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:: Schicksalstänzer
 

 Winter 1874 III

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AutorNachricht
Sitari


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Winter 1874 III - Seite 8 Vide
BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeSa März 02, 2013 10:16 pm

Es war unbeschreiblich: gerade eben hatten sie alle noch mit ihrem Leben gespielt, sie hatten sich in Gefahr befunden und nun war es wieder ruhig. Das Blut pochte noch in ihren Ohren und die Welt um sie herum schien ihr Unwirklich. Das weiße Leuchten des Schnees, die faden Gerüche, die nichts mit Wolf zu tun hatten, das leise Rauschen des Windes. Eine glatte Schneedecke, unterbrochen nur von vereinzelten Pfotenabdrücken, eine kleine Gruppe Wölfe. Alles schien ihr zu normal, zu ruhig und zu friedlich. Es war schlicht und ergreifend absurd und unmöglich, das vor wenigen Augenblicken etwas Schreckliches passiert war, wenn man den Blick auf den Moment richtete und die scharfen Spitzen der Erinnerung zurück in das tiefe Grab der Vergessenheit drängte. War dies immer so gewesen? Empfanden es die Anderen auch so? Oder spielte ihr ihre eigene Wahrnehmung nur Übel mit veranlasste sie dazu sich in Sicherheit zu wägen, nur dass die Welt erneut zubeißen konnte, wenn sie einen Moment unaufmerksam wurde und weg sah? Sicherlich war das der große Plan dahinter: der Strippenzieher hatte sie mit dem Bären nicht erwischt und nun wiegte er sie in Sicherheit um erneut zuschlagen zu können.
Sie spürte, dass sie das niemanden erzählen durfte.

Wie es ihr mittlerweile zur Gewohnheit geworden war, schüttelte sie den Kopf um die Gedanken zu vertreiben. Und wie es die Gewohnheit der Gedanken war, gelang dies, erbärmlicherwiese- nicht. Sie blickte wieder um sich und betrachtete die anderen Wölfe. Nouris Worte halten in ihrem Kopf wieder. Sicherheit. Sicherheit und einen vollen Magen, einen warmen Platz zum Schlafen und ein wenig Ruhe, das brauchte sie nun. Doch sie wusste, dass dies nicht einfach aus dem Nichts auftauchen würde.
In der letzten Zeit hatte sie gelernt. dass man für alles im Leben, was einem gegeben wurde, einen Preis zahlen, oder zumindest etwas zusteuern musste. Deswegen ergriff sie den Moment, der sich beinahe in eine vertane Gelegenheit verwandelt hätte, im letzten Moment am Schopf und schloss zu der grauen Fähe auf, die ihnen trotz ihrer eigenen Belastung wieder Vetrauen in die Welt schenken wollte.

Wohin führt unser Weg eigentlich? Ich kenne dieses Gebiet nicht sonderlicht gut, ich kam über einen Bergrücken, überquerte einen Fluss und fand zu den anderen Wölfe. Mehr habe ich nicht gesehen...was gibt es hier noch außer Eis und Schnee?

Außer Eis und Schnee und Tod. Sie blickte zu der Fähe auf und hoffte ihr nicht auf die Nerven zu gehen. Aber eigentlich war sie sich sicher, dass banale Themen wie die Beschaffenheit des Reviers ihnen allen gut tun würden.


[wendet sich an Nouri]
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Nouri

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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeFr März 08, 2013 11:06 pm



Die Graue bemerkte, wie Sitari zu ihr aufschloss, schnippte mit den Ohren zu der hellen Fähe und blickte sie aus ihren Bernsteinaugen neugierig an.

» Ich möchte gerne zu der Osthöhle, die früher einmal ein Platz zum Aufziehen von Welpen gewesen ist. Zugegeben: die Höhle selber hat den Lauf der Jahreszeiten nicht in ihrem Ursprungszustand überlebt, denn sie war lange unbenutzt, doch sie ist immer noch ein guter Ort, der zum Verweilen und Ausruhen einlädt. «

Sie deutete mit dem Kopf in die Richtung, in die sie gehen würden, und die geradeaus lag: dort, wo sich die felsige und hügelige Landschaft zunächst in weiche, flachere Konturen verlor und schließlich von Bäumen aufgegriffen wurde.

» Die Höhle ist geschützt von Wäldern, die auch die Karibus und anderes Wild im Winter anziehen, denn dort gibt es für sie mehr Nahrung. Es ist ein guter Ort. «

Nouri stieg während des Sprechens weiter hinab, scharrte mit den Pfoten auf dem steinigen Untergrund, der zwischen dem Eis hie und da hervorspähte, und vergewisserte sich über dessen Stabilität. Schließlich hob sie wieder zum Reden an.

» Allerdings müssen wir noch einen Fluss queren, denn ich möchte nicht zu weit in die Berge hinauf, aus denen du gekommen bist. Zum Glück bist du unverletzt, zumindest sieht es so aus. Verzeih mir, wenn ich mich nicht dran erinnere, falls wir bereits darüber gesprochen hatten, aber hast du dort oben andere Wölfe getroffen? «

Fragend linste sie die junge Fähe an und freute sich darüber, dass sie sich dazu durchgerungen hatte Nouri einfach anzusprechen. Ihr erster Eindruck von Sitari war der einer lieben, aber zurückhaltenden Wölfin gewesen, und sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie sich zaghaft einander näherten und eine schmale Brücke von Vertrauen aufbauten.

[spricht mit Sitari]
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Youkon

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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeDi März 12, 2013 7:58 pm

Dass man mittlerweile wohl oder übel zwei Zweiergruppen bildete war zumindest von außen hin nicht zu übersehen – für den Moment aber wenigstens dem Rüden dann doch ziemlich egal. Nouri hatte klammheimlich – und nicht ohne Youkons Wohlwollen – die Führung wieder übernommen und tief im Innern war ihr der Schwarze dafür sogar ein wenig dankbar. Zumindest dankbarer, als er es vorher gewesen sein mochte. So konnte er sich voll und ganz auf das kleine Zwiegespräch mit Luna konzentrieren, das tatsächlich einiges an Konzentration einforderte, wie er zu merken begann. Spätestens als jene die Geschichte aus der ihr eigenen Sicht zu erzählen begann und es an Youkon war, einfach nur den Zuhörer zu geben.

Widersprach sie sich da nicht ein ganz kleines bisschen? Einerseits war sie da, weil sie unbedingt ihren Vater – oder eher Erzeuger – hatte kennenlernen wollen. Zum anderen aber, und das war es was Youkon nun erfuhr, um ihm mitzuteilen dass ihre Mutter sich bei ihm hatte entschuldigen wollen? Aber wofür? So richtig wurde der Rüde aus den verschiedenen Aussagen der Fähe nicht schlau, bis es ganz langsam – passend zum langsamen Tempo das man inzwischen angeschlagen hatte – zu dämmern begann, auch wenn es Youkon nicht – wie es so oft passierte – wie Schuppen von den Augen fiel. Eher im Gegenteil, machte es sich doch nur bruchstückhaft bemerkbar, in welches Dilemma man hier tatsächlich geraten war. Mit Fell und mehr Fell.

„Das heißt also...“ schlussfolgerte der Rüde, den Blick wieder leicht gen Luna hebend, die aus seiner Sicht mittlerweile eine Abwehrhaltung eingenommen hatte, aber er konnte sich auch täuschen. „Dass du einerseits ohne Bjartr, Wulf hab ihn selig, gar nicht gewusst hättest wo ich bin oder weitergezogen wärst? Ungeheuerlich. Und zum anderen, dass du es – das sehe ich – wirklich gewollt hast:“

Youkon konnte nicht wirklich begreiflich machen, warum ihn das ein klein wenig erstaunte – aber das tat es nunmal. Denn er war nicht wirklich gewohnt, dass es mal jemanden gab der ihm hinterherwetzte – bisher kannte er das eher umgekehrt. Sowohl Schwarzohr und Zita als auch Farfilou war stets er hinterher gewetzt, um den Anschluss nicht zu verlieren und...nicht allein zu sein. Es fiel schwer, sich das einzugestehen, aber leichter jetzt wo es direkt vor ihm stand und er es mehr oder weniger nur abnicken musste. Ja, Angst vor der Einsamkeit. Und andererseits, das machte Lunas Aussage noch einmal deutlich, aber auch „Angst“ vor mehr Wölfen auf einem Haufen. Verantwortung tragen. Da hatte er sich „wunderbar“ aus der Affäre gezogen, wohlweislich nicht sonderlich fair möglichen Sprößlingen gegenüber. Und dass ein genau solcher Sproß mit Luna vor ihm stand und sich eher freute, ihn zu sehen anstatt ihm Vorwürfe zu machen, ging dem Rüden glatt ein wenig an die Nieren. Andererseits aber freute es ihn auch auf eine Art, denn so konnte er der Sache freudig-neutral gegenüberstehen, ohne dass er direkt negative Konsequenzen zu befürchten hätte.

