt hatte. Stattdessen erkundigte er sich zwar nicht nach der Befindlichkeit des Graufangs – das wäre der Situation auch kaum angemessen gewesen – aber immerhin nach der Größe des Rudels. Die Zehntelsekunden die Youkon noch zum Denken investieren konnte, legte er gut an.
„Kaum mehr als ein Wolf Pfoten hat. Allerdings in besserem Zustand als man annehmen mag, wenn man mich als Maßstab nehmen will.“
Youkon konnte sich den leicht zynischen Unterton gegenüber dem deutlich Jüngeren nicht verkneifen und machte auch erst gar keine Anstalten hierzu. Falls es zu einer Auseinandersetzung käme, irgendwann, war es sicher noch früh genug, die Fronten zu klären ehe jene sich soweit verhärteten dass es keinen Sinn mehr hatte. Im Moment aber hatte man andere Sorgen – und der Dunkle verlieh seiner eben anders Ausdruck als sein Gegenüber es tat.
„Jedenfalls...“
machte er sich gerade daran, zu erwidern, als Nouris Schatten sich in einem Kampfe zu befinden schien und mit der Umgebung verschwamm. Youkon knurrgrollte hörbar auf, spannte sich auch an, rührte sich aber ansonsten nur marginal. Ein fremder Wolf, der von den Farben her aber auch eine der anderen Fähen sein konnte, griff das braune etwas das sich auf Nouri gestürzt hatte – oder war es umgekehrt gewesen? - von der Seite an und das Getöse das man wohl veranstalten würde, schmeckte den Ohren des Rüden mal so gar nicht, kündete es doch von Schmerz, Pein und Unwillen.
Gerade hatte er an Khaiza ein „Nicht!“ senden wollen, da hatte sich die helle Fähe auch schon – wie sollte es anders sein – ansatzlos in Bewegung gesetzt und war auf das seltsame, sich bildende Knäuel aus Wölfen und einem Bären zugestürzt, nur um sich gleichwohl an der Action zu beteiligen. Youkon behielt seine eigene Geräuschkulisse bei, sah dann aber zum Fremdling.
„Und? Hast Du dafür jetzt auch eine schlaue Idee, Fellträger?“
Ein wenig Witz und Ironie hatte er zwar in die Worte gelegt, allerdings brauchte es dazu natürlich auch jemanden, der für so etwas empfänglich war. Und ob Nerone zu jenen gehörte wusste der Rüde ja nicht wirklich. Aber das würde sich ja binnen Minutenfrist herausstellen, eher sogar noch schneller – denn wirklich viel mehr an Zeit hatte man nicht...!
[bei Khaiza, Nouri und Nerone, als Nouri sich auf den Weg macht und Khaiza folgt nur noch bei Nerone;] |
| | | Sóke
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| Thema: Re: Winter 1874 III So Mai 20, 2012 11:47 pm | |
| Was das verlorene Konzept anging, war sie offenbar nicht alleine, denn Luna sagte ebenfalls nicht mehr. Eine andere, ihre durchaus bekannte Fähe kam hinzu. Na Gott sei Dank, dachte sie, in der Hoffnung, die andere könnte ihr berichten, was hier eigentlich los war. Sie lauschte den Worten der anderen, versuchte sich ihre darauf folgende Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, denn ihre Gegenüber konnte ihr ebenso wenig helfen. Etwas verhalten schüttelte sie den Kopf.