„Und du? Was wirst Du nun tun?“

fragte der Rüde durchaus interessiert. Denn Luna hatte noch nichts davon gesagt, ob sie nun beim Rudel verbleiben wollte – oder aber doch anderen Dingen entgegenstrebte. Der Winter mochte Entbehrungsreich sein, aber sie würde dieses Jahr zumindest anderem Stress nicht ausgesetzt sein, so weit reichte des Rüden Wissen dann doch. Aber er wagte nicht, die Helle darauf anzusprechen, die möglicherweise mit derlei Themen noch – nicht ganz zu Unrecht – recht unbefangen umzugehen schien...und doch einen gewissen Ernst ausstrahlte, der sie älter wirken ließ als sie war.
Die Bernsteine des Hageren Rüden blieben auf ihr haften und würden wohl erst weichen, wenn sie darum bat...oder die Situation eine Veränderung seines Blickwinkels bedurfte.


[nahe Luna, etwas seitlich; redet]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeMo Apr 01, 2013 8:47 pm

Weiß auf weiß, schwarz auf weiß, das war es was Luna sah. Ihre hellen Pfoten die neben denen ihres Vaters im Schnee einsanken, sich erneut erhoben und wieder einsanken in das helle weiß was vom Himmel herab kam. Weiß auf weiß war es noch gewesen, zweifach, als sie gemeinsam mit ihrer Mutter damals in der Nähe einer Gebirgskette gewesen war, ihr erster Winter, der erste Schnee und nun, wo sie Hilfe brauchte, Rat, da war sie alleine mit jemandem der gerade erfahren hatte das er eine Tochter hatte. Luna musterte den schwarzen aus dem Augenwinkel während er sprach, zusammenfasste was sie erzählt hatte und von Bjartr sprach. Unwillkürlich blickte die Jungwölfin sich um, in der Hoffnung den besagten Rüden doch noch zu entdecken, wollte sie doch nicht glauben das der flüchtige bekannte gänzlich gegangen war.

Was wirst du nun tun?, die Worte hallten im Kopf der Wölfin nach und sie hob den Blick nach vorne und zu gleich ein Stück in den Himmel und blickte zur Sonne hinauf. Die Frage war berechtigt, wie die helle erkennen musste, denn nun wo sie ihn gefunden hatte, hatte sie keine Ahnung was sie tun wollte oder sollte? Was erwartete Youkon von ihr? Das sie ging, jetzt wo er von ihr wusste? Das sie blieb, an seiner Seite? Wollte er überhaupt die Rolle eines Vaters annehmen, denn Luna wusste ganz klar dass es genug Väter gab die keine Väter sein wollten.

„Was ich nun tun werde? Ich weiß es nicht, wenn ich ehrlich bin. Ich habe nur soweit gedacht das meine Pfoten mich trugen bis ich dich gefunden hab, denn das war es was Mama mir aufgetragen hatte und was ich tun wollte nachdem ich alleine war. Nun habe ich dich gefunden und…“ Ja und was? Was genau sollte Luna sagen? Wie sollte Luna ausdrücken was sie beschäftigte? Konnte oder wollte sie wirklich ausdrücken was in ihr vorging? Sie hörte die Stimme ihrer Mutter, die immer sagte sie solle sagen was sie beschäftigte. Doch wenn man es recht besah, so kannte sie den schwarzen an ihrer Seite doch kaum. Was verband die beiden außer der Verwandtschaft? Nun, schaden würde es nicht. „Und letztlich weiß ich ja auch nicht, was du davon hältst. Es ist schließlich nicht nur meine Entscheidung ob ich bleibe oder nicht.“

Sie war leiser geworden zum Ende und musste feststellen: Sie erkannte sich selbst kaum wieder. Sonst laut, vorlaut gar, aufgeweckt, schien sie nun extrem ruhig zu sein. Merkwürdig. Sie fragte sich selbst ob es daran lag was geschehen war. Es war so viel gewesen und der erlegte Hase schien in unendlicher ferne zu sein, fast in einer anderen Zeit. Sie schob die Gedanken jedoch aus ihrem hellen Kopf und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ganz zu Youkon. „Was ist es denn was du willst…?“

[bei Youkon || etwas abseits der anderen || redet und wartet ab]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeMo Apr 01, 2013 10:44 pm

Sie würden als Zuflucht in einer Höhle suchen. Nicht schlecht, wirklich nicht schlecht. Eine kuschlige kleine, nach Wolf riechende Höhle, geschützt von Wäldern - sie MUSSTE einen Schlag auf den Kopf bekommen haben. Im ersten Moment hatte sie gedacht, die Höhle wäre geschützt vor den bösen schrecklichen Bäumen die sich skrupellos zu Wäldern formierten und somit den armen pelzigen Wölfen auf die Pelle rückten. Erst langsam sickerte zu ihr hindurch, dass die Wälder die Höhle vor allem Anderen schützten.
Die Erkenntnis dieses Missverständnissen schmerzte sie, doch ein Lächeln konnte sie sich dennoch nicht verkneifen. Sie überlegte kurz, ob sie es Nouri erzählen sollte, doch dann entschied sie sich dagegen. Ihre Mutter hatte einmal gesagt, es sei besser den Wahnsinn in kleinen Dosen heraus zu lassen um den Anderen wenigstens eine Chance zu geben, sich daran zu gewöhnen. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.

Sie folgte der Fähe weiter und beobachtete wie sie den Grund an manchen Stellen gewissenhaft prüfte. War es nicht immer so? Einer Gefahr entsprungen und der drohenden gleicehr Art wieder voll bewusst? Natürlich achtete man mehr auf den Untergrund, wenn er vor einigen Herzschlägen unter einem gebrochen war. Doch auch diese Vorsicht würde wieder schwinden und verblassen, wenn die lebhafte Erinnerung verschwand.

Ich kann mich auch nicht erinnern ob wir bereits darüber gesprochen hatten. Wahrscheinlich habe ich es wegen diesem ganzen Bärentheater vergessen. Vielleicht hat dieses Gespräch auch nie stattgefunden. Hmm...der erste Wolf, den ich in diesem Gebiet traf war Khaiza, dann einen dunklen Wolf und dann sind wir auf euch gestoßen. Jenseits dieses Gebietes habe ich die Fährten einiger Wölfe gefunden, aber die Meisten waren so verblasst gewesen, dass ich mich nicht entschließen konnte ihnen zu folgen.

Sie trottete weiter.

Sind wir eigentlich die einzigen Wölfe hier? Oder gibt es noch andere Rudel? Wie groß ist dieses Gebiet eigentlich? Warum nutzt ihr die Höhle jetzt nicht mehr sooft? Und wohin wäret ihr eigentlich zu dieser Zeit unterwegs?

Schließlich musste man vom neuen Lebensraum Bescheid wissen.


[Nouri]
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Youkon

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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeSo Apr 07, 2013 8:38 pm

Youkon hatte mittlerweile einigen Gefallen daran gefunden, die Helle neben sich genauer zu betrachten. Zumal auch Nouri und Sitari in so etwas wie eine Unterhaltung vertieft schienen; mittlerweile sogar so leise, dass der Rüde nicht einmal Bruchstücke aus dieser mitbekam...aber das sollte ihm recht sein, denn andersherum würde es sich in diesem Falle vermutlich ganz ähnlich verhalten – zumindest bildete sich der schwarze Graufang dies ein.

Es freute den Rüden, dass Luna für sich eine Entscheidung getroffen zu haben schien, allerdings wusste er noch nicht so richtig, wie er mit dem Fakt umgehen sollte, dass diese Entscheidung ihn zum Teil zu einem Teil ihrer machte. Sekunden später allerdings revidierte Luna seine Gedanken und teilte dem Rüden mit, nicht wirklich zu wissen was sie wollte – da ließ er den Lauscher zucken und horchte auf. Aha? Und es sie nicht nur ihre Entscheidung sondern...
…..auch seine, wenn er ihre letzten Worte richtig interpretierte. Ihr Blick, den sie auf ihn richtete, sprach zumindest Bände. Und nun? Nun war es an ihm, sich mitzuteilen – oder sah er das anders? Was sagte man aber, wenn man sich seiner Sache gar nicht so sicher war, wie es den Anschein haben mochte? Eine ziemlich verzwickte Sache, wie sich Youkon ein weiteres Mal eingestehen musste. Rudelwolf zu sein war offenbar wirklich mit vielen Fragen verbunden, auf die er genauso viele Antworten finden musste.