”Nein, tut mir leid.“
Wisperte sie noch etwas schockiert an Sitari gewandt. Eher beiläufig blickte sie an Sitari vorbei, nach vorne wo Nouri sich befand. Sie forderte ein Mitkommen der anderen, Widerspruch war ausgeschlossen. Um ehrlich zu sein, gab es sicher keine Sekunde in der sie an der Kompetenz der Grauen gezweifelt hätte. Vermutlich blieb ihr auch gar nichts anderes übrig. Für Sókes Verhältnisse wohl etwas zu schnell tauchte aus dem Dickicht ein Bär auf, der auch recht schnell deutlich machte, worauf er eigentlich aus war. Mittlerweile konnte die Fähe ihre Schockiertheit nicht mehr verbergen. Ihres Wissens nach war sie einem Bären noch nie so nah gewesen. Das war auch gut so gewesen. Das hier war völlig neu für sie. Sie starrte etwas unschlüssig von Nouri zu Sitari, die nicht unweit von ihr stand, dann wieder zurück. Eine unbekannte Fähe hatte den Bären von der Seite attackiert. Khaiza versuchte unterdessen das Biest abzulenken. Erst jetzt hatte sie erkannt, dass Nouri erwischt worden war, was Sóke vielleicht noch mehr schockiert hatte. Sie zunächst unfähig etwas zu tun, richtete das Wort wieder an Sitari.
”Was machen wir bloß?!”
Sie machte einige, ebenso unschlüssige Schritte auf das Geschehen zu, ehe sie wieder abrupt stehen blieb.
[ Sitari, Luna // ist verunsichert, weiß nicht, was sie tun soll ]
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| | | Sitari
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| Thema: Re: Winter 1874 III Mi Mai 23, 2012 2:31 pm | |
| Sitari hatte sich in der Gesellschaft der anderen verwirrten Fähen etwas sicherer gefühlt. Es war ihr peinlich, dass sie nicht verstanden hatte, was um sie herum geschah, doch das es Soké genauso erging beruhigte sie weitest gehend. Ihre Ohren schnippten nach vorn, als Nouri sie zum MItkommen aufforderte. Sie war froh, endlich zu wissen was sie tun sollte. Die Graue war anscheinend wieder zurück gekommen um zu schauen was sie hier trieben. Ein scheuer Blick traf Soké und Luna erneut und sie machte sich auf, der Anweisung Nouris Folge zu leisten. Der Schnee war von den Wölfen, die bereits diesen Weg passiert hatten, verwühlt und seine perfekte und makellose Oberfläche war zerstört. Der Geruch der Wölfe, mit denen sie zog war ihr inzwischen vertraut, doch ein ungutes Gefühl beschlich sie. Hier war noch etwas, doch sie war zu unerfahren und nervös um diesem Gefühl nachgehen zu können. Sie blickte im weiter Laufen wieder auf ihre Pfoten, bis sie spürte, dass etwas geschehen war. Sie brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde um aufzublicken und den Tumult geschockt zu realisieren. Eine Starre erfasste ihren Körper, welche sich nicht vertreiben lies. Sie spürte, dass Soké genauso so reagierte. Sitari stand stocksteif im Schnee, während Nouri attakiert wurde und Khaiza und ein anderer Wolf ihr bereits beistanden. Es war ein ausgewachsener Bär, der die Graue angriff. Sie hatte Bären bisher gemieden, hatte nie einen getroffen und Starrte einfach gebannt auf die Situation, wie auf einem Film, den sie unbeteiligt wahrnahm. Erst Sokés Worte riefen sie wieder wach. was sollten sie tun? Was konnten sie tun? Sie waren jung, kampfunerfahren und nicht besonders eindrucksvoll. Ihre Stimme klang wie aus weiter Ferne, sie überlegte fieberhaft, was sie tun könnten.
Soké, wir müssen etwas tun...wir müssen....wir müssen...kämpfen können wir nicht...nur...wir können...wir können sie stören, nerven...wir können ihr zur Last fallen und vielleicht ablenken...
Sie blickte Soké entschlossen an. Dann began sie, auf die Anderen zu zustörmen, in der Hoffnung, das Soké folgen würde. Vielleicht konnten sie etwas Verwirrung stiften und dem Bär die Konzentration erschweren. Dann hatten sie und vor allem Nouri noch eine Chance. Der Schnee behindete sie beim Rennen, doch sie kämpfte sich weiter vorwärts. Obwohl es nicht typsich für die Scheue war, befreite sich ein tiefes Knurren aus ihrem Inneren und sie zog ihre Lefzen zu einem Knurren nach oben. Sie näherte sich dem Geschehen immer weiter und befand sich schon fast im Dunstkreis des Bären. Sie rief Soké etwas zu, obwohl sie sich nicht sicher sein konnte, dass sie es verstehen würde.
Vielleicht...vielleicht sollten wir den Bären stoßen?
Ihre Schritte verkürzten sich und sie wartete insgeheim auf Soké, ehe sie handeln würde.
[spricht mit Soké | rennt auf das Geschehen zu | wartet auf Soké]
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| | | Das Schicksal » T e a m
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| Thema: Re: Winter 1874 III Mo Jun 11, 2012 8:53 pm | |
| Immer gereizter stieß auch die Bärin einen düsteren Laut aus. Sie hatte mit einem Schlag den grauen Wolf verletzt, der mit seinen Bewegungen ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte – und ihn erwischt. Der Geruch frischen Blutes schoss ihr in die Schnauze und gab ihr ein Gefühl von Erfolg, wollte sie doch nur die Nahrung und ihre Nachkommen verteidigen. Sie grollte erneut und wollte noch einmal zulangen, etwas vorpreschen, und den grauen Wolf – und hoffentlich auch die anderen – vertreiben, als sie einen stechenden Schmerz in der Seite wahrnahm und mit einem erstickten Grummeln von ihrer Aufrechtstellung schwer auf die vorderen Pranken fiel. Panik kam in ihr auf, denn sie hatte nicht mit dem Angriff des weißen Wolfes gerechnet. Aber auch Zorn flammte in ihr. Der Koloss aus braunem Fell und Zentnern Fleisch trat einige Schritte zurück und schlug mit einem Schmerzensbrüllen nach dem Weißen, auf den sie sich nun fixierte. Erneut durchzuckte sie ein scharfes Ziehen und Pochen, als nun ein weiterer heller Wolf ihr seine Zähne in die Muskeln rammte. Verwirrt sprang sie vor und peitschte mit beiden Beinen nach der hellen Fähe, um sich irritiert sofort auch wieder nach dem Rüden umzudrehen. Zwei Weiße? Sie riss ihren Schlund auf und spie mit ihrem Donnern Geifer und übel riechenden Atem aus. Sollte es noch einer wagen ihr zu nahe zu kommen – sie würde schlagen und beißen! Wieso wurden das nur immer mehr? Sie sah, während sie die beiden Hellen zurückzudrängen versuchte, weitere Wölfe in ihren Augenwinkeln auftauchen. Was würden die wohl machen?
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| | | Nouri » T e a m
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| Thema: Re: Winter 1874 III Mo Jun 11, 2012 10:30 pm | |
| Zunächst glaubte sie keine Möglichkeit zu haben die jungen Fähen zu warnen, ohne eine weitere Verletzung durch die Bärin in Kauf zu nehmen. Sie überlegte, wie sie handeln konnte, während sie versuchte, dem wiederholten Schreckangriff der Braunen auszuweichen. Viele Optionen hatte die Graue nicht. Im Grunde war sie auf die Hilfe der anderen angewiesen. Gleichzeitig wollte sie jene anderen aber nicht den Gefahren aussetzen, die auf sie lauerten. Eine verzwickte Lage. Die Graue knurrte und schnappte nach den Zehen der Bärin, als diese ihren rechten Vorderlauf zurückzog, um erneut auszuholen. Heißes Blut lief über die Stirn der Grauen in ihr Gesicht runter und malte rote Schlieren in das metallene Fell wie winzige Flüsse, die sich von einem Berg hinab ins Tal schlängelten. Sie schüttelte heftig den Kopf, als sie merkte, dass ihr das Blut in das linke Auge triefte und ihr die ohnehin durch die Hektik schon schlechte Sicht nahm. Sie dachte schon, dass sie in diesem Moment dem Zorn der Bärin schutzlos ausgeliefert war und erwartete den nächsten Prankenhieb, der sie niederstrecken würde, je nachdem, mit welcher Kraft die Braune sie am Schädel traf. Doch der blieb aus. Fast irritiert bemerkte sie, dass die Bärin statt ihrer schmerzhaft aufbrüllte und zurücktrat. Es kostete