„Meine Entscheidung?“ fragte er daher und sah gen Nouri und Sitari, dann zurück und erneut nach vorn, wobei ihm anzusehen war, dass er offenkundig nur Zeit gewinnen wollte – aber wer wollte es dem ewigen Alleinstreuner schon verdenken? Wobei er im Grunde seine Entscheidung ja schon getroffen hatte, ehe Luna ihm unter die Augen getreten war. Aber hatte sich an seiner Einstellung und Entscheidung überhaupt etwas geändert? Oder hatten die Geschehnisse sich derart eingebrannt, dass er sich seiner Sache gar nicht mehr so sicher war wie zu beginn? Youkon begann leise zu seufzen und sah schließlich kurz ausdruckslos zur Seite, ehe er mit leicht angetrübtem Blick gen Luna sah.

„Ich und eine Entscheidung..... Ich bin nicht der Wolf, der gelernt hat Entscheidungen zu treffen – die, die ich traf waren meist nicht gut für Herz und Seele. Jedenfalls nicht für meine. Ich habe meinem Bruder seine Gefährtin gelassen, meinen Gefährten ziehen lassen und bin einfach weitergezogen...und jetzt? Jetzt stehe ich vor der Herausforderung zusammen mit einer Gruppe Fähen durch den Winter zu ziehen.“

Klang da Ironie durch? Ach was, aber Youkon war sich durchaus darüber im Klaren, dass es so wie es im Moment war kaum weitergehen konnte. Dem Tod von der Schippe springen würde er auch nicht mehr ewig können – so ähnlich, wie Farfilou ihn damals von der Straße gefegt hatte als das schnelle Ding auf ihn zugerollt kam. Damals hatte jener ihm vermutlich nicht zum ersten und auch nicht zum einzigen Mal das Leben gerettet...aber Youkon hatte sich übertrieben bedankt und sich dem Rüden hingegeben – mit jeder Faser des damals noch arg sehnigen Körpers. Wobei...viel anders sah er heute auch nicht unbedingt aus. Ein wenig mehr Fleisch auf den Rippen würde er nach wie vor vertragen können, aber im Moment war die Beutesituation sowieso reichlich schwer. Und ob sie besser werden würde, das stand noch in den Sternen. Vielleicht ja ein Grund mehr, warum der Rüde nicht sofort mit seiner Entscheidung heraus kam. Stattdessen musterte er Luna, sah zu Boden und behielt den Blick dort.

„Ich weiß es noch nicht. Mein Herz sagt, ich soll bleiben. Mein Verstand aber meldet sich nicht...ein Zeichen?“ Ja...was, wenn das wirklich ein Zeichen war? You wusste es nicht – aber er würde abwarten was die Zeit brächte. Wäre doch gelacht, wenn er nicht bald der Lösung etwas näher käme...!


[bei Luna, weiterführende Unterhaltung]
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Nouri

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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeDo Apr 11, 2013 10:31 pm



Die Graue brach in ein zaghaftes, herzliches Lachen aus, ob der Neugierde, die aus der jungen Fähe heraussprudelte wie Wasser aus einer Quelle. In der Tat, sie schien ein aufgewecktes Köpfchen zu sein.

» Wahrlich, du hast Recht, so viel Trubel wirbelt einem die Gedanken durch den Kopf, dass man nicht mehr weiß, wo Vergangenheit und Zukunft ist. «

Sie blickte wieder auf und beobachtete fast mit zärtlicher Miene das Land, was sich hinter den felsigen Ausläufern erstreckte. Ihre Heimat.
Wie sehr sie sie liebte. Auch, wenn es so viele Gefahren gab – ach, die gab es doch überall. Nichtsdestotrotz ging es ihr doch gut hier. Und nun, da weitere Wölfe das Revier zu besiedeln begannen, sah sie mit zarter Zuversicht nach vorn.

» Khaiza, ja, das mag sein. Ein dunkler Wolf, sagst du? «

Unwillkürlich schnippte sie mit einem Ohr zurück zu Youkon und Luna. Das Bild des Rabenwolfes huschte durch ihren Kopf, sein dichtes schwarzes Fell, dass sich in einem so starken Kontrast zu dem weiß des Schnees befand. Ebenso wie das der Krähenwölfin. Was war wohl mit ihr geschehen? Ob sie sich noch im Revier befand, und ob sie Nouris zurückgelassene Beute gefunden hatte?

» Verblasste, Fährten, so so... «

Sie hob den Kopf und schwenkte ihn in einer kurzen Bewegung in Richtung der Berggipfel, wobei sie auf der Stelle zögerlich stehen blieb. Sie wirkte nicht beunruhigt, doch ihr Gesichtsausdruck hatte etwas prüfendes, forschendes an sich, gleich so, als könne sie von ihrem Standpunkt aus Sitaris Reiseroute nachvollziehen und ihre Aussage auf ihre Richtigkeit prüfen. Es war gut zu hören, dass die Fährten nicht mehr frisch waren, denn das würde bedeuten, dass sich das Bergrudel zunächst in andere Richtungen zurückgezogen hatte und vermutlich nicht die Absicht verfolgte in naher Zukunft im Tal aufzulaufen. Eine hervorragende Nachricht, wenn sie sich denn bewahrheiten sollte. Die Graue zuckte leicht mit der Spitze der Rute, hob sie, dem Berg immer noch entgegengewandt dominant hoch, und schnaubte leise, als wolle sie sagen: da habt ihr es! Ihr bleibt lieber dort, wo ihr hingehört!
Sie kletterte weiter, und nahm das Gespräch wieder auf.

» Nein. Das sind wir nicht. Du magst es mir möglicherweise nicht glauben, aber dasTal ist umgeben von anderen Rudeln. Und das Revier, dass du bei deiner Reise vermutlich durchquert hast, ist eines, dass man eigentlich besser meiden sollte. «

Sie gluckste fast amüsiert ob dieser Tatsache auf.

» Die Wölfe, die dem Bergrudel angehören sind ungemütliche Zeitgenossen. Ich glaube - «

Sie schaute erneut gen Osten, wohin sie zogen.

» Dass die Wölfe des östlichen Rudels, die in den tiefen Wäldern leben, Verwandte von ihnen sind. Sie sind ebenfalls leicht reizbar und streitlustige Exemplare, aber meist bleiben sie hinter den Grenzen. Besonders im Winter, wo die Herden von Karibus in ihre Nähe ziehen. Weißt du, da gibt es genügend Nahrung für uns alle, es gibt keinen Grund für Konkurrenz. «

Die Graue deutete mit dem Kopf rechts von sich.

» Im Westen liegt das Meer. Das Revier, dass dort südwestlich angrenzt wird von den Wellenläufern bewohnt, so haben Kenáo und ich sie zumindest genannt. Wir haben nicht viel mit ihnen zu tun, denn der Fluss, der die Grenze angibt, ist zu breit um ihn zu überqueren. Doch sie scheinen recht angenehm zu sein. Wir tauschen manchmal über das Wasser hinweg Neuigkeiten aus und bisher zeigten sie sich interessiert und gutmütig. «

Sie wirkte ausgeglichen und in seliger Erinnerung an die letzte Begegnung mit diesem Rudel.

» Und von dort, wo wir fortgehen, dort gibt es das Nordwindrudel. «

Fröhlich schaute sie Sitari an.

» Das sind heitere und befreundete Wölfe. Ich mag sie sehr. Leider muss man einiges an Kletterei ertragen – so wie wir gerade – um mit ihnen in nahen Kontakt zu treten, weil sie unter einer Art Schlucht leben. Ihnen kannst du vertrauen, sie richten keinen Schaden an. Zumindest hat es das bisher nicht gegeben. «

Sie legte eine Kunstpause ein.

» Nun, wie du siehst wird das Tal vom Meer, von den Bergen, einer Schlucht, einem Fluss und einem gewaltigen Wald gerahmt. Dieses ganze Gebiet gehört zu unserem Revier. Die einzigen Grenzen, die unsicher sind, sind die in den Bergen, da es dort kein Niemandsland gibt. Nimm dich davor in Acht. Grenzen, die nicht sicher abgesteckt sind, werden schneller unter Kampf hin- und herbewegt. «

Die schwarze Nase zuckte leicht, und sie leckte sich die Lefzen nach diesem Redeschwall. Nouri beugte sich beim Laufen hinab und schnappte kurz ein wenig weißen, pulvrigen Schnee auf, um Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

» Na ja, die Höhle wurde nicht mehr oft benutzt, weil es lange keinen eigenen Nachwuchs mehr gab. «

Nouri wagte einen weiteren Blick zur Seite und guckte Sitari mit klaren Augen an.