Nouri einige Sekunden ehe sie begriff, dass die Braune durch etwas – was war das? – abgelenkt worden war. Die Graue erblickte das Aufblitzen eines weißen Pelzes – Ikeru!? – und erlitt einen heftigen Schreck, mehr noch als zu dem Zeitpunkt, an dem die Krallen der Bärin sie am Kopf getroffen hatten. Ihr Knurren klang langsam ab und sie starrte kurz die unverhoffte Rettung an, als käme sie von einem anderem Stern. Aber schnell – leider zu schnell – fiel ihr auf, dass der weiße Rüde, der herbeigeeilt war, noch alle seine Läufe besaß, und zudem noch größer war, als ihr Freund Ikeru. Später würde Nouri froh darüber sein, dass die Situation keine Zeit für Enttäuschung übrig ließ, denn sonst hätte sie wohl nicht die Gelegenheit wahrgenommen zurückzuweichen. Blitzschnell schoss nun auch Khaiza an ihrer Seite vorbei und verbiss sich in die Seite der Bärin. Vergessen war der Groll auf die Helle, obwohl man sich darüber streiten konnte, ob diese Handlung nicht auch halsbrecherisch war. Aber immerhin – und auf eine gewisse Weise musste die Graue das Khaiza hoch anrechnen – tat sie damit etwas gutes für das Rudel, denn Nouri hatte nun die Gelegenheit sich zu den jungen Fähen umzudrehen. Und sah sie auf sich zulaufen. Dorthin, wo die Bärin war. Verdammt!
[steht nahe der Bärin, schaut sich nach Sitari, Sóke und Luna um / Bärin, Khaiza und Veras] |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Winter 1874 III Di Jun 12, 2012 2:55 pm | |
| Den festen Biss letztendlich vollständig gelöst sprang Veras nun zurück, versuchend dem kommenden Schlag des braunen Ungetüms auszuweichen. Erst als er wieder auf allen Vieren aufkam bemerkte er, dass ihm das nur ganz knapp gelungen war. Die Bärin hatte den linken Vorderlauf des weißen Rüden minimal mit ihrer Prankenspitze erwischt. Es war nur ein kleiner Kratzer, nicht weiter dramatisch, die rote Farbe war dennoch deutlich in dem weißen Fell sichtbar. Nun wo sein Blickfeld nicht mehr völlig mit einem braunen Pelz bedeckt war bemerkte der Rüde, dass ihr Schlag scheinbar nur deswegen so unpräzise gewesen war, weil eine weitere Fähe ebenfalls zur Hilfe gekommen war. Sie gehörte höchstwahrscheinlich, ebenso wie die Graue – so Veras's Vermutung – dem hier ansässigen Rudel an. Der Weiße hätte sich wohl weiter damit beschäftigt festzustellen wer hier zu wem gehörte und sich auch langsam mal selbst bei den Fremden vorgestellt, wäre da nicht diese Situation gewesen, die es vorerst noch zu bewältigen galt. Einen Moment zögerte er, dann machte er einen Halbkreis um das braune Ungetüm und ging anschließend wieder zu seiner ehemaligen Position zurück. Die Bärin hatte lautstark, in Form eines Grollen, bekanntgegeben, dass ihre nächsten Schläge wohl noch tiefer sitzen würden. Demnach blieb Veras nun erst einmal untätig. Der Grund für ihren Angriff, trotz der Tatsache das die Wölfe deutlich in der Überzahl waren, war dem weißen Rüden nicht bekannt. Außerdem wollte er sie nicht weiter provozieren, bedachte man doch das sie einem oder mehreren von den Wölfen, die sich im Moment um sie herum befanden, sehr stark zusetzen konnte. Vielleicht würde sie einsehen, dass es aussichtslos war weiter gegen die Wölfe vorzugehen, vielleicht auch nicht. Abhängig von ihrem weiteren Verhalten würde der Rüde sie nun nicht mehr angreifen oder – das hielt Veras im Moment auch am für Wahrscheinlichsten – zu einem weiteren Angriff ansetzen um die ihm noch unbekannten Wölfe und auch sich selbst zu verteidigen.