» Das war bestimmt jetzt ein wenig viel? «

Sie lachte vergnügt.

» Sag, wie war das Revier, aus dem du stammst? «



[spricht mit Sitari]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeMo Apr 15, 2013 3:55 pm

Irgendwie hatte Luna das merkwürdige Gefühl das ihr Vater der Antwort auswich. Er sprach, unverkennbar viel. Und Luna kam es wirklich wie ausweichen vor. Der Blick ihrer Augen ruhte immer wieder auf ihrem schwarzen Gesprächspartner. Er erzählte ihr von seiner Vergangenheit, jedenfalls einen Teil davon. Sie hatte gar nicht wirklich daran gedacht das Youkon der einzige Rüde war in dieser merkwürdigen Ansammlung war, vor allem seit Bjartr weg war, wobei dieser vermutlich nicht so viel älter war als Luna selbst. Jedenfalls vom Auftreten her schien es so. Sie hob den Blick wieder in Richtung Himmel, nur einen kurzen Augenblick lang um zu sehen wie es aussah, dann senkte sie den Blick wieder. Sie beobachtete ihre Pfoten im Schnee. Weiß aus weiß. Sie vermisste ihre Mutter in einer solchen Situation wie sie jetzt gerade war mehr als sonst, denn sie wüsste was sie zu tun hatte. Sie hätte gewiss eine Antwort für sie gehabt. Aber so musste sie letztlich alleine die Worte finden die sie an ihren Vater richten konnten.

„Ob du gehst oder bleibst ist letztlich ja nicht hauptsächlich, oder? Denn im Endeffekt könntest du sowohl hier, als auch anderswo, wollen dass ich bei dir bleibe.“ Sie schmunzelte kurz und lachte leise. „Mama hat immer gesagt man sollte auf sein Herz hören und nicht auf seinen Verstand.“ Sollte er doch davon halten was er wollte, sie hatte es nur gesagt weil es so wunderbar zur Situation passte. Dann wich das Lachen aber auch schon aus ihren Zügen, sie beobachtete Nouri und Sitari kurz die sich offenbar auch angeregt unterhielten. Sie dachte daran was geschehen war seit sie dem Hasen durch den Schnee gefolgt war.

„Du musst doch nicht entscheiden ob du hier bleibst oder nicht. Die Entscheidung die mich betrifft ist lediglich die, ob du willst das ich bleiben soll, bei dir, oder ob ich gehen soll.“ Letzteres würde das Mondlicht ihm nicht einmal verübeln. Da kam sie, ein helles Fellbündel, wenn man so wollte, und behauptete das sie ihren Vater suchte den sie durch Zufall hier fand. Sie erzählte eine Geschichte die jeder irgendwie hätte aufschnappen können, doch offensichtlich schien der Rüde ihr wenigstens zu glauben und das war für Luna der Stein der vom Herzen gefallen war, buchstäblich.

Sie lief weiter, äußerst sorgfältig darauf bedacht zu sehen wohin sie ihre Pfoten setzte. Sie liefen nicht so schnell wie Wölfe laufen konnten. Schnee war etwas wunderschönes, aber genauso Tod bringend wie es schön war. Gefährlich. Der Schnee war überall. Er kam von oben und legte sich auf das helle Fell der Wölfin und zugleich von unten, denn durch ihre Pfoten wurde der Schnee aufgewirbelt und legte sich auf das Fell an den Pfoten und den Beinen. Sie suchte den Weg vor sich ab, wohin gingen sie eigentlich? Hatten Youkon und Nouri eine Idee, ein Ziel? Kannte sich einer der anderen überhaupt aus in dem Gebiet was sie jetzt durchschritten? Der Rückweg war versperrt und das war der Grund warum Luna sicher wusste das die anderen nicht mehr zu ihnen würden aufschließen können. Doch vielleicht, überlegte die helle, brachte der Frühling ja einen Weg hinter ihnen her, vielleicht lebten die anderen ja noch.

„Ich vermute mal, du hättest nicht damit gerechnet plötzlich deinem Kind gegenüber zu stehen…“ Ihre Stimme war einfach ruhig, nicht bitter oder traurig. Einfach eine Tatsache. Auch ihre Mimik war einfach nur normal. Eine Feststellung ohne Wenn und Aber. Er hatte es ja selbst gesagt. Er hatte nicht damit gerechnet. Und es war zu verstehen gewesen. Luna zählte zwar noch nicht viele Monde und noch kein Jahr, aber ihre Mutter hatte ihr einige Dinge erklärt, auch das mit den Welpen und woher sie kamen. Denn so war Luna nun mal: Als ihre Mutter ihr erzählte wer ihr Vater war, da hatte sie nachgefragt wie so etwas überhaupt geschehen konnte und auch wenn die ältere der Meinung gewesen war das ihr Mondlicht zu jung dafür wäre: Sie hatte ihre Antworten bekommen – und die hatten sie einige Tage ziemlich erschreckt. Luna warf ihrem Vater einen erneuten Blick zu. Ihrem Vater. Youkon. So wirklich darüber im Klaren wie sie den schwarzen ansprechen sollte, war sie sich noch nicht. Papa, Vater, Youkon?! Sie überlegte ob sie nicht einfach bei ‚Du da‘ bleiben sollte.

[bei Youkon || führt die Unterhaltung weiter]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeSa Apr 27, 2013 12:03 am

Youkon setzte eine Pfote vor die andere und trat damit, wolfstypisch, fast genau in jene, die die Fähen vor ihm hinterlassen hatten. Mal wählte er die eine, mal die andere Spur...und schien nach und nach sogar ein wenig Spaß daran zu empfinden, dies zu tun. Immerhin konnte er sich nicht daran erinnern, jemals so dem Rudelleben gefrönt zu haben; da durfte er sich auch das mal herausnehmen, zumal es – wie er sicher irgendwann erfahren würde – wohl das normalste war, was ein Rudelwolf so tat wenn er sich nicht allein fortbewegte sondern eben „im Rudel“ lief.

Luna konfrontierte den Rüden mit einer ziemlich ausschweifenden Antwort, die aus Erklärungen, einer Gegenfrage und einer Abschlussfrage bestand. Jener war darauf erpicht, jedes Wort zu hören, zu verwerten und nickte dann und wann, feststellend dass ihm die Worte zwar wie sehr viele vorkamen, es de facto aber gar nicht waren.
Und Luna hatte verdammt nochmal recht: Es war gar nicht seine Entscheidung, hier zu bleiben – die hatte er doch schon längst getroffen! Die, die es zu fällen galt war Lunas: Würde sie bleiben, gehen und vielleicht erst bleiben und dann gehen? Warum machte er sich eigentlich so viele Gedanken über Dinge die ihn nur indirekt betrafen? Zählte das auch zu den Aufgaben eines Rudelführers? Vermutlich, aber nicht in diesem hohen Maße.

Schließlich warf Luna die These auf, der Rüde habe nicht wirklich damit gerechnet überhaupt und wenn so bald, seinem Sproß gegenüberzustehen...und damit hatte sie nun wirklich alles andere als Unrecht!
„Weißt Du....das stimmt.“ begann der Rüde seine gerade wohlüberlegt sortierten Worte in die richtige Reihenfolge zu bringen. Das erwies sich als gar nicht so einfach, insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass er diese Form der ausdauernden Kommunikation nicht gewohnt war. Aber er machte es auf seine Art und Weise wett und verkürzte die Distanz auf Luna so weit, bis schließlich nur mehr sehr wenig Distanz die beiden Felle voneinander trennte, so dass beinahe so etwas wie frühzeitige Elektrizität zwischen beiden spürbar wurde – was beim dunkleren der beiden Wölfe wohl durchaus auch der winterlichen Umgebung, der Situation und dem eigenen Hormonhaushalt geschuldet war.
„Es gibt viele Dinge mit denen man nicht rechnet. Als ich ein Welpe war, hätte ich niemals damit gerechnet dass es anders aussehen könnte als zum Zeitpunkt meiner Geburt und meiner Welpenzeit. Ich hätte mir auch nie vorstellen können, ohne Vater aufzuwachsen....genausowenig wie ich mich niemals darüber hätte freuen können oder auch damit gerechnet, mich mit meinem Bruder zu streiten und unser Revier zu verlassen.“ Youkon nahm sich eine kurze Atempause und hob gleichsam wieder den Blick nach oben. „Und trotzdem sind all diese Dinge passiert. Farfilou kam und ging – und ich weiß auch nicht, wie ihr...aufeinander reagiert hättet.“

Warum er den dunklen, hageren Rüden erwähnte, wusste er allerdings selbst nicht so richtig. Wahrscheinlich, weil genau jener kompakt gebaute Herr gerade in des Rüden Kopf herumspukte und darum bat, bloß nicht vergessen zu werden. Als ob Youkon den zierlichen je vergessen würde...also wirklich!

[neben Luna; antwortet]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeDo Mai 23, 2013 11:30 pm

Das Leben hält stets viele Lektionen bereit und wenn man sich einbildet alles zu wissen, taucht die nächste Hürde so plötzlich aus dem Nichts auf, wie im Herbst die Pilze aus dem Boden schießen. Als stets freundliche, jedoch nicht immer lernwillige Jungwölfin hatte sie gelernt problemlos Interesse zu heucheln. Ermüdende Vorträge, ermahnende Belehrungen und sich wiederholende Predigten über die Tugenden und Untugenden des Wolfes an sich, hatte sie stets mit Fassung und einer bemerkenswert aufmerksamen Miene erduldet, während ihre Gedanken jedoch in jenes Wunderland entschwanden, in dem schier alles Möglich ist. Ihr fiel es nie sonderlich schwer ihre Mimik auf diese Weise anzupassen und auch in den Phasen höchsten Desinteresses konnte sie die falsche, aufgesetzte Neugier waren und sich nebenbei voll und Ganz ihren Gedanken hingeben.
Niemals war es dem Prediger, dem Belehrer und dem Bevormunder in den Sinn gekommen, die hell glänzenden Augen könnten durch spitzfindige Ideen, erdachte Abenteuer oder belanglosen Tagträumen entstehen. Niemals wurde sie ertappt, niemals entlarvt und niemals bloßgestellt,

Doch, in diesem Moment interessierte sie sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder für etwas, lauschte gespannt und empfand das Gehörte als keinen bloßen Vortrag, sondern als spannende Zukunftsvision. Die genannten Orte galt es zu entdecken, die fremden Wölfe zu wittern, den Wind zu schmecken und die fremde Erde zu spüren. Was sollte sie sonst mit diesem Gebiet anfangen, als es bis in den kleinsten Winkel zu erkunden. Schließlich war es ihre neue Heimat.

Sitari lächelte vor sich hin. Natürlich. Es war offensichtlich. Glasklar und unglaublich vorhersehbar gewesen. Sie, dieser hellgrau bepeltzte Trottel, hatte sich natürlich die Route ins Tal ausgesucht, die die meisten Gefahren aufgrund bösartiger, hinterhältiger und gemeiner Killerwölfe, die sich in ihren Bergen verbergen und dann auf hilflose, kleine hellgraubepeltzte Trottel stoßen, die anschließend das Abendbrot darstellen. Aber, wenn man hellgrau bepelzt und ein Trottel ist, hat man immer wieder mehr Glück als Verstand und so war sie auch durch diese Gefahr unbeschollten davon gekommen.

„Ja, es war schon ne Menge, aber ich habe in der letzten Zeit nicht viel Neues gelernt, und viel Vergessen...da ist jetzt Platz, dass was nachrutschen kann. Also halb so wild, ich denk, ich hab das Meiste behalten. Hoff ich zumindest.“

Sie blickte die Graue an. Ob sie ihr gesamtes Leben hier verbracht hatte? Wie sollte sie sonst so viel wissen?

„In meinem alten Zuhause gabs das Übliche. Bäume, ein paar Hügel, Flüsse und Seen, Wiesen...nichts spektakuläres. Es war eben ein Gebiet, das genug hergab zum Überleben, aber zu wenig zum Leben. Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben. Wen wundert es,d ass es Rivalitäten, Streit und Eifersucht am Laufenden Band gab? Aber mir ging es eigentlich nie schlecht, Man kommt meistens irgendwie zu Rande. Irgendwann hab ich mich dann doch entschlossen nach Mehr oder dem Meer Ausschau zu halten und bin einfach los gelaufen, ohne Richtung und Ziel.“

Auch sie schwieg einen Moemnt.

„Ich denk das Leben war nicht schwerer als Andernorts, aber es gab so viele meckernde Wölfe, da kommt einem Grau schnell wie Schwarz vor.“

Sie richtete ihren Blick nach vorn, nicht nur in Richtung der Berge, sondern auch in ein neues und anderes Leben.

„Svona, es gibt also nur andere Wölfe und Bären in der Gegend? Damit wird man ja fertig.“

es war ihr schon immer schwer gefallen, Anderen etwas zu gestehen, doch sie wusste, dass sie sich überwinden musste.

"Danke fürs Erklären", sagte sie nur schüchtern.
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Nouri

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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeSo Jun 02, 2013 7:25 pm



Nouri lachte – sie konnte nicht anders. Ihr gefiel die junge Fähe. Sie hatte etwas unerwartet amüsantes an sich. Damit meinte die Graue nicht, dass sie sich über den Jungspunt lustig machen wollte, sondern dass Sitari offenbar eine komische Veranlagung besaß und eine Art Humor, die man gerne um sich herum hatte. Vielleicht auch unfreiwillig, das konnte Nouri nicht genau sagen, aber es spielte in diesem Moment auch keine Rolle.

» Nichts zu danken, wirklich. Als ob mir das etwas abverlang hätte. «

Sie giggelte zufrieden und musterte eine Sekunde kritisch den Weg vor sich, bevor sie ihn weiter beschritt.

» Tatsache, da liegst du richtig, ich schätze Bären und andere Wölfe sind die einzigen... größeren Mitbewohner hier. Abgesehen von den Karibus und Hirschen. Na ja, und dann gibt es da noch die kleinen Füchse, die oft Bären oder auch uns mal folgen und was sonst noch zwischen den Moosen keucht und fleucht. «

Sie schnippte nochmals mit den Ohren zu den beiden Wölfen hinter sich. Wie es aussah, waren sie momentan tatsächlich eine sehr zusammengeschrumpfte Gruppe. Einerseits war das nicht gut: wenn die anderen, eher feindlich gesonnenen Rudel, davon Wind bekamen, würde es Ärger geben. Auf der anderen Seite lebten sie nun in ihrem Überfluss an verfügbarer Nahrung und Platz. Vier Wölfe, vielleicht fünf, das genügte um Beute schlagen zu können. Obgleich sich Nouri fragte, ob die Jüngeren bereits bei der Jagd mitgewirkt hatten. Selbst wenn nicht – sie ging davon aus, dass Youkon Erfahrung darin besaß, und sie beide würden es schon schaffen, irgendwie genug Essbares heranzuschaffen. Und Kaninchen, Lemminge oder kleine Bodenbrüter würden auch die jungen Fähen fangen können, da war sie zuversichtlich.

» Du hast ja schon bewiesen, dass du auch mit einem Bären zurechtkommst.«

Gluckste sie und blinzelte Sitari fröhlich an.

»Und eine Begegnung mit ihnen ist nun wirklich selten. Konflikte gab es in letzter Zeit in dieser Hinsicht wirklich nicht viele. In deiner ursprünglichen Heimat scheint das anders ausgesehen zu haben.«

Ein leicht nachdenklicher, prüfender Ausdruck schlich sich in ihre Mimik ein.

» Aber dann wirst du wohl erst Recht hier ein Leben gut bestreiten können. «

Sie guckte wieder entspannter drein und wedelte leicht mit der Rute.

»Und das Meer haben wir hier auch. Warte ab, bis es wärmer wird und die Ufer freischmelzen – es ist ein richtiger Spaß an den Wellen entlangzulaufen und sich die salzige Luft um die Nase wehen zu lassen. Ab und an, wenn der Wind gut steht, kannst du das Meer bis hier hin riechen. Und die Möwen hören. Sie zu jagen ist auch ein wahrliches Vergnügen. «

Nouri lachte erinnnerungsselig.