[Hat durch den Prankenhieb einen kleinen Kratzer am linken Vorderlauf // Macht einen Halbkreis um die Bärin // Wartet auf ihr weiteres Verahlten] |
| | | Sóke
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| Thema: Re: Winter 1874 III Di Jun 12, 2012 11:12 pm | |
| Sie stand zunächst immer noch wie angewurzelt auf einem Fleck, hatte es aber geschafft den Blick vom Bären abzuwenden und zu Sitari zu schauen. Wir müssen etwas tun… wir müssen. Sie musste sich eingestehen, dass die andere Recht hatte. Dass Sitari dann auch noch plötzlich losstürmte, die Tatsache, dass sie jetzt ganz auf sich allein gestellt war, erschütterte sie ein wenig. Glücklicher Weise blieb die andere dann aber wieder stehen, sie sah wieder zum Bären, der nicht weit war. Mittlerweile hatte sich eine kleine Gruppe um das Ungetüm herum gebildet, sie fragte sich, ob es klug war, da einzugreifen. Zu viele Wölfe auf einem Haufen, eine größere Wahrscheinlichkeit denen im Weg zu stehen, die wussten, was sie taten. Vielleicht… vielleicht sollten wir den Bären stoßen? Das war eine gewagte Idee. Dennoch etwas entschlossener als zuvor lief sie zur anderen, jedoch nicht um ihr mitzuteilen, wie sehr sie davon überzeugt war.
”Ich bin nicht so sicher…”
Bemerkte sie etwas verunsichert. Erneut fiel ihr Augenmerk auf die Gruppe der Wölfe. Auch einige ihr unbekannte Artgenossen hatten sich angeschlossen, waren vielleicht nur gekommen um zu helfen. Sie bewunderte diesen Ehrgeiz in gewisser Weise. Wohlmöglich konnte man nicht damit rechnen, unverletzt davon zu kommen. Irgendwie bezweifelte sie das.
”Glaubst du, wir kommen da unbeschadet wieder heraus?”
Fragte sie die andere, ohne wirklich auf eine Antwort zu warten. Eher wollte sie die Bestätigung zu ihren Gedanken dazu hören. Energisch schüttelte sie den Kopf. Sie standen hier viel zu lange rum, schon viel zu lange, Sóke zumindest, Sitari schien vollsten bereit zu sein, ihren Einsatz zu zeigen. Auch das bewunderte sie. Sie musste jetzt handeln. Sóke seufzte, ehe sie zu Sitari sah und ein eher zögerndes Nicken sprechen ließ. Bemüht sah sie wieder zum Geschehen, sezte den einen Lauf vor den anderen, um heran zu stürmen. Sie hoffte, dass Sitari hinter ihr war, um ihr möglicher Weise den Rücken zu stärken, falls es nötig war. Soviele Wölfe… dachte sie, wusste jetzt schon wie problematisch das werden würde. Nur noch ein paar Meter, immer darauf bedacht, niemanden bei seinem Vorhaben zu stören. Aus der Nähe wirkte der Bär umso imposanter und verärgerter, als von da vorn. Jetzt oder nie. dachte sie, ehe sie sich gegen die rechte Seite des Bären warf. Anschließend sprang sie zurück, um nicht von einer umherfliegenden Pranke erwischt zu werden. Wo war Sitari?
[ Sitari, ( Luna ) // zuerst bei Sitari, dann beim Geschehen, wirft sich gegen den Bären ]
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| | | Sitari
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| Thema: Re: Winter 1874 III So Jun 24, 2012 9:33 pm | |
| Die Szene, die sich vor ihren Augen auf tat war unglaublich. Soké hatte ihren Vorschlag angenommen und war an ihr vorbei gerannt. Sie. War. In. Den. Bären. Gelaufen. Eine Welle der Euphorie überkam die Tollkühne und mit einem wahnsinnigen Grinsen im Gesicht schrie sie, so laut sie konnte.
AUF IN DEN KAMPF! YEEEHHHHAAAAAAAA!