»Mein Bruder und ich haben das oft getan. Sie stoben auseinander wie ein Schwarm aufgeschreckter Bienen und ließen dann und wann einen Fisch liegen. Ich freue mich schon auf diese Zeit. Das ist etwas, was ich im Landesinnern sehr vermissen würde. Kein Meer? Unvorstellbar.«


[spricht mit Sitari]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeMo Jun 03, 2013 4:41 pm

Sie schaute ihn nicht an. Ihr Blick war unverwandt auf den Boden zu ihren Pfoten gerichtet die sie aus dem Schnee zog nur um sie kurz darauf wieder in den Schnee einsinken zu lassen. Sitari und Nouri schienen sich noch immer zu unterhalten und Luna vermutete das deren Gespräch weniger anstrengend war als das was sie gerade führte. Und zu allem Überfluss antwortete Youkon immer noch nicht direkt. Er erzählte Dinge die Luna zwar verstand, aber für unangebracht hielt. Was sollte ihr das alles helfen? Sie wusste auch nicht wer zu dem Namen gehörte, aber sie fragte nicht nach. Sie wollte sich jetzt nicht damit beschäftigen wer es war wo es doch, ihrer Meinung nach, wichtigere Dinge gab die besprochen werden mussten. Doch Luna fand die Worte nicht.

Ohne den Kopf zu heben blickte sie in den Schnee hinaus der sich auf ihrem Fell niederließ. Sie dachte an ihre Mutter die sich immer wieder in den Kopf der Fähe schlich, dachte an Bjartr und fragte sich was ihm passiert sein mochte und dachte an die Wölfe die sie auf ihrer Reise getroffen hatte. Wölfe die sie begleiten wollte und doch zugleich wieder ging weil ihr Ziel ein anderes war und Wanderer die ihr Sicherheit für die Winterwochen bieten wollten. Sie schüttelte ihren hellen Pelz doch auch wenn der Schnee nicht mehr auf ihr lag so fror sie noch immer. Wie weit noch würde Nouri sie führen bis sie am Ziel angelangten?

„Ich weiß das es immer mehr gibt als man sieht zu beginn, das habe ich gelernt spätestens seit ich alleine bin. Doch was ich noch immer nicht weiß ist das was du jetzt willst das geschieht.“ Sie hatte leise zu sprechen angefangen und war mit jedem Ton selbstsicherer geworden und fester. Letztlich hatte sie auch den Blick gehoben und drehte den Kopf so dass sie Youkon genau in die Augen sehen konnte. Vorsichtig setzte sie eine Pfote vor die andere, darauf bedacht das sie es bemerkte wenn der Schnee unter ihr wegbrach so wie er auch die Bärin in den Tod gerissen hatte. Ob sie Kinder hatte? Luna ließ den Kopf betrübt hängen. Nicht das sie verstand was der Bär getan hatte, wie auch? Aber wusste sie nicht selbst wie schwer es war alleine durch den Schnee zu wandern wenn man nicht richtig jagen konnte? Sie schnippte die Ohren kurz hin und her und hoffte das die Bärin überlebt hatte wenn sie wirklich ein junges hatte. Eltern sollten für ihre Kinder da sein. Ihre Mutter war für sie da gewesen doch letztlich hatte der versuch sie beide zu ernähren ihr den Tod gebracht. Sie betrachtete mit traurigen Augen ihre Pfoten. Das letzte was sie von ihrer Mutter bekommen hatte: Ihr Leben. Sie würde es schützen und dieses letzte Geschenk immer aufpassen und es letztlich irgendwann, hoffentlich noch viele Jahre weiter, beenden und zu ihrer Mutter zurück kommen. Nur der Glaube daran das Luna’s Mutter sie immer noch zu beschützen versuchte hielt die helle Wölfin vollkommen aufrecht auf dem Weg der vor ihr lag.


[bei Youkon || spricht]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeDo Jul 11, 2013 10:09 pm

Sitari lies die Worte der Grauen einen Moment Zeit, um sich zu setzen und noch einmal darüber nachzudenken. War ihre alte Heimat gefährlicher gewesen? Oder war es nicht wahrscheinlicher, dass nur die Wöllfe ihres Rudels mehr Schwarz als Grau gesehen hatten und an wolkigen Tagen nicht die Sonnenflecken lobten, sondern den Schatten verteufelten? Sie wusste es nicht, sie hatte noch nicht genug Abstand gewonnen um eine objektive Sicht auf diese durch und durch subjektiven Erinnerungen werfen zu können und somit könnte jede Antwort auf das Gesprochene eine Lüge darstellen. Sie schüttelte verwirrt ihren Kopf und blickte erneut gerade aus um sich zu sammeln und sich auf das Wesentliche und Neue zu konzentrieren.

Ich weiß nicht, wie ich darauf antworten soll. Bären hatten wir manchmal, Streit mit Anderen öfter. Viele klagten, und Wenige lebten neben den Klagen ein gutes Leben. Die Meisten glaubten wohl an ihre missliche Lage durch einen wink des Schicksals gebunden zu sein, oder so. Jedenfalls wollte keiner etwas am Leben, dass wir führten ändern und so versank es etwas in der Monotonie.

Sie dachte noch einen Moment lang nach.

Das Meer....ja, es hört sich fantastisch an.

Sitari warf der Anderen einen nachdenklichen Blick zu.

Wo ist dein Bruder jetzt? War er bei uns, bevor wir auf dern Bären trafen? Ich kannte nicht alle Wölfe, die hier waren und jetzt sind wir ja nur noch ein paar...

Wie viele waren sie vorher gewesen? Sie erinnerte sich nur an Wenige und die Meisten davon, waren hier.

Denkst du, dass die Anderen zurück kommen? Also, ich meine die Wölfe, die vorher bei uns waren...


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Youkon

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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeSo Jul 14, 2013 11:41 am

Die Blicke, die Youkon nach vorn warf wurden, je weiter man sich fortbewegte, immer zahlreicher. Aber die beiden Fähen dort vorn schienen so in ihr Gespräch vertieft, dass sie selbst eine Lawine scheinbar nicht sonderlich hätte stören können. Aber irgendwie ging es dem Dunklen und seinem Anhang doch auch nicht wirklich anders, wenn man genau hinsah. Luna starrte beinahe nur noch auf den Schnee, der sich vor den Wölfen wie eine unförmige Masse darbot, die jedoch keinesfalls so unüberwindbar war, wie sie zunächst schien.

Und Youkon? Der hüllte sich, nachdem Luna auf seine unbestimmte Aussage etwas noch Unbestimmteres erwiderte, erst einmal in Schweigen, verlangte sie doch glatt, dass er darlegte, wie er sich die nächste Zeit, die Zukunft...ja, sich das Ganze, was auch immer dies sein mochte, überhaupt vorstellte. Aber Youkon war kein Roboter, war niemand der sich da spontan ausdrücken konnte und so blieb es einige Zeit beim scheinbar eisigen Schweigen des Rüden. Es gab eben Dinge, die gründlich bedacht sein wollten – und bei denen unbedachte Äußerungen ziemlich fatale Folgen haben konnten, die es – soweit denn möglich – zu vermeiden galt, eben aufgrund dieser Folgen.

„Nun...“, begann der Rüde und schob sich wieder kurz an die Lunaflanke, den sehnigen Körper dabei in nicht ganz so schnellen Schritten vorwärtsstaksend. Ja, was? „...Du magst also wissen, was ich will dass geschieht, was mein Weg sein wird?“

Na, so ganz stimmte das vermutlich nicht. Luna hatte ja ihren eigenen Weg durchaus mit ins Gespräch gebracht, wenn You sich richtig erinnerte...aber musste er zu ihrem Weg wirklich genauso Stellung nehmen wie zu seinem eigenen? Er beschleunigte sich etwas, so dass er die Distanz auf die beiden voranschreitenden Fähen ein wenig verkürzte, warf Luna jedoch einen aufmunternden Blick zu, es ihm gleichzutun. Für einen kleinen Moment galt es, die Sorgen die sie aktuell plagen mochten, zu vergessen...auch wenn auf manch einen der Gedanke vielleicht absonderlich wirken mochte. Erst kurz bevor er die beiden Wölfinnen erreichte, drehte der Rüde bei und warf Luna, die hoffentlich bis dahin ebenso aufgeschlossen haben mochte, einen aufmunternden Blick zu.

„Was ich will? Wie es sein soll? Nun...“ , begann er und war zu vermuten, dass er diesmal ein wenig mehr zu sagen hatte als noch zuvor, zumal er auch Nouri und Sitari mehr oder minder mit einschloss in das was er zu sagen gedachte. „Ich will Euch leben sehen. Nouri, Sitari, insbesondere Dich. Ich will Euch atmen sehen und mit Euch atmen. Sternschnuppen fangen und Träume jagen. Und auch Träume fangen, sofern das möglich ist. Durch Dick und Dünn, durch Schwarz und Weiß, durch Heiß und Kalt gehen. Und Euch dorthin führen, wo es schön ist, wo man leben kann. Ohne Angst. Das ist es, was ich will, Luna.“

Dass Youkon seine Worte mit jedem weiteren Wort mit einem begeisternden Rutwedeln unterlegt hatte, sprach Bände – offenbar war der angegraute wirklich von dem überzeugt, was er da sagte...auch wenn er auf den ersten Blick so wirken mochte, als sei er viel zu dürr um den harten Winter zu überleben. Aber erst einmal galt der Blick jetzt Luna – und zum Teil auch Nouri und Sitari, wenn die seinen kleinen „Gefühlsausbruch“ denn mitbekommen hatten. Dessen war er sich nämlich gar nicht so sicher...


[bei Luna, schließt zu den beiden Fähen auf und brabbelt]
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Nouri

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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeSo Jul 14, 2013 2:15 pm



Die Graue stapfte entschlossen durch den wirbelnden, flockigen Schnee. Kleine Eiswolken verpufften um ihre langen Läufe und glitzerten manchmal im Sonnenlicht, was sich mühsam immer mal wieder zwischen den Wolken hervorwagte. Die Umgebung wirkte fast zu friedlich angesichts dessen, was vor kurzer Zeit geschehen war. Nouri fand den Abstieg ein wenig mühselig, auch, wenn die Ebene sich langsam wieder in die Waagerechte bewegte, und das Laufen dadurch ein wenig leichter fiel, als vorher noch. Aber jetzt, wo ihr Körper sich ein wenig beruhigt hatte, spürte sie das Pochen ihrer Kopfwunde stärker und die Schmerzen in den überanspruchten Muskeln machten sich ebenfalls bemerkbar.
Aber dennoch: sie mussten weiter. Sie waren nur noch eine so kleine Gruppe. Und zumindest deren Überleben wollte gesichert sein.
Sie war einen prüfenden Blick hinter sich und registrierte Lunas Miene, die nicht allzu begeistert schien.
Ihre hellen Augen musterten die beiden Wölfe hinter sich, dann zuckte sie herum, als sie Sitaris Stimme vernahm.
Zu viel Klagen verhindert, dass man weiterlebt, dachte sie, sagte es jedoch nicht laut, weil sie Sitaris Herkunftsrudel nicht beleidigen wollte und sich zudem noch allzu lebhaft daran erinnerte, wie sie selbst reagiert hatte, als ihr Bruder und Ikeru gegangen waren. Ein Wendepunkt in ihrem Leben, der ihr sehr viel Kraft abverlangt hatte.

» Er hat das Revier mit einer Fähe verlassen. Er wird sich wohl ein neues Gebiet suchen. «

Erwiderte sie schlicht, runzelte kurz die Schnauze und leckte sich über die Nase. Schließlich drehte sie den pelzigen Kopf und schaute sich in der Umgebung um

» Um ehrlich zu sein: ich fürchte nein. Ich glaube nicht, dass sie zurückkommen, denn wir wissen nicht, was mit ihnen geschehen ist. Ob sie nun in die Flucht geschlagen wurden oder gar… nun, du hast den Abgrund gesehen. «

Sie fühlte eine unangenehme Spannung in ihrem Nacken. Der Gedanke war traurig, nichtsdestotrotz Realität. Es bekümmerte sie, dass das neu zusammengefundene Rudel ein solches Schicksal ereilt haben sollte – abzustürzen und von einem reißenden Strom mitgerissen zu werden war sicherlich keine schöne Art, um sein Ende zu finden. Dennoch: sie kannte die meisten nicht so gut, wie damals das erste Rudel mit ihrem Bruder, und ihren engsten Freunden. Sie kam sich fast ein wenig schäbig vor, dass sie keine wirklich angemessene Trauer aufbringen konnte.

» Wenn, wie ich hoffe, wer überlebt hat, können sie unseren Fährten folgen. «


Sie blinzelte Sitari an.

» Es wird schon wieder gut werden. Genauso, wie es immer wieder Frühling wird oder - «

sie warf einen Blick den Himmel,

» immer wieder die Sonne scheint. «

Sie erinnerte sich, so etwas Ähnliches einmal zu Ikeru gesagt zu haben. Auch die schwärzeste Nacht wird einmal zum Tag. Welch Ironie, dachte sie, dabei ist es zurzeit meistens dunkel. Die wenigen Sonnenstunden, die ihnen vergönnt waren, genoss sie deswegen umso mehr.
Die Graue drehte die Ohren nach hinten, als sie Youkon herantraben hörte und seine Antwort an Luna mitbekam. Sie tänzelte auf der Stelle und drehte sich um, hopste etwas rückwärts dabei und wedelte ebenfalls zaghaft mit der Rute, die helle Fähe und ihn dabei vergnügt anblinzelnd.

» Schön gesagt, ich denke, wir können in diesem Punkt zuversichtlich sein. «



[bei Sitari, Youkon, Luna | antwortet Sitari und spricht mit Youkon und Luna]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeSo Jul 14, 2013 2:19 pm



S c h i c k s a l s r u f





ZEIT
Winter, im Jahr 1874, Teil III
WETTER
Klare, kalte Luft, leichte Sonnenstrahlen, etwas dämmrig, Wind von Nord-West, ab und an leichter Schneefall
TAGESZEIT
Nachmittag-Abend


Die Bärin war nun fort, mit ihren Jungen wieder hinauf in die Berge geflüchtet. Viele Rudelmitglieder waren bei dem Zwischenfall verloren gegangen – was war mit ihnen geschehen? Ging es ihnen gut? Oder waren sie gar in die Tiefe der Schlucht abgestürzt, als der Tumult ausgebrochen war?

Die übrig gebliebenen Wölfe wussten es nicht. Youkon, Sitari, Luna und Nouri machten sich auf den Weg zur Osthöhle, die Sicherheit und Ruhe für den Rest des Winters verspricht. Sóke, die hinter ihnen war, ist mittlerweile außer Sichtweite geraten.
Im starken Kontrast zu den Ereignissen, die vor sich gegangen sind, ist das Wetter weiterhin beständig und gut. Die Luft weht den Wölfen kühl vom Nordwesten her um die Nasen, vereinzelte Eiskristalle wehen über die schneebedeckte Landschaft dahin. Es sieht so aus, als würde es zunächst eine Zeit des Wanderns und des Sich-Kennenlernens werden, um die übrige Gruppe zu festigen.




Grobe Reihenfolge: Luna, Sitari, Youkon, Nouri (Überspringen je nach Situation)

Einstiege: x

Hierbei handelt es sich um einen Zwischenwurf ins Rollenspiel, der dafür dient eine kurze Zusammenfassung zu geben und/oder eine vage Voraussicht auf nahende Geschehnisse zu ermöglichen. Auf ihn kann mitunter gar nicht reagiert werden, da die Wölfe von den Ereignissen manchmal gar nichts direkt mitbekommen. Nehmt ihn lediglich zur Kenntnis, ansonsten einfach weiterspielen. Fragen bitte in Winterträume stellen.


Alter Thread: Winter 1874 II



Revierkarte x Rudel x RPG-Regeln x Reiseroute


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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeDo Aug 01, 2013 4:54 pm

Um ehrlich zu sein, hatte sie die beiden Anderen vollkommen ignoriert und ausgeblendet. Sie war so in die Unterhaltung mit Nouri vertieft gewesen und hatte sich ihren Kopf über die Wölfe zerbrochen, die sie verloren hatte und dabei die Wölfe, die bei ihr waren gänzlich außer Acht gelassen. Es würde wohl noch viel Wasser den Fluss herunter laufen bis sie ein gutes Rudelmitglied war und stets unterschwellig wusste, wo die Anderen sich befanden. In einer gefährlichen Situation konnte dieses Gefühl und das Wissen über die Verhaltensweisen der Anderen ihr Leben retten und ein Unglück abwenden. Sitari nahm sich vor in Zukunft mehr darauf zu achten, dass sie wenigstens einen ihrer Sinne auf den Mitwölfen ruhen ließ. Doch welcher war dafür am Besten geeignet? Sollte sie Hören, Sehen, Wittern? Wahrscheinlich würde eine größere Konzentration auf Bewegungen und Aktionen nicht nötig sein, sollten sie sich erst einmal bessr kennen. Dann würde es ihr sicherlich an winzigen Kleinigkeiten auffallen, wenn etwas um sie herum nicht stimmte und nicht wie beim Angriff der Bärin, als sie erst eine Weile fassungslos in die Runde gestarrt und sich dann zu einer bodenlos leichtsinnigen Aktion hinreißen lassen hatte.