Dann lies sie ihren Pfoten freien Lauf. Es war eine Befreiung von den Jahren, in denen sie stets gefürchtet hatte, was als nächstes passieren würde, es war eine Befreiung von den Ängsten ihrer einsamen Reise und es war der Schritt in eine neue Zukunft, die sie mit Wölfen teilen wollte, denen sie nun den Pelz retten wollte. Sitari beschleunigte ihre Schritte und fokusierte mit ihrem Blick alleinig den Bären. Sie tat es Soké gleich, rammte den Bären und versuchte dann so schnell wie möglich außer Reichweite zu kommen. Die Wucht und der Prall ihres Schädels gegen das erheblich größere Tier, warfen sie jedoch auf den Rücken, so dass sie erst einen Moment im Schnee herum kriechen musste, ehe sie oben und unten wieder sicher einordnen konnte. Immer noch etwas dämsig im Kopf, doch im sicheren Abstand zum Bär atmete sie erst einmal tief durch und blickte grinsend zu Soké.
Ich glaube, unsere Chancen stehen gut...jedenfalls im Moment.
Dann wandte sie sich wieder dem Geschehen zu.
[Soké | im Geschehen beteiligt] |
| | | Das Schicksal » T e a m
Anzahl der Beiträge : 142 Anmeldedatum : 09.11.10
| Thema: Re: Winter 1874 III So Jul 01, 2012 1:51 pm | |
| Es war offensichtlich, dass die Bärin sich mit der Situation überfordert fühlte. Immer mehr Wölfe stießen hinzu und verletzten sie. Obgleich sie einen dicken, schützenden Pelz besaß, spürte sie den Schmerz und fühlte, wie auch ihr an den Bissstellen Blut ins Fell rann. Es war nicht so viel, wie bei den Verletzungen, die sie den Gegnern zufügte, doch es genügte, um ihr gehörig Angst einzujagen. Genau das machte sie rasend. Rasend vor Panik, denn nach wie vor war sie sich ihrer Zöglinge bewusst, die wenige Meter entfernt zwischen den Felsen kauerten und leise nach ihr riefen. Die Kleinen waren unschlüssig, denn das Brüllen der Mutter verschreckte sie, lockte sie aber gleichzeitig an, um zu schauen, was da vor sich ging. Die Warnungen, die die Bärin ausstieß, sollten die einjährigen Nachkommen dazu bringen sich zu verziehen, stattdessen lugte eines ihrer Kinder hinter einem Fels hervor und tapste unsicher auf seinen Tatzen vor und zurück. Er quäkte kläglich einen rauen Laut und schmatzte. Die Bärin riss den Kopf herum und grollte ihm zu, er solle verschwinden. Der Kleine reagierte nicht, zuckte aber zusammen, als seine Mutter jaulend den Angriff zweier weiterer Wölfe, einer hellen Kleinen und braungrauen Fähe, erlitt. Sie fokussierte die Braune, die einen Moment schutzlos am Boden lag, die Helle war zu schnell weggehüpft. Sie sprang vor und schlug nach ihr, doch die Braune war zu schnell. Der Sprung zerrte an den Wunden der Bärin. Sie knickte leicht ein und zog die Pranken etwas unter ihren Oberkörper. Sie torkelte ein paar Schritte zurück, und schlug dann, außer sich vor Zorn mit beiden Vorderläufen heftig auf den kalten Untergrund. Es polterte und knackte, als sich die Eissschichten unter dem dichten Schnee auf dem Fels bewegten und einrissen. Das felsige Plateau, auf dem sie sich befanden, war leicht zum Tal hinab angeschrägt. Ausläufer der Gletscher waren auch hier und hatten sich über das Gestein gelegt. Hier war es aber nicht so dicht, wie weiter oben in den Bergen.
Überall wirbelte kürzlich gefallener Schnee auf und versperrte ihr selber die Sicht, sie wusste nicht, ob es den Wölfen genauso erging. In ihrer Hoffnung langte sie, immer noch kräftig, aber zögerlicher, in den kurzweiligen Nebel aus Schnee.
Das Eis krachte. Die Bärin brüllte und schlug. Schnee tanzte.
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| Thema: Re: Winter 1874 III | |
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