Obwohl sie einige Herzschläge zuvor die Entscheidung gefasst hatte, mehr auf ihre Umwelt zu achten, schweiften ihre Gedanken bereits jetzt wieder ab und analysierten Nouris letzte Worte. Warmer Frühling, warme Sonne, Leben. Ja, es würde einen Frühling geben, hoffte sie zumindest, und dieser würde sicherich das Leben wieder vereinfachen und mit dem goldenen Licht der Sonne die schönen Seiten des Lebens zu betonen. Doch sie wusste, dass diese kalte Jahreszeit sicherlich nicht ohne einige weitere Schrecken davon ziehen würde.

Whoa...., mehr als dieses erstaunte Geräusch brachte sie momentan nicht heraus. Es klang einfach so wunderschön.

Atmen, Leben, Sehen, Fühlen - das Leben lag vor ihnen und sie konnten daraus machen, was sie wollten. Nie hatte sie geglaubt, das Schicksal sei in Stein gemeißelt.

Heute ist der erste Tag vom Rest unseres Lebens! Lasst ihn uns nutzen...

sie wusste, dass dieser Ausspruch etwas kitschig und sentimental war, doch es passte in dieses Gerede vom Sternschnuppen fangen.


[Nouri | You | Luna]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeDo Aug 15, 2013 1:02 pm

Man hatte offenbar wieder ein wenig näher zusammengefunden – und You war so manche Antwort schuldig geblieben, hatte aber Luna gegenüber die wichtigsten Fragen mit einer Antwort versehen, jedenfalls empfand er dies so. Und Luna ließ nicht durchblicken, ob sie das anders sah als der Rüde, der sich und sein schwarzes Fell nahezu auf Nouris Höhe vorweg schob.

„Wann warst Du das letzte Mal an der Osthöhle, Nouri?“

galt die bange Frage der Beta, die indirekt zur Alpha geworden war, jedenfalls wenn man unbedingt die vermaledeiten Rangmaßstäbe anlegen wollte. Youkon war sich vieler Dinge bewusst, nicht jedoch aller. So wusste er zum Beispiel natürlich auch nicht, welche Dinge dazu dienten, eine einmal festgelegte Rudelstruktur zu festigen, welche dazu dienten sie auseinander und ins wanken zu bringen und so fort.

Der Blick des Rüden wanderte zu Sitari, die die Umgebung ganz offensichtlich auf sich wirken ließ, ähnlich wie er es bisher getan hatte. Auch ihr kleiner Hinweis auf den Rest des Lebens – der ja ein wenig pathetisch wirkte – wurde mit einem Schmunzeln zur Kenntnis genommen. Im Prinzip hatte die Fähe alles andere als Unrecht, aber leider war zumindest Youkon nicht mit ihrer Jugend und teils auch ihrem Elan gesegnet wie Sitari oder auch insbesondere Luna.

„Der erste Tag vom Rest unseres Lebens...ja, mag stimmen. Oder was meinst Du dazu, Luna?“

Dem Dunklen war es wichtig, jeden der noch vorhandenen Wölfe einzuflechten – mit Soké war ihm das bisher nicht gelungen und sehen konnte er jene im Moment leider auch nicht mehr. Also bleib ihm das bunt gemischte Trio aus dunkel – Nouri -, heller – Sitari – und ganz hell – Luna. Mehr hatte er im Moment nicht. Dennoch hatte der Rüde viel zu verlieren...aber wollen? Keineswegs! Denn er hatte schon mehr als genug verloren – das reichte eigentlich für eine ganze handvoll Leben.


[neben Nouri, nahe Sitari und Luna, etwas erholt]
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Nouri

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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeDi Sep 03, 2013 2:46 pm



Sie lachte. Sitaris beinah naive-kindliche Aussage ließ ihr fast nichts anderes übrig: es waren so herzerwärmend leichte Worte. Und das, kurz nachdem eine kleine Katastrophe geschehen war. Aber im Grunde hatte die junge Wölfin ja recht: es hatte keinen Sinn, rückwärts zu denken, man musste schließlich vorwärts laufen.
Die Graue guckte Youkon einen Moment grübelnd an.

» Wenn ich mich recht entsinne im Frühjahr. «


Vermutete sie, und fügte dann ein » Da lag genau so viel Schnee. « hinzu. Es mochte schon einige Mondzyklen vorbei sein, dass sie die Höhle aufgesucht hatte, dennoch wusste sie genau, wo sie sich befand. Der Tonfall des Dunklen klang beinah ein wenig zweifelnd, und keck blitzte sie ihn an. Glaubte er nicht, dass sie sich in ihrer eigenen Heimat auskannte? Wie töricht. Sie würde ihm wohl noch beweisen müssen, dass sie hier beinahe jeden Zentimeter bereits einmal mit ihrer Schnauze untersucht hatte, dass sie wusste, wo im Frühjahr welcher Baum um die Höhle herum gestanden hatte, an welchen Stellen des Meerufers die Kieselsteine weniger scharfkantig waren und wo im Sumpf man gefahrenlos auftreten konnte. Sie hatte genügend Zeit gehabt, all das in Erfahrung zu bringen – ihr Bruder hatte stets die Augen auf das Rudel gehabt, während sie ihren Vergnügungen nachging. Bis sie sich diesen Zerstreuungen wieder hingeben konnte würde wohl eine ganze Zeit vergehen. Aber das nahm sie bisher ganz gelassen auf. Sie waren ein loser Verbund, noch keine gefestigte Rudelgemeinschaft mit geregelten Strukturen und Aufgaben. Und da sie offensichtlich die Einzige war, der das Gebiet wirklich vertraut war, lag es zumindest in ihrer Hand den Anderen einen sicheren Unterschlupf und genügend Nahrung zur Verfügung zu stellen – und ihnen zu zeigen, was es alles im Tal so gab. Sie mussten überleben, das war die vorherrschende Priorität, und das funktionierte nur in einer Gemeinschaft. Auf sich allein gestellt, würden sie auch in einem blühenden Biotop wie ihrem Revier nicht lange zurechtkommen. Niemand konnte ewig von Mäusen und Lemmingen leben.
Sie wandte sich ebenfalls nach Luna um.

» Ein Neuanfang, wie es mir erscheint. Wo bist du eigentlich hergekommen, Luna? «

Die Graue wusste es nicht mehr genau, ob sie sich schon einmal mit der hellen Fähe unterhalten hatte, doch nun hatten sie ja gute Gelegenheit dazu.

» Über die Berge, wie Sitari? Habt ihr euch da vielleicht getroffen? «

Ihr Blick tanzte zwischen Sitari und Luna hin und her.




[bei Sitari, Youkon, Luna]
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BeitragThema: Re: Winter 1874 III   Winter 1874 III - Seite 8 Icon_minitimeDo Sep 26, 2013 7:57 pm

Sitari trottete mit den Anderen mit und kam nicht umhin zu bemerken, wie verzweifelt hier Normalität gemiemt wurde. Gerade eben hatte sie den Großteil des Rudels verloren und die Art und Weise wie sich die Vier um sich selbst scharrten und gegenseitig auf alle Anderen Rücksicht nahmen, niemanden aus dem vor gelassen ließen und den Blick, trotz aller Schrecken, in die Zukunft richteten.
Es war nicht ihr Wesen die Welt realistisch zu betrachten, doch in manchen Momenten war es auch ihr möglich vom subjektiven zum objektiven Sichtpunkt zu wechseln.

Sie dachte immer noch an den Moment zurück, in dem sie dieses Land das erste Mal erblickte. Weiß, vollkommen und wunderschön, ein Teppich des Schweigens. Nie hätte sie vermutet, welche Gefahren hier lauerten und mit welchen Übeln sie rechnen musste.
Sitari blickte für einen Moment zu Luna, schüttelte leicht den Kopf und antwortete Nouri.

"Nein, ich habe Luna nicht getroffen. Der erste Wolf auf den ich traf war Khaiza."

Sitari versuchte sich die kommenden Tage vorzustellen. Sowohl die Höhle, als auch die Versorgung und das Auskommen untereinander. Vier Wölfe auf vielleicht engem Raum, wenig Nahrung...das konnte sich zu einem ernsten Problem entwickeln, obwohl sie sowohl Nouri als auch Youkon genug Erfahrung und Wissen zutraute um solche Situationen zu händeln.



Sie versuchte sich die Landschaft vorzustellen, wie sie im Frühjahr oder im Sommer erscheinen würde. War sie karg und grau, oder sprühte sie voller Leben und bildete ein Meer von Blüten? Waren die Weiten gefüllt, oder fragte man sich des öfteren, ob die Wölfe das Einzige Leben hier bildeten?

Im Stillem hoffte sie, dasss sie den Frühling erleben würden. Sie konnte ihr Leben nur in die fähigen Pfoten von Nouri und Youkon legen und auf das Beste hoffen.


[bei Nouri | Youkon | Luna]
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